• Gartengenuss
  • Folien und Vliese

Gemüseernte im Winter? - Folien und Vliese machen es möglich

Schlagworte zu diesem Artikel:
  • Gemüseanbau
  • Winter
  • Ernte
  • Folien
  • Vliese
  • Zu­ckerhutsalat
  • Chinakohl
  • Kälteschutz
  • Porree
  • Rosenkohl
  • Reisig
  • Grünkohl
  • Winterwirsing
  • Pastinaken
  • Schwarzwurzeln
  • Topinambur
  • Wurzel­petersilie
  • Stroh­
  • Feldsalat
  • Spinat
  • Frostschutz
  • Blatt­mangold
  • Stielmangold
  • Mangold
  • Winterzwiebeln
  • Spar­­gel
  • Rhabarber
  • Schnittlauch
  • Zitronenmelisse
  • Liebstöckel
  • Oregano
  • Gartenampfer
  • Trockenschaden
  • Folientunnel
  • Gewächshäuser

Folientunnel / VliesFoto: Trepte Zusätzlichen Kälteschutz erreichen Sie, wenn Sie den Folientunnel noch mit Vlies abdecken. Ein voll bepflanzter Gemüsegarten im Winter? Mit den richtigen Arten ist das kein Problem. Und die Auswahl geeigneter Gemü­searten ist mit Hilfe einfacher Maßnahmen zum Frost­schutz beachtlich. Einige Arten bescheren uns so sogar im Winter eine Ernte.

Zum Winterbeginn ist es höchste Zeit, die robusten Köpfe von Zu­ckerhutsalat und Chinakohl, die jetzt noch im Garten oder im Frühbeeteinschlag mit Vliesabdeckung stehen, mit dem Wurzelansatz zu ernten, in Zeitungspapier einzuwickeln und im Keller in Kisten einzulagern. Die Lagertemperatur sollte unter 5 °C liegen. Bei ausreichender Luftfeuchtigkeit halten sich die Köpfe einige Wochen.

Porree und Rosenkohl können in winter­milden oder schneerei­chen Gebieten auf dem Beet stehen bleiben und dann bei Bedarf geerntet werden. In sonnigen, windoffenen Lagen ist es allerdings siche­rer, die Pflanzen auszustechen und dicht an dicht etwas tiefer, als sie zuvor standen, in ein schattiges Einschlagbeet zu pflanzen und mit Hilfe von Reisig oder einer dop­pelten Lage Vlies zusätzlich zu schattieren.

Grünkohl ist sehr frost­fest und im winterlichen Garten sogar recht dekorativ, besonders bei Raureif. Bei Kahlfrösten unter –10 °C kann es ­jedoch zu Blattschäden kommen. Leider genügen bereits kleine Frostflecken, um das Erntegut unappetitlich aussehen zu lassen, obwohl die Pflanzen selbst noch wesentlich tiefere Temperaturen ohne weiteres überleben.

Wer auf zarte Grünkohlblätter Wert legt, muss also rechtzeitig ernten oder vor Kahlfrösten Vlies über die Pflanzen decken, denn wenn die Blätter bereits steif gefroren sind, besteht die Gefahr, dass die Pflanzen durch Druck beschädigt werden.

Winterwirsing, z.B. die Sorte ‚Wirosa‘, kann in milden Klimazo­nen bis zur Ernte im Winter auf dem Beet stehen bleiben, sicherheitshalber kann er mit Vlies abgedeckt werden. Bei Bedarf wird ein Kopf geerntet und langsam aufgetaut. In Mittelgebirgslagen sollte er aber lieber bereits im Dezember geerntet werden.

Natürlicher FrostschutzFoto: Scheu-Helgert Fichtenreisig ist als Abdeckung gut geeignet. Die im Frühjahr rieselnden Nadeln können im Feldsalat oder Spinat jedoch lästig werden. Die Wurzelgemüse Pastinaken, Schwarz­wur­zeln und Topinambur sind vollständig winterhart, Wurzel­petersilie nur in lockeren Böden bei nicht zu tiefen Frösten. Wur­zel­pe­ter­si­lie und Topinambur sind stärker als Pastinaken und Schwarzwurzeln durch Mäusefraß gefährdet. Daher sollten Sie diese Arten zuerst verbrauchen. Eine Stroh­schicht könnte die Wurzelpetersilie zwar vor Frost schützen, erhöht aber das Risiko von Mäuseschäden.

Klar ist, dass sich die Wurzeln nur bei aufgetautem Boden ernten lassen. Daher ist es empfehlenswert, einen kleinen Vorrat im kühlen Keller aufzubewahren.


Frische Blattsalate für den Winter sind Feldsalat und Spinat. Beide bekommen bei Kahlfrösten aber leicht weiße Blattflecken, im Extremfall sterben die Pflanzen ab.

VliesabdeckungFoto: Scheu-Helgert Spinat nach Kahlfrost. Mit Vliesabdeckung wären die Blattverluste geringer ausgefallen. Entscheidend ist für diese Arten, dass sie im richtigen Entwicklungs­stadium in den Winter kommen: Bei Feldsalat liegt der optimale Aussaattermin um den 15. September, beim Spinat ein bis zwei Wochen spä­ter. Feldsalat sollte zur Überwinterung mittelgroß sein, Spinat höchstens vier Laubblätter besitzen.

Vor Kahlfrösten werden beide Arten mit Vlies abgedeckt. Einen noch besseren Frostschutz bietet ein Früh­beet oder ein kaltes Ge­wächs­haus. Übrigens können sie dort auch zu­sätz­lich mit Vlies abgedeckt werden, spätestens zum Frühjahrsbeginn lohnt sich diese Maßnahme.

Zuverlässig überwintert die Blatt­mangold-Sorte ‚Lukullus’, Meist sterben bei ‚Lukullus’ die älteren Blätter ab, das Herz treibt im Frühjahr wieder aus. Stielmangold muss vor Beginn strengerer Fröste geern­tet werden.

Winterzwiebeln überstehen den Winter am besten, wenn sie spä­tes­tens Anfang Oktober gesteckt wurden, weil sie dann noch ausreichend Zeit zum Einwurzeln hatten. Sie sollten angehäufelt werden, solange der Boden noch offen ist.

Keinerlei Probleme bereiten Spar­­gel und Rhabarber. Die oberirdischen Teile sterben vollständig ab. Spargel muss spätestens Anfang Dezember am Boden abgeschnitten werden, um einen möglichen Befall durch Spargelrost nicht ins neue Jahr zu übertragen.


Empfindlich und daher eher

nicht zu empfehlen sind Arti­scho­cken, Winterblumenkohl, Wintererbsen und überwinternder Radic­chio. Einen milden, nicht zu nassen und nicht zu sonnigen Winter können diese Arten zwar überstehen und dann zu ungewöhnlichen Zeiten schöne Ernten ergeben, in den meisten Fällen gibt es jedoch Enttäuschungen, weil die Pflanzen nicht ausreichend winterhart sind.

Schnittlauch, Zitronenmelisse, Liebstöckel, Oregano und Gartenampfer sind recht zuverlässig winterhart, Petersilie ist für eine zeitweilige Abdeckung mit Vlies dankbar. Die Halbsträucher Salbei, Thymian und Lavendel sollten Sie zunächst noch nicht schneiden, denn so dienen die alten Blätter als Schutz. Erst im Mai schneiden Sie sie so weit zurück, dass nur noch einige grüne Knospen an den Zweigen stehen bleiben.


Ernte bei Frost?

Wollen Sie gefrorenes Gemüse aus dem Garten ernten, so sollte es möglichst wenig angefasst und nicht gedrückt werden. Damit das Gemüse langsam auftauen kann, legen Sie es schon am Vortag in einen kühlen Raum. Anschließend sollten Sie es schnell verbrauchen.


Frostschäden sind Trockenschäden

Gefährlich für überwinterndes Grün ist nicht so sehr die Kälte allein, sondern Wassermangel im Gewebe. Was landläufig als Frostschaden diagnostiziert wird, ist in Wirklichkeit meist ein Trockenschaden.

Grüne Pflanzenteile verdunsten Feuchtigkeit, besonders bei Sonnen­einstrahlung oder trockenem Wind. Sind die Pflanzen und auch der Boden aber noch tief gefroren, kann kein Wasser nach­ge­lie­fert werden, das Blattgewebe vertrocknet.

Beim Frostschutz geht es daher nicht so sehr darum, vor besonders tiefen Temperaturen zu schützen, sondern darum, die Verdunstung zu minimieren. Das gelingt durch schattierende Vliese und Gewebe, für einige Tage reicht auch Papier. Die oftmals verwendeten Fichtenzweige haben den gleichen Effekt, im Frühjahr können jedoch die rieselnden Nadeln im Feldsalat oder Spinat lästig werden.

Neben dem Schutz vor Kälte und Wind sorgen Abdeckungen zudem für ein gutes Klima im Pflanzenbestand, weil die Luftfeuchtigkeit zwischen den Blättern höher ist als ohne Abdeckung; je feuchter der Boden ist, umso höher ist auch die Luftfeuchtigkeit. Zum Frostschutz gehört daher auch, den Boden bereits vor Frostbeginn vorsorglich mit Wasser zu versorgen.

Bitte beachten Sie, dass ein Verfrü­hungsvlies nur bei feuchtem Boden ausreichend wirkt: Die Luftfeuchtig­keit unter der Abdeckung schlägt sich zunächst als Tau an den Vliesfasern nieder, der dann gefriert und einen schützenden Eispanzer bildet.

Stroh- und Laubschichten wirken in ähnlicher Weise. In ihnen nisten sich allerdings gerne Mäuse ein. Ist die Schicht zu dicht gepackt, droht zusätzlich Fäulnisgefahr.

Sehr wirksam ist das Überbauen gefährdeter Kulturen mit Folientunneln. Um zu verhindern, dass die Temperaturen darin bei Sonnenschein zu stark ansteigen, müssen Sie ans Lüften denken oder den Tunnel mit Schattiergewebe oder Strohmatten schattieren.


Wo herrscht erhöhte Frostgefahr?

Ein besonders guter Frostschutz ist Schnee, der – ebenso wie andere Abdeckungen – die Verdunstung herabsetzt. Daher kommt es in den schneereichen Gebieten meist zu weniger Frostschäden als in wintertrockenen Gebieten. Besonders gefährdet sind Senken, in denen sich die kalte Luft von umliegenden Hängen sammelt.


Auf Nässe folgt oft Fäulnis

Ein zweiter Feind vor allem von bodennahen Pflanzenteilen ist Nässe, insbesondere schwere Böden neigen zu Staunässe. Sie kann aber auch entstehen, wenn der Boden eine Zeit lang oberflächlich aufgetaut ist, in der Tiefe jedoch gefroren geblieben ist und das Wasser sich so staut.


Beheizbare Gewächshäuser

Für überwinternde Gemüsearten wie Rosmarin, Andenbeeren oder auch Kübelpflanzen reicht eine ­Heizung aus, die das Haus gerade frostfrei hält. Nur Konstruktionen mit guter Wärmedämmung lohnen, geheizt zu werden, weil sonst die Wärmeverluste zu groß sind.

Eine gewisse Einsparung an ­Heiz­energie lässt sich bei solchen Häusern durch einen zusätzlichen „Mantel" aus Noppenfolie erzielen. Probleme ergeben sich allerdings bei den Lüftungsklappen: Wenn sie abgedeckt werden, müssen automatisch arbeitende Fens­terheber abmontiert werden. Damit die Temperatur nicht zu stark ansteigt, können Sie das Gewächshaus noch mit Schat­tier­ge­we­be ­abdecken, das im gärtnerischen Fachhandel als Gewächshauszubehör erhältlich ist.

Marianne Scheu-Helgert