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Wildkräuter im Portrait: die Brennnessel
Eine alte Nutzpflanze
Foto: Fritzsch Schon so mancher Gärtner hat sich an den Pflanzen die Finger verbrannt ... Bei uns verbreitet sind die Kleine Brennnessel (Urtica urens) und die Große Brennnessel (Urtica dioica). Beide wehren sich mit ihren Brennhaaren gegen Feinde.
Brennnesseln gehören zu den ältesten Nutzpflanzen. Die fadenförmigen Bastfasern aus den Stielen der Nesseln nutzte man zur Herstellung von Stricken, Seilen, Segel-, Sack- und Haushaltsstoffen. Es gab Zeiten, in denen die Brennnessel aufgrund der großen wirtschaftlichen Nachfrage vom Aussterben bedroht war.
Gesunde Inhaltsstoffe
Brennnesseltee wirkt harntreibend, entschlackend, haut- und blutreinigend. Zudem findet sich in den jungen Blattspitzen ein hoher Gehalt an Vitamin C, Mineralien und Karotinen.
Kraut und Wurzeln finden in der Heilkräuterkunde gleichermaßen Anwendung. Frisch gepresste Pflanzensäfte halten sich bis zu zwei Tage im Kühlschrank, sie lassen sich mit Buttermilch und Wasser verdünnen.
Ökologisch besonders wertvoll
Die krautigen Pflanzen gedeihen an stickstoffreichen Standorten. Pflegeschnitte ermöglichen eine Ernte von März bis Juli/August (schützen Sie sich mit Handschuhen vor den Brennhaaren).
Die Brennnessel ist ökologisch besonders wertvoll. Rund 150 Tierarten leben von und an ihr. So fressen z.B. die Raupen von etwa 25 Schmetterlingsarten an den Blättern. Weiterhin werden die Pflanzen von Schmetterlingen zur Eiablage genutzt: C-Falter, Kleiner Fuchs, Admiral und Landkärtchen legen ihre Eier dort ab, der Admiral tut dieses sogar ausschließlich an der Brennnessel.
Und auch für den Gärtner hat die Pflanze noch eine Verwendung: Brennnesseljauche als Pflanzenstärkungsmittel dürfte vielen bekannt sein.
Tischlein deck dich
Aufgrund ihres würzigen Geschmacks wird die Brennnessel in der Wildkräuterküche gerne für Salate, Vorspeisen, Desserts, Suppen, Gemüse, Aufläufe, Eierspeisen, Pesto, Brot- und Brotaufstriche verwendet. Sogar Wein und Bier kann man aus ihr herstellen.
Um die Blätter roh verzehren zu können, z.B. im Salat, müssen Sie die Brennhaare unschädlich machen. Dazu sollten Sie die Blätter waschen (natürlich auch um anhaftenden Schmutz zu entfernen), mit dem Nudelholz leicht wellen oder die Blätter kurz blanchieren.
Lecker sind zudem die nussig schmeckenden Samen frisch oder geröstet im Müsli oder Salat. Karamellisiert zu Desserts und Eis sind sie gewöhnungsbedürftig, aber ein Genuss für verwöhnte Gaumen.
Elke Fritzsch