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Kräuter statt Zucker

Schlagworte zu diesem Artikel:
  • Kräuter
  • Süßmittel
  • Zuckerersatz

Zu den Zeiten, als es noch keinen Haushaltszucker gab oder dieser für die meisten Menschen kaum erschwinglich war, verwendete man süß schmeckende Kräuter für die süßen Momente im Leben. Heutzutage sind sie eher Raritäten in unseren Gärten, auch wenn sie langsam wiederentdeckt werden. Statt mit Zucker oder Honig zu süßen – greifen Sie doch einfach mal auf die kalorienarmen und zahnfreundlichen Kräuter-Klassiker zurück! Zwar lässt sich mit ihnen in ihrer pflanzlichen Form kein Kuchen backen, um damit den Morgenkaffee, Tee oder Desserts zu süßen, sind sie jedoch gut geeignet. Und auch die­jenigen unter Ihnen, die nicht so gerne „süß“ mögen, werden vielleicht Gefallen daran finden, da die Kräuter eher unaufdringlich süßen.
 

Japanische Tee-HortensieFoto: Harries Plantpics/GDI

Japanische Tee-Hortensie (Hydrangea serrata ‘Oamacha’)

Wuchs: Die Pflanze wächst breit aufrecht mit einer Höhe von max. 150 cm. Die Blätter sind frischgrün, groß, fest und bieten eine schöne purpurrote Herbstfärbung. Zusammen mit den hellrosa bis violettblauen Blütendolden ist sie von der reinen Zierhortensie kaum zu unterschei­den. Die Blütezeit reicht von Juni bis August.

Kultur: Die Tee-Hortensie fühlt sich an einem halbschattigen Platz in durchlässiger, leicht feuchter, humusreicher und saurer Erde wohl.

Überwinterung: Im ausgepflanzten Zustand ist sie winterhart. Bei jungen Pflan­zen und/oder in sehr kühlen Lagen sollten Sie aber für einen leichten Winterschutz sorgen.

Verwendung: Die Blätter enthalten natürlicherweise den Süßstoff Dulcin, dieser sorgt dafür, dass die Pflanze etwa 250-mal so viel Süßkraft wie Haushaltszucker besitzt. Um diese Süßkraft freizusetzen, müssen die Blätter allerdings fermentiert werden. Hierfür müssen Sie die Blätter frisch ernten und dann ein paar Stunden welken lassen. Danach rei­ben Sie sie zwischen den Händen, befeuchten sie anschließend mit Wasser und wickeln sie danach in ein Stofftuch. So müssen die Blätter mindestens 24 Stunden bei 25–30 °C lagern. Zuletzt wer­den die Blätter wieder getrocknet. Luftdicht in Dosen verpackt können Sie sie über mehrere Wochen verwenden. Alter­nativ können Sie die Blätter auch gemischt mit anderen Teekräutern frisch verwenden. Die Süße ist dann allerdings weniger intensiv.
 

Stevia/HonigkrautFoto: Flora Press/Visions

Stevia/Honigkraut (Stevia rebaudiana)

Wuchs: Stevia wächst buschig und er­reicht eine Höhe von 60–100 cm. Mit zunehmendem Alter verholzen die Trie­be. Die jungen Blätter sind zunächst hellgrün, dunkeln aber im Alter nach. Im Spätsommer zeigen sich zudem kleine, cremefarbene Blüten.

Kultur: Der Standort sollte sonnig bis halbschattig sein. Bevorzugt wird ein nährstoffarmer, durchlässiger Boden. Bei der Topfkultur mischen Sie Sand unter Garten- oder Kräutererde. Ein regelmäßiger Rück­schnitt fördert Wuchs, Standfestigkeit und Blattbildung.

Überwinterung: Stevia ist nicht winterhart und wird meist einjährig kultiviert. Im Haus können Sie die Pflanze jedoch kühl bei 10–15 °C und sparsamer Bewässerung über­wintern. Schneiden Sie nach dem Absterben der oberen Triebe diese bodennah ab. Die Pflanze treibt dann im Frühjahr kräftiger aus.

Verwendung: Sie können die Blätter frisch, getrocknet oder als vielseitig einsetzbaren Flüs­sigextrakt nutzen. Für die­sen geben Sie ca. zwei Handvoll frische Blätter in 1 l ko­chen­des Wasser und lassen das Ganze zehn Minuten ziehen. Danach absieben, in Flaschen füllen und im Kühl­schrank aufbewahren. Getrocknete Blätter können Sie im Mörser zerkleinern. Aufgrund eines leicht bitter-scharfen Nachgeschmacks bei größeren Mengen sollten Sie Stevia sparsam dosieren.
 

SüßdoldeFoto: Flora Press/Martin Hughes-Jones

Süßdolde (Myrrhis odorata)

Wuchs: Die aufrecht wachsende Staude erreicht bis zu 100 cm Höhe. Die farnartigen Blätter sind hellgrün und weich behaart. Die weißen, nektarreichen Blütendolden blühen von April bis Juni.

Kultur: Die Süßdolde gedeiht im Halbschatten und bevorzugt einen feuchten und humosen Boden. Der Standort sollten dauerhaft sein, da die Pflanzen aufgrund der langen Pfahlwurzel ein Umpflanzen nicht gut vertragen.

Überwinterung: Als frostharte Staude bleibt sie im Freien. Die abgestorbenen oberirdischen Teile können Sie im Spätherbst leicht abzupfen.

Verwendung: Sie können die ganze Pflanze verwenden. Durch die enthaltenen ätherischen Öle schmecken die Blätter leicht süßlich. Sie können sie frisch für Kräuterdips, Salate, Suppen, Fischgerichte oder als Tee nutzen. Die jungen, noch weichen Fruchtansätze schmecken süß-aromatisch nach Anis. Sie können sie direkt naschen oder zur Verfeinerung von Obstsalat und Quarkspeisen verwenden. Zerkleinert und trocken gelagert lassen sich die reifen Samen als Gewürz beim Brotbacken verarbeiten. Es ist auch möglich, im Herbst die Wurzel auszugraben und sie geschält und in Scheiben geschnitten für Eintöpfe zu verwenden.
 

Aztekisches SüßkrautFoto: Flora Press/Visions

Aztekisches Süßkraut (Phyla scaberrima)

Wuchs: Das mehrjährige, meist kriechende Kraut wird bis zu 60 cm hoch. Die Blätter sind rostbraun, rot oder grün. Rote Blätter entstehen bei intensiver Sonneneinstrahlung. Die kleinen, weißen Blüten erscheinen von Juli bis September und verströmen einen leicht süßen, honigartigen Duft.

Kultur: Der optimale Standort ist sonnig, die Pflanze gedeiht aber auch im Halbschatten. Der Boden sollte gut durchlässig, leicht humos und eher trocken sowie nährstoffarm sein. Bei Topfkultur ist Aussaat- oder Kräutererde empfehlenswert.

Überwinterung: Im Freiland sollten Sie die Pflanze mit Reisig oder Laub bedecken. Pflanzen im Kübel können Sie kühl, bei Temperaturen von 0 bis 8 °C überwintern.

Verwendung: Sie können von der Pflanze Blätter, Stängel und Blüten verwerten, um damit Quark, Smoothies, Obstsalat, Tee oder Kaffee zu süßen. Verwenden Sie die Blätter immer frisch, da sich das enthaltende Hernandulcin, dessen Süß­kraft um ein Vielfaches höher als Zucker ist, beim Trocknen abbaut.
 

AnanassalbeiFoto: Flora Press/BIOSPHOTO/NouN

Ananassalbei (Salvia elegans)

Wuchs: Ananassalbei ist ein nicht winterharter, aufrecht wachsender, locker verzweigter Halbstrauch, der 60–80 cm hoch wird. Seinen Namen verdankt er dem fruchtig-frischen Duft und Geschmack der Blätter. Die leuchtend roten Blüten bilden sich in Rispen von Juli bis November.

Kultur: Der Standort sollte halbschattig und warm sein. Da die Art sehr frostempfindlich ist, empfiehlt sich die Kultur im Topf. Das Substrat sollte nährstoff- und humusreich sein und mit etwas Sand vermischt werden.

Überwinterung: Bringen Sie die Pflanze vor dem ersten Frost an einen hellen, kühlen Ort mit einer Temperatur von etwa 10 °C. Gießen Sie im Winter nur mäßig. Ab März schneiden Sie die Pflanze um zwei Drittel zurück, damit sie nicht verholzt und verkahlt.

Verwendung: Die Blätter können Sie durchgängig ernten, im Sommer ist das Aroma jedoch am intensivsten. Der fruchtige, süßliche Geschmack passt gut zu Süßspeisen und Desserts wie Sorbets oder Obstsalaten. Die Blätter können Sie auch zu Tee oder Limonade verarbeiten. Außerdem eignen sie sich gut für asiatische süßsaure Gerichte.

Miriam Soboll
Fachberaterin des Landesverbandes 
Niedersächsischer Gartenfreunde