- Gemüse
Ein Highlight nicht nur im Gemüsebeet
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Wenn wir im Lehr- und Erlebnisgarten FlorAtrium Besuchergruppen begrüßen, ist das Interesse an gesundem Gemüse groß. Nicht selten wird dabei von älteren Gästen auf vermeintlichen Rhabarber gezeigt, der sich schnell als Mangold ‘Rhubarb Chard’ zu erkennen gibt. Daher ist für mich als Gärtner Nachsicht angesagt bei diesem Verwechselungspotenzal, da der Name der Sorte tatsächlich an die Blätter des Rhabarbers erinnern soll.
Ansonsten haben die beiden Kulturen wenig Gemeinsamkeiten: Mangold gehört zur Familie der Gänsefußgewächse, Rhabarber zu den Knöterichgewächsen.
Bei den unterschiedlichen Mangoldsorten unterscheiden wir zwischen zwei Kulturformen, einerseits verwenden wir Blatt- oder Schnittmangold, andererseits Stiel- oder Rippenmangold. Unser Favorit unter den Mangoldsorten ist ein „Neuseeländer“, diesen Stielmangold wird man jedes Jahr bei uns im Garten vorfinden.
Sein Sortenname ‘Bright Lights’ könnte nicht besser gewählt sein, da dieser Mangold in den Farben vieler alter Sorten erscheint: Dunkleres und helleres Laub kontrastieren mit Blattadern und -stielen in Weiß, Pink, Rot und Gelb. ‘Bright Lights’ ist unser „Highlight“ im Garten.
Gestalten mit Gemüse
Foto: Themenbild Dass Mangold nicht nur im Gemüsegarten verwendet wird, u.a. in Mischkultur, sondern auch als farbenfrohes Element in der Gartengestaltung, können viele Besucher des Beratungszentrums FlorAtrium bestätigen oder auch Gartenfreunde, die in den letzten Jahren verschiedene Gartenschauen besucht haben. Von der Landesgartenschau in Schleswig bis zur Bundesgartenschau in Schwerin, immer wieder entdeckte man das Blattgemüse außerhalb der Gemüsebeete.
Bei uns wird es in unsere gelb-rote Staudenrabatte gepflanzt: Zwischen Sonnenbraut (Helenium-Hybriden) und Sonnenhut (Echinacea purpurea) ist der Mangold ein Blickfang im Blumenbeet. Auch als eine einjährige Beeteingrenzung konnte ich Mangold bei der Landesgartenschau in Schleswig entdecken. Wichtig für die optische Wirkung: Setzen Sie Mangold nie als Solitärpflanze, sondern immer in Gemeinschaft zu anderen. Eine Ausnahme ist die Pflanzung im Kübel: In ein großes Pflanzgefäß gesetzt, versorgt mit genügend Wasser, kann er es mit jeder Beetpflanze aufnehmen.
Aussaat, Pflanzung und Pflege
Foto: LV Bremen/Becker | Foto: LV Bremen/Becker | Foto: LV Bremen/Becker |
(v.l.): Die Aussaat direkt ins Beet erfolgt in Bremen in der zweiten Aprilhälfte. Achten Sie, besonders im trockenen Frühjahr, auf gute Bewässerung. Die Saat ist aufgegangen, hier sprießt eine erste Jungpflanze. |
Im Landesverband Bremen unterscheiden wir zwischen Direktaussaat fürs Freiland und Anzucht für die Gartengestaltung.
Mit der Aussaat in guter Nachbarschaft (Mischkultur) beginnen wir in der zweiten Aprilhälfte, selten ist es in Bremen früher möglich. Bei konstant wärmeren Tagestemperaturen kann man den Pflanzen sprichwörtlich „beim Wachsen zuschauen“.
Gesät wird in Nachbarschaft zu Möhren, Kohl, Radieschen und Buschbohnen. Bewährt hat sich ein Reihenabstand von 30–35 cm, innerhalb der Reihe sollten die Jungpflanzen drei bis vier Wochen nach der Aussaat auf 15–20 cm verzogen werden.
Als Standort bevorzugen wir seit Jahren mit Erfolg ein jeweils im Herbst neu errichtetes Hügelbeet, hier sind durch den andauernden Rotteprozess genügend Nährstoffe vorhanden. Sollte es ein trockenes Frühjahr sein, unbedingt auf eine ausreichende Bewässerung achten.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man in den ersten Wochen auf Mulchmaterial jeglicher Art verzichten sollte. Mangold steht als Jungpflanze ganz oben auf dem Speisezettel der Nacktschnecken, die in der Mulchschicht hervorragende Verstecke und Kinderstuben finden. Statt dessen kann ein Verdunstungsschutz durch regelmäßiges Aufhacken der Bodenkruste erfolgen, da dadurch die langen Kapillarverbindungen unterbrochen werden. Die obersten Bodenbröckchen liegen nach dem Aufreißen nur punktförmig auf dem Untergrund auf, nur dort kann Feuchtigkeit nach oben wandern. Zwischen den Bröckchen herrscht wenig Luftbewegung, daher auch wenig Verdunstung. Außerdem werden durch das Aufhacken der Bodenkruste Schneckeneier an die Bodenoberfläche befördert, wo Vögel sie finden können.
Möchte man später mulchen, eignen sich Materialien wie Stroh oder auch angerotteter Grasschnitt. Sollte es allerdings extremen Schneckenfraß geben, wird dauerhaft auf das Mulchen verzichtet. Um zur Aufwertung von Blumen- und Staudenbeeten im Mai Mangold pflanzen zu können, säen wir (zeitgleich zur Direktaussaat im Gemüsebeet) im April ins Frühbeet. Durch die begünstigten Anzuchtbedingungen im Frühbeetkasten pikieren (vereinzeln) wir die Jungpflanzen schon nach ca. zwei Wochen in Töpfe (Ø 6 cm).
Tipps zur Sortenwahl
‘Lucullus’: hellgrünes, üppiges, zartes Blatt; winterhart
‘Rhubarb Chard’: schmale Blattstiele mit rot-grünen Blättern
‘Walliser’: große, dunkelgrüne Blätter und sehr breite, weiße Blattstiele
‘Bright Lights’: Ursprung Neuseeland, dunkle und helle Blätter, Blattstiele in vielen Farben, von Pink bis Weiß
Fachberatern „praktisch“
über die Schulter geschaut
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Foto: LV Bremen/Becker | Foto: LV Bremen/Becker |
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Einige Tage vor dem Pikieren werden unsere Pflanzgefäße mit Erde aus der eigenen Kompostwirtschaft gefüllt, d.h. wir Gärtner aus dem Lehr- und Erlebnisgarten FlorAtrium verzichten seit Jahren erfolgreich auf gekaufte Anzuchterden sowie auf die Verwendung von Torf. Sind nach weiteren zwei Wochen kräftige Mangoldpflanzen in den Töpfen herangewachsen, können sie nach dem „Abhärten“ außerhalb der Frühbeete an den gewünschten Standorten gepflanzt werden.
Vorteil bei dieser Art der Pflanzenanzucht: Die Pflanzen können auch an den ersten heißen Tagen des Jahres mit getränkten Wurzelballen gepflanzt werden, und das ganze ohne Stress.
Früh mit der Ernte beginnen
Beachtet man alle genannten Pflegemaßnahmen, steht der Ernte der ersten Blätter Ende Juli nichts im Weg. Geerntet wird dann fortlaufend – ähnlich wie bei Pflücksalat – von außen nach innen bis zum ersten Frost Mitte Oktober (lokal auf Bremen bezogen).
Kurz vorher ernten wir ab und lassen die Pflanzenreste erfrieren, oder wir belassen das Herz und schützen die Pflanze mit einer dicken Laubschicht. Letzteres tun wir nur, wenn wir selbst Saatgut gewinnen möchten. Denn Mangold blüht und bildet Samen erst im zweiten Kulturjahr.
Wird erst in den letzten Wochen der Vegetationszeit mit der Ernte begonnen, können einige Pflanzen von Mehltau befallen sein, auch die Wurzelfäule könnte sich dann bemerkbar machen. Beginnt der Gartenfreund jedoch frühzeitig im Jahr mit der Ernte, wachsen vom Pflanzen-„Herz“ her immer neue, gesunde Blätter nach.
Pflanzenschutz
Tipps, wie Sie Mangold vor Krankheitserregern schützen können, lesen Sie hier.
Hartmut Clemen,
Landesgartenfachberater des Landesverbandes
der Gartenfreunde Bremen