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Wildkräuter im Portrait: die Gemeine Schafgarbe
Steckbrief
Wuchshöhe: 20–60 cm (–120 cm)
Blütezeit: Juni bis Oktober
Blüten: Blüten in trugdoldig angeordneten kleinen Körbchen, außen weiße oder rosarote Zungenblüten, innen gelblich weiße Röhrenblüten
Blätter: oft wintergrün, doppelt fiederteilig, Teilblättchen zwei- bis fünfspaltig
Vorsicht: Schafgarbensaft kann Hautentzündungen hervorrufen, wenn die benetzten Stellen der Sonne ausgesetzt werden (Photosensibilisierung).
Was man von diesem Korbblütler wissen sollte
Foto: Fritzsch
Die Gemeine Schafgarbe (Achillea millefolium) ist mit ihren unzähligen kleinen weißen bis rosaroten Blütenkörbchen eine recht auffällige Pflanze, die weit verbreitet ist.
In der traditionellen chinesischen Medizin nutzte man schon vor über 4000 Jahren ihre heilende Kraft. Insbesondere in der Frauenheilkunde und der Wundheilung hatte man erkannt, dass viele Inhaltsstoffe dieser alten Heilpflanze zu einer schnellen Genesung führten. Volkstümliche Namen wie Bauchwehkraut, Soldatenkraut, Frauenkraut, Grundheilkraut, Blutkraut oder auch Katzen- und Schafrippenkraut deuten auf die vielseitige Anwendung in der Geschichte hin.
Mit den Inhaltsstoffen Vitamin A und C, Azulen und weiteren ätherischen Ölen, Bitterstoffen, Gerbsäuren, Kampfer und Flavonoiden findet sie in der heutigen Naturmedizin, in der Gesundheitsvorsorge, der Nahrungs- und Genussmittelindustrie und der Naturkosmetik ein breites Anwendungsspektrum. Ihre krampflösenden, entzündungshemmenden, blutstillenden, harntreibenden, adstringierenden und verdauungsfördernden Eigenschaften machen sie so besonders wertvoll.
Tischlein deck dich
Das frische grüne Kraut kann zu Salat, Quark, Kräuterbutter oder zum Tee vom Frühjahr bis zum Herbst geerntet werden. Die Blüten sammelt man von Juni bis August. Ein Rückschnitt der Pflanzen nach der ersten Blüte ist dem Wachstum und der Blühfreudigkeit in jedem Falle dienlich.
Besonders für kleinere Kinder sind Kräuterzipfel, Kräuterkissen oder Kräutersäckchen mit getrockneten Blüten und Blättern eine natürliche Einschlafhilfe. Hier kann man auch Kamillenblüten, Blätter von Minze oder Melisse untermischen.
Die Schafgarbe wurde schon in mittelalterlichen Kräuterbüchern beschrieben. Sie fand sogar in der Herstellung von Bier noch vor dem Hopfen als kräftiges Würzmittel Anwendung.
Der aromatische Duft und der würzig bittere Geschmack sind neben der Nutzung für Suppen, Soßen und Fleischgerichte auch in der Herstellung von Likören als magenfreundlicher Tropfen sehr beliebt. Ob als reiner Bitterlikör mit Hauptanteil Blüten oder in Mischung mit anderen zeitgleich verfügbaren Kräutern wie Minzen, Johanniskraut, Melisse, Steinklee oder auch Ringelblumenblüten kann man ihn mit mindestens 35%igem Alkohol ansetzen. Auf 1l gibt man ca. 2 Hände voll Kraut und Blüten.
Nutzen Sie bewährte Rezepte, wenn Sie noch Laie sind im Umgang mit den Zutaten. Man sollte z.B. mit Zucker, Kandis, Zitronenschale, Zitronensaft oder Zitronensäure sehr sparsam sein, um den Eigengeschmack der Kräuter nicht zu zerstören.
Ein guter Kräuterbitter braucht seine Zeit zum Reifen. Nach mindestens drei Monaten kann man ihn abfiltern. Der kluge Gartenfreund und die kluge Gartenfreundin sorgen vor: Setzt man den Likör im zeitigen Herbst an, hat man willkommene Mitbringsel zum Weihnachtsbraten.
Elke Fritzsch