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Naturnah und lebendig: Wasser- und Sumpfgärten
Gefährdete Feuchtgebiete
Foto: Stein Stück um Stück fallen wertvolle Feuchtgebiete dem Streben des Menschen nach Wohlstand und Wachstum zum Opfer. Seit der Jahrhundertwende sind über 75 % unserer Kleingewässer, Tümpel und Dorfweiher verschwunden.
Gleichzeitig mit dem Rückgang der Feuchtgebiete werden viele von diesem Lebensraum abhängige Tiere und Pflanzen immer seltener: Gut 20 Pflanzenarten aus Feuchtstandorten gelten bei uns bereits als ausgestorben! Andere Vertreter, wie z.B. das Bodensee-Vergissmeinnicht (Myosotis rehsteineri), das Lange Zypergras (Cyperus longus subsp. longus) oder die Kleine Teichrose (Nuphar pumila) sind in Deutschland nur noch auf ein oder zwei eng begrenzten Naturstandorten zu finden.
Was kann der Hobbygärtner tun?
Foto: Stein Auf Feuchtgebiete in der freien Landschaft hat der Privatmann wenig direkte Einflussmöglichkeiten, und das Ausbringen von Pflanzen und Tieren in die Natur darf nur mit Genehmigung der zuständigen Naturschutzbehörde erfolgen! Im Haus- oder Kleingarten dagegen besteht genügend Freiraum für eigene Vorstellungen, und mit etwas Geschick und Einfühlungsvermögen lässt sich ein naturnahes Feuchtbiotop einrichten.
Auch bei begrenzten Platzverhältnissen lassen sich Wasserbecken und Sumpfbeete anlegen, in die heimische Pflanzen eingebracht werden können. Die Entnahme aus Naturbeständen ist dabei genauso zu unterlassen wie eine Ausbringung dorthin!
In Staudengärtnereien und Fachgartencentern steht eine Vielzahl an heimischen Sumpf- und Wasserpflanzen bereit. Auch viele seltene und geschützte Arten sind im Angebot enthalten. Wer auf Exoten verzichtet und heimische Arten mit einheitlichen Standortansprüchen zusammenpflanzt, kann im Garten eine Pflanzengesellschaft nach natürlichem Vorbild schaffen und so einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz leisten.
Und so wird es gemacht
Foto: Stein Lage: Ein vielfältiges Pflanzen- und Tierleben erfordert einen möglichst sonnigen Standort des Teiches oder Sumpfbeetes. Um eine natürliche Wirkung der Anlage zu erzielen, sollten Sie die tiefste Stelle im Garten als Standort wählen.
Als Materialien zum Abdichten kommen die folgenden Baustoffe in Betracht:
- Am verbreitetsten sind nach wie vor PVC-Folien mit 0,8–1 mm Stärke. Sie erlauben eine individuelle Gestaltung. Bei großen Anlagen können die Folienbahnen verschweißt werden, worüber Sie sich vom Fachmann beraten lassen sollten. Teurer, aber umweltfreundlicher sind vorkonfektionierte Folien aus synthetischem Kautschuk (EPDM).
- Fertigteiche aus glasfaserverstärktem Polyester sind nur bis maximal etwa 20 m² Wasserfläche zu bekommen.
- Bei betonierten Teichen besteht im Winter die Gefahr, dass der Frost den Beton sprengt, da dieses starre Material die Ausdehnung des Eises nicht mitmacht.
- Ton als Naturbaustoff wird heute wieder stärker für Teichdichtungen verwendet. Beim Einsatz im Garten sollten Sie jedoch bedenken, dass Pflanzenwurzeln und -triebe die Tonschicht durchwachsen und dadurch für Undichtigkeiten sorgen können.
Größe und Tiefe: Für einen Teich mit 80 cm Tiefe sollte eine Fläche von wenigstens 6–8 m² vorgesehen werden, wenn das Ufer nicht zu steil sein soll. Ein flaches Ufer – zumindest in Teilbereichen – ist für Amphibien als Ein- und Ausgang des Teiches notwendig.
Außerdem sollte bei naturnahen Bepflanzungen eine großzügige Flachwasserzone für Röhrichtarten geschaffen werden. Kleinere Flächen lassen sich z.B. als Sumpfbeet gestalten.
Foto: Stein Einfüllen des Substrates: Wenn die Teichanlage einen möglichst naturnahen Charakter haben soll, sollten Sie nicht in Körbe pflanzen, sondern den Boden des Teiches inklusive der Sumpfzone mit Substrat ausfüllen. Es genügt bereits eine Stärke von 10 cm.
Um gegen eine spätere starke Veralgung und Trübung des Wassers vorzubeugen, sollten Sie ein möglichst nährstoffarmes Material, z.B. feinen Kies oder Sand, verwenden. Für reine Sumpfbeete ist dagegen lehmiger Gartenboden mit einer Zumischung von Torf oder kompostierter Rinde geeignet.
Die Bepflanzung: Die Pflanzen werden vor dem Einfüllen des Wassers eingesetzt. Bei Pflanzung ab Mitte Mai bis spätestens Ende Juli können Sie davon ausgehen, dass die Pflanzen anwachsen.
Tipp: Bepflanzen Sie die tiefen Zonen nicht zu dicht, damit auch nach einigen Jahren noch freie Wasserfläche zu sehen ist. Bei sehr kleinen Flächen sollten Sie auf eine Bepflanzung der tiefen Zone lieber ganz verzichten und nur später einige Unterwasserpflanzen einbringen.
Gefährdete Sumpf- und Wasserpflanzen für den Hausgarten
Foto: Stein In den Übersichten 1–4 finden Sie eine Auswahl an seltenen Sumpf- und Wasserpflanzen der so genannten „Roten Liste“. Alle dort genannten Arten sind folglich am Naturstandort gefährdet, zum Teil sogar vom Aussterben bedroht.
In den Übersichten bedeuten die Abkürzungen, die hinter den botanischen Namen in Klammern stehen: A = für nährstoffarme Standorte, N = für nährstoffreiche Standorte, W = für weiches (kalkarmes) Wasser, H = für hartes (kalkreiches) Wasser, K = schwachwüchsig, für kleine Anlagen geeignet, G = wuchernd, nur für große Anlagen.
In gut sortierten Staudengärtnereien und Fachgartencentern sind sie jedoch meist erhältlich und sollten mit Vertretern der „gewöhnlichen“ heimischen Feuchtgebietsflora, z.B. Sumpf-Dotterblume (Caltha palustris), Blut-Weiderich (Lythrum salicaria) oder Rispen-Segge (Carex paniculata), kombiniert werden.
1. Feuchtzone (Pflanzen für ständig feuchten Boden, aber ohne Wasserstand) |
Kahle Rosmarinheide (Andromeda polifolia, AW), Gewöhnlicher Rippen-Farn (Blechnum spicant, AWK), Davalls-Segge (Carex davalliana, AK), Knabenkraut (Dactylorhiza majalis, AK), Sonnentau (Drosera-Arten, AWK), Kamm-Wurmfarn (Dryopteris cristata, NW), Sumpf-Ständelwurz (Epipactis palustris, A), Bunter Schachtelhalm (Equisetum variegatum, H), Breitblättriges Wollgras (Eriophorum latifolium, AK), Sumpf-Wolfsmilch (Euphorbia palustris, N), Lungen-Enzian (Gentiana pneumonanthe, AK), Sumpf-Siegwurz (Gladiolus palustris, AK), Sumpf-Herzblatt (Parnassia palustris, AK), Mehl-Primel (Primula farinosa, AK), Sumpf-Greiskraut (Senecio paludosus, N) |
2. Sumpfzone (von ca. 10 cm über der Wasserlinie bis ca. 10 cm unter der Wasserlinie) |
Schlangenwurz (Calla palustris, NW), Draht-Segge (Carex fiandra, W), Gottes-Gnadenkraut (Gratiola officinalis, NW), Sumpf-Johanniskraut (Hypericum elodes, NW), Strand-Binse (Juncus maritimus, N), Straußblütiger Gilbweiderich (Lysimachia thyrsiflora, W), Bodensee-Vergissmeinnicht (Myosotis rehsteineri, HK), Weißes Schnabelried (Rhynchospora alba, AWK), Schwarzes Kopfried (Schoenus nigricans, AHK), Stachelspitzige Teichsimse (Schoenoplectus mucronatus, N), Kleiner Igelkolben (Sparganium natans, W), Gewöhnlicher Sumpffarn (Thelypteris palustris, N), Sumpf-Dreizack (Triglochin palustre, NG), Zwerg-Rohrkolben (Typha minima, H) |
3. Flachwasserzone (ständiger Wasserstand von 10–40 cm) |
Gewöhnlicher Igelschlauch (Baldellia ranunculoides, K), Blumenbinse (Butomus umbellatus, N), Herzlöffel (Caldesia parnassiifolia, NWK), Binsen-Schneide (Cladium mariscus, NHG), Langes Zypergras (Cyperus longus subsp. longus, N), Froschkraut (Luronium natans, W), Vierblättriger Klee-Farn (Marsilea quadrifolia, N), Fieberklee (Menyanthes trifoliata, W), Gewöhnlicher Pillen-Farn (Pilularia globulifera, NW), Zungen-Hahnenfuß (Ranunculus lingua, NG), Shuttleworths Rohrkolben (Thypha shuttleworthii, NG) |
4. Tiefwasserzone (Mindestwassertiefe 50–80 cm) |
Dichtblättriges Laichkraut (Groenlandia densa, A), Europäische Wasserfeder (Hottonia palustris, NW), Froschbiss (Hydrocharis morsus-ranae, N), Kleine Teichrose (Nuphar pumila, NW), Seerose (Nymphaea-Arten, NW), Gewöhnliche Seekanne (Nymphoides peltata, NG), Krebsschere (Stratiodes aloides, NH), Wassernuss (Trapa natans var. natans, N), Wasserschlauch (Utricularia-Arten, AW) |
Bayerische Landesanstalt
für Weinbau und Gartenbau,
Landespflege