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Blickpunkt Boden

Ein Wunder für üppiges Pflanzenwachstum

Blickpunkt BodenFoto: andreusK/Adobe Stock

Querschnitt durch einen GartenbodenFoto: TLUBN Querschnitt durch einen Gartenboden (Hortisol).

Grundlage einer reichen Ernte ist der Gartenboden. Wer das Erdreich genauer erkundet, begreift, warum es wichtig ist, dass wir mit unseren Böden sorgsam umgehen.

Über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte gärtnerisch bearbeitete Böden unterscheiden sich von den Böden, wie sie in freier Natur vorkommen. Der auch Hortisol genannte Gartenboden bezeichnet einen spatentief bearbeiteten Boden, dessen Schichten häufig vermischt wurden und dem stetig organische Substanz zugeführt wurde, etwa in Form von Mist, Jauche, Fäkalien oder Kompost. Ein Hortisol ist fruchtbar, feinkrümelig, leicht durchwurzelbar und weist einen Humusanteil von bis zu vier Massenprozent auf, was sich in der dunklen Farbe der Erde zeigt. Häufiges Gießen und die Beschattung durch die Kulturpflanzen führen zu idealen Bedingungen für die Bodenlebewesen.

Schwere und leichte Böden

Die Bodenart bestimmt, wie gut ein Boden Wasser und Nährstoffe speichern kann und wie gut er sich bearbeiten lässt. Lehmhaltige Böden mit hohem Tonanteil sind z.B. als „schwere Böden“ bekannt, weil die Bearbeitung Kraft kostet, sie halten gut Wasser. Sandige Böden, die sich mit weniger Mühe bearbeiten lassen, gelten als „leichte Böden“, erwärmen sich rasch, halten aber Wasser nicht so gut.

Die Anteile von Ton (sehr fein), Schluff (fein) und Sand (grob) bestimmen die Bodenart. Im Garten haben wir es immer mit Mischformen zu tun, etwa mit sandigem Lehm, tonigem Lehm oder lehmigem Sand. Mit der Finger- und Schlämmprobe können Sie selbst die vorhandene Bodenart herausfinden.

 

Die Bodenart bestimmen

Mit der Fingerprobe können Sie die Bodenart herausfinden: Dazu geben Sie etwas Erde in ein flaches Gefäß, breit genug, um mit der Hand hineinzufassen. Dann zerreiben Sie die Erde zwischen den Fingerspitzen und fühlen, ob Sie Sandkörner wahrnehmen oder nicht. Formen Sie nun aus einer etwa wallnussgroßen Menge zunächst eine Kugel und versuchen Sie anschließend diese zu einer dünnen Wurst zu kneten. Gelingt dies leicht, liegt ein hoher Tonanteil vor. Fällt das Material immer wieder auseinander und spüren Sie eine körnige Konsistenz, haben Sie es mit einem hohen Sandanteil zu tun. Bei einem ausgewogenen Anteil von Ton, Schluff und Sand lässt sich eine Wurst formen, die aber nicht fest und glatt wirkt.

Weiteren Aufschluss über die Bodenbestandteile gibt eine Schlämmprobe. Dafür füllen Sie etwa einen gehäuften Esslöffel Erde in ein Glasgefäß. Gießen Sie reichlich Wasser hinzu und rühren Sie kräftig um. Es entsteht eine gelbbraune, trübe Lösung. Lassen Sie das Ganze einen Tag lang stehen, damit Sie erkennen, wie sich die Schichten absetzen: Die schweren, hellen Sandkörner unten, darüber die Schluffschicht und die feinen Tonteilchen und ganz oben die leichten, fast schwarzen Humusbestandteile.

SchlämmprobenFoto: Die grüne Kamera Schlämmprobe eines Ton-, Lehm- und Sandbodens (von links).

 

Wurzeln müssen atmen können

Die Poren zwischen den Bodenteilchen spielen eine wichtige Rolle, damit die Pflanzenwurzeln atmen können und der Boden gut durchlüftet ist. Nach Regenfällen füllen sich die Grobporen, der Wasserspiegel sinkt jedoch bald ab, sodass sie sich wieder mit Luft füllen. Mittelgroße Poren enthalten pflanzenverfügbares Wasser, während in den engen Feinporen das Wasser durch Kapillarkräfte fest an die Wände gebunden ist. Gute Gartenerde besitzt daher eine lockere Struktur mit einem großen Porenvolumen.

Auf die Kleinen kommt es an

Ein Bodenkrümel besitzt in all seiner Komplexität eine unglaublich große Oberfläche zum Anlagern von Mineralien, Salzen und Wasser: Ein Gramm gesunder Boden hat schätzungsweise eine Oberfläche von 500 m². Bodenkrümel bestehen aus mineralischen Bodenteilchen, aus Humusstoffen aus dem Abbau von organischen Materialien und einer Vielzahl von Mikroorganismen. Die verschiedenen Bestandteile sind untereinander verkantet und werden verklebt durch organische Molekülverbindungen oder durch Tonteilchen. An den Oberflächen lagern sich Mineralien an, Haftwasser überzieht das Gebilde. So erst werden Austauschvorgänge an den Feinwurzeln der Pflanzen möglich, um Nährstoffe aufzunehmen.

Elementar für die Bildung und den Zusammenhalt von Bodenkrümeln sind die Bodenmikroorganismen in ihrer ganzen Vielfalt. Amöben, Wimper- und Bärtierchen sowie Bakterien und Pilze helfen beim Abbau organischer Stoffe im Boden und beim Aufbau von Humus. Der typische Erdgeruch stammt zum Großteil von den Actinomyceten, einer großen Gruppe von Bakterien. Die Kleinstlebewesen machen Nährstoffe für die Pflanzen verfügbar und ermöglichen ihnen damit neues Wachstum.

Damit die Kulturpflanzen alle gut wachsen, muss es zunächst den Bodenlebewesen gut gehen. Wir düngen also weniger unsere Pflanzen, sondern ernähren vielmehr das Bodenleben. Am besten geschieht dies durch regelmäßige Kompostgaben.

pH-Wert und NährstoffeFoto: mauritius images/Dave Bevan/Alamy/Alamy Stock Photios

pH-Wert und Nährstoffe

Die Nährstoffverfügbarkeit und die Nährstoffaufnahme von Pflanzen hängen ganz entscheidend vom pH-Wert des Bodens ab. Für die allermeisten Kulturpflanzen sind schwach saure Verhältnisse (pH-Wert 6 bis 6,5) ideal.

Den pH-Wert des Bodens können Sie leicht mit einem Testkit aus dem Gartencenter oder Baumarkt messen. Dafür lösen Sie etwas Erde in destilliertem Wasser und tauchen einen Teststreifen in die Lösung ein. Das Papier verfärbt sich und anhand einer Farbskala können Sie den pH-Wert ablesen.

Um die Verfügbarkeit von Nährstoffen zu erfahren, braucht es eine Bodenuntersuchung in einem Labor. Durch die Analyse wissen Sie, welche Hauptnährstoffe ausreichend vorhanden sind oder fehlen. Ist der Boden etwa mit Phosphor und Kalium gut versorgt – wie viele Gartenböden in Deutschland – genügt es, in den Folgejahren allein Stickstoff zu geben, etwa als Hornspäne oder schneller verfügbares Hornmehl.

Bei einem konkreten Verdacht auf eine Schadstoffbelastung sollten Sie die Bodenprobe auf Schwermetalle untersuchen lassen. Die Analyse verlangt sehr feine Messmethoden, die entsprechend kostspielig sind.

 

Boden gut machen

Kaum ein Boden ist perfekt: Damit es üppig wächst im Gemüsegarten, lässt sich der Boden verbessern. Leichte Sandböden verbessern Sie z.B. mit der Zugabe von 50–100 g/m2 Tonmehl (Bentonit). Die Tonmineralien quellen bei Feuchtigkeit auf, sie machen den Boden bindiger und er hält Wasser und Nährstoffe besser. Schwere Böden brauchen eine bessere Belüftung. Arbeiten Sie dafür im Herbst Sand ein, etwa einen halben Eimer pro Quadratmeter pro Jahr. Auch Steinmehl wirkt der Bodenverdichtung entgegen (100–300 g/m2 im Herbst). So lässt sich der schwere Boden leichter bearbeiten und wird lockerer.

 

Kompost hilftFoto: encierro/Adobe Stock

Kompost hilft

Jährliche Kompostgaben fördern das Bodenleben. Ein belebter Boden ist immer auch ein gesunder Boden. Kompost liefert Nähr­humus für Mikroorganismen. Die organische Substanz baut sich ab und muss jährlich nachgeliefert werden. Durch die enorme Vielfalt an Mikroorganismen entsteht ein stabiles biologisches Gleichgewicht, und dadurch wiederum steigt die Toleranz der Kulturpflanzen gegenüber Umwelteinflüssen. Die Kompostzufuhr verbessert die Bodenstruktur: Es bildet sich ein ausgewogener Luft- und Wasserhaushalt, und dies trifft so­wohl für leichte als auch für schwere Böden zu. Huminstoffe schaffen in den Bodenkrümeln Struk­turen zur Anlagerung von Nähr­stoffen und zur Bindung von Wasser. Kompostgaben sorgen somit für eine ausgeglichene Nährstoffversorgung und verbessern die Fähigkeit des Bodens, Wasser zu speichern.

Beete für den Gemüseanbau erhalten üblicherweise 3 l/m2 Kompost. Nur Starkzehrer wie Kopfkohl benötigen zusätzliche Stickstoffgaben, etwa in Form von Hornmehl. Für Obstkulturen genügen Kompostgaben in Höhe von 2 l/m2. Bei Stauden geben Sie je nach Bedarf und Wüchsigkeit 1–3 l/m2.

 

Mulch schützt den BodenFoto: Flora Press/Biosphoto

Mulch schützt den Boden

Zu keiner Zeit des Jahres sollte der Boden offen und ungeschützt sein. Eine Mulchschicht verhindert eine übermäßige Verdunstung und unterdrückt unerwünschte Pflanzen. Auch im Winter braucht die Erde eine Auflage, sie schützt das Bodenleben vor der Frosteinwirkung.
Mulch besteht idealerweise aus organischen Materialien, denn sie liefern Humusstoffe und verbessern insgesamt die Bodenstruktur. Mulchen Sie etwa mit klein geschnittenen Gründüngungspflanzen wie Buchweizen, Phazelia (Bienenfreund), Ringelblume, Gelbsenf oder Winter-Roggen. Sie können auch ausgerissene Pflanzen klein schneiden und den Boden damit bedecken. Im Herbst decken Sie abgeräumte Beete mit einer dicken Lage Falllaub ab. Bis zum Frühjahr ist davon kaum mehr etwas zu sehen, denn das organische Material wurde von Mikroorganismen in die Bodenstruktur eingebaut.

Wählen Sie organisches Material, denn Mulchfolien aus Kunststoff zerreißen früher oder später. Unkraut wächst dann durch die Schlitze, und das Entsorgen zerrissener Folie ist mühsam.

 

Umgraben: ja oder nein?

Unbestritten zerstört das Umgraben den Schichtaufbau des Bodens, während er beim Lockern mit der Grabegabel erhalten bleibt. Das Umgraben befördert Bodenlebewesen in für sie weniger geeignete Bodenbereiche, das Durchmischen stört somit das Bodenleben und den Bodenaufbau. Beide Maßnahmen fördern die Durchlüftung des Bodens, erzielen aber unterschiedliche Effekte: Das Umgraben im Herbst sorgt für einen krümeligen Boden. Durch Frosteinwirkung entsteht ein krümeliger („garer“) Boden, der allerdings nach Regen wieder zusammenfällt. Beim Lockern mit der Grabegabel dringt Frost nicht in tiefere Bodenschichten ein. Das Umgraben empfiehlt sich somit für lehmige Böden im Herbst, dagegen eignet sich das Lockern mit der Grabegabel gut für sandige Böden und als Bodenbearbeitung im Frühjahr.
In jedem Fall sollten Sie keine organischen Stoffe in tiefere Bodenschichten einarbeiten. Denn sie würden wegen der mangelhaften Luftzufuhr faulen.

Umgraben: ja oder nein?Fotos: highwaystarz/Adobe Stock

Agnes Pahler