• Gartenpraxis
  • Gartengestaltung
  • Obst und Nüsse

Schlanke Bäume – viel Ertrag

Schlagworte zu diesem Artikel:
  • Säu­len­obst­bäu­me
  • Äpfel
  • Birnen
  • Kirschen
  • Ballerina-Apfelbäume
Schlanke Bäume – viel Ertrag

ÄpfelFoto: botanikfoto/Müller Für den kleinen Garten, die Terrasse und sogar für den Balkon sind Säu­len­obst­bäu­me eine echte Bereicherung. Die schlanken Gehölze machen es möglich, auf ganz wenig Platz Äpfel, Birnen oder Kirschen zu ernten.

Säulenformen sind entweder genetisch bedingt oder durch gärtne­rische Selek­tion (Auslese) und Züchtung ent­stan­den. Schwacher und schlanker Wuchs, früher Fruchtansatz (oft am Stamm) sind Eigenschaften, die dafür wichtig sind. Zusätzlich wählt der Baum­schuler bei der Veredelung schwach wach­sen­de Unterlagen (Wurzelstöcke) und beginnt schon bei den ganz jungen Pflanzen mit gezielten Schnitt­maß­nah­men zur Formierung und Förderung der Fruchtholzbildung.

Am bekanntesten sind die Ballerina-Apfelbäume. Sie bilden von Natur aus sehr kurze Seitentriebe und brauchen keinen Schnitt. Leider überzeugen viele der bisher erhältlichen Sorten jedoch geschmacklich oft nicht, und die Bäume sind zudem recht krankheits­an­fällig. Neuere Züchtungen, z.B. die Cats-Serie aus der Forschungsanstalt Geisen­heim oder die Campani­lo-Serie vom Institut für Obstforschung in Pillnitz, versprechen bessere Resultate. Von anderen Obstarten gibt es bisher kaum von Natur aus schlank wachsen­de Formen.

Reicher Blütenansatz dicht am StammFoto: Pleiner Reicher Blütenansatz dicht am Stamm. Dass Säulenobst nur etwas für einen Naschgarten ist, also relativ wenige Früch­te bringt, stimmt nicht. Ein Obstbaum in Buschform mit einem Kro­nen­durch­mes­ser von rund 2,5 m braucht über 6 m2 Platz. Pflanzt man auf dieser Fläche sechs bis acht Säu­len­obst­bäu­me, ergibt das mindestens den gleichen Ertrag. Man kann aber mehr Sorten pflanzen und hat so eine größere Auswahl.


Säulenobstbäume schneiden: So geht’s!


Säulenobstbäume schneidenFoto: Riedeberger Um einen kompakten Säulenbaum zu erziehen, ist es wichtig, den Wuchs nach oben früh genug zu bremsen und eine Verkahlung des Stammes zu verhindern (Bild links). Die Seitentriebe müssen regelmäßig eingekürzt werden (Bild rechts), damit sie sich weiter verzweigen und Frucht­knospen gebildet werden (bei Ballerina-Apfelbäumen nicht notwendig).


Für einen kompakten Säulenobstbaum ist es wichtig, starken Wuchs nach oben früh genug zu bremsen und zu verhindern, dass der Stamm im unteren Bereich verkahlt. Dafür wird der Leittrieb das erste Mal in einer Höhe von etwa 80 cm angeschnitten (= abge­schnitten). Dadurch wird der Wuchs der Seitentriebe angeregt. Das Anschneiden des Leittriebes führt man anfangs jedes Jahr durch und geht dabei immer 50 cm höher, bis der Baum die gewünschte Endhöhe erreicht hat.

Alle Seitentriebe werden auf 8–12 cm eingekürzt, damit sich wei­te­re Verzweigungen und viele Fruchtknospen bilden. Das Einkürzen bremst das Längenwachstum und bewirkt, dass die ver­blei­ben­den, nah am Stamm liegenden Knospen austreiben. Die neuen Triebe kürzt man im selben Jahr noch einmal. Bei allen Obst­arten (außer dem Apfel) kann man – solange die Triebe noch sehr weich sind – mit dem Fingernagel leicht die Spitzen der Seitenverzweigung bei 8–12 cm abkneifen (pinzieren).

Durch die regelmäßigen Schnittmaßnahmen entsteht ein schöner Baum mit hohem Fruchtertrag und optimalem Wuchs. Das Schnei­den wird so lange wiederholt, bis der Baum die gewünschte Breite erreicht hat. Um ein Veraltern der Bäume zu verhindern, werden später die älteren, stark verholzten Triebe am Stamm entfernt, damit junge Triebe genug Licht zum Wachsen haben. Diese werden wieder pinziert und geschnitten.


Rückschnitt der SeitentriebeFoto: Riedeberger Der Rückschnitt der Seitentriebe und die Blütenknospen sind bei dieser Säulenkirsche gut zu erkennen (links). Die Früchte bilden sich direkt am Stamm (rechts).


Hecke oder Solitär: Säulenobst im Garten

Säulenobst im GartenFoto: Riedeberger Bei Pflanzung in der Reihe sollte der Abstand zwi­schen Apfelbäumen 60 cm, bei allen anderen Obst­ar­ten 80–100 cm betragen. Das ergibt zwar keine akkurate und blickdichte Hecke, weil die Wuchs­höhen unterschiedlich sind. Aber als Sichtschutz und Raumteiler sind Säulenobstbäume besonders in kleinen Gärten gut geeignet. Solitäre, also einzeln gepflanzte Säulen, passen z.B. an den Rand des Gemüse- oder Staudenbeets oder neben die Terrasse.

Kirsche, Pfirsich, Nektarine und Aprikose brauchen die meisten Sonnenstunden. Apfel, Birne, Zwetsche und Mirabelle kommen mit etwas weniger aus. Der Boden sollte nicht zu sauer sein, nicht verdichtet oder staunass. Das Pflanzloch wird doppelt so tief und so breit ausgehoben, wie der Topfballen groß ist. Die ausgehobene Erde mit Pflanzerde oder Kompost im Verhältnis 5:1 mischen. Nach dem Einpflanzen mit reichlich Wasser angießen.

Im Frühjahr nach dem Blattaustrieb bekommt jede Pflanze 50 g mineralischen Langzeitvolldünger mit einem hohen Stickstoffanteil. Organischer Dünger wird dem Nährstoffbedarf eines Säulenobst­baums nicht gerecht, weil der Baum nur wenig Blattmasse besitzt. Ab Ende Juni keinen stickstoffbetonten Dünger mehr geben, sonst sind die Pflanzen zu wüchsig und die Triebe zu weich. Damit das Holz vor dem Winter gut ausreift, wird ab August mit einem mine­ra­lischen Volldünger mit hohem Kaligehalt nachgedüngt. Die letzte Düngung sollte spätestens zwei Monate vor der Kälteperiode durchgeführt werden, damit genug Zeit zum Aushärten gegeben ist.

 

Sorten-Empfehlungen von Säulenobst-Experte Marek Riedeberger


Äpfel: ‘Rondo’ (süß, mehr mehlig, wie ‘Elstar’) und ‘Greencats’ (mit gesunder Säure und ziemlich bissfest, wie ‘Granny Smith’). Von der Anfälligkeit gegenüber Krankheiten her die beiden besten.

Birnen: ‘Obelisk’ (wächst langsam und hält ihre Säulenform mit wenig Schnitt) und ‘Novembra’ (robuste Neuzüchtung, die fast nie Birnengitterrost bekommt und ziemlich früh trägt).

Zwetschen: ‘Haganta’ und ‘Tophit’ (beide mit sehr großen Früchten, gut steinlösend und aromatisch, ‘Tophit’ hat eine dünne, zarte Schale).

Pfirsiche: ‘Roter Weinbergpfirsich’ (wächst langsamer als andere Pfirsiche und muss dadurch nicht so oft geschnitten werden, rotes, aromatisches Fruchtfleisch, wenig Probleme mit der Kräuselkrankheit).

Aprikosen: ‘Hilde’ und ‘Clarina’ (beide extrem winterhart, wachsen fast von allein als Säule, ‘Hilde’ setzt bereits im ersten Standjahr Früchte an, ‘Clarina’ ein Jahr später).

Mirabellen: ‘Aprimira’ (schmeckt nach Aprikose und Mirabelle) und ‘Bellamira’ (trägt am einjährigen Holz, beide tragen reich).

Nashi: ‘Nijiseiki’ (wächst schmal und gedrungen, braucht wenig Schnitt und bildet trotzdem gute Seitenverzweigung).

Kirschen: ‘Silvia’ (die älteste Sorte, wächst langsam und gedrungen, mittelgroße, dunkle Kirsche) und ‘Cesar’ (ziemlich große, rote, herzförmige Kirsche, die sehr früh reift und dadurch selten Probleme mit Maden hat).


Mobil im Kübel auf Terrasse und Balkon

Wenn Bäume im Kübel im Winter draußen überwintern sollen, werden sie in ein frostsicheres Gefäß ge­pflanzt. Das sollte groß genug sein und mindestens 40 l Volumen haben. So bleibt der Baum auch nach dem dritten Jahr noch standfest und braucht keinen Stützstab – und Sie müssen nicht jedes Jahr umtopfen. Verwenden Sie hochwertiges Substrat für Kübelpflanzen, hier sollte auf keinen Fall gespart werden. Die meist gut zu erkennende, verdickte Veredelungsstelle sollte beim Topfen immer über der Erde bleiben – anders als bei Rosen, bei denen die Ver­e­de­lungs­stel­le mindes­tens 5 cm tief in der Erde liegen sollte.


Säulenobst im KübelFoto: Reinhard-Tierfoto


Die Düngung ist für Kübelpflanzen besonders wichtig, weil den Wurzeln nur ein sehr begrenztes Erdvolumen zur Verfügung steht, aus dem sie Wasser und Nährstoffe ziehen können. Zum Blatt­aus­trieb bekommt der Baum pro Liter Topf­inhalt 2 g Volldünger (Blau­korn, stickstoffbetont). Mitte Juni wird nachgedüngt, damit genug Stickstoff zum Johannestrieb Ende Juni zur Verfügung steht. Ende Juli kommt phosphat-kalium-betonter Dünger zum Aushärten zum Einsatz, ebenfalls 2 g/l Topfinhalt.

Auch im Winter muss gegossen werden, denn die meisten Kübel­pflanzen erfrieren nicht, sondern verdursten. An frostfreien Tagen gibt man gerade so viel Wasser, dass die Erde es schnell aufneh­men kann. Stellen Sie den Kübel außerdem im Winter in eine wind­geschützte Ecke, da der Wind noch viel kälter sein kann, als das Außenthermometer anzeigt. In sehr rauen Lagen können die Säulen frostfrei, aber kühl überwintert werden, etwa in einer Garage. Dann aber nicht zu früh wieder ins Freie stellen.


Ein gut gepflegter Baum wird selten krank

Eine vollständige Resistenz gegen Krankheiten gibt es nicht, es gibt nur Bäume, die mehr oder weniger anfällig sind. Eine große Rolle spielen auch andere Faktoren: Feuchtwarme Witterung fördert Pilzkrankheiten wie Kräuselkrankheit, Mehltau und Birnengitterrost. Der Befall mit Apfelschorf beginnt schon während der Blütezeit, wenn die Blüten Spätfrost abbekommen. Die Sporen vom Birnengit­ter­rost überwintern an Wacholder und anderen Nadelbaumarten. Es liegt viel am Umfeld, dem Wetter und der Pflege des Baums, wie widerstandsfähig er ist. So sollte z.B. das abgefallene Laub im Herbst entfernt werden und der Baum immer gut mit Nährstoffen ver­sorgt sein.

Gegen Wildverbiss an Obstbäumen hilft eine um den Stamm gelegte Wildverbissspirale. Fraß­schä­den durch Wühlmäuse verhindert erfolgreich großzügig um den Wurzelballen gelegter engmaschiger Kaninchendraht. Gerade bei ­Äpfeln ist das wichtig.

 

Bezugsquellen

Von Marek Riedeberger empfohlene Sorten: Pflanzen 1x1,
Tel. 0 55 71/91 92 11,
www.balkonobst.de

Weitere Sorten: Bakker Holland
Tel. 0 41 02/49 91 11
www.bakker-holland.de

Gärtner Pötschke
Tel. 0 18 05/86 11 00
(14 Ct./Min. aus dem dt. Festnetz, mobil max. 42 Ct./Min.)
www.poetschke.de

Lubera
Tel. 0 75 43/9 89 25 05
www.lubera.com


Marek Riedeberger