• Gartenpraxis
  • Pflanzenporträts
  • Obst und Nüsse

Birnen – Obstart für Könner

Schlagworte zu diesem Artikel:
  • Birnen
  • Tafelbirne
  • Mostbirne
  • Schorf
  • Feuerbrand
  • Birnengitterrost
  • Birnensterben
  • Birnblattsauger
  • Widerstandsfähig
  • Standort
  • Frost
  • Unterlage
  • Wachstum
  • Birnenunterlagen
  • Quittenunterlagen
  • Fruchtqualität
  • Pflege
  • Spaliere
  • Birnenspaliere
  • Gesundheit
  • Zierbaum
  • Wildbirne
  • Holzbirne
  • Schneebirne
  • Lederbirne
  • Weidenblättrige Birne
  • Chinesische Birne
  • Ussuri-Birne

Birne ‘Gute Graue’Foto: Buchter-Weisbrodt Die ‘Gute Graue’ reift Anfang September und schmeckt bis Anfang Oktober. Ihre Schale hat einen braunen, rauen Belag. Die Tafelbirne (Pyrus communis) stammt von der Holzbirne und der Schneebirne ab. Sie hat wie die vor­wie­gend in Streuobstwiesen ver­brei­te­te Mostbirne intensiv grüne, glän­zen­de Blätter, die sich nach der üppigen Blüte entfalten. Die schneeweißen Blüten mit ihren auffallend roten Staubgefäßen sitzen in dichten Bü­scheln zusammen, riechen allerdings im Gegensatz zu Apfelblüten nicht angenehm. Auch die heranreifenden Früchte sehen hübsch aus, und im Winter sind es die bizarren Frucht­holzquirle, die reizvoll wirken. Birnen sind im Garten jedoch heikle Gäste, und nur fachkundige Gartenliebhaber können sich über viele Jahre an dem vitalen, aber anspruchsvollen und pflegeintensiven Kernobst erfreuen.


Nur wenige Sorten sind wirklich robust

Ähnlich wie der Apfel ist die Birne für vie­le Schaderreger anfällig, darunter Schorf, Feuerbrand, Birnengitterrost, Birnensterben und Birnblattsauger. ‘Williams Christ’ eignet sich nicht für den Garten, da sie auf fast alle Krankheitserreger reagiert. Die derzeit beste im Handel verfügbare Tafel­birne, die nicht von Feuerbrand befallen wird, ist ‘Harrow Sweet’.

 

Mehr zum Thema "Schädlinge an Birnen"
Mehr zum Thema "Krankheiten an Birnen"

 

Als robuste Frühsorten, die schon im Juli reifen, kommen die kaum schorfanfällige ‘Bunte Julibirne’ und für besonders raue Lagen die ‘Frühe aus Trevoux’ infrage. Überaus robust ist die erst im Oktober reife ‘Madame Verte’. Wer bereits im Sep­tember Birnen ernten möchte, kann zwischen den beiden sehr widerstandsfä­higen Sorten ‘Gute Graue’ und ‘Gellerts Butterbirne’ wählen, auch ‘Conference’ bleibt bei guter Pflege vital. Ebenfalls Anfang September reift ‘Schöne Helene’, eine Kreuzung von ‘Conference’ und ‘Gute Luise’.

Ein gravierendes Problem lässt sich über die Sortenfrage leider nicht lösen: der weit verbreitete Birnengitterrost. Der Pilz überwintert auf den in vielen Gärten verbreiteten Wacholder-Arten, und ein Befall ist fast unvermeidlich. Die Birnenblätter werden von orangefarbenen Flecken über­zo­gen und lassen sich nicht chemisch schützen.


Der richtige Standort ist wichtig für den Erfolg

‘Gellerts Butterbirne’Foto: Wanja Jacob/Fotolia ‘Gellerts Butterbirne’ Mit richtiger Standortwahl lässt sich dagegen ein weiteres Problem der Birnenkultur beheben. Besonders empfindlich auf ungeeignete Bo­den­ver­hält­nis­se rea­gieren die auf Quitte veredelten kleinwüchsigen Bäume. Der Standort darf nicht staunass und luftarm sein, der pH-Wert sollte 6 bis 6,5 nicht überschreiten. Auf kalk­hal­ti­gen Böden zeigen sich rasch Blatt­ver­gil­bun­gen (Chlorosen).

Vor allem spät reifende Lagersorten brau­chen viel Wärme. Solche Sorten errei­chen nur in sonnenreichen Jahren und an sonnigen Wänden oder in Weinbauregio­nen gute Frucht­qua­li­tä­ten. Wird ihr Wärmeanspruch nicht erfüllt, enttäuschen die Birnen nicht nur geschmacklich, sondern haben auch trockenes, zähes Fruchtfleisch und Steinzellen im Kernhausbereich.

Birnen blühen im Schnitt zehn Tage vor den Apfelsorten, deshalb sind die Blüten stärker frost­ge­fähr­det. Auch das Holz der meisten Sorten reagiert empfindlicher auf Winterfröste als das vieler Apfelsorten. Wie Äpfel sind Birnen nicht selbstfruchtbar, die Blüten müssen also mit den Pollen einer anderen Birnensorte bestäubt werden. Stehen im weiten Umkreis keine Birnbäume, sollten mindestens zwei Sorten gepflanzt werden, die im selben Zeitraum blühen.

Bei einigen Sorten können sich Früchte ohne vorherige Befruchtung entwickeln (Parthenocarpie). Diese Jungfernfrüchte entstehen vor allem nach Blütenfrösten oder unzureichender Fremd­be­fruch­tung und sind meist schmaler als Birnen, die befruchtet wurden und ganz normal Samen im Kernhaus ausbilden.


Die Unterlage bestimmt das Wachstum

QuittenunterlagenFoto: Buchter-Weisbrodt Auf Quittenunterlagen blühen und fruchten Birnbäume schon ab dem zweiten Standjahr. Es gibt nicht viele Birnenunterlagen. Für Hoch­stäm­me und auf sehr schwierigen Standorten dienen Sämlinge als Unterlage, meist ‘Kirchensaller Most­bir­ne’. Sie geben den Bäumen kräftigen Wuchs, gute Standfestigkeit, lange Lebensdauer und hohe Wi­der­stands­fä­hig­keit gegenüber Holzfrost, der erste Ertrag setzt aber frühestens nach vier Jahren ein.

Quittenunterlagen bewirken dagegen einen frühen Ertragsbeginn, schwächeren Wuchs, geringe Al­ter­nanz (Schwankung des Fruchtertrags) und gute Fruchtqualität. Auf Quitte veredelte Birnbäume haben jedoch eine kürzere Lebensdauer (maximal 40 Jahre), sie sind nicht standfest, weniger winterhart und auf kalkhaltigen Böden oder nach Näs­se­pe­ri­o­den deutlich anfälliger für Chlo­rosen. Am meis­ten verbreitet ist die aus England stammende Unterlage ‘Quitte A’ (= ‘Quit­te aus Angers’), die frosthärter als ‘Quitte C’ und ‘Quitte Adams’ ist. Neuzüchtungen wie ‘Pyrodwarf’, ‘Sydow’ und OHF-Hybriden eignen sich nicht für alle Böden, teils bestehen Sor­ten­un­ver­träg­lich­kei­ten.


Birnbäume brauchen viel Pflege

Birne ‘Conference’Foto: Buchter-Weisbrodt ‘Conference’ zählt unverändert zu den besten Standardsorten, Reifezeit ist Anfang bis Ende September. Stärker als der Apfel neigen die meisten Bir­nen­sor­ten zu ausgeprägtem Höhenzuwachs und zur Be­to­nung der Mittelachse. Dies kommt der Er­zie­hungs­form als Wand­spalier entgegen. Soll der Baum eine frei­stehende Krone erhalten, muss die Höhe der Mittelachse durch Rückschnitt auf den nächsten Konkurrenztrieb begrenzt werden. Um Birnbäume als Spaliere zu formieren, sind entsprechende Draht- oder Lattengerüste erforderlich. Die Triebe werden im Frühjahr, wenn der Saftfluss bereits begonnen hat, vorsichtig in die gewünschte Richtung gebogen und befestigt.

Birnen auf Sämlingsunterlagen entwickeln ein tiefes Wurzelsystem, während die Wurzeln der Quit­ten­un­ter­la­gen relativ flach liegen. Sie sollten deshalb in den ersten Jahren gut mit Wasser versorgt werden. Es empfiehlt sich zudem, den Boden zu mulchen.


Die Früchte sind gesund und bekömmlich

BirnenspaliereFoto: Buchter-Weisbrodt Birnenspaliere schmücken Gartenlauben, Hauswände und Mauern gleichermaßen. Dank der geschützten Lage werden Sonne und Wärme optimal genutzt. Bei einem Vergleich der Inhaltsstoffe von Apfel und Birne zeigen sich er­staun­lich ähnliche Werte. Deutliche Unterschiede gibt es nur beim Rohfasergehalt – er ist bei der Birne fast doppelt so hoch – und vor allem bei den Säurewerten. Während Äpfel je nach Sorte eine Schwankungsbreite von 5 bis 15 g/l aufweisen, enthalten Birnen nur 1 bis 3 g/l, sind also säu­re­är­mer als die mildesten Apfelsorten.

Die Heilkundigen des Mittelalters warn­ten davor, Birnen roh zu es­sen: „Roh die Birne vom Baum zu essen, ist giftig. Gegengift sind Birnen gekocht, doch meide die rohen. Solche be­schwe­ren den Magen, gekochte hin­ge­gen erleichtern.“ Birnen sind auch frisch gegessen alles andere als giftig, in einem Punkt haben die mittelalterlichen Ärzte jedoch Recht: Gekochte Birnen und Birnensaft gelten als aus­ge­spro­che­ne Schonkost. Schwer im Magen liegen nur sehr unreife frische Früchte.

Die Birne ist beliebter Bestandteil von Therapien, die den Körper entgiften. Sie enthält fein aus­ge­wo­ge­ne Mengen an Mineralstoffen und Spurenelementen, die Schwermetalle und schädliche Lebensmittelzusätze neutralisieren und ausscheiden helfen. Auch bei Verdauungsstörungen leistet diese Frucht wirksame Hilfe. Wertvoll ist auch die reichlich enthaltene Folsäure, ein Vitamin des B-Komplexes, das Wachstum und Blutbildung fördert. Folsäure spielt zudem eine Rolle beim Aufbau von Glückshormonen. Frische Birnen können also dazu beitragen, unsere Laune zu heben und den Alltag zuversichtlich anzugehen.


Birnen als Zierbaum

Von nahezu allen Obstarten gibt es Zierformen, so auch von den Birnen. Die Wild- oder Holzbirne (Pyrus pyraster) kommt allenfalls für das Rahmengrün von Kleingartenanlagen oder für große, naturnahe Gärten in Frage.

Ebenso die gut 10 m hohe Schnee- oder Lederbirne (Pyrus nivalis). Ihre jungen Triebe sind filzig behaart, die Blätter mit ihrem anfänglich weißen Haarfilz umgeben die 3 cm großen, weißen Blüten im April. Im Herbst überrascht sie mit dunkelroter Färbung. Die rundlichen Birnchen lassen sich allenfalls überreif essen.

Als Birnen-Ziergehölz am meisten verbreitet ist die Weidenblättrige Birne (Py­rus salicifolia), ein 5 bis 10 m hoher Baum mit hängenden Zweigen. Die schma­len Blätter sind silbrig behaart und erklären die Namensgebung. Nur 2 cm groß sind die unscheinbaren Früchte, sie werden nicht genutzt. Die Sorte ‘Pendula’ fällt durch den Hängecharakter der Äste auf, ‘Silver Cascade’ hat nicht nur stark hängende Zweige, die Blätter schimmern auch besonders silbrig.

Die Chinesische Birne (Pyrus calleryana) ist ein kleiner Baum mit kleinen, dun­kelgrünen Blättern. Ende April, Anfang Mai erscheinen die 2 cm großen, weißen Blüten. Daraus entwickeln sich 1 cm große Birnchen. Sorten sind z.B. säulenförmig wachsende wie ‘Capital’ oder pyramidenförmige wie ‘Clerizam’, ‘Gladzam’, ‘Val­zam’ und ‘Cleveland Select’. ‘Edgeball’ hat silbrige Blätter, ‘Jilzam’ bleibt besonders klein, ‘Stonehill’ wird überdurchschnittlich groß.

Die Ussuri-Birne (Pyrus ussuriensis) wird 15 m hoch. Die gelblichen Zweige tragen deutlich ge­zähn­te Blätter. Im April erscheinen je Büschel 6 bis 10 gut 3?cm große Blüten. Daraus entwickeln sich 3 cm große grünlichgelbe Früchte mit kurzen Stielen. Die Sorte ‘Bailfrost’ wächst streng aufrecht, ‘Mordak’ bleibt kleiner und hat eine runde Krone.

Helga Buchter-Weisbrodt

 

Bezugsquellen

für Birnbäume (Fruchtsorten):

Artus Group Gesellschaft für Obstneuheiten mbH
Tel. 07 21/94 48 07
www.artus-group.de

Krämer Markenbaumschulen
Tel. 0 52 31/6 87 78
www.baumschule-kraemer.de

Baum- und Rosenschule Wolfgang Müller
Tel. 03 43/59 76 1-0
www.baum-rosenschule-mueller.de