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Die Ernte richtig einmieten

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Erdmiete - Möhre im Sandbett der HolzkisteFoto: Flora Press/Botanical Images Im Sandbett der Holzkiste bleiben Möhre und Co. den Winter über frisch – nicht nur in der Erdmiete, sondern auch auf Terrasse und Balkon. Der Herbst steht vor der Tür, und auf den Beeten nehmen Kohl, späte Möhren und Rote Bete Form, Farbe und Geschmack an. Reich tragende Apfel- und Birnbäume versprechen viel zeitgleich reifendes Obst. Der Eisschrank ist aber schon gefüllt mit Bohnen und Erbsen, Erdbeeren und Brombeeren – da stellt sich die Frage: Wohin mit all dem späten Erntesegen? Unser Tipp: einmieten.

Vor der Erfindung des Kühlschranks war die Bo­den­mie­te in jedem Garten zu Hause, dessen Besitzer keinen separaten, be­gehbaren Erdkeller sein Eigen nannte. Man konnte es sich einfach nicht leisten, die Ernte „vergammeln“ zu lassen. Heute wollen wir es uns nicht leisten – schließlich haben wir viel Sach­ver­stand, Arbeit und Zeit in den Anbau von Kartoffel, Möhre und Kohl gesteckt und uns riesig gefreut, wenn Kartoffelkäfer vorbeiflogen, Möhrenfliege und Kohl­weiß­ling die Kultur­schutz­net­ze nicht „un­ter­wan­der­ten“, Pilz­krankheiten das Gemüse verschonten und uns auch das Wetter gewogen war. Was wir von den Früchten unserer Arbeit nicht lagern können, wird oft verschenkt – doch eigentlich soll uns die Ernte ja über den Winter bringen.

Moderne Keller sind in der Regel zu warm, um Obst und Gemüse zu lagern. Auch die Laube taugt dafür nur begrenzt: Zu dünn sind die Wände, zu groß die Temperaturschwankungen, zu niedrig die Luftfeuchtigkeit. Oberirdisch schafft man es nur mit der Technik professioneller Lagerhäuser, heimische Möhren und Äpfel bis weit ins Frühjahr so zu lagern, dass sie sich anfühlen und schmecken, als seien sie gerade geerntet worden. Dort wird penibel darauf geachtet, dass die Temperatur konstant knapp über dem Gefrierpunkt liegt, nur wenig Sauerstoff für Reife- und Abbauprozesse zur Verfügung steht und die Luftfeuchtigkeit ex­trem hoch liegt, damit das Lagergut nicht schrumpelt.


Waschmaschinentrommeln und Plastikeimer

Aber auch ganz ohne Technik lässt sich Obst und Gemüse nach wie vor bestens in Erdmieten lagern. Dabei ist „Erdmiete“ kein fest definierter Begriff. Die in den Boden eingegrabene Wasch­ma­schi­nen­trom­mel geht genauso als Erdmiete durch wie der zur Belüftung durchlöcherte Plas­tik­ei­mer mit Deckel, der im Erdloch ver­schwindet und mit einer dicken Strohschicht geschützt wird. Selbst die mit Erde und Sand angehäufelte Holz- oder Styroporkiste, in deren Sandbett Möhren und Pastinaken lagern, kann – wenn nicht gleich auf dem Balkon deponiert – zur Erdmiete werden.


Erdmiete - Ein­gegrabene WaschmaschinentrommelFoto: Reinhard-Tierfoto Der Begriff „Erdmiete“ ist vielfältig interpretierbar – von der ein­gegrabenen Waschmaschinentrommel bis hin zum durchlöcherten Plastikeimer samt Deckel zum Schutz gegen Mäuse.


Ein ordentliches Bodenloch ist der gemeinsame Nenner der Erdmieten, ein lee­res Gemüsebeet der beste Standort. Wer nicht ganze Trommeln oder tiefe Eimer un­ter Flur verschwinden lassen will, dem reichen flache Erdmieten von 30–40 cm Tiefe. Denn das meiste lagerfähige Gemü­se und selbst viele Apfelsorten vertragen einige Grade Frost, ohne Schaden zu neh­men. Manche Sorten bekommen durch Frost sogar erst ihren guten Geschmack.


Schutz vor hungrigen Mäusen und Nässe

Waschmaschinentrommeln, Plastikeimer, Pflanzenproduktionskisten und selbst weniger haltbare Holzkisten bringen als Lagerräume im Erdreich den nötigen Mäuseschutz bereits mit sich. Denn durch den Stahl der Trommel mit Deckel oder durch Plastik nagt sich so schnell kein „Mitesser“ durch, und an stabilen Holzkisten mit kleinen Ritzen beißt sich die Maus die Zähne aus.

Anders bei Erdmieten, in denen das Gemüse ohne Schutzgefäß lagern soll: Auf den Grund dieser Bodenvertiefungen kommt eine Sandschicht oder feiner Kies als Dränage. Das Erntegut darf nie im Was­ser liegen! Auf dieser Dränage-Schicht legen Sie unbedingt ein engmaschiges Drahtgewebe aus, das Mäuse fernhält. Ziehen Sie den Draht auch an den Seiten der Miete bis zum Mieten-Deckel hoch.


Ordnung muss sein – und eine gute Isolierung

Ob in Gefäßen untergebracht oder offen gestapelt – bedecken Sie jede Gemüse- und Obstlage mit einer Schicht feuchten Sandes, bevor Sie die nächste Lage aufbringen. Es empfiehlt sich, genaue Aufzeichnungen darüber anzufertigen, welches Gemüse und welches Obst wo und in welcher Schicht lagert. Schließlich soll Wochen später zielsicher gefunden werden, was das Rezept an Zutaten verlangt.

Nachdem die Miete bestückt ist, werden Hohlräume mit Stroh oder Sand gefüllt. Den Abschluss bildet ein Deckel, der auch bei Schneelast und ungemütlichem Wetter einen bequemen Zugriff ermöglicht. Bewährt hat sich ein großer Holzdeckel aus Brettern, dicht an dicht auf Leisten genagelt, der obenauf mit einer – wasserdicht verpackten – dicken Lage Stroh, Heu oder notfalls mit Noppenfolie isoliert wird.

Wer nur echtes Wintergemüse einmietet, das Frostgrade verträgt, kann die Miete unabhängig von den Außentemperaturen öffnen. Kartoffeln, Äpfel und andere empfindlichere Dinge sollten Sie aber nur bei frostfreiem Wetter entnehmen. So ist es von Vorteil, frostempfindliches und robusteres Gemüse in getrennten Mieten zu lagern.
 

Welches Gemüse mag die Miete?

Erdmiete - PastinakenFoto: rdnzl/Fotolia.comGut einmieten lassen sich alle typischen Herbstgemüse wie Kohl und Rosenkohl, Möhren, Rüben, Rote Bete, Winterrettich, Pastinake und Knollensellerie. Auch Kartoffeln mögen die Miete. Doch tief genug liegen müssen sie oder durch Styroporkisten oder Stroh zusätzlich geschützt werden. Während die o.g. Arten leichten Frost vertragen, darf es für die Kartoffel nicht kälter als 5 °C werden, sonst verwandelt sich ihre Stärke in Zucker, und der „Erdapfel“ wird süß. Viele Gemüse, z.B. Grün- und Rosenkohl, Schwarzwurzel und Meerrettich, überstehen Temperaturen von bis zu –10 °C auf dem Beet. Allerdings gehen Kleingärtner – anders als ambitionierte Hausgärtner – nicht „mal eben“ zum Abdecken nach draußen, wenn eine lausig kalte Nacht droht. Zudem liegen Kleingartenanlagen oft am Stadtrand: Kaninchen und Rehen ist Wintergemüse hier eine willkommene Nahrungsquelle. Wer also einmieten kann, sollte es tun – es schont die Nerven. In der Miete nichts verloren haben die Südländer unter den Gartenfrüchten und alles sehr wasserhaltige Gemüse. Paprika und Aubergine, Kürbis, Melone und Tomate liegen lieber kurz und wärmer.



Alle Jahre wieder eine neue „Privat-Miete“

Als sinnvoller Platz für Erdmieten bieten sich leer geräumte Gemüsebeete an. Im zeitigen Frühjahr können Reste des Wintergemüses hier aber „im Weg“ sein. Außerdem hat nicht jeder Gartenfreund Spaß daran, Jahr für Jahr eine Erdmiete anzulegen, die immerhin mit Buddelarbeit, dem He­ran­schaf­fen etlicher Eimer Sand und haufenweise Stroh sowie dem Rückbau des Bauwerkes im Früh­jahr einhergeht, wenn man das Beet wieder anderweitig nutzen möchte.
 

So funktioniert's: Gemeinschaftserdmiete anlegen


Erdmiete - HolzrahmenFotos (4): Lebensgarten Dreisamtal 1. Der Holzrahmen des 1 m tiefen und 1,5 m breiten Grabens fungiert als „Dachstuhl“ der Miete.
Erdmiete - Kiesbett am Boden dient der Drainage 2. Ein Kiesbett am Boden dient der Drainage; gut fixierter Mäusedraht kleidet die Wände aus.
Erdmiete - Abdeckungen aus Holz 3. Die Abdeckungen aus Holz werden beim Einstieg von zwei Gartenfreunden beiseite gestemmt.
Erdmiete - Wasserdicht verpackte Lagen aus Stroh oder Heu 4. Wasserdicht verpackte Lagen aus Stroh oder Heu  komplettieren den Frostschutz.


Die Alternative: Dauer- und Gemeinschaftsmieten

In vielen Vereinen bietet sich die Möglichkeit, in einem Ge­mein­schafts­gar­ten eine Ge­mein­schafts­erd­mie­te anzulegen, wie z.B. im „Lebensgarten Dreisamtal“. Wenn dieser Verein auch den so­li­da­ri­schen Gemüseanbau für die Gemeinschaft als Vereinszweck verfolgt, so ist das Prinzip der Ge­mü­se­la­ge­rung durchaus übertragbar.


Dauerhafte Gemeinschaftserdmieten bieten reichlich LagerraumFoto: Lebensgarten Dreisamtal Dauerhafte Gemeinschaftserdmieten bieten reichlich Lagerraum. Obst und Gemüse über­dauern hier in Erntekisten oder – wie hier die Möhren – auch in loser Schüttung.


„Unsere Dauermiete“, so Le­bensgärtnerin Stefanie Kolarov, „besteht aus einem gut 1 m tiefen, 1,5 m breiten und 14 m langen Graben.“ Darin lagern die Lebensgärtner ihr Gemüse und Obst – sortiert nach Sorten – in Erntekisten aus Plastik, die sich stapeln lassen, oder – wie bei Möhren – auch in loser Schüttung.

„An den Seiten des Grabens fest arretierter Mäuseschutzdraht sorgt dafür, dass die Erntekisten auch ohne eigene Abdeckung vor den Nagern sicher sind. Zudem stabilisiert der Draht die Seitenwände der Erdmiete.“ Weitere Maßnahmen zu deren Standfestigkeit waren hier nicht erforderlich.

Die Vorteile einer Gemeinschaftsmiete liegen auf der Hand:

  • Reicher Erntesegen bereitet kein Kopfzerbrechen, denn Lagerraum ist genug vorhanden.
  • Tiefe, Dunkelheit und Luftfeuchte der Großraummiete bieten beste Lagerbedingungen.
  • Einzelquartiere können mit Bretterwänden eingerichtet werden – unverträgliche Ern­te­pro­duk­te (z.B. Apfel und Kartoffel) kommen sich so nicht zu nah.
  • Lagerraum kann ganz nach Bedarf „angemietet“ werden.

Die Gemeinschaftsmiete hat aber nicht nur praktische Vorteile: In der kalten und dunklen Jah­res­zeit wird sie zum Treffpunkt der Gartenfreunde.

Gitta Stahl

 

 

Einmieten – wann und wie?

  • Reif
    Gut ausgereift muss das Lagergut sein, ­weder überreif noch weich und unreif.
  • Nicht zu früh!
    Wenn es in langen, warmen Herbstzeiten in der Miete noch recht warm ist, Gemüse lieber stehen lassen oder kühl zwischenlagern und erst kurz vor dem Frost einmieten.
  • Mit Strunk
    Grobes Blattwerk entfernen, Strunk und ggf. Wurzeln bleiben am Gemüse.
  • Ungewaschen
    Erntegut nicht waschen, Erde nur mit den Händen abrubbeln. Nicht bürsten: Kleinste Verletzungen sind Eintrittspforten für Fäulniserreger!
  • Nicht nach dem Regen
    Nach ergiebigem Regen mit Wasser vollgesogene Früchte sind nicht gut lagerfähig.
  • Unversehrt
    Nur einwandfreies Gemüse und Obst ein­lagern (keine mechanischen Verletzungen durch Grabegabel oder Raupenfraß; keine Krankheiten wie Pilzbefall)!