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Vielseitig begabt: die Gewürznelke
Foto: Breder In der kalten Jahreszeit steht sie stets hoch im Kurs: die Gewürznelke. Als klassische Zutat für Glühwein, Punsch, Plätzchen, Printen und Rotkohl ist sie unentbehrlich. Und: Mit Nelken gespickte Apfelsinen sehen nicht nur dekorativ aus, sie verströmen auch einen wunderbaren Duft.
Der typische Geruch der Nelke stammt übrigens vom Nelkenöl, das zu den ätherischen Ölen zählt. Es enthält bis zu 98 % Eugenol und wird auch in der Parfümerie verwendet.
Nicht verwandt mit Gartennelke
Die Gewürznelke ist übrigens nicht verwandt mit unserer heimischen Gartennelke. Sie stammt vom Nelkenbaum (Syzygium aromaticum), und der ist in Indonesien beheimatet. Heute wird der Nelkenbaum noch in Sansibar, Pemba, Ambon, Madagaskar, Malaysia und Sri Lanka angebaut.
Der Nelkenbaum ist ein schlankes Gewächs und wird bis zu 14 m hoch. An seiner Basis ist er weit verzweigt und läuft nach oben spitz zu. Der Baum hat glänzende, dunkelgrüne Blätter und glockenartige Blüten mit gelben Blütenblättern. Er trägt zweimal im Jahr Blüten.
Die unreifen Knospen dieser Blüten werden geerntet, wenn sie 12 bis 17 mm lang sind, dann trocknet man sie. Die so gewonnene Nelke besteht aus einem vierkantigen Fruchtknoten, der sich nach unten in einen Unterkelch verlängert.
Die Nelke ist aber nicht nur ein beliebtes und sehr aromatisches Gewürz und ein Duftspender – sie kann noch viel mehr: Ihr Geruch und der leicht brennende Geschmack regen den Appetit an und verhindern Blähungen. Deshalb findet sie auch in unserer heimischen Küche gern in Kohlgerichten wie Rotkohl und Sauerkraut Verwendung.
Antibakterielle Wirkung
Schon die Inselbewohner in Indonesien und auf den Molukken – so wird überliefert – verwendeten getrocknete Nelken bei Zahnschmerzen und Entzündungen im Mund, indem sie die Frucht in die Nähe der schmerzenden Stelle schoben und dort ließen, bis sie vom Speichel ganz weich wurde. Wissenschaftler haben später die schmerzstillende und antibakterielle Wirkung der Gewürznelke genauer untersucht und festgestellt, dass das ätherische Öl der Gewürznelke, das Eugenol, Bakterien, Pilze und Viren im Wachstum hemmt.
Hinzu kommt noch eine lokalanästhetische Wirkung: Die Wirkstoffe sind in der Lage, die Mundschleimhaut örtlich zu betäuben. Diese Erkenntnis hat dazu geführt, dass zahlreiche Mundwässer einen Extrakt aus der Gewürznelke enthalten – und zusätzlich noch mit Salbei, Kamille und Pfefferminz angereichert sind, was dem Geschmacksempfinden sicherlich entgegenkommt.
Abgeraten wird dennoch von der malayischen Methode, sich bei Zahnschmerzen eine Gewürznelke in die Backentasche zu stecken und darauf zu warten, dass der Schmerz nachlässt: Die Gewürznelke hat nämlich auch noch allergene Wirkungen.
Der direkte Schleimhautkontakt kann das Gewebe stark reizen und allergische Reaktionen auslösen. Beobachtet wurde diese Wirkung auch schon bei Nahrungsmitteln, die Nelkenöl enthalten: Lebkuchen, Printen, Dominosteine beispielsweise. Wer also zu Allergien neigt, sollte mit der Gewürznelke vorsichtig umgehen – und es vielleicht doch besser bei einer gespickten Apfelsine oder einem Duftpotpourri belassen.
Andrea Ferch