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Gärtnern im Einklang mit der Natur
Foto: blickwinkel/McPHOTO
Wer naturnah gärtnert, tut der Umwelt Gutes und hat dabei auch noch Erfolg. Für Kleingärtner und biologisch wirtschaftende Hobbygärtner ist die Orientierung an den Abläufen und Zusammenhängen in der Natur ein Muss, um den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu vermeiden oder auf ein möglichst geringes Maß zu reduzieren.
In einer Reihe von Beiträgen werden in den kommenden Monaten hier auf „www.Gartenfreunde.de“ die Grundlagen für naturgemäßes Gärtnern beschrieben. Mit einem Überblick über die Themen und wichtigste Aspekte geht es hier los.
Die Zusammenhänge in der Natur verstehen
Naturnahes Gärtnern heißt, mit der Natur zusammenzuarbeiten, Erfahrungen aus der Natur zu sammeln und im eigenen Grün umzusetzen. Jeder Kleingärtner und jeder naturbegeisterte Mensch kann dies in seinem Garten berücksichtigen und sich mit seinen Nachbarn und Bekannten darüber austauschen. In den Schulungen der Gartenverbände vermitteln erfahrene Kleingärtner: Die Natur zeigt uns vieles, wir müssen es nur verstehen und deuten. Nur so können wir nachhaltig handeln.
Zum naturnahen Gärtnern gehören z. B. der artgerechte Anbau von Pflanzen, ein überlegt ausgewählter Standort für Pflanzungen, der sinnvolle Umgang mit Pflanzenschutzmitteln (wenn überhaupt notwendig), Bodenverbesserung durch Kompostierung oder Gründüngung, eine ausschließlich bedarfsgerechte Düngung der Pflanzen, der sparsame und gezielte Verbrauch von kostbarem Wasser, die Förderung von Nützlingen und vieles Weitere mehr.
Für den Pflanzenschutz empfehlenswert sind z. B. wiederverwendbare Insektenschutznetze, nützlingsschonende Präparate mit natürlichen Wirkstoffen, wie z. B. Neemöl, Rapsöl oder Kaliseife, der Einsatz von Nützlingen (z. B. Nematoden), Leimtafeln und Leimringen.
Auch Wildpflanzen einen Platz einräumen
Foto: Wachtmann
Wenn die Pflanzenvielfalt in den Gärten hoch ist, ist auch mit einer großen Artenvielfalt von Insekten und anderen Tierarten zu rechnen. Im Garten sollten neben Zierpflanzen auch Wildpflanzen zu finden sein, denn viele Tiere benötigen Wildpflanzen als Nahrungsquelle. Achten Sie bei der Pflanzenauswahl auch darauf, dass Schmetterling, Biene und Co. von Frühjahr bis zum Herbst auf Blüten mit Nektar und Pollen angewiesen sind.
Die meisten Wildkrautarten sind einjährig und benötigen für ihre Entwicklung einen Boden, der jedes Jahr aufgelockert wird. Einige Wildkräuter sind mittlerweile als Kulturpflanzen in unseren Gärten wieder angekommen, wie z. B. die Echte Kamille (Matricaria recutita), das Wilde Stiefmütterchen (Viola tricolor) oder die Große Brennnessel (Urtica dioica). Viele dieser Wildkräuter eignen sich auch für uns Menschen als Zutaten für Salate oder als Tees.
Blumenwiese, Steinhaufen und Kompost
Foto: Wachtmann
Eine Wiese ist eine ausdauernde Pflanzengemeinschaft, in der Blumen, Gräser und Kräuter ihren Lebenszyklus bis zur Samenreife durchlaufen und so eine artenreiche Pflanzenwelt bieten. Auch Steingärten, Sand-, Kies- oder Steinhaufen fördern die Artenvielfalt im Garten. Ein einzelner Garten ist immer nur ein Teil eines Lebensraumes von Pflanzen und Tieren, während größere Kleingartenanlagen durchaus ein Gesamtlebensraum für eine oder mehrere Arten sein können.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil zum naturnahen Gärtnern ist die Kreislaufwirtschaft im eigenen Garten. Alles organische Material, ausgenommen kranke Pflanzenteile, sollte im Garten verbleiben und wieder neu aufgearbeitet werden. Ein Komposthaufen ist das beste Beispiel dafür und dient gleichzeitig als hervorragender Lebensraum für viele nützliche Tiere.
Jeder kann Pflanzen und Tiere fördern
Foto: Wachtmann
Jedem Kleingärtner ist es mit einfachen Mitteln möglich, aktiv zum Artenschutz beizutragen. Wir können z. B. mit Stein- oder Totholzhaufen, Wildpflanzenwiesen und Feuchtbiotopen zusätzliche Lebensräume für Insekten und andere nützliche Tiere schaffen und dadurch Flora und Fauna positiv beeinflussen.
Es sollte uns allen ein wichtiges Anliegen sein, unsere Umwelt zu erhalten und zu pflegen. Denn oft werden wir an kleine und große Vergehen gegenüber der Natur erinnert. Daher sollten besonders wir als Kleingärtner jede Gelegenheit bei unserer Arbeit nutzen, um einen Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt und zur Verbesserung unseres Gartens zu leisten.
Darüber hinaus sollten wir den persönlichen Wert für die in der Natur wirkenden Menschen, also auch für uns Kleingärtner, nicht vergessen. Wenn wir zur Erhaltung der Umwelt beitragen, wirken die Arbeiten im Garten und die daraus erworbenen Erkenntnisse positiv für das eigene Leben und die Gesundheit.
Es ist zudem wichtig, immer wieder daran zu erinnern, was durch unsere Gärten für ein unverzichtbares Gut in unseren Händen liegt. Dieses Gut muss immer wieder verteidigt und vergrößert werden, in jedem einzelnen Kleingarten, aber auch im öffentlichen Grün, in Parkanlagen, auf Streuobstwiesen u.v.m.
Sven Wachtmann
Stellv. Landesfachberater des Landesverbandes der Gartenfreunde Berlin
Naturnahes Gärtnern im Überblick
Worum geht's? |
Was ist zu tun? |
Boden | Gründüngung, Mulch, Kompost, Boden bearbeiten, Bodenuntersuchung |
Wasser | Gezielt gießen, Tropfschläuche verlegen, bodennah wässern |
Standort | Optimal für jede Kultur auswählen: sonnig, halbschattig, schattig |
Pflanzen | Robuste Arten auswählen, gesundes Pflanzenmaterial verwenden |
Pflanzabstand | Optimal für jede Kultur auswählen, nicht zu dicht pflanzen |
Düngung | Auf die jeweilige Pflanzenart abstimmen, bedarfsgerecht düngen, Bodenuntersuchung, organischen Dünger bevorzugen |
Nützlinge | Unterschlupf für Tiere schaffen, Insektenhotel, Steinhaufen, Reisighaufen, Benjeshecke, Feuchtbiotop, Nahrungspflanzen für Insekten |
Pflanzenschutz | Integrierter Pflanzenschutz, Nützlinge einsetzen, Pflanzenschutzmittel mit natürlichen Wirkstoffen wählen |