- Gartenpraxis
- Gut zu wissen
Hybridzüchtung - was ist das?
Foto: Gärtner Pötschke
Die meisten Kulturpflanzen sind einhäusig, d.h. männliche und weibliche Blüten befinden sich auf einer Pflanze. Damit können sie sich notfalls immer auch selbst bestäuben, wenn auch vielfach der Ertrag höher ausfällt, wenn ein Artgenosse als Fremdbestäuber vorhanden ist.
Diese Möglichkeit der Selbstbestäubung wird in der Hybridzüchtung ganz bewusst eingesetzt. Zuerst werden durch Selbstbefruchtung Inzuchtpflanzen produziert, die dann gezielt mit anderen Inzuchtindividuen gekreuzt werden. Dahinter steht die Erkenntnis, dass sich die daraus entstehende Nachkommenschaftsgeneration (F1) durch besondere – die Elterngeneration weit übertreffende – Qualitätsmerkmale auszeichnet. In der Praxis bedeutet das dann – je nach Zuchtziel – besonders viele oder große oder leckere oder resistente Früchte.
Diese Züchtungsform geht bei Pflanzenarten, bei denen weibliche und männliche Blüten separat, aber beide auf einer Pflanze stehen (z.B. Mais, Zucchini, Kürbis = einhäusig getrennt) einfacher als bei solchen, die zwittrige Blüte haben, bei denen Pollenträger (männlich) und Blütenstempel (weiblich) in derselben Blüte vorkommen (einhäusig zwittrig).
Tomaten aber gehören zu den einhäusig zwittrigen Pflanzen. Das bedeutet, dass die Produktion von Inzuchtpflanzen durch Selbstbestäubung vergleichsweise einfach funktioniert. Schwierig wird es erst im zweiten Schritt, bei dem zwei solche Inzuchtlinien miteinander gekreuzt werden. Um diesmal sicherzustellen, dass sich die Tomate dabei nicht selbst befruchtet, müssen Mutterpflanzen ohne Pollen (männlich) „hergestellt“ werden. Dafür entfernt man die Pollen aus den zwittrigen Blüten.
Anschließend wird der Pollen der ausgewählten männlichen Tomaten auf die weiblichen Narben der sterilen Mutterpflanzen aufgebracht. Die sich dann im Laufe der Vegetationsperiode in den Früchten entwickelnden Samen sind die F1-Generation. Dadurch, dass in diesem Züchtungsprozess vieles in Handarbeit passiert – wenn auch in Niedriglohnländern – erklärt sich der recht hohe Preis dieses Saatgutes.
Gitta Stahl