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Botanischer Obstgarten Heilbronn

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Von der „Knabenbeschäftigungsanstalt“ zum attraktiven Schul- und Schaugarten
Eine herrliche Anlage Eine herrliche Anlage erwartet die Besucher Kunsthandwerkermarkt Riesenrummel beim Kunsthandwerkermarkt

Wenn Sie vorhaben, dem Botanischen Obstgarten in Heilbronn einen Besuch abzustatten, dann sollten Sie etwas Zeit mitbringen, denn das unterhalb des Wartbergs liegende Areal ist zwei Hektar groß und hat für interessierte Gartenfreunde viel zu bieten:

  • einen Obstgarten mit ausgewählten regionalen Obstgehölzen und einer Auswahl an seltenen Beerenobstsorten und Wildobstarten,
  • Staudenbeete, die vielsagende Namen wie „Licht und Schatten“, „Romantisches Farbenspiel“ oder „Sonnenanbeter“ tragen, und
  • eine ca. 600 m² große Demonstrationsfläche, die jährlich neu bepflanzt oder angesät wird. Hier finden sich dann Felder mit verschiedenen Gemüsearten und Schnittblumen.

Und vielleicht setzten Sie den Besuchstermin ja auch mal für den Juni an. Dann nämlich – davon konnte sich Jutta Pleiner vom Verlag W. Wächter überzeugen – bietet das so schon sehenswerte Gelände den passenden Rahmen für einen großen Kunsthandwerkermarkt.

 

Wie alles begann

Werdegang von Lauben Zeitzeugen aus frühen Jahrunderten informieren über den Werdegang von Lauben 1859 gründeten engagierte Heilbronner den so genannten Armenbeschäftigungsverein mit einer „Knabenbeschäftigungsanstalt“, um die Arbeitslosigkeit und Kinderverwahrlosung im Zuge der Industrialisierung zu bekämpfen. Diese Anstalt zog im Jahr 1900 auf das Gelände des heutigen Botanischen Obstgartens und bot dort für bedürftige Jugendliche Lehr- und Arbeitsplätze im Gartenbau.

Nach der Auflösung des Vereins 1934 wurde das Areal vom städtischen Obstgut als Lehr- und Versuchsgarten und ab 1965 vom Heilbronner Grünflächenamt als Baumschule genutzt. Ein paar Jahre später zog das Grünflächenamt in den Industriepark Böllinger Höfe, weil der Platz nicht mehr ausreichte. Kurze Zeit wurde die Fläche dann noch landwirtschaftlich genutzt, doch zunehmend „nutzten“ die Bürger das Areal, um Abfall zu entsorgen – die Fläche verkam zur Müllhalde.

 

Retter in der Not: der Förderverein Garten- und Baukultur Heilbronn

Den Rettungsanker warfen im Jahr 2000 sieben engagierte Heilbronner, die den Förderverein Garten- und Baukultur Heilbronn gründeten, der heute Trägerverein des Botanischen Obstgartens ist. Im Vorfeld wurde kräftig die Werbetrommel gerührt, und schließlich konnten die Förderer auch Großsponsoren wie die Sparkasse und Umweltorganisationen wie den Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in ihren Reihen begrüßen.

Heute zählt der Verein fast 90 Fördermitglieder, die gern ihren Jahresbeitrag, der z.B. für Familien bei 65,– Euro liegt und steuerlich absetzbar ist, bezahlen, um dem Förderverein für seine Vorhaben finanziellen Spielraum zu schaffen.


Kleingärtner aktiv

Gartenfreunde des Bezirksverbandes Heilbronn Gartenfreunde des Bezirksverbandes Heilbronn der Gartenfreunde im Gespräch (v.l.): Vorsitzender Martin Weissert, Fachberater Karl Link und Vizepräsident Otmar Gürtler Zu den Mitgliedern des Vereins gehören interessierte Bürger, Winzer, Gärtner, Stadträte, aber auch engagierte Kleingärtner wie der Bezirksverband Heilbronn der Gartenfreunde. „Zwischen der Stadt Heilbronn und dem Förderverein gibt es einen Partnerschaftsvertrag, der die Grundpflege wie das Mähen der Flächen regelt. Für die Pflege und Entwicklung der Obstgehölze hingegen sind wir Vertragspartner der Stadt Heilbronn“, erklärt Karl Link, Fachberater des Bezirksverbandes.

Er selbst ist mindestens einmal in der Woche im Obstgarten, schaut nach dem Rechten, führt kleine Pflegemaßnahmen durch. Stehen jedoch größere Aktionen an, wird Martin Weissert, 1. Vorsitzender des Bezirksverbandes und Vorstandsmitglied des Fördervereins, aktiv: „Dann schreiben wir die 26 Vereine unseres Bezirksverbandes an, und so kommen wir dann in Stoßzeiten schon mal auf 20 bis 25 Fachberater, die bei den Pflegemaßnahmen helfen – ehrenamtlich, versteht sich.“

Und wieder andere aktive Kleingärtner der Mitgliedsvereine veranstalten z.B. Schnittunterweisungen und Führungen im Botanischen Obstgarten, um ihre Kompetenz „in Sachen Grün“ zu demonstrieren und so aktive Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben.
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Besondere Zeitzeugen: die Gartenhäuser

Pavillon im maurischen Stil Von faszinierende Schönheit: der Pavillon im maurischen Stil „Förderverein für Garten- und Baukultur“ – der Name ist Programm, und so gehören nicht nur der Aufbau und die Pflege des Botanischen Obstgartens, sondern auch der Erhalt historischer Lauben zu den Zielen des Fördervereins.

Der Grundstein für die Sammlung der historischen Gartenhäuser wurde gelegt, als in Heilbronn der BUND im Hausgarten eines älteren Ehepaares einen Pavillon im maurischen Stil (oben im Bild) entdeckte, der zu verfallen drohte. Das Ehepaar konnte sich vom Pavillon trennen, er wurde abgebaut, im Botanischen Obstgarten wieder aufgebaut und restauriert.

Im Laufe der Jahre kamen immer neue Lauben dazu, die unter anderem in Haus- oder Kleingärten in der Umgebung entdeckt wurden. Heute umfasst die Sammlung zehn Gartenhäuser: ein Gartenhaus aus dem späten Mittelalter, eines aus dem Biedermeier, eines aus der Gründerzeit, der bereits erwähnte Pavillon im maurischen Stil, das „Rote Gartenhaus“, die „Achteck-Laube“, eine Kleingärtnerlaube, eine Heimwerkerlaube, der „Kleine Tempel“ sowie das „Weinberghäuschen“. Ein elftes, die „Salzlaube“, wird zurzeit restauriert.

Achteck-Laube mit ihren vielen geschnitzten Zierelementen Hübsch anzusehen: die Achteck-Laube mit ihren vielen geschnitzten Zierelementen Das Gartenhaus aus dem Biedermeier Im Eingangsbereich begrüßt das Gartenhaus aus dem Biedermeier die Besucher „Je nach Zustand der Lauben müssen wir bis zu 20.000 Euro für die Restaurierung einplanen“, berichtet Martin Weissert und erklärt, dass der Förderverein die Lauben beschafft und restauriert, dass die folgenden Pflegemaßnahmen, wie z.B. regelmäßiger Anstrich, dann in der Hand der Stadt liegen.


Haupthaus des Botanischen Gartens Heilbronn Im Haupthaus des Botanischen Gartens Heilbronn ist die Jugendkunstschule untergebracht

Neben dieser beeindruckenden Sammlung an historischen Gartenlauben befindet sich auf dem Gelände noch das Haupthaus, in dem die Jugendkunstschule Heilbronn im Rahmen des Volkshochschulprogramms handwerklich ausgerichtete Kurse anbietet. Gleich daneben befindet sich die ehemalige Obstlagerhalle, die als Veranstaltungsort für Feste, Märkte und Seminare genutzt wird. Von Juni bis September hat freitags und samstags in der Halle das „Pestalozzicafé“ sein Zuhause, hier können Besucher dann bei Kaffee und Kuchen eine Verschnaufpause einlegen.
 
Das Café trägt diesen Namen, weil hier Schüler der Pestalozzischule, einer Förderschule u.a. für Kinder und Jugendliche aus sozial schwachen oder nicht intakten Familien, aktiv sind. Hier lernen sie, im Team zu arbeiten, lernen, was es heißt, Anerkennung für Geleistetes zu bekommen.
 
Finanziell unterstützt wird dieses Projekt von der Heilbronner Bürgerstiftung, die in 2009 allein 7500 Euro zur Verfügung gestellt hat.
 
In den Sommermonaten finden die Jugendlichen auch Beschäftigung im Hofladen, in dem selbstgebundene Blumensträuße und Obst aus dem Botanischen Obstgarten verkauft werden.

 

Veranstaltungen rund ums Jahr

Kunsthandwerkermarkt Riesig was los beim Kunsthandwerkermarkt „Der Botanische Obstgarten ist aufgrund seiner zentralen Lage immer gut besucht. Viele Frauengruppen kommen mehrmals in der Woche in den Garten, um hier ihre Gymnastikstunde zu absolvieren, und fast täglich kommen Kindergartengruppen hierher, um zu lernen, was die Natur so bietet, und um zu spielen“, berichtet Otmar Gürtler, Vizepräsident des Bezirksverbandes der Gartenfreunde Heilbronn.
 
Highlights sind aber die zahlreichen Veranstaltungen, die das ganze Jahr über stattfinden. Da gibt es das Rosenfest, die Vorlesestunde „Geschichten unterm Apfelbaum“, den „Kulinarischen Sonntagsgarten“, Führungen mit Vesper und Natursaft-Verkostungen, um nur einige Beispiele zu nennen.
 
Kunsthandwerkermarkt Besonders beliebt ist der Herbstmarkt im Oktober, auf dem etwa 40 Landwirte, Gärtnereien und Baumschulen ihre regionalen Produkte zum Verkauf anbieten. Und bis zu 5000 Besucher muss der Botanische Obstgarten immer im Juni bewältigen, wenn der Förderverein zum Kunsthandwerkermarkt „Garten – Kunst – Handwerk“ einlädt. Hier gibt es Ausgefallenes aus den Kunsthandwerksbereichen Metall, Holz, Keramik, Ton, Porzellan, Filz, Papier, aber auch Schmuck- und Webarbeiten, Pflanzenseifen – und natürlich Pflanzen!


Von A wie Apfel bis Z wie Zwetschgen: beeindruckende Arten- und Sortenvielfalt im Obstgarten

Pflücken verboten

„Botanischer Obstgarten“ – auch hier ist der Name Programm: 34 Apfelsorten, sieben Sorten Sauerkirschen, sieben Sorten Süßkirschen, 17 Birnensorten, 19 Sorten Zwetschgen/Pflaumen und fünf Pfirsichsorten hat der Obstgarten zu bieten. Hinzu kommen verschiedene Sorten Brombeeren, Himbeeren, Mirabellen, Aprikosen sowie Johannis- und Stachelbeeren und – für Heilbronn natürlich Pflicht: mehrere Sorten Wein. Ergänzt wird dieses Pflanzensortiment um 56 Arten und Sorten von Wildobst und seltenen Ziergehölzen.
 
„Bei der Auswahl der Sorten wurde der Schwerpunkt auf regionale Sorten gelegt, die sich hier wohl fühlen und wenig Probleme bereiten“, berichtet Fachberater Karl Link. Doch trotz resistenter und toleranter Sorten ist auch der Botanische Obstgarten nicht vor Ausfällen gefeit: „In diesem Jahr sind alle Sträucher der Stachelbeersorte ‚Rosko’ an einem bisher nicht identifizierten Bodenpilz zugrunde gegangen“, berichtet Fachberater Karl Link.
 
Und Ende Mai suchte ein starker Hagelregen Heilbronn heim und verursachte massive Schäden an Äpfeln und Birnen. „Wir rechnen noch mit Spätschäden, weil die Bäume üble Rindenschäden davongetragen haben“, so Links düstere Prognose. Im vergangenen Jahr hat der Förderverein fast 350 kg Äpfel und ca. 50 kg Birnen geerntet und im Hofladen und auf unserem Herbstfest verkauft, ob diese Zahlen auch in diesem Jahr erreicht werden, bezweifelt er.

 

„Stängelwirtschaft“ und Demonstrationsflächen

Neben den historischen Lauben und dem Obstgarten sind die Staudenbeete ein prägendes Element der Gesamtanlage. Sie wurden von 2005 bis 2008 nach Plänen der Landschaftsarchitektinnen Christine Orel und Helga Mühleck gestaltet.

Staudenbeete Staudenbeete prägen das Gelände

Aufgabe war es, in ein kleinteilig gestaltetes Gelände langjährig attraktive Gartenpartien einzufügen, die zudem floristisch nutzbar sind. Und die Vielfalt an Farben und Formen ermöglicht die sogenannten „Stängelwirtschaft“, bei der das ganze Jahr über Pflanzenteile wie Stängel, Blüten und Früchte geerntet und unter anderem im Hofladen floristisch verarbeitet und verkauft werden.


Demonstrationsflächen am Eingang Die Demonstrationsflächen am Eingang des Geländes Die Staudenbeete finden sich vor allem in den Randbereichen des Gartens und tragen selbsterklärende Namen wie „Licht und Schatten“, „Romantisches Farbenspiel“, „Sonnenanbeter“ und „Blatt und Blüte“. Aber auch der „Maurische Garten“ und der Bauerngarten leben von der Staudenvielfalt und laden zum Verweilen und Genießen bei.

Während die Staudenbeete Dau­er­pflan­zun­gen sind, finden sich auf der ca. 600 m² großen Fläche gleich am Haupteingang die sogenannte Demonstrationsfläche, die jährlich neu bepflanzt oder angesät wird. In diesem Jahr finden sich hier beim Gemüse unter anderem Kürbisse, Mais und Kartoffeln, bei den Zierpflanzen Zinnien, Lö­wen­mäul­chen, Dahlien, Sonnen- und Ringelblumen sowie Fuchsschwanz und Kosmeen.

 

Bienen haben ein eigenes Zuhause

Bienenhaus Das Bienenhaus von Weitem ... Der summende Fleiß ... und der summende Fleiß aus der Nähe Ob Stauden, Sommerblumen oder artenreiche Wiesen, die nur partiell gemäht werden, damit auch auf den Wiesenflächen immer etwas blüht, ist der gesamte Botanische Obstgarten ein Paradies für Insekten – und das mitten in der Stadt. Die „Mittelalterliche Laube“ dient als Bienenhaus und beherbergt fünf Bienenstöcke.

 

 

Nun, haben wir Ihre Lust geweckt auf einen Besuch im Botanischen Obstgarten Heilbronn?


Stauden in harmonischem Farbspie Stauden in harmonischem Farbspiel, wohin das Auge wandert Das Gelände ist zu besichtigen von
April - September täglich von 8.00 - 21.00 Uhr und von Oktober - März täglich von 9.00 - 17.00 Uhr

Während der Kurszeiten der Jugendkunstschule ist das Gelände auch außerhalb der Öffnungszeiten zugänglich.

Bei Interesse an Führungen und weiteren Informationen hilft der Förderverein Garten- und Baukultur weiter (Telefon 0 71 31/56 22 30). Mehr Einblick in den Anblick, Bilder und Informationen gibt es zudem unter www.botanischer-obstgarten.de