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Die richtige Leiter

Schlagworte zu diesem Artikel:
  • Gartentechnik, Leiter, Ellenbogenmethode, Alu, Holz, Aufstieg, Traglast

Arbeiten auf der LeiterFoto: Henry Czauderna/Adobe Stock

Ob Äpfel pflücken oder Bäume schnei­den, im Garten geht es auch mal hoch hinaus. In so einem Fall sind Leitern das Arbeitsmittel der Wahl. Leider gehen einige Gartenfreunde manchmal fahrlässig damit um – Unfälle sind die Folge. Nach einer Schätzung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz aus dem Jahr 2001 ereignen sich jedes Jahr rund 48.000 Stürze von Leitern.

Die Ursachen dafür sind vielfältig, häufig war jedoch die Leiter nicht für die Tätigkeit geeignet oder der Untergrund nicht standfest. Denn Leiter ist nicht gleich Leiter, es gibt große Unterschiede, was etwa die Form oder das Material angeht.

Alu oder Holz?

Bevor es an die Auswahl des passenden Leitertyps geht, lohnt ein kurzer Blick auf die Materialien und die Verarbeitung. Bei Leitern für den normalen Hausgebrauch stehen heutzutage hauptsächlich Holz und Aluminium zur Wahl.

Hochwertige Holzleitern sind ebenso langlebig und stabil wie Aluleitern, sofern sie trocken gelagert und regelmäßig gepflegt werden. Holz ist in puncto Elastizität zudem besser als Aluminium. So passt sich das Material gut den Bäumen, dem Untergrund und dem Gewicht des Gartenfreundes an. Ein weiterer Vorteil: Gerade an feuchten und kalten Tagen fühlt sich die Holzleiter deutlich wärmer an und ist weniger rutschig als Metall.

Entscheidende Vorteile von Aluminiumleitern sind dagegen ihr geringeres Gewicht und die höhere Belastbarkeit – wobei Letztere auch von der Verbindung zwischen Holm und Sprossen abhängt. Geschweißte Verbindungen können etwa bei intensiver Belastung brechen, da sie sehr starr sind.

Schraubverbindungen haben den Vorteil, dass sie ggf. ausgetauscht werden können. Allerdings können sich einfach angeschraubte Sprossen bei starker Belastung auch verdrehen. Das gilt auch für Nietverbindungen mit Nieten oder Stanznieten, die höhere Belastungen aushalten. Die sicherste und belastbarste Verbindung ist die sogenannte Verbördelung. Hierbei werden die Enden ineinander gepresst, sodass eine gut verankerte und unlösbare Verbindung entsteht.

Sicherer Aufstieg

Damit der Aufstieg nicht zum freien Fall wird, sollten Sie einige Sicherheitsaspekte beachten: 
•  Benutzen Sie nur Leitern, die sich in einem einwandfreien Zustand befinden.
•  Achten Sie beim Aufstellen immer auf eine geeignete Standfläche. Bei glatten Böden sollten Sie zusätzliche Rutschsicherungen anbringen (z.B. Gummifüße oder Gummiprofile). Für den Einsatz auf dem Rasen eignen sich Stahlspitzen.
•  Bei unebenen Böden leisten gebogene und verstellbare Traversen gute Arbeit, denn sie können Unebenheiten von ­15 cm und mehr ausgleichen und so einen standsicheren Halt der Leiter ermöglichen. Dadurch werden unsichere Konstruktionen, wie Hölzer unter die Füße der Leiter stellen oder Ähnliches, überflüssig. Bei Steh- und Mehrzweckleitern ist es zudem wichtig, dass alle Gelenke vollständig einrasten und die Spreizsicherung straff gespannt ist.
EllenbogenmethodeGrafik: Verlag W. Wächter•    Bei Anlegeleitern sollte der Aufstellwinkel bei ca. 65–70 Grad liegen, steiler aufgestellt kann die Leiter leicht nach hinten kippen. Flacher aufgestellte Leitern biegen sich durch und wippen beim Besteigen. Ob der Winkel stimmt, können Sie ganz einfach kontrollieren. Stellen Sie sich seitlich neben die Leiter, mit dem Fuß an einem Holm parallel zu den Sprossen. Strecken Sie dann Ihren Arm zur Leiter und nehmen Sie den Unterarm im rechten Winkel nach oben. Wenn Sie mit dem Ellenbogen die Leiter berühren, steht diese richtig (s. Grafik rechts).
•  Anlegeleitern sollten maximal bis zur viertobersten Sprosse, beidseitig begehbare Leitern bis zur drittobersten Sprosse und Allzweckleitern mit aufgesetztem Leiterteil bis zur fünftobersten Sprosse bestiegen werden. Achten Sie beim Kauf auch auf das GS-Sicherheitszeichen TÜV/GS und die DIN-Norm EN 131 sowie Piktogramme zum Einsatzzweck der Leiter.

Damit bei der Obsternte nun nichts mehr schiefgeht, führen Sie sich immer vor Augen: „Stehe fest mit beiden Beinen und halte dich mit einer Hand fest!“

 

 

Feststehende AnlegeleiterFoto: Hymer

Feststehende Anlegeleiter

Diese Anlegeleitern sind einteilige, unbewegliche Leitern bis
ca. 7 m Länge. Arbeiten sollten nur mit entsprechender Sicherung erfolgen. Möglich sind: Einhak- oder Einhängevorrichtungen, Gummianleger und das Anbinden des Leiterkopfes. Problematisch ist, dass Anlegeleitern seitlich wegrutschen können.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gelenk-UniversalleiterFoto: Hailo

Gelenk-Universalleiter

Sie besitzt drei variable Gelenke und bildet eine Zwischenform aus Steh- und Anlegeleiter sowie Podest. Wird kein Gelenk angewinkelt, kann sie als Anlehnleiter verwendet werden. Wird das mittlere Gelenk angewinkelt, wird sie zur beidseitig begehbaren Stehleiter. Mit entsprechendem Belag und Anwinkelung beider Außengelenke kann sie als Podest genutzt werden.

 

 

 

 

 

 

 

ObstbaumleiterFoto: Leitermacherei Sucker


Obstbaumleiter

Sie ist eine Sonderform der Anlegeleiter für den Gartenbau. Sie sollte mit Spitzen an den Füßen und ein oder zwei beweglichen Stützspitzen ausgestattet sein, die sich in den Boden bohren und so einen sicheren Stand gewährleisten. Trotzdem sollten Sie auch bei diesen Leitern das obere Ende am Baum befestigen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

TeleskopleiterFoto: Hailo

Teleskopleiter

Es gibt sie als Anlege- oder Stehleiter. Bei Bedarf können die Holme einfach kompakt zusammengeschoben und die Leiter gut verstaut werden. Zum Arbeiten kann sie einfach auf die gerade benötigte Länge ausgezogen werden. Achten Sie beim Kauf darauf, dass sich die Leiter leicht und sicher ausziehen bzw. einrasten lässt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

MehrzweckleiterFoto: Hailo

Mehrzweckleiter

Sie werden häufig auch Allzweck- oder Vielzweckleiter genannt und bestehen in der Regel aus drei Teilen, die individuell zusammengesteckt werden können. Je nach Ausführung ist eine Höhe von bis zu 10 m möglich. Sie sind entweder als Steh- oder Anlegeleiter nutzbar, mit entsprechendem Zubehör auch als Kleingerüst.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

SchiebeleiterFoto: Hymer

Schiebe- und Seilzugleiter

Sie werden ebenfalls hauptsächlich als Anlegeleiter genutzt, bestehen in der Regel jedoch aus zwei bis drei Elementen, die beliebig verschoben bzw. mit dem Seilzug gezogen werden können. Sie können eine Länge von bis zu 10 m haben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

EinholmleiterFoto: Hof Jeebel/biogartenversand.de

Einholmleiter

Sie wird auch Tiroler Steigtanne genannt und besteht aus nur einem Holm. Sie besitzt einen beweglichen Fuß mit Spitzen, der auch auf allen unebenen und schrägen Flächen sicher steht. Der obere Teil ist immer sprossenlos, wodurch er gut in Astgabeln Halt findet. Die Steigtanne ist ideal für die Obsternte oder den Obstbaumschnitt, da auf ihr, durch ein Einwinkeln der Beine zwischen den Sprossen, ein beidhändiges Arbeiten möglich ist.

 


Sven Wachtmann
Vorstandsmitglied für Fachberatung
des Landesverbandes Berlin der Gartenfreunde