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Hochwasser-Auswirkungen auf den Garten
Was tun, wenn dem Gartenfreund das Wasser bis zum Bauch steht?
Foto: Drossel
Tief liegende Gärten mit einem hohen Grundwasserstand können nach ergiebigen Niederschlägen von unten „nasse Füße“ bekommen
Wasser, das unersetzbare Lebenselixier, kann im „Über-Fluss“ zum Albtraum und zur gefährlichen Bedrohung werden. Hochwasserereignisse sind voller Dynamik und gestalterischer Kraft und damit Grundlage für hohe Lebensvielfalt. Treffen Hochwasserereignisse auf menschliche Interessensgebiete, so hält sich die Freude über dieses feuchte Naturspektakel jedoch oft sehr in Grenzen.
Überflutete Städte, Äcker, Wiesen und ... Gärten
Im Zuge dieser Überflutungen können auch Gartenflächen in „ungünstigen Lagen“ mehr oder weniger stark von Wassermassen überschwemmt werden. Andererseits liegen diese Gärten dann auch in ehemaligen Bach- und Flussauen und verfügen in der Regel über nährstoffreiche, gute Gartenböden.
Es gibt drei natürlich Wege, die den Garten in einen See oder in ein Feuchtgebiet umwandeln können. Sowie ein Fließgewässer überschwappt, kann die Hochwasserwelle nahegelegene Gärten fluten und auch längere Zeit überstaut halten. Hier kommt das Wasser von der Seite.
Tief liegende Gärten hinter Deichbauten und in Senken mit einem natürlich hohen Grundwasserstand können nach ergiebigen Niederschlägen von unten unerwünscht viel Wasser bekommen, sodass auch hier das Land unter Wasser steht.
Im dritten Fall wäre ein Starkregenereignis Auslöser für lokale Überschwemmungen, da die enormen Regenmengen nicht adäquat vom Boden aufgenommen oder oberflächlich in die Kanalisation abgeleitet werden können.
Wenn die Sintflut da ist
Foto: Laß
Hier hat ein Fluss den Kleingarten geflutet
Ähnlich wie Hausbesitzer stehen auch Gartenbesitzer der Überflutung zunächst hilflos gegenüber. Erste Aufgabe ist es dann, das Wasser schnell wieder loszuwerden: Die Abflussgräben müssen frei gehalten werden, Gullis sind von Verstopfungen zu befreien etc. Wenn wieder Land in Sicht ist und der Boden spürbar abtrocknet, kann mit Aufräumarbeiten begonnen werden: Wege vom Schlamm befreien, Gartengebäude reinigen, angeschwemmten Unrat beseitigen.
Bleibende Schäden im Garten durch Hochwasser?
In der Natur bringt das Hochwasser eher mehr Leben als es kurzfristig zerstört. Die Kulturfläche Garten ist sicher etwas anders zu beurteilen. Die größten Beeinträchtigungen sind vor allem für den Bodenkörper zu erwarten. Ein Winterhochwasser trifft dabei nur auf wenige Nutzpflanzen, die in diesem Zeitraum noch entnommen werden (Wintergemüse, Kräuter). Stauden sind zurückgeschnitten und in ihrer Ruhephase, Laubgehölze meist kahl.
Nur wenige Stunden oder Tage anhaltendes Hochwasser bringt hier nur geringe biologische Schäden. Wochen- oder monatelanges Hochwasser (seltene Ausnahme!) würde aber die Probleme sehr verschärfen.
Wenn Sauerstoff im Boden fehlt
Foto: Drossel
Wo ist das Gemüse? Hier ist erst einmal Geduld gefragt.
Grundsätzlich gilt für Hochwasserereignisse: Der Staukörper Wasser verhindert die Durchlüftung des Oberbodens. Das gesamte Porensystem wird bis auf eingeschlossene Luftreste mit Wasser gefüllt. Sauerstoff wird zum Mangelfaktor, Abbauprozesse im Boden können fast nur noch anaerob unter Bildung von Faulgasen weiter ablaufen.
Bodenlebewesen, die auf Luftatmung angewiesen sind, kommen zu Schaden. Organismen, die ihren Sauerstoff aus dem Wasser gewinnen können, haben kaum Probleme.
Regenwürmer können, das haben Versuchsreihen gezeigt, ohne weiteres drei Wochen in einem Aquarium mit kaltem, sauberem und damit sauerstoffreichem Wasser leben. Säugetiere dürften nach Kräften wegschwimmen. Viele kleinere Säugetiere wie Mäuse, Ratten und Maulwürfe werden die Fluten wahrscheinlich nicht überleben. Andere Tiere überwintern in speziellen Ruhestadien, die auch vom Wasser wenig gestört werden.
Kurzzeitiges Hochwasser bringt nur geringe Probleme. Die Selbstheilungskräfte des Bodens sind enorm, die alten bodenbiologischen Verhältnisse sind schnell wieder hergestellt. Wochenlange Dürre im Frühjahr bewirkt erheblich mehr Schaden als zwei bis drei Tage Hochwasser.
Was hilft dem Garten nach der Flutwelle?
Wichtig ist frische Bodenluft. Die Staunässe nach der Flut sollte durch tiefgründiges Grubbern des Bodens gemindert werden. Das Lockern des Bodens erhöht die Verdunstung und bringt wieder Luft in das Porensystem. Abbauprozesse der „gesunden Art“ auf und im Boden kommen wieder in Gang. Je schneller der Boden wieder seine normalen Wasserverhältnisse erreicht, desto eher gehen Beeinträchtigungen zurück.
Wo unnatürlich viel Biomasse angeschwemmt wurde, sollte diese entweder flächenhaft verteilt (als Mulchmasse) oder auf den Kompost gebracht werden. Der Kompost selbst dürfte das Wasserereignis ohne größere Schäden überstanden haben.
Kurzzeitiges Hochwasser ist generell weniger ein ökologisches Problem als eher eines, das die Ordnung stört und für heftige Verschmutzungen sorgt. So wie sich die Flussauen bald wieder grün und lebendig präsentieren, wird man bald auch im Garten jenseits der Bauten kaum noch Spuren des Hochwassers finden. Es wächst nicht nur frisches Gras über das Kapitel „Hochwasser“, sondern auch die allermeisten unserer geliebten Kulturpflanzen werden uns aufs Neue im Garten beglücken.
Dr. Gerhard Laukötter,
Natur- und Umweltschutz-Akademie NRW