- Hochbeet
- Frühbeet
- Gewächshaus
Ein Kompost-Hochbeet: „Abfallprodukt“ Ernte
Foto: Buchter-Weisbrodt Von einer 16 m² großen Gartenfläche 50–60 kg Kohlrabi ‘Superschmelz’ ernten – „Wie machst Du das?“ Kürbisschwemme im Vorjahr – „Ist ja der Garten eines Fachberaters!“ Das stimmt zwar, aber diese Erfolge, ja Erlebnisse, kann jeder Gartenfreund haben, und das sehr kostengünstig.
Ein Palettenhochbeet bauen
In Supermärkten oder kleinen Gewerbebetrieben werden oft Einwegpaletten aus unbehandeltem Weichholz gelagert, die die Firmen kostenpflichtig entsorgen müssten. Wer nett fragt, bekommt sicher welche umsonst (möglichst mit geschlossenem Holzboden für die Seitenwand) und erreicht vielleicht sogar, dass die Paletten angeliefert werden.
Bei der Auswahl der Paletten sollten Sie darauf achten, dass die Paletten nicht beschädigt und etwa gleich groß sind. Beschädigte Paletten können eventuell noch zerlegt werden und dann in Einzelbrettern zum Stabilisieren dienen.
An einer geeigneten Stelle im Garten (es sollte im Gegensatz zum Kompostplatz ein Platz mit direkter Sonneneinstrahlung sein) wird die Fläche vorbereitet. Der Boden darf ruhig etwas verfestigt sein, nicht vorher umgraben!
Da die Paletten nicht genormt sind, muss man erst probieren, wie sie am besten zueinander passen, damit ein rechteckiges Hochbeet entstehen kann. Auch sollten Sie darauf achten, dass die Seiten des Hochbeetes, die man ständig sieht, mit den besten Paletten bestückt werden.
Eine Hilfe ist es, die Linie, auf der die Paletten stehen sollen, mit einer Richtschnur zu kennzeichnen. Dann geht es ans Werk: Einen kleinen Graben mit dem Spaten ausheben und die erste Palette senkrecht ca. 15 cm tief in die Erde einlassen. Mit den anderen Paletten verfahren Sie in gleicher Weise.
Foto: Steckert Achten Sie darauf, dass die obere Kante aller Paletten gleich hoch ist. Wenn für die Größe des geplanten Hochbeetes nicht genug Paletten vorhanden sind, können Sie trotzdem mit dem Bau beginnen. Dann aber die Paletten in U-Form setzen, damit weiter anfallende Bioabfälle angefüllt werden können.
Sind die Paletten ausgerichtet, wird der vorher ausgehobene Graben mit Erde aus der Mitte des Hochbeetes gefüllt und etwas angestampft. Dann den oberen Rand des Hochbeetes mit Brettern von beschädigten Paletten so verschrauben, dass keine Palette seitlich wegknicken kann. Bitte jetzt nicht das Hochbeet mit Holzschutzmitteln streichen – wir wollen ja gesundes Gemüse ernten und keine Chemie.
Wie befülle ich das Hochbeet?
Foto: Roemer Hier geht man genauso vor wie bei Hügelbeet oder Kompostbehälter. Grobe Materialien nach unten und dann abwechselnd das, was so im Garten anfällt: Rasenschnitt, Moos vom Vertikutieren, gehäckselte Gartenabfälle von Sträuchern, Hecken, Blumen und Bäumen.
Wichtig ist, fertigen Kompost als Starter dazwischen zu streuen. Was nicht hineingehört, sind Pflanzenteile mit Dornen und Stacheln.
Foto: Steckert Wenn z.B. im Herbst das Hochbeet ganz gefüllt ist, wird es kräftig gewässert, falls das nicht Petrus schon erledigt hat. Dann wird eine dünne, schwarze Baufolie, z.B. 4 x 5 m, über das Beet gespannt und mit Steinen beschwert.
Die Folie verhindert das Verdunsten der Feuchtigkeit und absorbiert die Wärme der Herbstsonne, sodass die Bodenlebewesen fleißig arbeiten können. Wer möchte, kann sogar Kompostbeschleuniger während des Befüllens einstreuen, das ist aber aus meiner Sicht nicht notwendig.
Das erste Jahr
Im Mai (1. Pflanzjahr), wenn das Volumen des Füllgutes auf ca. 60 cm Höhe abgesackt ist, können Sie die erste Bepflanzung vornehmen. Dazu schneiden Sie in die Folie Kreuze von ca. 20 cm Länge, Pflanzabstand 100 cm. Die Ecken der Folie werden hochgeklappt und ca. 5 l Gartenerde oder Kompost eingefüllt.
In diese Erde können Sie vorgezogene Zucchini- oder Kürbispflanzen setzen oder Samen auslegen. Die Frühlingssonne hat den Boden unter der Folie so vorgewärmt, dass die Pflanzen schnell wachsen.
Wenn die Kürbispflanzen anfangen zu ranken, wird die Folie weiter eingeschnitten und irgendwann ganz entfernt. Bis zu diesem Zeitpunkt ist fast kein Aufwuchs von Wildkräutern zu erwarten, nur ein wenig direkt an den Pflanzen.
Foto: Steckert Haben sich die Kürbispflanzen prächtig entwickelt, sodass nur noch eine grüne Pflanzeninsel zu sehen ist, wird es auch dort nicht viele Probleme mit Wildkräutern geben, da die Kürbisblätter ja Schatten auf den Boden werfen. Wer die Natur beobachtet, kann feststellen, dass „Mutter Natur“ Stellen, die auf irgendeine Weise gerodet wurden, sei es durch den Menschen, durch Tiere oder durch entwurzelte Bäume, in kurzer Zeit zuwachsen lässt.
In der freien Natur gibt es alles, nur keinen unbedeckten Boden. Wir dürfen nie vergessen: „Wir brauchen Mutter Natur – aber sie braucht uns nicht!“
Schneiden Sie die Kürbisranken nicht hinter dem ersten Fruchtansatz ab, sondern leiten Sie sie mit kleinen Bambusstöckchen in die Richtung, wo Platz ist. So entstehen mehrere mittelgroße Früchte, die Sie selbst verarbeiten oder einkochen können oder für die es dankbare Abnehmer in der Nachbarschaft oder in nahe gelegenen Pflegeheimen gibt.
Hierbei sollten Sie die am Ort tätige „Tafel“ nicht vergessen. Im Herbst werden die Pflanzenreste auf dem Hochbeet zusammengeharkt und den Winter über liegen gelassen.
Das zweite Jahr
Foto: Breder Bearbeiten Sie vor dem Bepflanzen im zweiten Pflanzjahr die obere Humusschicht: Pflanzenreste vom Vorjahr entfernen, Wildkräuter jäten und den Boden z.B. mit dem Sauzahn nur durchreißen. Da der Boden immer noch sehr nährstoffreich ist, empfiehlt sich der Anbau eines Starkzehrers, wie z.B. Kohlrabi. Ideal ist hier die Sorte ‘Superschmelz’. Sie sollten die Pflanzen allerdings vorziehen.
Hierfür wieder eine kostengünstige Variante: Eierkartons sammeln, mit Anzuchterde befüllen und in jede Mulde zwei bis drei Samenkörner legen, die kräftigste Jungpflanze durch Wegschneiden der Konkurrenzpflanzen stehen lassen. Wenn die Witterung es zulässt, die Pflanzen im empfohlenen Pflanzabstand auspflanzen. Als Pflanzennachbar eignet sich Knollensellerie.
Am Rande des Hochbeetes können Sie als Begleitkultur Radieschen oder Salat aussäen. Der Platz lässt sich so lange dafür nutzen, bis die Kohlrabipflanzen so viel Blattmasse entwickelt haben, dass der Boden beschattet ist. Wichtig ist, regelmäßig und ausreichend zu wässern.
Im Laufe des Sommers können Sie schon Kohlrabi ernten, dadurch erhalten die benachbarten Pflanzen mehr Platz, und es können große Knollen heranwachsen, so wie mein Prachtexemplar mit einem Gewicht von 7800 g im Gartenjahr 2008. Eine Bodenprobe nach dem ersten Standjahr des Hochbeetes ergab übrigens die Empfehlung, die nächsten Jahre nicht zu düngen.
Das dritte Jahr
Sie können praktisch jede Art von Gemüse im dritten Pflanzjahr ausbringen, selbst Rote Bete oder Möhren. Wichtig ist nur, dass der Boden tiefgründig genug ist, also genug feines Pflanzenmaterial als oberste Schicht in das Hochbeet eingebracht worden ist.
Reparieren und Weiterverwerten
Foto: Feiner Nach fünf Standjahren, manchmal auch schon früher, sind kleine Reparaturarbeiten am Hochbeet fällig – Latten auswechseln oder neu verschrauben, manchmal sogar ganze Paletten auswechseln oder neue Verkleidungen montieren. Ist nach mehreren Jahren keine Palette mehr in gutem Zustand, werden alle Schrauben, Nägel etc. entfernt.
Die angerotteten Teile werden als unterste Schicht im nächsten Hochbeet bald zu Kompost. Den fertigen Kompost im Garten verteilen und einen Teil zum „Impfen“ des nächsten Hochbeetes verwenden.
Wozu ein so großes Hochbeet?
Ein normaler Kompostbehälter von 1 m3 reicht längst nicht aus, um die im Garten anfallenden Pflanzenabfälle aufzunehmen. Wir selbst bewirtschaften einen Kleingarten von ca. 760 m² und haben inzwischen das dritte Hochbeet angelegt.
Der Gemüseanbau ist hier Mittel zum Zweck – schnelle Umsetzung von Pflanzenmasse in Kompost. Die Ernte ist faktisch das „Abfallprodukt“ der Kompostierung.
Kosten-/Nutzenrechnung
Foto: Steckert Wenn ich ein Hochbeet mit den Maßen 2 x 4 m anlege und eine bepflanzbare Höhe von 60 cm erreichen möchte, ergibt sich ein Kompostvolumen von ca. 5 m³. Durch den Verrottungsvorgang gehe ich davon aus, dass im Laufe des Jahres, in dem das Hochbeet angelegt wird, mindestens die dreifache Menge der endgültigen Kompostmenge als Pflanzenmasse eingefüllt werden kann, also 15 m³ Gartenabfälle.
Wenn Sie diese Menge in Bioabfallsäcke à 35 l abfüllen, benötigen Sie bis zu 50 Müllsäcke und müssen die Grünabfälle zur Kostenersparnis sehr klein schneiden. Wenn Sie schon die Arbeit haben, warum nicht auch den Nutzen?
Die Vorteile auf einen Blick:
- Keine Anschaffungskosten
- Keine Holzschutzmittel
- Keine teuren Biomüllsäcke
- Kein mühseliges Kompostumsetzen
- Schnelles Einfüllen von grobem Material möglich
- Nährstoffreicher Boden
- Nachhaltige Bewirtschaftung des Kleingartens
- Behindertengerechte Ausrichtung des Hochbeetes möglich
Seien Sie mutig, schauen Sie in Ihrem Garten, was schon an verwendbarem Material für ein Hochbeet vorhanden ist. Alte Rankgitter, die man an den Enden an Kanthölzern befestigt, können ebenfalls die Grundlage für ein Hochbeet sein – oder gerade gewachsene Äste vom Baumschnitt.
Die können Sie mit etwas Abstand in die Erde setzen und nach dem Prinzip der Benjes-Hecke Zweige darin verflechten. Diese Varianten habe ich zwar noch nicht gebaut, kann mir aber gut vorstellen, dass sie praktikabel sind.
Brigitte Steckert,
Fachberaterin im Verein
der Gartenfreunde Laatzen, Niedersachsen