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Ein grünes Dach für die Laube

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DachbegrünungFoto: picture alliance/botanikfotoIn dicht bebauten, stark versiegelten Quartieren in Ballungsräumen sind Dachbegrünungen dringend erforderlich. So helfen Gründächer, insbesondere bei Starkregenereignissen Niederschlagswasser zurückzuhalten und Gebäude durch Verdunstung von Wasser zu kühlen. Außerdem tragen begrünte Dächer zur Bindung von Feinstaub, zur Erhöhung der Biodiversität und nicht zuletzt zum Schutz der Dachabdichtung vor starken Temperaturschwankungen, Hagel und UV-Strahlung bei.

Die Dämmleistung für darunterliegende Räume ist beachtlich, insbesondere wenn keine oder nur eine geringe Dämmung des Daches vorhanden ist – die Räume unterm Dach sind im Sommer kühler und im Winter wärmer. Diese Vorteile der Dachbegrünung treffen selbstverständlich auch auf die Gartenlauben in Kleingartenanlagen zu. So können der Schutz der Dachabdichtung und die Dämmleistung auch langfristig Sanierungskosten einsparen.

Vorgaben beachten

Doch Dächer sind sehr unterschiedlich gestaltet. Sie können schräg, steil, flach oder gebogen sein und viele Varianten der Abdeckung aufweisen. Welches Dach kann wie begrünt werden?

Bei der Neuplanung einer Gartenlaube ist alles möglich, da die wichtigsten Vorgaben für eine Dachbegrünung, wie das Gewicht und die Entwässerung des Daches, von Anfang an mit eingeplant werden. Dazu gehört auch, vorab eine Baugenehmigung vom Vereinsvorstand einzuholen, auch wenn die gesetzlichen Vorgaben (Grundfläche der Laube inkl. überdachtem Freisitz maximal 24 m², Traufhöhe maximal 3,5 m) eingehalten werden – falls es Bestimmungen zur Gestalt des Daches in Ihrer Vereinssatzung gibt.

Extensiv begrünen

Um das Dach Ihrer bestehenden Laube zu begrünen, sollten Sie sich zuerst mit dem Systemaufbau einer Dachbegrünung beschäftigen. Als Beispiel ist ein Flachdach oder leicht geneigtes Dach geeignet. Aus dem Systemaufbau eines Flachdachs erkennt man auch schon, zu welchen Herausforderungen es bei steileren Dächern kommen wird.

Passende Pflanzen

Klassiker für die extensive Dachbegrünung sind z.B. Sedum, Hauswurz und verschiedene Gräser. Eine ausführliche Liste geeigneter Arten zum Download finden Sie auf https://bit.ly/dachpflanzen

Es wird grundsätzlich zwischen extensiver und intensiver Dachbegrünung unterschieden. Eine nachträgliche intensive Dachbegrünung für bestehende Gartenlauben kann ausgeschlossen werden, da die vorhandene Statik dafür nicht ausreichend sein wird. Schließlich benötigen größer werdende Pflanzen ausreichend durchwurzelbares Substrat und Wasser. Doch Wasser ist schwer – daher wird bei der extensiven Dachbegrünung auf einen Wasseranstau verzichtet.

Die einzelnen Schichten einer extensiven Begrünung auf der Dachkonstruktion können Sie in der Grafik erkennen. Sie reichen von einer wurzelfesten Dachabdichtung bis zum Substrat (Dachgartenerde) und der Bepflanzung.

Von Abdichtung bis Gewicht

Auf einer vorhandenen Gartenlaube mit Flachdach ist stets eine Abdichtung in irgendeiner Form vorhanden, wie Dachpappe, Bitumenbahnen oder Abdichtungsfolien. Der ideale Fall wäre, dass das Dach eine Attika oder eine Aufkantung hat, die zum Schutz der Dachabdichtung mit Kies aufgefüllt ist.

So wären schon eine Einfassung für das Substrat und eine Entwässerung vorhanden – entweder über einen Dachablauf (Dachgully) oder bei einem leicht geneigten Dach (bis 10° Dachneigung) über eine Seite in die Dachrinne. Und, das ist das Wichtigste, der Austausch von Kies gegen eine extensive Dachbegrünung ist in der Regel gewichtsneutral. Trotzdem sollten Sie einen Experten, etwa einen Statiker, zu Rate ziehen, der festlegt, wie hoch das Substrat aufgefüllt werden darf.

Aufbau einer extensiven DachbegrünungGrafik: Bundesverband GebäudeGrün Aufbau einer extensiven Dachbegrünung:
geeignete Dachunterkonstruktion (1), wurzelfeste Dachab­dichtung (2), Schutz­lage (0,5–1 cm) (3), Dränage (2–6 cm) (4), Filterflies (0,5 cm) (5), Extensiv­substrat (5–15 cm) (6), Vegetation (7)

Zu beachten ist, dass die vorhandene Dachabdichtung vermutlich nicht wurzelfest ist und eine Wurzelschutzfolie oder wurzelfeste Dachabdichtung über die vorhandene Abdichtung verlegt werden muss. Damit die verschiedenen Materialien nicht chemisch miteinander reagieren und Undichtigkeiten entstehen können, ist eine geeignete Trenn- und Gleitlage (Folie) zwischen der vorhandenen Dachabdichtung und dem neuen Dachaufbau erforderlich.

Ist ein Flachdach oder leicht geneigtes Dach mit Blech abgedeckt (z.B. Stehfalz-, Trapez- oder Wellblech aus Stahl oder aus Kupfer), bleibt nichts anderes übrig, als das Blech zu entfernen und das Dach für eine Begrünung neu aufzubauen. Es wird eine ebene Fläche zur Verlegung der Abdichtung benötigt, auf der z.B. keine Stehfalze durch die Abdichtung drücken können.

Für eine gezielte Entwässerung ist eine ebene Fläche ebenso erforderlich wie für eine Einfassung des Substrats. Aber auch in diesem Fall ist das Wichtigste, dass die Dachkonstruktion den statischen Erfordernissen entsprechen muss.

Steiler ist schwieriger

Bei einem steileren Dach mit mehr als 10° Dachneigung wird ebenfalls eine ebene Auflage für die Einfassung des Dachgartensubstrats und die wurzelfeste Dachabdichtung benötigt. Das heißt, Ziegel, Bleche, Holz- oder Schieferschindeln müssen entfernt und ein ebener Untergrund für den neuen Dachaufbau hergestellt werden.

Sedum-Arten als FarbtupferFoto: Frans/Adobe Stock Mit verschiedenen Sedum-Arten sorgen Sie für Farbe und Vielfalt auf dem Laubendach.

Zusätzlich notwendig sind Schub­sicherungssysteme, die verhindern, dass die gesamte Dachbegrünung vom Dach rutscht, wenn sie bei starkem Regen durchnässt ist. Da das Niederschlagswasser aufgrund des Gefälles schnell abläuft, ist ab 35° Dachneigung eine automatische Bewässerung sehr empfehlenswert. Es ist selbstverständlich auch für die Begrünung von steileren Dächern notwendig, die statischen Erfordernisse nachzuweisen oder entsprechend nachzubessern.

Dachbegrünungen auf Dächern mit einer Neigung von mehr als 10° herzustellen, ist aufwendiger, als ein Flachdach nachträglich zu begrünen. Auch die Pflege wird aufwendiger, je steiler das Dach ist, und eine zusätzliche Bewässerung in Trockenperioden wird nicht zu umgehen sein.

Ein Gründach fürs Vogelhaus

Wenn Sie erst mal klein anfangen möchten, können Sie das Dach Ihres Vogelhäuschens begrünen. Decken Sie es dazu mit Bitumen-Dachpappe ab und schrauben Sie am Dachrand kleine Leisten auf. Die Leisten an den Traufeseiten versehen Sie zuvor mit Aussparungen, durch die Regenwasser abfließen kann. Die so entstandene „Dach-Pflanzschale“ mit Vlies auslegen, Substrat einfüllen und bepflanzen.


Hohen Aufwand einplanen

Ja, eine Dachbegrünung ist aufwendig und verlangt meist die Unterstützung durch engagierte Experten von Systemherstellern von Dachbegrünungen, Dachdeckern sowie Garten- und Landschaftsbaufirmen. Belohnt wird man von den eingangs erwähnten Vorteilen, aber vor allem vom Anblick des sich im Wind wiegenden Grases und der dazwischen blühenden Kräuter! Und es summt und brummt in dem neu geschaffenen Lebensraum, etwa einer Bienenweide, die sonst keinen Platz gefunden hätte.

Wolfgang Heidenreich
Landschaftsarchitekt bdla
Begrünungsbüro Green
City, München
wolfgang.heidenreich@greencity.de