Birnengitterrost und kein Ende

Begonnen von Rainer Forbriger, 12. April 2008, 16:48:00

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Rainer Forbriger

In Haus- und Kleingärten gibt es seit etwa 10 Jahren in Deutschland keinen vom Birnengitterrost befallenen Birnbaum mehr.

Die bekannte Ursache ist ein wirtswechselnden Rostpilz, der für seinen vollständigen Entwicklungszyklus zwei Pflanzenarten benötigt, den Wacholder (die meisten Zierwacholderarten) und die Birne.

Waren anfangs nur die Blätter sind neuerdings auch die Früchte befallen.

Die Eidgenössische Forschungsanstalt Wädenswil gibt eine Anfälligkeitsliste für Birnengitter- und Wacholderrost heraus.

Einmal in Gang gesetzt, wiederholt sich der Vorgang immer wieder.
Der Wacholder übersteht den Vorgang meist schadlos.

Auf Grund der seit Juli 1998 geltenden neuen pflanzenschutzrechtlichen Bestimmungen wurde der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln jedoch stark  reglementiert (,,Indikationszulassung").

Für den Haus- und Kleingartenbereich sind keine Zulassungen gegen den Birnengitterrost mehr ausgewiesen.

Ein Einsatz anderer Mittel ist bußgeldbewehrt verboten.

Ausnahmereglungen nach § 18 b Pflanzenschutzgesetz sind im Haus- und Kleingärten nicht möglich.

Die Wirkung von Pflanzenstärkungsmitteln ist durch die Dichte des Anbau von Zierwacholder stark eingeschränkt.

Die Abstandsangaben zur Nichtübertragung bei Birnen und Zierwacholder von manchen mit 500 m
oder gar 150 m geben mehr den Wunsch als die Wirklichkeit an.

Entgegen Lohrer, Fachhochschule für Gartenbau Weihenstephan;
Griegel, Fachbücher wie ,,Mein gesunder Obstgarten";
IVA, Industrieverband Agrar e.V.; usw.,
empfiehlt der BGD im Merkblatt Nr. 41 "Birnengitterrost/Wacholderrost" das Spritzen von PSM, wahrscheinlich sogar mit systemischen Mitteln.

So auch verschiedene deutsche Gartenakademien, Gartencenter, Baumschulen usw.

Z.B. Vertreter der sächsischen Gartenakademie und des Stadtverbandes Leipzig zur Gartenausstellung 2008, welche dem staunenden Publikum das Spritzen mit PSM bei Birnengitterrost empfahlen.

Bekanntlich soll der BGD beim Versuch die Indikationszulassung aufzuheben, gescheitert sein.
Die Begründung dazu ist interessant.

Ein flächenweites Pflanzverbot bzw. Rodegebot von Zierwacholder besteht nicht.

Baumschulen, Gartencenter ect. bieten Birnen- und anfällige Zierwacholdergehölze gleichzeitig an.
Äußerst makaber.

Um äußerlich gesunde Birnen zu ernten, wäre ein jährlich drei- bis fünfmaliges Spritzen mit PSM im Frühjahr erforderlich.
Gegen Wacholderrost wird jährlich viermaliges Spritzen mit PSM im Spätsommer angegeben.

Um Wirkung zu erzielen, ist jeweils ein Abstand mehreren Wochen erforderlich.

Die Karenzzeit wird im allgemeinen mit 21 Tagen angegeben.

Wenn z.B. im Kleingartenbereich in mehreren Parzellen zu verschiedenen Zeiten mit PSM gespritzt wird, so ist bei der zu erwartenden Abtrift  mindestens ein Vierteljahr kein Ernten von Obst und Gemüse im Freiland möglich, wobei die PSM-Rückstände ja nicht nach 21 Tagen vollständig abgebaut sind.

Wenn noch gegen Wacholderrost gespritzt wird, ist der Obst- und Gemüseanbau praktisch beendet.

Besonders Kleinkinder und körperlich geschwächte Personen erleiden gesundheitliche Schäden.


Gern würde ich wieder saftige Conference-Birnen essen.


Rainer Forbriger

Peter, Pan