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Nachkulturen – Vitamine zum Saisonende
Mit Asia-Salaten, Rübstiel und Tellerkraut in den Herbst
Foto: Flora Press/Nova Photo Graphik
Wenn im Juli die ersten Gemüsebeete abgeerntet sind, können Gründünger, Feldsalat und Spinat ausgesät werden, auch Radieschen und Pflücksalat laufen noch gut auf. Doch jedes Jahr dasselbe? Welche Alternativen gibt es? Da die Saison schon fortgeschritten ist, können nur Gemüsearten ausgesät werden, die eine sehr kurze Entwicklungszeit haben, denn wir wollen ja noch in diesem Jahr ernten.
Senfkohl für Salate
Bei den meisten Sorten, die unter Asia-Salat angeboten werden, handelt es sich um verschiedene Unterarten des Braunen Senfs (Brassica juncea), der auch Indischer Senf, Russischer Senf oder Orientalischer Senf genannt wird. Sie haben sehr unterschiedliche Blattformen und -farben. Geerntet werden die jungen Blätter. Wegen der enthaltenen Senföle schmecken sie scharf. Sie können roh als Salat oder gekocht gegessen werden.
Der Anbau von Asia-Salaten ist unkompliziert: Von Frühjahr bis Herbst können diese schnell wachsenden Salate im Freiland in Reihen ausgesät werden. Die Pflanzen sind Starkzehrer und benötigen deshalb eine organische Düngung mit gut verrottetem Kompost, denn übermäßige Stickstoffgaben durch Mineraldünger machen die Pflanze anfällig für Krankheiten.
Foto: Heger Je nach Sorte kann man schon ab der dritten Woche ernten. Während der Ernte werden zu dicht stehende Pflanzen herausgezogen. Am Ende bleiben einzelne Pflanzen stehen, die genug Platz haben, um kräftige Rosetten auszubilden. Man kann aber auch die äußeren Blätter ernten, dann wachsen aus dem Herz immer frische und junge Blätter nach.
Auch ein Schnitt ist möglich. Er sollte nicht zu tief erfolgen, damit das Herz wieder neu austreiben kann. So wachsen immer wieder junge Blätter nach. Asia-Salate sind winterhart und können bei frostfreiem Wetter geerntet werden. Es empfiehlt sich auch ein Anbau im ungeheizten Gewächshaus. Regelmäßiges Gießen und Lüften bei sonnigem Wetter ist auch im Winter wichtig. So kann man das ganze Jahr über frischen Salat ernten.
Attraktive Sorten sind:
- ‘Moutarde Rouge Metis’ mit dekorativ geschlitzten Blättern von violett-roter Blattfarbe.
- ‘Yellow Green Curled’ mit hellgrünen, gekrausten Blättern und scharfem, an Meerrettich erinnerndem Geschmack.
- ‘Mustard Purple Wave’ mit tief gelappten roten Blättern auf grünen Stielen und mittelscharfem Geschmack.
- ‘Red Giant’ mit breiten, leicht gezackten Blättern und roten Blattadern. Der Geschmack ist mild-scharf. Die Blätter sind kältetolerant und somit auch für die Ernte im Winter geeignet.
- ‘Green in Snow’, auch als ‘Grün im Schnee’ im Handel, mit langen, kräftig grünen, gezackten Blättern, die einen scharfen Geschmack haben. Wie der Name schon sagt, kann er sogar im Winter bei frostfreiem Wetter geerntet werden.
Alle diese Sorten sind einzeln nur schwer zu bekommen auf dem deutschen Markt. In den Saatgutmischungen „Asia-Salat“ sind sie häufiger enthalten.
Senfkohl als Gemüse
Foto: Fotolia/surachetkhamsuk Pak Choi oder Chinesischer Senfkohl (Brassica rapa var. chinensis) wird ebenfalls zu den Asia-Salaten gezählt, obwohl die Blätter auch als zartes Kohlgemüse zubereitet werden. Sie können aber eben auch roh im Salat Verwendung finden. Die Pflanzen bilden Rosetten aus Blättern mit hellen, saftigen Blattrispen.
Pak Choi hat einen leicht senfartigen, aromatischen Geschmack, der entfernt an Chinakohl erinnert. Die Aussaat erfolgt Ende Juli bis Anfang August. Der Salat ist bereits nach zwei Monaten erntereif. Erhältlich ist auch die „Mini“-Pak Choi-Sorte ‘Misome’.
Rüben mit Tradition
Mizuna (Brassica rapa var. japonica, Foto links oben) ist eine kältetolerante und schnell wachsende Kohlart. Als Verwandte des Rübstiels keimt sie sehr schnell. In den Wintermonaten werden häufig schon die Sprossen als Vitaminspritze auf den Salat gegeben. Mizuna bildet in vier bis sechs Wochen Blattrosetten mit 20–30 cm langen und stark gefiederten Blättern, die saftig und knackig sind. Es gibt grün- und rotblättrige Mizuna-Sorten.
Eng verwandt mit den Asia-Salaten ist ‘Namenia’ ein aus wilden Rübsen gezüchtetes, ertragreiches und wohlschmeckendes Blattstielgemüse. Es ist eine traditionelle Spezialität der rheinischen Küche und wird dort auch Rübstiel oder Stielmus genannt. Verwendet werden vor allem die Blattstiele, die in Fleischbrühe gedünstet und mit weißer Mehlsoße serviert werden. Die Blätter schmecken im Salat auch sehr gut.
Foto: Fotolia/Picture Partners
Zur gleichen Art gehört die Mairübe (Brassica rapa ssp. rapa var. majalis), die nicht nur im Frühling ausgesät werden kann, sondern auch jetzt im August für die anstehende Herbsternte. Die weißen oder weiß-rosa Rüben sind alte Kulturpflanzen, die schon in der Antike kultiviert wurden. Man kann die jungen, noch zarten Rüben roh essen, und die Blattstiele können wie ‘Namenia’ verwendet werden. Altere Rüben sollten geschält und gekocht werden.
Foto: Fotolia/anitas70
Teltower Rübchen (Brassica rapa subsp. rapa f. teltowiensis) gehören zur gleichen Art Gemüse. Diese Rüben, die auch Märkische Rüben genannt werden, hat schon Johann Wolfgang von Goethe sehr geschätzt. Lange Zeit waren sie eine regionale Spezialität aus Brandenburg, doch mittlerweile kann man Saatgut im Fachhandel erwerben.
Teltower Rübchen stellen keine großen Ansprüche an den Boden. Sie bekommen den typischen Geschmack jedoch nur in nährstoffarmen Sandböden. Die Rüben sind, in Sand eingelagert, lange haltbar. Man kann sie roh oder gekocht genießen. Klassisch werden sie geschmort, mit karamellisiertem Zucker abgelöscht und in Brühe gedünstet. Nach dem Einkochen der Flüssigkeit entsteht eine dunkle Sauce, die noch mit etwas Mehl gebunden wird.
Rettich für den Hals
Auch Schwarzer Winterrettich (Raphanus sativus var. Niger, auch als Gartenrettich bezeichnet) ist für die Nachkultur sehr gut geeignet. Er sollte bereits im Juli ausgesät werden, damit sich bis zum Winter noch ausreichend große Rüben ausbilden können. Ende Oktober werden die Rüben dann geerntet und (wieder in Sand) eingelagert, damit man im Winter zusätzliche Vitamine auf den Tisch bringen kann.
Foto: Fotolia/TwilightArtPictures In der Küche wird der Rettich geschält verwendet, im Salat meist geraspelt, denn er schmeckt sehr scharf. Gekocht passt er gut in eine Kartoffelsuppe. Ein altes Hausrezept gegen Husten ist Sirup aus dem Schwarzen Winterrettich. Der Zucker entzieht der scharfen Rübe die wirksamen Bestandteile.
Löffel- und Tellerkräuter
Das Echte Löffelkraut (Cochlearia officinalis) ist ein etwas in Vergessenheit geratenes Küchenkraut. Mit einer Wuchshöhe von nur 10–20 cm bleibt es recht klein und kompakt. Es bildet Rosetten, deren runde – an langen Stielen sitzende – Blätter dem Kraut seinen Namen gegeben haben. Die Pflanze ist zweijährig (würde erst im zweiten Jahr Samen bilden, wird aber schon im ersten Jahr gegessen) und kann sowohl im Frühling als auch im Herbst ausgesät werden. Die Blätter der Herbstaussaat können sogar im Winter bei Schnee geerntet werden.
Löffelkraut enthält sehr viel Vitamin C und wurde deshalb früher auf Segelschiffen eingesalzen als Schutz gegen die Vitaminmangelkrankheit Skorbut verwendet. Der Geschmack ist scharf senfartig. Die rohen Blätter können zum Würzen von Salaten verwendet werden.
Foto: dagmar zechel /pixelio.de Alle oben genannten Gemüsearten gehören in die Familie der Kreuzblütler (Brassicaceae) und sind somit anfällig für die gefürchtete Kohlhernie.
Auch das Gewöhnliche Tellerkraut (Claytonia perfoliata) ist eine gute Vitaminquelle. Bekannter ist es als Kuba-Spinat, Winterportulak oder Postelein. Es sät sich leicht immer wieder von selbst aus. Zur Keimung sind jedoch Temperaturen von unter 12 °C nötig. Deshalb ist es ideal für eine Aussaat im Herbst, wenn die Nächte wieder kühler werden.
Die fleischigen Blätter können den ganzen Winter über bei frostfreiem Wetter geerntet werden. Der Geschmack ähnelt dem des Feldsalats, ältere Blätter kann man wie Spinat zubereiten. Winterportulak entwickelt trotz Lichtmangels im Winter kein Nitrat und ist deshalb eine gute Alternative zum Salat. Sobald im Frühling die kleinen weißen Blüten in der Mitte der Blätter erscheinen, ist er nicht mehr genießbar.
Foto: Fotolia/TwilightArtPictures
Mit dem Sibirischen Tellerkraut (Claytonia sibirica) kann das Nützliche mit dem Schönen verbunden werden, denn die im Frühling erscheinenden rosa Blüten sind sehr groß und eine Zierde im Blumenbeet.
Bodenpflege mit Nachkulturen
Wer rechtzeitig dafür sorgt, dass die frei gewordenen Gemüsebeete wieder genutzt werden, der braucht auch im Spätherbst und Winter nicht auf leckeres Gemüse und Vitamine zu verzichten. Außerdem wird durch den Anbau der Boden bedeckt und die Beete erhalten einen Winterschutz. So können sich die Bodenorganismen dichter unter der Oberfläche halten, Regenwürmer sorgen bei schönem Wetter für die Produktion von Humus und damit für die Gesunderhaltung des Bodens.
Claudia Heger,
Fachberaterin des Landesverbandes
Braunschweig der Gartenfreunde