• Kleingartenwesen

Faszinierende Artenvielfalt in Kleingärten

Schlagworte zu diesem Artikel:
  • Balkenschröter
  • Blattschneider
  • Artenvielfalt

Artenvielfalt in KleingärtenFoto: Flora Press/Meyer-Rebentisch Besonders durch ihre vielfältigen Strukturen bieten Kleingärten zahlreichen Tierarten ­einen Lebensraum.

Wissen Sie, was ein Balkenschröter ist? Falls nicht, sollten Sie sich vielleicht mal in Ihrem Kleingarten umsehen, dort könnten Sie ihn entdecken. Zumindest wurde der Käfer im Rahmen der Studie „Lebensräume in Kleingärten“ beobachtet, in der die Tiervielfalt in Kleingärten in Schleswig-Holstein genau untersucht wurde.

Dafür nahm ein Team von Biologen sieben Kleingartenanlagen einen Sommer lang unter die Lupe – beauftragt vom Landesverband Schleswig-Holstein der Gartenfreunde. „Überraschend war vor allem, dass wir einige seltene Laufkäfer gefunden haben, mit denen wir nicht gerechnet hatten“, so Dipl.-Biol. Christof Martin, Projektleiter der Studie von der Gesellschaft für Freilandökologie und Naturschutzplanung.

Ein Heim für Tiere

Insgesamt fanden die Wissenschaftler 211 verschiedene Käferarten, von denen 30 als gefährdet gelten – wie etwa der Balkenschröter (Dorcus parallelipipedus). Er wird bis zu 3 cm groß, ernährt sich von Baumsäften und braucht vor allem stehendes Totholz an Bäumen, um dort seine Eier abzulegen. Er ist nach dem Bundesnaturschutzgesetz eine besonders geschützte Art und in Schleswig-Holstein auf der Roten Liste als „gefährdet“ eingestuft – genau wie z.B. der Kleine Acker-Schnellläufer (Harpalus griseus), ein Laufkäfer, der 1,5 cm groß wird und magere, sandige Lebensräume bevorzugt.

Neben der großen Anzahl von Käfern fanden die Biologen außerdem 58 Schmet­terlingsarten (Großfalter) und 30 Wildbienenarten, darunter die Rosen-Blattschneiderbiene (Megachile centuncularis), die auf der Vorwarnliste der Roten Liste Deutschlands steht. Sie schneidet runde Scheiben aus Blättern und tapeziert damit die Röhren, in denen sie ihre Eier ablegt.

BalkenschröterFoto: mauritius images/imageBROKER/Marko König Lassen Sie ihm Totholz zum Leben: dem Balkenschröter.

Auch bei den Fledermäusen wurden die Forscher positiv überrascht: 13 zum Teil gefährdete Arten fanden die Wissenschaftler. Nicht immer hatten die Tiere ihre Quartiere in den Gärten, nutzten die Parzellen aber als Jagdgebiet. Bei den Vögeln konnten die Biologen 54 Arten beobachten – darunter den auf der Roten Liste stehenden Grauschnäpper.

Vielfalt durch Vielfalt

Das Vorkommen so vieler Arten in den Kleingärten ist kein Zufall. „Im Vergleich zu dem, was wir in der Agrarlandschaft finden, sind die Kleingartenanlagen in den Städten deutlich arten- und strukturreicher. In den Kleingartenanlagen gibt es Rasenflächen, offene Bodenstellen, Lesesteinhaufen, Kräuterspiralen oder alte Obstbäume. Jeder Kleingarten ist unterschiedlich ausgeprägt und wird unterschiedlich genutzt“, so Martin.

Trotzdem wird die Rolle der Kleingärten für den Erhalt der Artenvielfalt immer noch unterschätzt. Gerade in Zeiten, in denen die Kulturlandschaft ökologisch immer ärmer wird, werden städtische Grünflächen wichtiger.

„Im Vergleich zu einer normalen Stadtfläche ist jeder Kleingarten ein Trittstein, ein Lebensraum, eine Oase inmitten der Gebäudewüste. Jeder Verlust einer Anlage ist ökologisch gesehen ein starker Einschnitt, da die Tiere immer größere Entfernungen zurücklegen müssen, um durch die Stadt zu kommen. Das ist wie ein Netz voller Fische: Wenn man ein oder zwei Maschen durchschneidet, passiert noch nichts, aber irgendwann reißt das Netz“, warnt der Biologe.

Wilde Ecken für wilde Bienen

Wir können also stolz auf die Artenvielfalt in unseren Kleingärten sein, ein Grund, uns jetzt zu stark auf die Schulter zu klopfen, ist das nicht. Bei den Wildbienen und Schmetterlingen hatten die Biologen angesichts der Blütenfülle in den Gärten mehr Arten erwartet. „Das lag vor allem am regnerischen Sommer 2017. Aber die Zahl der Tiere ließe sich noch erhöhen, wenn die Kleingärtner verstärkt auf heimische Pflanzen mit ungefüllten Blüten setzen würden“, so Martin. Auch „wilde“ Ecken, um etwa Raupen Futter zu bieten, wären eine Möglichkeit, ebenso, Totholz stehen zu lassen. Dort könnte dann auch der Balkenschröter einen Unterschlupf finden, damit er bald in noch mehr Kleingärten zu finden ist.

Thomas Kleinworth
Geschäftsführer und Fachberater 
des Landesverbandes Schleswig-Holstein 
der Gartenfreunde

Online-Seminar - Permakultur im Kleingarten

Permakultur im Kleingarten

Was Permakultur ist – und was nicht, das erklärt Landschaftsgärtner und Diplom-Permakultur-Gestalter Volker Kranz. Sie lernen Design-Prinzipien kennen, nach denen Sie Ihren Kleingarten ökologisch gestalten können und erfahren am Beispiel des neuen Kleingartengebietes in Berlin-Britz, wie ein Waldgarten funktioniert.

Mehr Informationen 

Online-Seminar am 22.05.2024

Bio-Dünger selbst herstellen

Beinwell, Rasenschnitt und Äste: der Kleingarten wirft viel Material ab. Wie Sie daraus Kompost herstellen und wie Jauchen, Tees und Wurmkompost sowie Mulchen den Boden und das Gemüse unterstützen, zeigt Melanie Schoppe in ihrem Vortrag.

Mehr Informationen 

Unsere Gartenschätze

Im Fokus: Gartenschätze

Sie sind auf der Suche nach Besonderheiten für Ihren Garten? Dann schauen Sie sich doch mal unsere Gartenschätze an. Neben interessanten Infos zu den einzelnen Pflanzen, finden Sie hier auch passende Bezugsquellen.

mehr…

Der Blühkalender der Stauden

Der Blühkalender der Stauden

Unser Blühkalender hilft Ihnen dabei, Stauden mit unterschiedlichen Blütezeiten zu pflanzen – das freut das Auge und bietet vielen Insekten das ganze Gartenjahr Nahrung.

mehr…

Was liegt an im Obstgarten?

Obstgarten April

Hier finden Sie unsere aktuellen Gartentipps für den April.
mehr…

Was liegt an im Gemüsegarten?

Gemüsegarten April

Hier finden Sie unsere aktuellen Gartentipps für den April.
mehr…

Was liegt an im Ziergarten?

Ziergarten April

Hier finden Sie unsere aktuellen Gartentipps für den April.
mehr…


Der Gemüse-Saisonkalender

Gemüse-Saisonkalender

Wann kann ich meine Bohnen aussäen, wann kommt das Kohlrabi-Saatgut ins Frühbeet
und ab wann beginnt
die Ernte von Feldsalat? Mit dem Gemüse-Sai­son­ka­len­der wissen Sie auf einem Blick, wann Sie welches Gemüse aussäen, vereinzeln oder ernten können.

mehr…

Blühkalender Sommerblumen

Mit ein- und zweijährigen Sommerblumen können Sie für ein wahres Blütenmeer im Garten sorgen. Unser Aussaat- und Blühkalender hilft Ihnen dabei, die Blumen so auszuwählen, dass Sie das gesamte Gartenjahr Wildbienen und Co. Nahrung bieten können.

mehr…

Starter-Paket: FISKARS SingleStep Heckenschere HS 22 & Hurra-Buch für Gartenneulinge

Starter-Paket FiskarsEgal ob für sich selbst oder als Geschenk für Garten-Anfänger. Die Kombination aus dem Buch „Hurra! Ich habe einen Kleingarten“ und der Heckenschere HS 22 von Fiskars ist perfekt für einen erfolgreichen Start im eigenen Garten.

mehr…

Wildbienenarten im Porträt

Wildbienenarten im Porträt Vom Frühling bis zum Herbst können Sie Wildbienen in Ihrem Garten beobachten. Oft sehen sich die Arten allerdings ziemlich ähnlich und das Bestimmen gestaltet sich schwierig. Daher haben wir für Sie eine Auswahl häufiger Arten zusammengestellt.

mehr…