- Gut zu wissen
Plastikfrei gärtnern
Foto: Halfpoint/Adobe Stock
Wer genauer hinsieht, stellt schnell fest: Im Garten ist häufig deutlich mehr Plastik vorhanden als gedacht! Frühbeetfolien, Kulturschutznetze und Plastiktöpfe teilen sich den Platz mit Plastiksäcken, gefüllt mit Aussaaterde und Düngern oder Horn- und Gesteinsmehlen. Hinzu kommen erschreckend viele Geräte, die bei der Gartenarbeit, Bepflanzung und Gestaltung genutzt werden und vollständig oder zumindest teilweise aus Plastik bestehen.
Spätestens wenn die Inhalte aufgebraucht oder die Gegenstände nicht mehr nutzbar sind, entsteht aus ihnen jede Menge Plastikmüll, der zu großen Teilen nicht einmal recycelt werden kann. Und selbst sogenanntes Bioplastik aus Polylactiden (PLA) ist keine echte Alternative. Es lässt sich nur schwer im eigenen Garten kompostieren. Greifen Sie daher am besten direkt auf clevere, plastikfreie Alternativen zurück, denn Plastik im Garten zu vermeiden, ist viel leichter, als Sie denken.
Alternativen zum Plastiktopf
Ziehen Sie Ihre Pflanzen selbst an, anstatt fertige Jungpflanzen in Töpfen zu kaufen. Als Anzuchttöpfe eignen sich z.B. Eierkartons oder die Papprollen von Toiletten- oder Küchenpapier. Wenn die Pflanzen groß genug sind, können Sie sie direkt ins Beet setzen, das Material verrottet mit der Zeit. Ebenso eignen sich Pflanztöpfe aus Ton oder nachwachsenden Rohstoffen wie Kokosfaser, Hanf, Holzabfall oder Zellulose. Manche von ihnen verrotten schnell und können mit eingepflanzt werden, andere sind sogar über einen längeren Zeitraum wiederverwendbar.
Foto: tunedin/Adobe Stock
Alternativ können Sie Pflanzen ohne Topf kaufen. Auf Wochenmärkten oder Pflanzenbörsen werden z.B. Jungpflanzen von Salat oder Kohlrabi oft einzeln mit kleinem Substratballen und ohne Topf angeboten. Und Stauden, Rosen und Gehölze werden jetzt im Herbst oft wurzelnackt verkauft. Dies spart nicht nur Plastik, sondern häufig auch Geld, da sie meistens viel günstiger sind als getopfte Ware.
Erde selbst mischen
Anstatt sie fertig zu kaufen, können Sie Aussaaterde ganz einfach selbst herstellen, indem Sie zu je einem Drittel Sand, gut ausgereiften Kompost und Gartenerde mischen. Inzwischen gibt es auch die ersten Anbieter, die Erden in festen Papierbeuteln, ganz ohne Plastik, vermarkten. Ähnliches gilt für Dünger, auch hier sind Produkte in Kartonagen erhältlich.
Zudem bieten viele Städte, Gemeinden, Recyclinghöfe, Gartencenter und sogar Baumärkte die Möglichkeit an, Substrate und Kompost lose zu kaufen. Größere Mengen können dann entweder in mitgebrachte Eimer oder auf den Anhänger geschaufelt werden.
Noch nachhaltiger ist es natürlich, seinen Kompost selbst herzustellen. Nutzen Sie hierzu einen Behälter aus Holz, Metall oder gemauerten Steinen oder schichten Sie den Kompost als Haufen auf. Selbst zu kompostieren, spart nicht nur lange Wege, sondern schont gleichzeitig die Umwelt, weil der Nährstoffkreislauf geschlossen ist und keine Fahrten zur Entsorgungsstätte nötig sind.
Auch Dünger aus Jauchen, Aufgüssen oder Brühen können Sie selbst produzieren. Aus Brennnesseln, Ackerschachtelhalm oder Giersch lassen sich hervorragende Dünger herstellen, die zur Pflanzenstärkung wahre Wunder bewirken. Des Weiteren machen Gründüngungen mit z.B. Phazelie, Senf oder Inkarnat-Klee den Einsatz von Düngern aus dem Plastikbeutel häufig überflüssig.
Langlebiges Werkzeug
Fotos: Robert de Jong; Amphawan; NorGal; Mr Doomits/Adobe Stock
Viele Gartengeräte oder -werkzeuge bestehen entweder ganz oder teilweise aus Plastik. Dabei lohnt es sich, plastikfreie Varianten zu wählen. Auch wenn diese Geräte häufig etwas teurer in der Anschaffung sind, sind sie meist von hoher Qualität und bei guter Pflege sehr langlebig. Zudem lassen sich Stiele, Griffe oder Schrauben bei Verschleiß in der Regel problemlos ersetzen.
Setzen Sie auch bei der Gießkanne auf ein Modell aus Metall, am besten verzinkt. Dieses ist lange haltbar, rostet nicht und sieht zugleich sehr dekorativ aus. Ebenso schön und sehr funktional sind Regentonnen aus alten Fässern, Lärchenholz oder Metall. Auch sie machen Plastik im Garten überflüssig.
Foto: valkoinen7Umweltfreundlich sitzen
Leicht, recht unempfindlich, ziemlich wetterfest und zurzeit sehr beliebt sind Gartenmöbel aus Polyrattan. Aber sie bestehen aus Kunststoffen. Die bessere Alternative sind Möbel aus Holz und/oder Metall. Vor allem als Klappmöbel lassen sie sich platzsparend verstauen und sind besonders langlebig. Eine Behandlung der Holzflächen mit natürlichen Ölen oder Wachsen sollte jedoch zum jährlichen Pflichtprogramm gehören. Verzichten Sie auf Abdeckhauben für Ihre Gartenmöbel, auch sie bestehen aus Kunststoffen.
Nachhaltig stützen
Pflanzschilder aus Holz, Keramik oder Metall sparen nicht nur Plastik, sie sehen außerdem viel hübscher aus. Auch selbst beschriftete Steine erfüllen ihren Zweck. Anstatt auf Schnüre aus Kunststoff und Drähte mit Ummantelung zurückzugreifen, verwenden Sie lieber natürliche Materialien. Schnüre aus Jute, Bast, Kokos oder Hanf gibt es in unterschiedlichen Stärken, sodass für jeden Zweck die passende Ausführung verfügbar ist.
Selbst im eigenen Garten werden Sie fündig: Pflanzen wie Wilder Wein eignen sich, um andere Pflanzen anzubinden oder als geflochtener Kranz Stauden zusammenzuhalten. Haselzweige und Bambustriebe dienen als Pflanzstab oder Rankhilfe.
Fotos: Coprid; akf; andersphoto; Simone/Adobe Stock
Plastikfrei schützen
Mulchfolien oder -vliese braucht es im Garten eigentlich nicht, mulchen können Sie auch mit Rasen- oder Strauchschnitt, Holzhäckseln oder Stroh. Wenn Sie dennoch auf Folien oder Vliese nicht verzichten möchten, hält der Handel hierfür inzwischen Produkte aus Maisstärke, Schafwolle oder Kokosfasern bereit.
Als Alternative zum Kulturschutznetz können Sie einen Käfig aus feinem Maschendraht oder Sechseckgeflecht bauen. Damit schützen Sie nicht nur die Pflanzen vor Vogelfraß, gleichzeitig verringern Sie auch das Risiko, dass sich Tiere in den Netzen verfangen und verenden. Folien und Vliese werden häufig auch als Frostschutz für den Winter empfohlen, dabei macht die Verwendung von Laub, Reisig und Jute diese im Garten überflüssig.
Für (fast) alles gibt es plastikfreie Alternativen. Doch bevor der kommende Winter von Ihnen nun zum radikalen Aussortieren genutzt wird, sollten Sie die vorhandenen Plastikartikel kontrollieren, ob sie noch intakt sind bzw. funktionieren. Zumindest so lange sollten sie dann auch genutzt werden, damit sich Anschaffung und Entsorgung am Ende wenigstens gelohnt haben.
Miriam Soboll
Fachberaterin des Landesverbandes
Niedersächsischer Gartenfreunde