• Gartengestaltung

Stauden für Schattenplätze

Stauden für SchattenplätzeFoto: Lugerbauer

Im Gegensatz zu sonnigen Beeten werden Gartenflächen unter Bäumen oder im Schatten von Gebäuden häufig als anspruchsvoll und schwierig zu bepflanzen empfunden. Das ist schade, denn mit der passenden Pflanzenauswahl können Sie auch diese Bereiche attraktiv gestalten!

Dabei hilft die enorme Vielfalt an Stauden, die sich im Laufe von Jahrtausenden rund um den Globus an die Bedingungen in Wäldern angepasst haben. Die größte Hürde stellt dabei die verringerte Sonneneinstrahlung dar, weshalb Stauden unterschiedliche Strategien ­entwickelt haben, um trotzdem wachsen zu können.

Schatten-Strategien

Viele Stauden nutzen große, zum Teil weit ausgebreitete Blätter, die mehr vom wenigen Licht erhaschen, das auf den Waldboden fällt. Etliche andere setzen auf den Zeitvorsprung, der beim Erwärmen des Waldbodens im Frühling bleibt, ehe die Laubbäume austreiben.

SchaublattFoto: AngieC/Adobe Stock Schaublatt

Daher findet sich besonders für die ersten Wochen der Vegetationsperiode eine schier unglaubliche Vielfalt an Arten, die gleich nach der Schneeschmelze für ein wahres Blütenfeuerwerk sorgen. Später im Jahr folgen dann die Blattschmuckstauden.

Im Garten sind Pflanzen aus beiden Gruppen gut kombinierbar, da Frühblüher wie Schneeglöckchen, Buschwindröschen oder Lerchensporn rasch wieder einziehen und von den später austreibenden Pflanzen wie Schaublatt, Funkien und Farnen einfach überwachsen werden.

Vor Hecken, unter Bäumen

Schwarzer SchlangenbartFoto: HVPM dev/Adobe Stock Schwarzer Schlangenbart ‘Nigrescens’

Im Garten sind schattige Beete unter Laubbäumen oder vor Hecken am besten zu bepflanzen, weil sie dem natürlichen Lebensraum von Waldpflanzen am nächsten kommen. Im Herbst anfallendes Laub darf dann auch einfach auf den Beeten verbleiben. Im Wald entsteht durch Laub, kleine Ästchen und altes, verrottendes Holz ein charakteristischer, dunkler und duftender Waldboden, der die Pflanzen genau mit dem versorgt, was sie brauchen und außerdem Wasser gut im Boden hält. Damit sich Schattenstauden wohlfühlen, sollten Sie also unbedingt mit Laub mulchen und jeden Herbst für eine Laubschicht auf den Beeten sorgen. Jährlich rund 5 cm lockeres Laub ist ideal, um mit den Jahren einen waldartigen Boden entstehen zu lassen.

Unter solchen Idealbedingungen können Sie für Ihr Schattenbeet aus dem Vollen schöpfen. Nach dem Blütenreigen von Schneeglöckchen, Krokus, Primeln und Co. geht es üppig weiter. Im April sorgen Lungenkraut (Pulmonaria), Kaukasusvergissmeinnicht (Brunnera) und Frühlingsplatterbse (Lathyrus vernus) für Blütenfülle, im Mai und Juni schließen sich Salomonssiegel (Polygonatum), Kambrischer Scheinmohn (Me­conopsis cambrica), Mondviole (Lunaria rediviva) und Immenblatt (Melittis melissophyllum) an.

MaiapfelFoto: Flower_Garden/Adobe Stock Maiapfel

HirschzungenfarnFoto: Richard Griffin/Adobe Stock

Danach kehrt im Schatten Ruhe ein, und die verschiedenen Blattstrukturen übernehmen. Außergewöhnliches Blattwerk mit zum Teil exotischen Blüten zeigt die Gattung des Maiapfels (Podophyllum), üppig und dschungelhaft wird es mit dem Tafelblatt (Astilboides tabularis) und dem Schaublatt (Rodgersia, auch Bronzeblatt). Tolle Kombinationen ergeben sich zusammen mit langlebigen Gräsern wie Japan-Waldgras (Hakonechloa macra) oder auffälligen Farnen wie Schildfarn (Polystichum), Pfauenradfarn (Adiantum pedatum) oder Hirschzungenfarn (Asplenium scolopendrium).

Im tiefen Gebäudeschatten

Auch im Schatten von Gebäuden, gedeihen Schattenstauden gut, solange sichergestellt ist, dass die heiße Mittagssonne vom späten Vormittag bis mittleren Nachmittag abgeschirmt ist. Genauso als Standort geeignet ist die Nord- oder Ostseite Ihrers Gartenhäuschens – bei Platzmangel im Beet können Sie vor allem Funkien, aber auch Farne, gut in Töpfen kultivieren.

Härtefall trockener Schatten

Wirklich schwierig wird es erst, wenn der Wurzelbereich von flachwurzelnden oder sehr alten Bäumen bepflanzt werden soll. Denn wenn Sie mit dem Spaten kaum in den Boden kommen, dann wird auch den Pflanzen das Anwachsen schwerfallen. Hier können Sie bis zu 15 cm fruchtbare Erde, etwa Lauberde, aufschütten, um den Stauden einen Startvorteil zu verschaffen. Höheres Aufschütten ist nicht zu empfehlen, da einige Gehölze sehr empfindlich auf solche Eingriffe reagieren.

Mit trockenem Schatten kommen die meisten Frühjahrsblüher gut zurecht, etwa Blausternchen, Schneeglanz, Winterling und Elfenkrokus. Für später im Jahr bieten sich Nesselkönig (Lamium orvala, auch Großblütige Taubnessel), gelbe Elfenblumen (Epimedium x perralchicum ‘Frohnleiten’), Bergwald-Storchschnabel (Geranium nodosum) und Waldgeißbart (Aruncus dioicus) an.

Langsam starten, tief wurzeln

NesselkönigFoto: mauritius images/Garden World Images/Dr Alan Beaumont Nesselkönig

Einmal gepflanzt sind Schattenstauden überaus pflegeleichte Gewächse. Sie wachsen nicht so üppig und rasch wie ihre Kollegen in der Sonne, was damit zusammenhängt, dass im Wald mit weniger Konkurrenz zu rechnen ist. Die meisten entwickeln sich daher eher gemächlich, bilden erst tieferes Wurzelwerk und lassen sich oberirdisch Zeit, was in den ersten beiden Jahren etwas Geduld erfordert – dafür sind die meisten Waldpflanzen langlebig und, wenn sie eingewachsen sind, sehr robust gegenüber Trockenheit.

Ihre Pflege erfordert neben der Gabe von Laubmulch nur einen Rückschnitt am Ende des Winters, der etwas früher erfolgen sollte als in den sonnigen Beeten, da die meisten Schattenstauden schon im Februar zu wachsen beginnen und die ersten Frühblüher bei einem späteren Rückschnitt sonst in Mitleidenschaft gezogen werden.

 

Winterliche Hingucker

Weil zahlreiche Schattenstauden wintergrün sind, können Sie in Ihrem Garten auch im Winter und Vorfrühling für Blickpunkte sorgen. Besonders schön ist das Laub von Christrosen (Helleborus), insbesondere das der Nieswurz (Helleborus foetidus). Ge­meinsam mit Balkan-Wolfsmilch (Euphorbia amygdaloides var. robbiae), Hirschzungenfarn (Asplenium scolopendrium), Frühlings- und Herbst­alpen­veil­chen (Cyclamen coum, C. hederifolium) sowie Schattengräsern wie Waldmarbel (Luzula sylvatica) sowie dem grasartigen Schwarzen Schlangenbart (Ophiopogon planiscapus ‘Nigrescens’) gestalten Sie ganzjährig attraktive Beete.

Beginn einer Leidenschaft

Es ist schwer, bei Schattenstauden nicht ins Sammeln zu geraten. Das Angebot ist groß, und viele Pflanzen sind so verlockend klein, dass Sie viele unterschiedliche in einem Beet vergesellschaften können. Weitere Empfehlungen sind müßig, denn wer bei Schattenstauden auf den Geschmack gekommen ist, wird bald von selbst auf weitere Schätze stoßen!

Besuchen Sie am besten zeitig im Frühjahr Staudengärtnereien oder Pflanzenmärkte, um Buschwindröschen, Leberblümchen, Lerchensporn und Co. direkt in Blüte zu erleben und so Ihren persönlichen Schatten-Blütentraum zusammenzustellen.

Schattenstauden. Die dunkle Seite Ihres Gartens

Buchtipp zum Thema

Lugerbauer, Katrin: „Schattenstauden. Die dunkle Seite Ihres Gartens“. Ulmer Verlag, Stuttgart. 2. Auflage 2023. ISBN 978-3-8186-1444-7.

 

 

Katrin Lugerbauer
Gartenbloggerin, Gartenbuchautorin