- Gartengestaltung
Kletterpflanzen zur Wandbegrünung
Foto: Flora Press/Thomas Dupaigne
Eine Lauben- oder Schuppenwand, die mit Kletterpflanzen bewachsen ist, ist weit mehr als nur ein gestalterisches Element im Garten. Mit der richtigen Pflanzenauswahl schaffen Sie einen naturnahen, ökologisch wertvollen Lebensraum, der Insekten, Vögeln und Kleintieren als Rückzugsort dient und ihnen Schutz, Nahrung und Nistmöglichkeiten bietet. Und manche Arten wie die Kiwi oder Tafeltrauben bieten ganz nebenbei auch noch die Möglickeit zur Ernte.
Gerade die blühenden Kletterpflanzen wie Clematis, Kletterrosen oder Geißblatt sind wahre Paradiese für Bienen, Schmetterlinge und andere Bestäuber, denn ihre Blüten bieten reichlich Nektar und Pollen. Einige Kletterpflanzen wie der Efeu können durch ihre Wüchsigkeit zwar problematisch sein, doch gerade Efeu gilt durch die späte Blütezeit als besonders wertvoll.
Darüber hinaus ziehen viele Kletterpflanzen auch Insekten und Spinnen an, die wiederum als Nahrung für Raubinsekten und Vögel dienen. Apropos Vögel: Arten wie der Haussperling, die Amsel oder das Rotkehlchen nutzen dichte Kletterpflanzen gern als Nist- und Rastplatz. Und die Beeren von Efeu oder Wildem Wein sind im Herbst und Winter eine willkommene Nahrungsquelle.
Kletterpflanzen tragen jedoch noch auf weitere Weise zur Bereicherung des Gartenökosystems bei. So verbessert eine mit Pflanzen bewachsene Wand auch das unmittelbare Mikroklima, indem Temperaturschwankungen ausgeglichen werden und Feuchtigkeit abgegeben wird. Zudem wird die Fassade vor Witterungseinflüssen geschützt und zu einem gewissen Teil auch gedämmt.
Falls Sie Sorge haben, das eine bewachsene Wand besonders pflegeintensiv ist, ist dies unbegründet. Kletterpflanzen sind ausgesprochen robust und gedeihen auch unter schwierigen Bedingungen ohne Düngung oder weiteres Zutun. Je nach Art kann lediglich ein wuchsbegrenzender Schnitt von Zeit zu Zeit nötig sein.
Empfehlenswerte Arten
Bei den Kletterpflanzen gibt es ein- und mehrjährige Arten. Die Angaben zur Wuchshöhe stellen dabei lediglich die maximal erreichbare Höhe unter optimalen Bedingungen dar. Je nach Standortbedingungen und Witterung variiert sie bzw. ist durch die bauliche Unterkonstruktion begrenzt. Mehrjährige Arten benötigen dabei auf jeden Fall stabilere Rankgerüste.
Ranker, Klimmer, Schlinger
Ranker: Halten sich mit ihren korkenzieherähnlichen Spross- oder Blattteilen an den Kletterhilfen fest. Bevorzugt werden Kletterhilfen, deren Streben maximal bleistiftdick sind.
Selbstklimmer: Können sich selbstständig an der Wand festhalten, entweder mit Haftscheiben oder speziellen Haftwurzeln. Ein zusätzliches Gerüst brauchen sie somit nicht.
Schlinger: Benutzen ihren gesamten Haupttrieb, um sich in die Höhe zu winden. Senkrechte Kletterhilfen, die nicht zu glatt sind, werden bevorzugt
Spreizklimmer: Besitzen keine aktiven Kletterorgane. Sie nutzen stattdessen ihre langen Triebe, um sich auf Gerüsten abzulegen, bzw. ihre Stacheln oder Dornen zum Festhaken
Wenn Ihnen der geeignete Platz für größere Kletterpflanzen fehlt oder Sie sich nicht auf eine Art dauerhaft festlegen möchten, ist das kein Grund, darauf zu verzichten. In diesem Fall sind einjährige Kletterpflanzen eine gute Alternative. Mit ihnen können Sie ebenso schnell und unkompliziert die Laubenwand oder auch Zäune und andere Elemente mit Blättern und Blüten bedecken. Der Handel bietet hier im Frühjahr eine große Auswahl an Jungpflanzen, in der Regel ist es jedoch günstiger und einfacher, die Pflanzen aus Samen selbst zu ziehen. Im zeitigen Frühjahr ausgesät, erfreuen sie im Sommer mit reicher Blütenpracht.
Foto: salita2010/Adobe Stock
Kletter-Hortensie (Hydrangea anomala ssp. petiolaris)
Typ: Selbstklimmer, mehrjährig
Wuchshöhe: 6–8 m
Standort: halbschattig
Blüte: Juni/Juli
Besonderheit: Blüten bieten viel Nektar und locken dadurch viele Insekten an
Foto: Flora Press/Meyer-Rebentisch
Tafeltrauben (Vitis vinifera)
Typ: Ranker (kann sich jedoch nicht selbst tragen), mehrjährig
Wuchshöhe: 8–10 m
Standort: vollsonnig
Blüte: Mitte Mai bis Mitte Juli, unscheinbar
Besonderheit: leckeres Naschobst für Mensch und Tier, Blüten werden gern von Insekten besucht
Foto: Flora Press/Alain Kubacsi
Pfeifenwinde (Aristolochia macrophylla)
Typ: Schlinger, mehrjährig
Wuchshöhe: 5–10 m
Standort: schattig
Blüte: Juni, unscheinbar
Besonderheit: auffällig große Blätter
Foto: kseniashe/Adobe Stock
Scharfzähniger Strahlengriffel/Mini-Kiwi (Actinidia arguta)
Typ: Ranker, mehrjährig
Wuchshöhe: 2–7 m
Standort: sonnig
Blüte: Mai/Juni
Besonderheit: leckeres Naschobst im Spätsommer und Herbst, Blüten werden von vielen Insekten besucht
Foto: JFBRUNEAU/Adobe Stock
Sternwinde oder Spanische Flagge (Ipomea lobata)
Typ: Schlinger, einjährig
Wuchshöhe: 3–5 m
Standort: sonnig
Blüte: Juli bis Oktober
Besonderheit: Blüte wechselt von Rot nach Gelb
Foto: nickkurzenko/Adobe Stock
Mondwinde (Ipomoea alba)
Typ: Schlinger, einjährig
Wuchshöhe: bis 4 m
Standort: sonnig bis halbschattig
Blüte: Juni bis September
Besonderheit: bei frostfreier Überwinterung auch mehrjährig, Blüten duften nachts und locken Nachtfalter an
Foto: Judith/Adobe Stock
Purpurglöckchen (Rhodochiton atrosanguineus)
Typ: Ranker, einjährig
Wuchshöhe: 1,5–3 m
Standort: sonnig bis halbschattig
Blüte: Juni bis Oktober
Besonderheit: produziert viel Nektar
Foto: Flora Press/Perry Mastrovito
Feuer-Geißblattschlinge (Lonicera x heckrottii)
Typ: Schlinger, mehrjährig
Wuchshöhe: 3–4 m
Standort: halbschattig
Blüte: Mai bis September
Besonderheit: duftende Blüten, die gern von unterschiedlichen Insekten besucht werden
Foto: Colette/Adobe Stock
Waldrebe (Clematis der Montana-Gruppe)
Typ: Ranker, mehrjährig
Wuchshöhe: 3–8 m
Standort: sonnig bis halbschattig
Blüte: Mai bis Juli
Besonderheit: Blüten sind sehr beliebt bei Bienen und anderen Insekten
Foto: Colette/Adobe Stock
Ramblerrosen (Rosa in Sorten)
Typ: Spreizklimmer, mehrjährig
Wuchshöhe: 2–5 m
Standort: sonnig
Blüte: Juni bis Oktober
Besonderheit: einfachblühende Sorten wie ‘Bobbie James’ oder ‘Lavender Siluetta’ bieten Insekten viel Nahrung
Foto: Paulina/Adobe Stock
Duftende Platterbse (Lathyrus odoratus)
Typ: Ranker, einjährig
Wuchshöhe: 1–2 m
Standort: sonnig
Blüte: Juni bis September
Besonderheit: angenehm duftende Blüten, Magnet für Bienen und andere Insekten
Foto: Wagner Campelo/Adobe Stock
Glockenrebe (Cobaea scandens)
Typ: Ranker, einjährig
Wuchshöhe: 3–8 m
Standort: sonnig
Blüte: ab Juni bis zum Frost
Besonderheit: kann frostfrei überwintert werden, Blüten werden von vielen Insekten angeflogen
Gerrit Viets
Redaktion „Gartenfreund“, Verlag W. Wächter