• Gartengestaltung

Gartengestaltung

Eine Frage der Perspektive

Schlagworte zu diesem Artikel:
  • Gartengestaltung
  • Wege
  • Rabatte
  • Sitzplatz
  • Farben
  • Pfade

GartengestaltungFoto: toa555/Adobe Stock

Es kann eine Vielzahl von Gründen dafür geben, einen Garten neu zu gestalten. Entwerder, weil der Garten in keinem guten Zustand oder gar regelrecht verwahrlost ist. Oder der eigene Garten ist einem über den Kopf gewachsen, was häufig aus einer früheren Fehlplanung resultiert. Vielleicht hat sich aber auch die Lebenssituation verändert, und man möchte den Garten seinen jetzigen Bedürfnissen anpassen. Für den Wunsch nach „Neuem“ kann es also durchaus mehrere Ursachen geben.

Richtig und gründlich planen

Völlig normal ist jedoch, dass sich Gärten im Laufe der Zeit verändern. Genau dies macht den Reiz eines Gartens aus, vereinfacht jedoch nicht unbedingt die Pflege. Wenn Sie also über eine Neugestaltung Ihres Gartens nachdenken, sollten Sie immer den Faktor „Zeit“ mit einbeziehen. Zeit, die die Pflanzen benötigen, um zu wachsen und sich zu entwickeln, und ebenso die Zeit, die Sie selbst brauchen und aufbringen können, um den Garten zu bewirtschaften und zu pflegen.

Wenn Sie sich an die Planung machen wollen, gehen Sie überlegt vor und überstürzen Sie nichts. Fangen Sie nicht an zu vielen verschiedenen Stellen gleichzeitig an. Es kann schnell entmutigend wirken, wenn sich Fortschritte dann nur langsam abzeichnen.

Bevor Sie mit der Arbeit beginnen, sollten Sie die gegenwärtigen Begebenheiten genau betrachten und vielleicht sogar einen konkreten Plan zeichnen. Denn ein vorhandenes Gartenhäuschen lässt sich (im Normalfall) ebenso wenig versetzen wie der bereits vorhandene alte Baumbestand. Beantworten Sie sich selbst vorab einige Fragen:

  • Wo ist in meinem Garten im Tagesverlauf der jeweils sonnigste/schattigste Teil?
  • Wo ist der vor Wind und Regen am besten geschützte Platz?
  • Wie ist der Boden beschaffen? Auf einem leichten Sandboden fühlen sich andere Pflanzen wohl als auf einem schweren Lehmboden. Gleiches gilt für den pH-Wert. Es gibt Pflanzen, die einen sauren Boden bevorzugen, andere mögen einen kalkhaltigen.
  • Bedenken Sie Grenzabstände zum Nachbarn, um sich unnötigen Ärger und doppelte Arbeit zu ersparen.
  • Wie möchten Sie die Grenze zum Nachbarn gestalten? Lieber offen oder doch eher geschlossen?
  • Machen Sie sich Gedanken über die Wegeführung zum Gartenhäuschen und einen geeigneten Platz für Ihren Kompost.
  • Bedenken Sie auch die Größe Ihres Gartens.
Durch Räume Größe schaffen

Auch wenn ein Garten klein ist, möchten wir erreichen, dass er durch eine entsprechende Gestaltung großzügiger wirkt, als er eigentlich ist. Hierfür können Sie sich bei der Planung einiger Tricks bedienen.

Durch eine Unterteilung des Gartens in verschiedene Bereiche entsteht Größe. Die meisten von uns möchten, dass ihr Garten großzügig und weitläufig wirkt. Häufig wird durch eine möglichst große Rasenfläche in der Mitte des Gartens und eine Pflanzung außen drum herum versucht, dieses gestalterisch herbeizuführen. Doch ist in diesem Fall die Wirkung genau gegenteilig.

Beim Betrachten der Fläche wird unser Auge durch nichts aufgehalten und beschäf­tigt. Es überblickt in einem Zug das gesamte Areal und leitet diese Information auch genauso an unser Gehirn weiter. Es gibt nichts zu entdecken, nichts Geheimes und nichts Interessantes. Außerdem betont diese Herangehensweise die Außengrenzen und rückt sie auf den Betrachter zu.

GartenteilungFoto: Flora Press/Sabrina Rothe Unterteilen Sie Ihren Garten in Räume – z.B. mit einer Hecke.

Der Garten wirkt dadurch nicht nur klein, sondern vor allem auch sehr langweilig. Dem können Sie durch eine geschickte Pflanzung oder Anordnung von Dingen entgegenwirken. Selbst bei sehr kleinen Flächen ist es möglich, Spannung zu erzeugen, indem ein schöner Strauch, ein Spalier oder auch eine Bank gekonnt eingesetzt wird.

Kleine Flächen sollten Sie am besten in einzelne Räume gliedern. Hierfür brauchen Sie allerdings keine platzraubenden Hecken oder hohen Zäune bzw. Sichtschutzwände. Auch ein kleines Gehölz oder eine niedrige Hecke unterteilen den Raum optisch. Ein Rosenbogen grenzt ebenfalls optisch ab, ohne auszugrenzen. Auch er benötigt nur wenig Platz.

RosenbogenFoto: Jürgen Fälchle/Adobe Stock Ein Rosenbogen grenzt optisch ab, ohne auszugrenzen.

Falls Sie bereits einen großen Garten haben, müssen Sie ihn durch die Gestaltung jedoch nicht noch größer wirken lassen. Dennoch sollten Sie hier nach dem gleichen Prinzip gestalten, denn auch ein großer Garten wirkt durch die Aufteilung in Räume interessanter.

Die Fläche als Ganzes

Wenn eine Fläche durch zu viele Einzelobjekte zergliedert wird, führt das optisch zu einem Verlust des Raumes. Das Auge nimmt zu viele einzelne Objekte wahr und kann den Raum nicht mehr erfassen. Ein gutes Beispiel hierfür ist eine Rasenfläche, die wahl- und ziellos mit verschiedenen Bäumen und Sträuchern bepflanzt oder mit Kübeln und Figuren zugestellt wird.

Buntige PflanzenFoto: Rosalie P./Adobe Stock Wenn Pflanzen in den Raum hineinreichen, verleihen sie ihm mehr Tiefe und Spannung.

Die Fläche ist dann nicht mehr zusammenhängend und wirkt überladen. Wenn man jede Pflanze und jedes Dekoelement für sich betrachtet, ist es reizvoll und hübsch anzusehen. Insgesamt gesehen konkurrieren die Pflanzen und Objekte jedoch um Aufmerksamkeit und laufen sich somit gegenseitig den Rang ab. Hier ist eine sinnvolle Strukturierung und Anordnung der Elemente empfehlenswert.

Sitzplatz im GartenFoto: Flora Press/BIOSPHOTO/Gilles Le Scanff & Joëlle-Caroline Mayer Entstandene Nischen können Sie für die Gestaltung von Sitzplätzen nutzen.

Dabei bedeutet eine sinnvolle Anordnung nicht, dass die Pflanzen geradlinig als Kante um die Rasenfläche herum gepflanzt werden sollten. Auch wenn sich solche Kanten in der Pflege vielleicht leichter handhaben lassen, sind sie aus gestalterischer Sicht nicht optimal. Viel schöner und spannender wirkt es, wenn die Pflanzen in den Raum hineinreichen und sich hierbei zum Teil überdecken. Sie verleihen dem Raum so mehr Tiefe und erzeugen zugleich mehr Spannung.

Die entstehenden Nischen können Sie außerdem für die Gestaltung von Sitzplätzen, Beeten oder Ähnlichem nutzen. Diese Elemente fügen sich dann nahtlos in das Gesamtkonzept ein, ohne unangenehm hervorzustechen. Je nach Perspektive sind so mal die einen, mal die anderen Dinge sichtbar. In diese Nischen lassen sich auch Einzelgehölze pflanzen. Sie dienen dann in gewisser Weise als „Vorposten“ und können dort Heckenvorsprünge markieren. Hierfür eignen sich Großsträucher oder auch Bäume, die für eine Rahmenpflanzung an der Grundstücksgrenze aufgrund der laut Nachbarrecht erforderlichen Grenzabstände nicht in Frage kommen.


Perspektive, Proportion, Form

Selbst im kleinsten Garten kann mit Perspektiven gearbeitet werden. Vor allem hier können damit wahre Wunder vollbracht werden, indem das Auge optisch getäuscht wird.

Die Größe eines Gartens spielt bei der Gestaltung grund­sätzlich eine sehr große Rolle. Mindestens genauso wichtig ist jedoch auch die Form. Ein langer und schmaler Garten wirkt ausgewogener, wenn er durch eine entsprechende Gestaltung optisch verkürzt und nicht zusätzlich noch optisch verlängert wird.

Ebenso kommt es auf die Proportionen an. Schmale Beete und Rabatten mit kleinen Blättern und zierlichen Blüten wirken in einem großen Garten schnell verloren. Gleiches gilt für schmale und kurze Wege. In einem kleinen Garten sind sie jedoch als Gestaltungselemente ideal, weil sie den Garten dann nicht überladen wirken lassen.

Buntige BlumenFoto: Winfried Rusch/Adobe Stock Warme Farben ziehen die Aufmerksamkeit auf sich und sollten sich deshalb im Vordergrund befinden.

Die richtige Farbperspektive

Auch die Auswahl der Farben sorgt bei der Gestaltung für unterschiedliche Wirkungen. Während helle Farben und kühle wie Blau und Grün eher zurückhaltend wirken und sich dem Betrachter nicht aufdrängen, ziehen warme Farben wie Rot, Gelb oder Orange die Aufmerksamkeit auf sich. Sie rücken gewissermaßen auf den Betrachter zu. Ihr Platz sollte sich folglich im Vordergrund befinden. Dahinter folgen dann mit wachsender Entfernung die weniger intensiven, kühleren Farben.

Diese Farbanordnung kann auch in kleineren Gärten optisch mehr Tiefe erzeugen und sie somit größer wirken lassen. Eine Umkehr der Perspektive ist im Normalfall nicht sinnvoll. Sie sollte höchstens in Erwägung gezogen werden, wenn der Garten sehr lang und schmal ist, weil der davorliegende Raum dann optisch verkürzt wird. Diese Perspektivumkehr wäre der Fall, wenn im Vordergrund kühle, zurückhaltende Farben und dahinter warme, intensive Farben gepflanzt werden.

BodenwelleFoto: Stefan Weiß/Adobe Stock Mit Bodenwellen können Sie die Perspektive Ihres Gartens merklich beeinflussen.

Raumschwellen ausbilden

Als Raumschwelle bezeichnet man quer verlaufende Elemente, die wie eine Art Riegel den Blick teilweise begrenzen, aber dennoch einen dahinterliegenden Raum vermuten lassen. Diese Riegel lassen sich mit Trockenmauern, Steinwällen oder auch Hecken umsetzen.

RaumschwellenFoto: Flora Press/FocusOnGarden/Volker Michael Raumschwellen begrenzen teilweise den Blick, lassen aber dennoch einen dahinterliegenden Raum vermuten.

Sie sollten sich jedoch im Vorhinein genau überlegen, welche Höhe diese Riegel haben sollen. Denn auch nur kleine Bodenwellen von wenigen Dezimetern Höhe können die Wahrnehmung des Gartens und die Perspektive merklich beeinflussen. Den besten Effekt erzielen Sie im Übrigen, wenn die Erhöhung in der Sicht­richtung liegt, also, wenn Sie in Richtung dieser Erhöhung schauen.

Auch diagonale Linien lassen in der Regel einen Raum größer und weitläufiger wirken. Ebenso verhält es sich bei runden oder organischen Formen. Sie haben den gleichen Effekt, weil hier die Linien länger sind und sie gleichzeitig durch die abgerundeten Formen nicht so hart wirken.

Sitzplatz im GartenFoto: Daniel Kaesmacher/Adobe Stock Legen Sie einen Sitzplatz etwas höher an, können Sie von dort Ihren Blick durch den Garten schweifen lassen.

Außerdem ist es möglich, einen Sitzplatz etwas höher zu legen. Zum einen bilden Sie somit eine Schwelle aus, zum anderen können Sie von dort Ihren Blick viel besser durch den Garten schwei-
fen lassen. Wenn Sie keine Schwellen ausbilden möchten, können Sie durchaus auch bepflanzte Inseln im Garten anlegen.

Geschwungene WegeFoto: Image’in/Adobe Stock Geschwungene Wege lassen ihr Ende nicht erkennen, der Garten wirkt so größer.

Wege und Pfade

Wenn Sie Wege in Ihrem Garten anlegen, bedenken Sie, dass Wege immer ein Ziel haben sollten. Ein Weg führt beispielsweise vom Gartentor zum Gartenhäuschen, vom Blumenbeet zum Wasseranschluss oder auch zu einem Sitzplatz. Das Ziel sollte sich lohnen. Bei der Auswahl des Materials stehen Natursteine, Pflastersteine, Platten oder auch Mulch und Splitt zur Auswahl. Geschwungene Wege und Pfade lassen ihr Ende nicht gleich erkennen. Sie lassen den Garten größer wirken.

Der Vordergrundbaum

In einem Garten darf ein sogenannter „Vordergrundbaum“ eigentlich nicht fehlen. Er verleiht dem Garten die notwendige Tiefe, wenn er sich seinem Namen entsprechend im Vordergrund des Betrachters befindet. Seine Wirkung lässt sich zusätzlich steigern, wenn er große, dunkle Blätter hat und eine dichte, kompakte Krone. Dennoch sollte der Baum den Blick auf den Garten nicht verdecken. Tief reichende Äste sollten Sie deshalb entfernen. Wenn Sie einen Säulenbaum mit schlankem Wuchs auswählen, entfallen entsprechende Schnittmaßnahmen.

Laubbäume erfüllen gleich mehrere Aufgaben und geben dem Garten eine ganz besondere Ausstrahlung. So spiegeln sie mit ihren Blättern (und Blüten) den Wechsel der Jahreszeiten wider und sorgen zudem im Sommer an heißen Tagen für einen angenehmen Schattenplatz. Nicht nur, dass sie im Alter immer schöner werden und an Charakter gewinnen, sie bilden auch ein Gegengewicht zur anderen größeren Objekten im Garten..

Selbst in einem kleinen Garten sollten Sie daher nicht vollständig auf einen Baum verzichten, sondern auf ein kleinkroniges Exemplar ausweichen. Auch hier gibt es zahlreiche Arten und Sorten. Bei besonders kleinen Gärten oder auch bei dem Wunsch nach mehreren Bäumen eignen sich Säulenbäume für die Pflanzung. Säulenobst lässt sich hierbei nicht nur als Gestaltungselement nutzen, sondern liefert auch gleichzeitig leckere Erträge.

StaudenbeetFoto: Flora Press/FocusOnGarden/Jürgen Becker Legen Sie Staudenbeete mit Höhenstaffelung an, das wirkt lockerer und vielseitiger.

Blumenbeete und Rabatten

Das klassische Beet ist zweidimensional. Hier fehlt eine Höhenstaffelung. Die Pflanzen befinden sich alle auf gleicher Höhe, wie z.B. in einem klassischen Rosenbeet. Eine Rabatte hingegen ist ein besonderes Beet, sie wirkt lockerer und vielseitiger. Aus verschiedenen Blüten, unterschiedlichen Blattformen und -farben, dem Wuchs und den Größen der verschiedenen Pflanzengruppen ergibt sich ein Gesamtbild.

Wiederholen Sie bei der Pflanzung ruhig mehrere Pflanzen oder Pflanzengruppen, dies suggeriert Größe und bringt trotzdem Ruhe in die Gestaltung. Planen Sie eine Rabatte „von oben nach unten“. Beginnen Sie mit einem klein bleibenden Baum oder Strauch oder einer Großstaude (Solitär), also einer Pflanze, die einzeln die Bepflanzung optisch dominiert, danach kommen die kleineren Stauden und zuletzt die Blumenzwiebeln. Sie bringen von Januar bis Dezember, von Winterlingen bis zu den Herbstzeitlosen immer wieder neue Akzente ins Beet und lassen den Garten immer wieder ein bisschen anders aussehen.

Miriam Soboll
Fachberaterin des Landesverbandes
Niedersächsischer Gartenfreunde