- Natur des Jahres 2013
Die Gebänderte Flussköcherfliege: Insekt des Jahres 2013
Die Gebänderte Köcherfliege (Rhyacophila fasciata) wurde stellvertretend für die über 300 Arten in Mitteleuropa vom Kuratorium Insekt des Jahres ausgewählt.
Foto: Brigitta Eiseler, Roetgen
Köcherfliegen sind unscheinbare, graubraune Insekten, die sich tagsüber in Moos und Totholz, aber auch unter Blättern ufernaher Pflanzen verbergen. Gegen Abend tanzen sie am Wasser in Schwärmen und werden dann häufig mit Mücken verwechselt.
Faszinierend sind ihre Larven, denn sie leben im Wasser. Viele bauen sich einen Köcher – daher der Name. Der Köcher ist eine Schutzhülle, die aus Sandkörnern oder Pflanzenstängeln zusammengeklebt wird und aus der nur der Kopf der Larve und die sechs Beine herausschauen.
Leben meist unter Wasser
Köcherfliegen verbringen die meiste Zeit ihres einjährigen Lebens unter Wasser. Wenn sich in einem Bachbett oder am Rande eines Teiches kleine Steinchen und Pflanzenteile auffallend von einer Stelle zur anderen fortbewegen, dann stecken meist die Larven von Köcherfliegen dahinter.
Aber nicht alle Köcherfliegenlarven haben Köcher, andere weben im geschützten Pflanzengeflecht oder unter Steinen feinmaschige Gespinste, die sie bewohnen und als Netze zum Nahrungserwerb nutzen. Wieder andere sind freilebende Räuber. Dazu zählt auch die Gebänderte Köcherfliege.
Foto: Wilfried Wichard, Universität Köln Die filigranen Anhänge am Hinterleib, mit denen sie Sauerstoff aus dem Wasser aufnehmen, kann man bei ihren 2 bis 3 cm großen Larven gut sehen (zumindest kurz vor der Verpuppung).
Da die Larven der Gebänderten Köcherfliege schnell fließende Gewässer lieben – das bedeutet der wissenschaftliche Name Rhyacophila – müssen sie sich am Untergrund mit Haken festkrallen, um nicht fortgerissen zu werden. Diese Haken sitzen an der „Nachschieberkralle“ am Ende des Hinterleibs. Außerdem ziehen die Larven aus einer Spinndrüse vorne an den Mundwerkzeugen einen Sicherheitsfaden, den sie zuvor auf stabilen, großen Steinen festkleben.
Von der Larve zur Fliege
Haben sie sich viermal gehäutet und sind groß genug, dann suchen sich die Larve der Gebänderten Köcherfliege am Boden kleine Kiesel von bis zu 1 cm Größe. Daraus bauen sie sich mit Spinnfäden eine Art Steinkuppel, unter der sie sich verpuppen.
Foto: Brigitta Eiseler, Roetgen
Nach nur zwei Wochen stechen sie die Kokonwand mit einem dolchförmigen Mundwerkzeug auf und klettern an Steinen oder Pflanzen bis über die Wasseroberfläche empor. Dann schlüpfen sie aus der Puppenhülle.
Die Gebänderte Köcherfliege hat bis zu 14 mm lange Flügel, die sie dachartig zusammenlegt. Wenn sie fliegt, beträgt ihre Spannbreite ganz beachtliche 3 cm. Andere Köcherfliegen weisen nur 6 mm auf, die größte Art 6 cm.
Mit ihren Mundwerkzeugen können sie nur Tau oder etwas Nektar auflecken. Sie leben nur zwei bis vier Wochen.
Nach der Paarung fliegen die Weibchen zum Wasser und tauchen unter, um ihre Eier in Ritzen und Spalten von Steinen und Holz zu drücken. Sie taucht danach wieder aus dem Wasser auf.
Weltweit ca. 13.000 Arten
Köcherfliegen sind weit verbreitet, weltweit gibt es ca. 13.000 Arten. Sie gehören damit zu den erfolgreichsten Insektenarten unter Wasser.
Von ihren nächsten Verwandten, den Schmetterlingen, spalteten sie sich vor ca. 250 Millionen Jahren ab. Ein gemeinsames Zeichen ist noch, das ihre Flügel dicht bedeckt sind: bei Schmetterlingen mit Schuppen, bei Köcherfliegen mit Haaren.
Die Gebänderte Köcherfliege gehört mit ihren europäischen Unterarten zu den wenigen Köcherfliegen, die (außer Irland) ganz Europa besiedeln und in Mitteleuropa die höchste Dichte aufweisen. Die Chance, sie in einem Bach zu sehen, ist daher ziemlich groß. Der Bach muss allerdings sauberes Wasser aufweisen – somit sind die Larven ein Indikator für eine gute Wasserqualität.
(WW)