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Geschenke des Himmels – Zweijährige säen sich selbst aus

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VergissmeinnichtFoto: Nüsslein-Müller Vergissmeinnicht Manche Pflanzenaussaat muss jedes Jahr aufs Neue gehegt und gepflegt werden. Einige der schönsten Blumen in unseren Gärten kosten dagegen weder Geld noch Mühe. Einmal gesät oder gepflanzt säen sie sich immer wieder selbst aus. Die Samen der zweijährigen Sommerblüher werden durch den Wind, Vögel oder auch Ameisen verbreitet. Sie keimen auf geeignetem Untergrund schnell, und schon bald sind die ersten Blätter zu sehen. Wichtig ist nur, die Zweijährigen schon als Sämlinge zu erkennen und nicht versehentlich als Unkraut herauszureißen.


Im Frühjahr bezaubert das blaue Vergissmeinnicht

Zu den typischen Frühjahrsblühern gehört das Vergissmeinnicht (Myosotis sylvatica), dessen kleine, blaue Blütchen wie duftige Wolken über dem Laub schweben. Die bei uns auch heimische Pflanze sät sich reichlich aus. Und das sollte man sie auch lassen, denn Vergissmeinnicht sind prima Partner für Tulpen und Narzissen und ergänzen deren Farbenpracht im Frühlingsbeet aufs Beste. Wenn sie dann nach einigen Wochen verblüht sind, zupft man die Pflanzen einfach heraus.


Vergissmeinnicht-SämlingFoto: Nüsslein-Müller Vergissmeinnicht-Sämling

Oft sind dann schon neue Sämlinge erkennbar, die im Folgejahr blühen werden. Es gibt auch Sorten mit rosa oder weißen Blüten, aber am schönsten ist die himmelblaue Ursprungsform. Die robuste zweijährige Pflanze ist übrigens auch ideal unter Rosen, wo sie die Fläche belebt, bevor die Rosen austreiben. Gleichzeitig wurzeln Vergissmeinnicht so flach, dass für die empfindlichen Rosen keine Wurzelkonkurrenz entsteht.


Lichtnelken-SämlingFoto: Nüsslein-Müller Lichtnelken-Sämling


LichtnelkeFoto: Nüsslein-Müller Lichtnelke Eine besonders auffällige Zweijährige ist die Kronen-Lichtnelke oder Vexiernelke (Silene coronaria, früher Lychnis coronaria) – einmal durch ihre silbergrauen, flaumigen und meist wintergrünen Blattro­setten, zum anderen durch die intensiv leuchtenden, karminrosa Blüten an den verzweigten, etwa 60–80 cm hohen Blütenständen. Es gibt auch eine weiß blühende Variante ‘Alba’. Die Vexiernelke liebt sonnige Standorte mit durchlässigem und eher nährstoffarmem Boden, ist also ideal für Kiesbeete. Nasskalte Winter übersteht sie nicht gut.

 
Der Lebensrhythmus der Zweijährigen

Zweijährige Pflanzen – auch bienne genannt – sind Pflanzen, deren Lebenszyklus von der Keimung bis zur Samenbildung zwei Jahre bzw. zwei Ve­ge­ta­tions­pe­ri­o­den dauert. Im Frühjahr oder Sommer des ersten Jahres keimt der Samen, und es bildet sich vor dem Winter eine meist flach dem Boden aufliegende Blattrosette, die oft auch wintergrün ist. Die Pflanze wächst also rein vegetativ, bildet Wurzeln und Blätter und speichert darin Nährstoffe. Im Folgejahr wachsen zunächst neue Blätter, später schiebt sich der Blütenstand in die Höhe. Nach der Blütezeit im Sommer bilden sich zum Herbst die Samen, welche die Pflanze verstreut oder die durch In­sek­ten oder Vögel verteilt werden. Die Pflanze stirbt dann meist ab, selten gibt es noch eine zweite Blüte im Folgejahr.


Heimische Wildpflanzen: Königskerze und Finger­hut

Weißer FingerhutFoto: Nüsslein-Müller Weißer Fingerhut Die Königskerze (Verbas­cum) bildet im ersten Jahr eine wollig behaarte Blattrosette. Im Folgejahr wächst ein imposanter Blütenstand mit gelben Blüten heran, die gern von allerlei Insekten besucht werden. Kö­nigs­ker­zen fühlen sich an sonnigen Stand­orten mit durch­läs­si­gem Boden wohl. Die Großblütige Königskerze (V. densiflo­rum) wird gut 120 cm hoch, die Silber-Kö­nigs­ker­ze (V. bombyciferum) sogar über 140 cm.

Auch der Fingerhut (Digitalis purpurea) quartiert sich gern im Garten ein. Im ersten Jahr zeigen sich Ro­set­ten mit spitzovalen Blättern, im Frühsommer des Folgejahres die bis zu 150 cm hohen Kerzen mit den typischen Glockenblüten. Die Ursprungs­art blüht im Frühsommer mit karminroten Blüten, es gibt auch andersfarbige Gartensorten, etwa die weiß blühende ‘Alba’. Vor­sicht, der Fingerhut enthält hochgiftige Glykoside, die in niedriger Dosierung für Herz­me­di­ka­men­te verwendet werden.

Nachtaktive Schmetterlinge fliegen auf die großen, gelben Blüten der Nachtkerze (Oenothera biennis), einer echten Feierabend­pflanze, die ihre schmalen Blütenknospen erst in der Dämmerung zu großen, hellgelben Schalenblüten öffnet und 24 Stunden später wieder schließt. Wer das allabendliche Spektakel live erleben will, pflanzt einige der robusten Nachtschwärmer direkt an die Terrasse. Die Pflanze blüht im zweiten Standjahr von Ende Juni bis August.

Fingerhut-SämlingFoto: Nüsslein-Müller Fingerhut-Sämling


Mit dem Charme alter Bauerngärten: Stockrosen

StockmalveFoto: Nüsslein-Müller Stockmalve Ein imposanter Sommer­blüher ist die Stockmalve, meist Stockrose genannt (Alcea rosea). Die Blü­ten­stän­de können bis zu 250 cm Höhe erreichen und öffnen ihre großen, runden Malvenblüten von Juli bis Sep­tem­ber. Es gibt sie in vielen Farbnuancen von Weiß über Gelb, Apricot, Rosa bis hin zu fast Schwarz, von einfach blühend bis pomponartig gefüllt. Stockmalven lieben sonnige, windge­schützte Standorte. Im süd­li­chen Skandinavien sieht man sie häufig an Haus­wän­den. Hohe Sorten sollte man stützen, gut geeignet ist auch ein Platz am Zaun, wo sie für Besucher auch gleich ein sommerlicher Willkommensgruß sind.

Feigenblatt-Stockmalven (Alcea ficifolia) sind weniger anfällig für den Malvenrost, einen Blattpilz, der sich zuerst durch orangerote Punkte auf den Blättern be­merk­bar macht und leider sehr verbreitet ist. Später sterben die Blätter ab, und die Pflanzen stehen zur Blütezeit fast kahl da. Um eine Infektion zu ver­hin­dern, sollten die Pflanzen immer ausreichend Platz und Luft haben, sich zu entwickeln.

Sämlinge der StockmalveFoto: Nüsslein-Müller Die Sämlinge der Stockmalve lassen sich auch in Töpfen kultivieren und im Garten verpflanzen.


Duftende Blüten und würzig aromatische Blätter

Mit ihrem veilchenähnlichen Duft zieht die Nachtviole (Hesperis matronalis) in den Abend- und Nachtstunden Insekten an, wenn sich von Mai bis Juli ihre hellviolettfarbenen Blüten öffnen. Die etwa 60 cm hohen Pflanzen fühlen sich an halbschattigen, eher luftfeuchten Standorten wohl, sie passen gut zu Farnen am schattigen Gehölzrand.

Auch der Muskatellersalbei (Salvia sclarea) bleibt dem Garten meist erhalten, wenn man ihn einmal gepflanzt hat. Er bildet bis zu 110 cm hohe Blütenstände mit hellrosaviolettfarbenen oder weißen Blütenständen. Früher wurde Muskatellersalbei zum Würzen von Wein verwendet.

Das Mutterkraut (Tanacetum parthenium) blüht fleißig und bringt viele Sämlinge hervor. Die Pflan­zen mit dem aromatisch duftenden, graugrünen, farnartig gefiederten Laub und den ka­mil­len­ähn­li­chen Blüten blühen von Juni bis September. Es gibt Sorten mit einfachen, leicht oder stark ge­füll­ten Blüten. Das Mutterkraut liebt sonnige, offene Standorte und passt gut in wiesenähnliche Pflanzungen.


AkeleiFoto: Nüsslein-Müller Akelei

Die Akelei (Aquilegia vulgaris) ist eigentlich keine zweijährige Pflanze, sondern eher eine kurzlebige Staude, ähnlich wie die Stockmalve. Ihre Sämlinge überraschen immer wieder mit neuen Farb­nu­an­cen. Die klassische wilde Akelei hat intensiv blaue Blüten. Im Garten finden sich hell- und dunkelrosa, violett, hell- und dunkelblaue Varianten mit einfachen oder auch gefüllten Blüten, manchmal sind die Blüten auch zweifarbig. Akeleien lieben den Halbschatten am Gehölzrand und blühen im Spätfrühling. Wer ein zu reiches Versamen verhindern möchte, schneidet die Blü­ten­stän­de zurück, bevor die Samenkapseln ausreifen können.


Mit Zweijährigen den Garten natürlich gestalten

Es macht den besonderen Charme der Zweijährigen aus, dass man ihre Sämlinge dort wachsen lässt, wo sie gekeimt haben. Daraus ergeben sich immer wieder spannende Kombinationen, die man so nie gepflanzt hätte. Die Blattrosetten können aber auch im ersten Jahr im Spätsommer ausgegraben und verpflanzt werden.


Sämlinge vom Vergissmeinnicht pflanzenFoto: Nüsslein-Müller Die Sämlinge vom Vergissmeinnicht lassen sich auch in Töpfen kultivieren und im Garten verpflanzen.

Nachtkerze, Königskerze und Stockmalve haben eine lange Pfahl­wurzel. Lockern Sie daher den Boden vor dem Ausgraben tiefgrün­dig, um die Pflanzen möglichst unbeschädigt aus dem Boden zu bekommen. Das neue Pflanzloch entsprechend tief ausheben, damit die Wurzel in der Länge Platz hat. Die Erde gut andrücken und angießen. Bei bedecktem Himmel fällt den Pflanzen das An­wach­sen leichter als bei praller Sonne.

 

Bezugsquellen

Saatgut für Zweijährige gibt es bei

Gärtner Pötschke
Tel. 0 18 05/86 11 00
(14 Ct./Min. aus dem dt. Festnetz, mobil max. 42 Ct./Min.)
www.poetschke.de

Nebelung (Kiepenkerl)
Tel. 0 26 61/9 40 52-84
www.nebelung.de

Sperli
Tel. 0 25 82/67 09 00
www.sperli.de


Susanne Nüsslein-Müller