- Gartengenuss
Rüben anbauen
Köstliche Erdfrüchte von Frühling bis Herbst
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Foto: mauritius images/jump Wildformen der Rüben standen schon vor Urzeiten auf dem menschlichen Speiseplan. Ab Mitte des letzten Jahrhunderts gerieten sie allerdings mehr und mehr in Vergessenheit, waren sie doch als „Arme-Leute-Essen“ verrufen. Doch gerade in den letzten Jahren, mit der Rückbesinnung auf Regionalität, hat ihre Zeit des Schattendaseins ein Ende gefunden, und sie wurden wieder zu einem geschätzten Gemüse in der Küche. Ihr relativ unkomplizierter Anbau macht sie zudem zu einer idealen Kultur für den Gemüsegarten.
Zart und knackig – Schmackhafte Mairüben
Mairüben (Brasica rapa subsp. rapa var. majalis) gehören nach dem langen Winter zum ersten frischen Gemüse aus dem Garten. Je nach Witterung können Sie sie schon ab Mitte März aussäen. Zum Schutz vor möglichen Spätfrösten sollten Sie bei so frühen Aussaaten jedoch ein Vlies auflegen. Obwohl die Mairübe vom zeitigen Frühling bis in den Spätsommer gesät werden kann, liefern frühe Aussaaten oder späte von Mitte Juli bis Ende August die mildesten und besten Früchte.
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Säen Sie im Abstand von 20 cm zwischen den Reihen und etwa 10 cm in der Reihe. Damit sich die Rüben gut entwickeln können, sollten Sie nach dem Keimen zu dichte Aussaaten ausdünnen. Passen Standort und Witterung, steht einer Ernte bereits Ende Mai nichts mehr im Wege.
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Spätere Aussaaten sollten Sie mit einem engmaschigen Gemüseschutznetz abdecken, denn auch die Larven einiger Gemüsefliegen schätzen die zarten Rüben und machen die Ernte schnell unansehnlich und unbrauchbar.
Mairüben können Sie wie Radieschen direkt frisch vom Beet genießen, in Salate raspeln oder einfach nur kurz in Butter andünsten. Allen Sorten gemein ist ihr Geschmack zwischen dem von Kohlrabi und Radieschen, er ist jedoch milder und aromatischer. Besonders die ätherischen Öle geben ihnen eine unverwechselbare Note.
Es gibt sie mit weißer, rötlicher oder gelber Schale. Das Fruchtfleisch variiert ebenfalls je nach Sorte zwischen weiß und gelb. Wenn Sie es besonders mild mögen, können Sie ältere Rübchen einfach wie einen Apfel schälen und so einen Großteil der „Scharfmacher“ entfernen.
Empfehlenswerte Sorten sind z.B. die weißen Sorten ‘Market Express’ oder ‘White Ball’, die rosa-weiße ‘Primera’ oder die gelbe ‘Goldana’.
Lang und schlank – Teltower Rübchen
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Teltower Rübchen (Brassica rapa subsp. rapa f. teltowiensis) sind eng mit den Mairüben verwandt, bleiben jedoch kleiner und schlanker. Der Name „Teltower Rübchen“ stammt von ihrem hauptsächlichen Anbaugebiet im Süden Berlins. Dort gehen ihr Anbau und ihre Kultur auf eine lange Tradition zurück. Denn während viele Gemüsearten auf sandigen Böden Probleme haben, gedeihen die schlanken Rüben darin umso prächtiger.
Teltower Rübchen werden lediglich 1,5 bis 5 cm dick. Das Rübenfleisch ist eher gelblich und schmeckt leicht nach Rettich. Nährstoffarme und sandige Böden fördern diesen scharfen Geschmack zusätzlich. Unter den Speiserüben gelten sie als die Rüben mit dem höchsten Gehalt an Glucosinolaten, auch Senföle genannt. Jüngere Rübchen enthalten weniger Senföle als ältere und sind daher generell milder.
Aussäen können Sie sie wie bei den Mairüben bereits zwischen Mitte März und Anfang April, spätere Aussaaten dann wieder ab August. Die Ernte erfolgt im Mai/Juni bzw. Oktober/November. Die Ernte der späten Aussaat können Sie dann auch gut in feuchtem Sand eingebettet den Winter über lagern.
Teltower Rübchen eignen sich hervorragend als Zutat zu Salaten oder gekocht als Suppe. Eine besondere Spezialität sind karamellisierte Rüben. Hierzu werden die halbierten Früchte in karamellisiertem Zucker, der mit Gemüse- oder Fleischbrühe abgelöscht wird, gedünstet. Empfehlenswert ist die Sorte ‘Teltower Kleine’.
Herbstbunter Genuss – Herbstrüben
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Neben den bereits erwähnten Frühlingsrüben gibt es auch Herbstrüben, eine von ihnen ist die sogenannte Herbst- oder Stoppelrübe (Brassica rapa var. rapa subvar. esculenta). Im Mittelalter wurde sie noch sehr häufig angebaut, bevor sie von der Kartoffel fast vollständig verdrängt wurde.
Die Herbstrübe ist etwa doppelt so groß wie die Mairübe, mit der sie auch verwandt ist. Die klassische Herbstrübe ist weiß mit violettfarbenem Ansatz. Daneben gibt es jedoch zahlreiche Varietäten mit brauner, gelber oder roter Schale. Neben diesen Farbvarianten gibt es Herbstrüben als runde und als langgestreckte Formen. Die kugeligen schmecken etwas feiner, die lang gestreckten etwas herber.
Foto: picture alliance/WILDLIFE Die Verwertung der runden, milden Form ist denkbar einfach. Entweder Sie raspeln die leicht süßlich schmeckenden Rüben in Rohkostsalate oder dünsten sie mit etwas Knoblauch und Zwiebeln kurz an. Frische Blattpetersilie unterstützt das Aroma. Die herbere Form eignet sich dagegen gut für Suppen oder Eintöpfe.
Mit einer Vegetationszeit von acht bis zehn Wochen ist die Herbstrübe eine ideale Nachfrucht auf abgeernteten Sommerbeeten. Säen Sie dafür zwischen Juli und August in Reihen aus. Der Reihenabstand sollte
ca. 25–50 cm, der Abstand in der Reihe
ca. 20 cm betragen. In feuchtem Sand eingeschlagen können Sie die Herbstrüben noch bis in den Frühling hinein lagern und verwerten.
Empfehlenswerte Sorten sind die runde, weiß-violettfarbene ‘Bicolor’, die längliche, gelbe ‘Bortfelder’, die zweifarbige ‘Runde Weiße Rotköpfige’, oder die längliche, weiß-violettfarbene ‘Ulmer Ochsenhörner’.
Ganz groß für den Winter – Steckrüben
Foto: JackF/Adobe Stock Ein echter Gigant unter den Rüben ist die Steckrübe (Brassica napus subsp. rapifera). Sie bringt schon mal locker bis zu 1,5 kg auf die Waage. Je nach Region ist sie auch als Kohlrübe, Erdkohlrabi, Oldenburger Ananas oder Gelbe Rübe bekannt. Als 1916 die Kartoffelernte fast vollständig ausfiel und Deutschland in echte Notzeiten geriet, rettete die wüchsige Rübe vielen Menschen das Leben, ebenso in den Hungerwintern zwischen 1946 und 1948. Danach landete sie meist nur noch in den Schweinetrögen.
Die Steckrübe ist ein echtes Wintergemüse. Wenn es draußen nebelig grau und unangenehm nasskalt wird, steht bis November die Ernte an. In feucht-kalten Erdmieten mit hoher Luftfeuchtigkeit lässt sich die Steckrübe sogar bis weit in das neue Jahr lagern. Bei trockener Luft werden die Rüben aber schnell holzig und verlieren rasch an Qualität. Wenn Sie keine Möglichkeit der Lagerung haben, sollten Sie sie also zügig verarbeiten. Allerdings übersteht die Steckrübe leichte Fröste problemlos und kann daher in milden Wintern lange in der Erde bleiben. Als Frostschutz können Sie die Rüben zusätzlich mit gelockerter Erde anhäufeln.
Von allen hier vorgestellten Rüben hat die Steckrübe die längste Kulturdauer, deshalb sollten Sie sie bereits zwischen Ende Mai und Mitte Juni aussäen. Am besten ziehen Sie die Jungpflanzen in kleinen Töpfen vor und pflanzen sie erst später im Abstand von ca. 40 x 40 cm aus. Wie bei allen Rüben ist der Anbau recht unproblematisch, lediglich im Jugendstadium müssen Sie auf eine ausreichende Wasserversorgung achten.
Fotos: womue/Adobe Stock Die Steckrübe ist, was man auf den ersten Blick gar nicht vermuten mag, kalorienarm, dafür aber reich an Kalzium. Das in ihr enthaltene Provitamin A sorgt für die typische Gelbfärbung, wobei es auch weißfleischige Sorten gibt. Dank ihrer festen Textur zerfällt sie nicht gleich beim Kochen und eignet sich gut für Eintöpfe. Gewürfelt oder in Scheiben geschnitten und in Butter gedünstet ist sie auch eine leckere Beilage zu Fleisch oder Fisch.
Eine besonders schmackhafte Sorte ist die goldgelbe ‘Wilhelmsburger’. Weitere empfehlenswerte Sorten sind ‘Marian’, ‘Hoffmans Gelbe’ oder die weißfleischige ‘Niko’.
Genuss ohne Rüben
Foto: Flora Press/Nova Photo GraphikEine aus wilden Rübsen (Brassica rapa) selektierte Sorte ist ‘Namenia’, die keine Rüben ausbildet. Hier wird nur die zarte Blattrosette verzehrt und als Rübstiel oder Stielmus bezeichnet. Aber auch von anderen Rübenarten können Sie nur das Laub oder die Blattstiele verwerten. Beispielsweise können Sie Mairüben gezielt sehr eng säen, um so eine Ausbildung der Rüben zu bremsen und das Wachstum des Laubes und der Blattstiele zu fördern. Die Blattstiele oder das Blatt werden dann wie Spinat oder Mangold zubereitet.
Thomas Neder
Kreisfachberater im Landkreis Coburg
Fränkische Rübchenhochzeit
Foto: NederZutaten für 4 Personen:
4 Scheiben Schweinebauch (ca. 1 cm dick)
1 Zwiebel
1 Steckrübe (ca. 750 g)
2–3 Pastinaken
3 Petersilienwurzeln
8–10 Mairüben
3 Karotten
250 g grüne Bohnen
3 große Kartoffeln
Zubereitung:
Gemüse putzen und in Scheiben schneiden, die Bohnen in Stücke. Die gewürzten Fleischscheiben in etwas Öl kurz anbraten, die klein geschnittene Zwiebel dazugeben, mit etwas Brühe ablöschen und im geschlossenen Schnellkochtopf sechs Minuten vorgaren.
Den Topf abkühlen lassen, wie üblich öffnen. Dann Gemüse lagenweise auf die Fleischscheiben schichten. Die oberste Lage bilden die Kartoffeln. Mit etwas Bohnenkraut und Salz würzen und Brühe aufgießen. Topf schließen und nochmals fünf Minuten kochen. Anschließend abschmecken und mit Petersilie bestreuen.