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Paprika und Chilis selbst anbauen

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Chilis und Paprika im Freiland kultivierenFoto: Kleinworth Chilis und Paprika bieten eine enorme Vielfalt und lassen sich in un­seren Breiten auch im Freiland kultivieren.

Die Auswahl an Paprika und Chilis für den Anbau im Garten ist gerade in den letzten Jahren sehr groß geworden. Viele Saatgutanbieter halten mittlerweile ein breites Sortiment der scharfen Früchte bereit. Auch wenn die Kulturzeit vielleicht etwas länger dauert, der Anbau von Paprika und Chilis lohnt sich auf jeden Fall. Bei kaum einem anderen Gemüse ist die Sortenvielfalt so groß, und die Pflanzen sind immer auch ein dekorativer Blickfang.


Chili-Sorten ‘Bih Jolokia’Foto: Kleinworth Chili-Sorten ‘Bih Jolokia’

Paprika, Peperoni, Chili – wo ist der Unterschied?

Egal ob rund oder spitz, ob scharf oder mild, Paprika, Peperoni, Chili und Co. gibt es in den unter­schied­lichs­ten Formen. Alle gehören zur Gattung der Paprika (Capsicum). Chilis sind so gesehen auch nur Paprika. Die Gemüsepaprika gehört zur am weitesten ver­brei­te­ten Art Capsicum annuum, genauso die schärfere Peperoni.

Die „Chilis“ verteilen sich hauptsächlich auf die Ar­ten C. baccatum, C. chinense und C. frutescens – aller­dings gibt es auch welche, die zu C. annuum gehören. Der einzige greifbare Unterschied zwischen Chilis und den klassischen Gemüsepaprika ist, dass durch Auslese und Zucht „Paprika“ selektiert wurden, die kein oder nur sehr wenig Capsaicin bilden, den Stoff, der bei Chilis ver­ant­wortlich für die Schärfe ist.


Was die kleinen Dinger so scharf macht

Das Capsaicin ist hauptsächlich in der sogenannten Plazenta und den Kernen vorhanden. Es ist äußerst beständig und kann weder durch Kochen noch durch Einfrieren zerstört werden. Der Schmerz, den wir beim Essen spüren, ist übrigens nichts anderes als eine Reizung jener Ner­ven­enden im Mund, die sonst warnen, wenn man sich verbrennt – was auch das brennende Gefühl bei scharfem Essen erklärt.

Schützen Sie sich am besten schon beim Arbeiten mit den Früchten, z.B. mit Handschuhen. Reiben Sie sich keinesfalls die Augen oder Schleimhäute, diese Unachtsamkeit kann im Krankenhaus enden.

Die Maßeinheit, in der die Schärfe angegeben wird, nennt sich Scoville. Je nach­dem, wie viel Capsaicin die Frucht enthält, ist sie schärfer oder milder. Eine Ge­mü­sepaprika hat nahe null Scoville, ist also gar nicht scharf.

Habanero-Sorte ‘Chocolate’Foto: Kleinworth Habanero-Sorte ‘Chocolate’ Eine ‘Jalapeño’ wird in Stufe 3 auf der Schärfeskala eingeteilt, die 1000–1500 Sco­ville entspricht – mäßig scharf für ge­übte – kräftig für empfindliche Münder. Ab Stufe 6 (5000–15.000 Scoville) wird es schon richtig scharf, und es ist Vorsicht geboten. Hier finden wir Sorten wie Haba­nero ‘White Bullet’, ‘Aji Amarillo’ oder ‘Glo­cken Chili’. Die Sorten Habanero ‘Chocolate’, ‘Fatali’, ‘Bih Jolokia’ oder ‘2xHot’ hal­ten das, was die Namen zum Teil versprechen. Sie fallen unter die Kategorie 10 und 10+ (ab 500.000 Scoville), also höllisch scharf.


Anbau im Freiland und Gewächshaus möglich

Der Boden bzw. das Substrat sollte nährstoffreich sein, gut Wasser halten können, aber trotzdem luftig und locker sein. Die Pflanzen mögen es außerdem warm und hell. Temperaturen zwischen 16 °C und 30 °C sowie acht bis zehn Stunden Sonne täglich sind ideal. Gießen sollten Sie zwar regelmäßig, aber nur in Maßen. Denn zu viel Wasser oder gar Staunässe führt zu Pilzkrankheiten, besonders zu Welkekrankheiten. Genauso führt aber wiederum das Austrocknen des Wurzelballens zu einem Wachstumsstopp, und auch die Fruchtbildung leidet dann.

Als Nachtschattengewächse gehören auch Paprika und Chilis zu den Starkzehr­ern, daher sollten Sie für eine ausreichende Nährstoffversorgung sorgen. Nur gute, hochwertige Dünger beinhalten alle notwendigen Nährstoffe, denn neben den Kernnährstoffen, wie Stickstoff, sind auch Spu­ren­ele­men­te zur gesunden Fruchtbildung notwendig.

Anbau von Chili und PaprikaFoto: Kleinworth Ein Anbau von Chili und Paprika unter Glas ist am einfachsten zu steuern. Ein Anbau unter Glas und im Topf ist am einfachsten zu steuern. Erfolge können Sie aber auch im Frei­land­an­bau erzielen. Al­lerdings sollten Sie dann Sorten aus den etwas kältetoleranteren Arten C. baccatum oder C. pubescens bevorzugen. Schutzmaß­nahmen, wie eine Vliesabdeckung an kalten Tagen, sind aber trotzdem Pflicht.

Beste Erfahrungen konnte ich mit dem Anbau im Kübel im Freiland machen. Zur Ernteverfrühung habe ich die jungen Pflanzen bis Mitte/Ende Mai im Ge­wächs­haus gelassen, dann geschützt in den Gar­ten gestellt und ab Mitte/Ende Juni mit dem Kübel in einem Beet eingesenkt. Der Vorteil liegt in der Stand­festigkeit und ei­ner konstanten Wasser­ver­sor­gung durch die Wurzeln, die aus dem Topf heraus wachsen. Zum Schutz vor dem Abbrechen der Triebe sollten Sie die Pflanzen noch mit Stäben stützen, auch das Ausschneiden einzelner Triebe hilft der Pflanze.

Blattläuse und Spinnmilben zeigen sich häufig bei Überdüngung. Gelbtafeln sind daher im Ge­wächs­haus als Anzeiger nützlich. Blattläuse können Sie mit einem scharfen Wasserstrahl oder mit der Hand beseitigen. Bei den Trockenheit liebenden Spinnmilben hilft es, die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen.


Vom Garten in die Küche – vielfältige Verwertung


Chili-Sorte ‘Animo Red’Foto: Kleinworth Chili-Sorte ‘Animo Red’


Je nach Sorte reifen die Früchte die ganze zweite Sommerhälfte über. Die Farbe ist dabei nicht immer maßgeblich für den Erntezeitpunkt. Manche sind grün, andere schwarz genießbar, rot oder orange ist ebenso häufig zu finden. Auch der eigene Geschmack ist entscheidend. Früh geerntet haben Gemüsepaprika weniger Süße als reife Früchte. Bei den Chilis nimmt der Schärfegrad mit der Reife zu.


ErnteFoto: Kleinworth Je nach Sorte reifen die Früchte die ganze zweite Sommerhälfte über.


Grundsätzlich sind verschiedenste Arten der Verwertung möglich. Den Sommer über können Sie die Früchte frisch im Salat oder als Snack genießen. Für Letzteres eignen sich insbesondere die vermehrt erhältlichen „Snack-Paprika“. Hierbei handelt es sich um kleine, süß-fruchtige Ge­müse­pap­ri­ka, die als Ganzes gegessen werden können, da die Samen nur am Stielansatz sitzen.

Wenn die Tage kürzer werden und die Temperaturen sinken, sollten Sie die Pflanzen abernten. Einzeln gepflückt können Sie die Früchte auffädeln und zum Trocknen an geeigneter Stelle auf­hängen. Genauso gut können Sie auch ganze Triebe abschneiden und aufhängen. Da sich aber gerade dickwandige Sorten nur schwer an der frischen Luft trocknen lassen, sind elektrische oder solarbetriebene Dörrgeräte optimal.


Früchte auffädelnFoto: Kleinworth Einzeln gepflückt können Sie die Früchte auffädeln und zum Trocknen auf­hängen.


Welche Sorten sind denn nun aber zu empfehlen? Letztendlich müssen Sie das für sich selbst entscheiden, je nachdem, ob Sie es lieber mild, würzig oder scharf mögen. Ansonsten macht es riesigen Spaß, einfach auszuprobieren. Eines ist aber sicher – so klein z.B. eine ‘White Bullet’ ist und so unscheinbar die Frucht herüberkommt, desto größer die Augen, wenn Sie dem Reiz der Chili verfallen sind.
 

SämlingFoto: Kleinworth

Anzucht

Zeitpunkt: Mitte Februar/Anfang März
Substrat: Anzuchterde
Saattiefe: 0,5–1 cm
Keimtemperatur: 25–30 °C
Keimdauer: 3–10 Tage
Pikieren: wenn sich nach den Keimblättern das erste echte Blattpaar entwickelt hat
Pflanzen: Gewächshaus Mitte April/Freiland Mitte Mai


Thomas Kleinworth
Geschäftsführer und Fachberater im
Landesverband Schleswig-Holstein
der Gartenfreunde

 

Empfehlenswerte Paprika- und Chili-Sorten

Sorte
Farbe/Reife
Form
Paprika süß    
‘Gourmet’ grün/orange blockig
‘Multi’ grün/gelb blockig
‘Nazar’ grün/rot blockig
‘Bontempi’ grün/rot blockig
‘Narobi’ grün/orange blockig
‘Goldflame’ grün/gelb blockig
‘Purpleflame’ violett/rot blockig
‘Bendigo’ grün/rot blockig
‘Yecla’ grün/rot blockig
‘Bellkaro’ weißgelb/rot blockig
‘Bellyr’ grün/gelb blockig
‘Bellania’ violett/rot blockig
‘Monte’ weiß/rot blockig
‘Mavras’ schwarz/rot blockig
‘Sweet Green’ grün/grün blockig
‘Reina’ (‘Lamuyo’) grün/rot blockig
‘Ice Age’ weißgelb/rot blockig
‘Aurelio’ grün/rot blockig
‘Torero’ grün/orange blockig
‘Atris’ grün/rot länglich, spitz
‘Palladio’ grün/gelb länglich, spitz
‘Planet’ grün/rot länglich, spitz
‘Partner’ grün/gelb länglich, spitz
‘Sammy’ gelb/rot länglich, spitz
‘Pinokkio’ grün/rot länglich, spitz
‘Toscana’ gelb/rot länglich, spitz
‘Kekova’ grün/rot länglich, spitz
‘Pantos’ grün/rot länglich, spitz
‘Luigi’ grün/rot Snackpaprika
‘Daisy’ grün/orange Snackpaprika
‘Yoshi’ grün/gelb Snackpaprika
‘Kobold’ grün/rot Snackpaprika
‘Snacky Red’ grün/rot Snackpaprika
‘Snackor’ grün/orange Snackpaprika
‘Snackyl’ grün/gelb Snackpaprika
‘Topgirl’ grün/rot Tomatenpaprika
‘Red Tinkerbell’ grün/rot Minipaprika
‘Ophelia’ grün/orange Snackpaprika
‘Daisy’ grün/orange Snackpaprika
‘Zlata’ weißgelb/rot Ungarischer Typ
‘Agio’ weißgelb/rot Ungarischer Typ
‘Lubega Mini Red’ grün/rot Minipaprika
‘Mohawk’ grün/orange Minipaprika
‘Red Skin’ grün/rot Minipaprika
‘Vitarossa’ grün/rot Minipaprika
     
Paprika scharf (Chili)  
‘Jalastar’ (‘Jalapena’) grün/rot länglich
‘Fireflame’ grün/rot länglich
‘Starflame’ grün/gelb länglich
‘Hyper’ hellgrün/rot länglich
‘Peppino’ grün/rot flachrund, gerippt
‘Sumher’ grün/rot länglich
‘Impala’ grün/rot länglich
‘De Cayenne’ grün/rot länglich
‘Coccinella’ grün/rot rund
‘Apache’ grün/rot klein, länglich
‘Habanero’ grün/orange klein, kompakt
‘Rotes Teufele’ grün/rot klein, länglich
‘Cayennetta’ bunt klein, länglich

 
Quelle: Hochschule Weihenstephan-Triesdorf