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Ein Mistbeet ermöglicht frühe Anzucht
Foto: Leumer In einer Zeit, in der der Hobbygärtner Kleingewächshäuser mit Heizung oder Minitreibhäuser für die Fensterbank kaufen kann, stellt sich die Frage, ob ein Mistbeet noch sinnvoll ist. Auf der anderen Seite ist zu bedenken, dass in einer Zeit, in der das Geld immer knapper wird und der eigene Anbau von Gemüse sowie die eigene Anzucht von Blumen immer wichtiger erscheinen, ein eigenes Mistbeet doch sehr sinnvoll sein kann.
Von alters her ist bekannt, dass es heißen und kalten Mist gibt. Rinder- und Schweinemist gehören zu den kalten und Pferde-, Esel- und Schafsmist zu den heißen Mistarten. Die wärmende Wirkung von Pferdemist wurde früher im Winter für Ställe und Unterkünfte genutzt.
Wegplatten geben der Erde halt
Ein Frühbeet, das mit einer Mistpackung geheizt wird, heißt Mistbeetkasten. Ein ganz normales Frühbeet wird 40 cm tief ausgehoben. Wer für lange Zeit einen Mistbeetkasten anlegen will, sollte die Erde unter den Umfassungsbrettern absichern. Wegplatten eignen sich dafür besonders gut. Graben Sie die Platten senkrecht in die Erde ein, sodass die Oberkante auf gleicher Höhe mit dem umgebenden Boden abschließt. Dabei sollten sie sich etwas nach außen neigen, um dem Druck, der später von der Erde im Frühbeet ausgeht, besser standhalten zu können.
Den Winter zum Bauen nutzen
Jetzt können Sie den Frühbeetkasten darüber bauen und die Erde ausschachten. Wer pfiffig ist, baut sich im Winter in aller Ruhe einen solchen Kasten. Die Seitenbretter müssen mindestens 3 cm stark sein, sonst ist der Kasten nicht ausreichend isoliert. Die Fenster des Kastens sollten nach Süden geneigt sein, um die Sonnenkraft voll zu nutzen.
Die niedrige Seite des Kasten sollte eine Höhe von mindestens 25 cm und die hohe Seite 40 cm messen. Doppelkästen, bei denen die Fenster zu beiden Seiten hin geneigt sein sollen, platzieren Sie am besten in Nord-Süd-Richtung, damit auch hier die Sonnenenergie bestens ausgenutzt wird.
Den Mist richtig einbringen
Anfang bis Mitte März wird der Kasten mit Pferdemist gepackt. Pferdemist bekommen Sie z.B. kostenlos auf Reiterhöfen. Es muss natürlich frischer Mist sein, denn der Verrottungsvorgang bringt uns die Wärme. Vielleicht können Sie sich mit Nachbarn absprechen, um den Transport zu organisieren.
Geben Sie den Mist mit Hilfe einer Mistgabel ganz locker in den Kasten. Das muss sehr sorgfältig geschehen, damit eventuell zusammengepresste Klumpen gleichmäßig verteilt werden. Bringen Sie den Mist bis zur hohen Kante des Frühbeetes ein, und treten Sie ihn dann ganz fest. Dabei nehmen Sie eine Mistforke zu Hilfe, mit der Sie auch die Gleichmäßigkeit der Packung kontrollieren können. Hierzu stechen Sie an mehreren Stellen in die Mistpackung ein und prüfen so die Festigkeit.
Foto: Leumer Nun gießen Sie viel Wasser auf den Mist, denn die Bakterien lieben es feucht. Dann geben Sie eine 8 cm dicke Schicht gute Gartenerde oder alte Komposterde auf den Mist. Anschließend legen Sie die Fenster auf. Der Kasten ruht nun fünf Tage. Während dieser Zeit setzt eine intensive Verrottung ein, bei der viel Ammoniak frei wird. Dieser würde Pflanzen und Samen abtöten.
Tipps für die Anzucht
Nach fünf Tagen lüften Sie, und die Aussaat oder Bepflanzung kann beginnen. Sie können nun wie in einem normalen Frühbeetkasten arbeiten, nur eben viel früher. Bis –6° C hält der gepackte Kasten aus, wenn es kälter wird, müssen Sie die Fenster abdecken. Wer noch früher anfangen will oder der Witterung nicht ganz traut, kann auch die Seitenwände von innen noch mit Mist schützen.
Wenn Sie in kleinen Kisten aussäen, können Sie mit der Anzucht im Frühbeet flexibler umgehen. Während einige Sämlinge noch Zeit brauchen, können Sie andere schon pikieren. Einfacher und kostengünstiger lassen sich im Hobbybereich keine Jungpflanzen oder auch Frühgemüse heranziehen.
Während des Sommers wird der Kasten für empfindliche Kulturen wie z.B. Auberginen oder Melonen genutzt. Im Winter holen Sie den Mist dann aus dem Kasten und können ihn zum Düngen nutzen. Das alles können Sie natürlich auch mit einem Kleingewächshaus machen.
Heinrich Leumer