- Pflanzenporträts
Heidelbeeren im Garten anbauen
Foto: famveldman/Adobe Stock
Manche Pflanzen bieten so viele Pluspunkte, dass man sie einfach im Garten haben muss. Ein Paradebeispiel ist die Heidelbeere, auch Blaubeere genannt: Im Mai öffnen sich ihre hübschen Blütenglöckchen, die unablässig von Bienen und Hummeln besucht werden. Im Sommer folgt
die wochenlange Ernte der
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aromatischen Früchte. Im Oktober leuchten die Blätter orange, rot und gelb, und sogar die blattlosen Wintertriebe sind dekorativ.
Verschiedene Arten
Die meisten kennen Wald-Heidelbeeren (Vaccinium myrtillus) schon aus Kindertagen. Die heimische Wildpflanze wird nur 30–50 cm hoch, und ihre sehr aromatischen Früchtchen sorgen im Hochsommer zuverlässig für blaue Zähne und Fingerkuppen.
Die höchsten Erträge im Garten liefern jedoch ihre nordamerikanischen Schwestern, die Amerikanischen Heidelbeeren (Vaccinium corymbosum), auch „Highbush Blueberries“ oder Kultur-Heidelbeeren genannt. Sie bilden mannshohe Sträucher, tragen sehr reich und spielen für den Anbau im Garten unter den Blaubeeren die Hauptrolle. Foto: hhelene/Adobe Stock
In den letzten Jahren werden im Handel zunehmend kompakt wachsende Heidelbeeren angeboten, die sich besonders für Pflanzgefäße eignen. Das sind zum einen niedrige Sorten der Amerikanischen Heidelbeere. Zum anderen finden sich auch Sorten, die aus der ebenfalls aus Nordamerika stammenden Wildart Vaccinium angustifolium (auch „Lowbush Blueberry“ genannt) bzw. aus der Azoren-Heidelbeere (Vaccinium cylindraceum) gezüchtet wurden. Riesige Erntemengen dürfen Sie von diesen Pflanzen allerdings nicht erwarten, dafür besitzen sie einen hohen Zierwert.
Foto: Lucky Berry®
Amerikanische Heidelbeeren
Wenn Sie möglichst viele Blaubeeren im Garten ernten möchten, sollten Sie die starkwüchsigen Amerikanischen Heidelbeeren pflanzen, die pro Strauch durchaus 5 kg Früchte liefern können. Obwohl viele Sorten selbstfruchtbar sind, ist es für den Fruchtansatz förderlich, verschiedene Sorten zu pflanzen.
Für mindestens zwei Sorten spricht auch, dass sich die Züchtungen bei der Reifezeit unterscheiden. So können Sie bei den frühen Sorten ‘Duke’ und ‘Nui’ bereits in der zweiten Junihälfte mit der Ernte beginnen. Im Juli folgen Sorten wie ‘Ama’, ‘Bluecrop’ und ‘Patriot’ und im August/September ‘Aurora’, ‘Coville’ und ‘Elisabeth’. Einen Sortenüberblick bietet Ihnen die Tabelle auf S. 2.
Kompakte Züchtungen
Der Markt bei den kompakten Heidelbeeren ist groß. ‘Pink Breeze’, ‘Peach Sorbet’ und ‘Sunshine Blue’ mit Wuchshöhen zwischen 60 und 100 cm gehören zu den Amerikanischen Heidelbeeren. Obwohl sie reich tragen, liefern sie allein schon durch ihr geringeres Volumen weniger Ertrag als ihre hoch wachsenden Schwestern.
Eine echte Besonderheit ist die gut 100 cm hohe Amerikanische Heidelbeere ‘Hortiblue Petite’, da sie zweimal tragend ist. Die Haupternte erfolgt im Juli und August. Während des Sommers bildet die Sorte weitere Blüten, sodass Sie bis in den Oktober hinein noch einen kleinen Nachschub an Früchten pflücken können.
Foto: Flora Press/Visions Die Zwergsorte ‘Berry Bux’ gehört genauso wie ‘Pink Breeze’ und ‘Peach Sorbet’ zur Marke „BrazelBerry“ des amerikanischen Züchters Dave Brazelton. Mit seinem dichten Wuchs und dem glänzenden Laub macht der Blaubeerzwerg vom Frühjahr bis zum Herbst eine gute Figur. Er wurde aus der amerikanischen Wildart Vaccinium angustifolium gezüchtet.
Genauso wie ‘Berry Bux’ wird auch ‘Little Blue Wonder’ nur um 50 cm hoch, ist zuverlässig winterhart und sorgt für Naschobst in kleiner Menge. Für diese Zwergsorte wurden zwei Wildarten miteinander gekreuzt: Vaccinium corymbosum und Vaccinium angustifolium.
Schließlich werden auch Züchtungen der Azoren-Heidelbeere wie ‘Blautropf’ oder ‘Lucky Berry’ angeboten. Sie fallen durch ihre längliche, tropfenförmige Fruchtform auf. Zudem bieten sie ein langes Erntefenster von Juli bis Oktober, da sie immer wieder neue Blüten bilden. Nachteilig bei der Azoren-Heidelbeere ist ihre geringere Frosthärte von nur etwa –10 °C. Sie eignet sich also eher für milde Regionen oder sollte als Kübelpflanze geschützt überwintert werden.
Sauer muss er sein
Beim Boden ist die Blaubeere kompromisslos: Sauer muss er sein und humos. Das gilt bisher für alle genannten Arten und Sorten, auch wenn manche Marketing-Abteilung anderes behauptet. Der pH-Wert sollte bei 3,5 bis 4,5 liegen. Liegt er deutlich darüber, was für die meisten Gartenböden zutrifft, werden die Blätter gelbgrün, die Pflanze kümmert und bildet nur wenige Beeren.
Theoretisch könnten Sie großzügig Weißtorf in das Pflanzloch einbringen und so ein saures und humoses Substrat herstellen. Wie Sie auch ohne Torf für passende Bodenverhältnisse sorgen können, erfahren Sie hier.
Alternativ zur Kultur im Gartenbeet können Sie Ihre Blaubeeren auch in einen großen Kübel pflanzen. Damit sich die Gießarbeit in Grenzen hält, sollten Sie mindestens 50 bis 100 l für die starkwüchsigen Sorten und 20 bis 50 l für die kompakten einplanen. In Regionen mit sehr kalkhaltigem Wasser ist es sinnvoll, zum Gießen Regenwasser zu verwenden.
Wie andere Obstgehölze benötigen auch Blaubeeren genügend Nährstoffe. Sie sollten die Pflanzen daher möglichst zweimal jährlich, im März und im Juni, düngen. Am besten verwenden Sie einen sauer wirkenden Dünger wie Rhododendrondünger oder einen Spezialdünger für Heidelbeeren.
Foto: mauritius images/keith burdett/Alamy
Kein Hexenwerk
Von ihren Ansprüchen an den Boden abgesehen sind Blaubeeren pflegleicht. Sie gedeihen in sonnigen bis leicht halbschattigen Lagen. Zudem sind sie grundsätzlich sehr frosthart: Sowohl
die Amerikanische Heidelbeere als auch Vaccinium angustifolium vertragen Temperaturen
bis zu –25 °C.
Am Naturstandort wächst die Amerikanische Heidelbeere in Sümpfen, Mooren und auf nassen Wiesen. Auch im Garten benötigt sie eine gleichmäßige Bodenfeuchtigkeit, besonders im Sommer, wenn die Früchte wachsen und reifen und gleichzeitig auch die Knospen für das nächste Jahr angelegt werden. Für eine gute Ernte lohnt es sich daher, regelmäßig zu gießen – bei Kübelpflanzen an heißen, windigen Tagen durchaus täglich.
Regelmäßig schneiden
Amerikanische Heidelbeeren sind langlebig und können jahrzehntelang tragen. Das funktioniert allerdings nur mit einem regelmäßigen Schnitt. Wenn Sie Ihre Heidelbeere einfach nur wachsen lassen, bildet sie in den ersten Jahren zwar gutes Fruchtholz, trägt dann aber von Jahr zu Jahr kleinere und wenig aromatische Früchte. Sie hat nur noch schwache Neutriebe und vergreist.
Ziel aller Schnittmaßnahmen ist es, immer genügend vitales Fruchtholz zu haben. Da das Vergreisen von den Spitzen her erfolgt, sollten Sie jedes Jahr im Februar/März stark verzweigte Triebspitzen direkt oberhalb von starken, jungen Trieben entfernen. Nach einigen Jahren können Sie den ein oder anderen alten Ast auch komplett direkt über dem Erdboden abschneiden.
Auf die zwergwüchsigen Sorten mit ihrem dichten, kugeligen Wuchs lassen sich diese Schnittregeln schlecht übertragen. Hier kommt es ja auch eher auf die Optik als auf die Erntemenge an. Generell schneiden Sie die Zwergsorten als junge Pflanzen wenig. Wenn Sie möchten, können Sie einen leichten Formschnitt durchführen und gelegentlich trockene Triebe entfernen.
Wenn die Zwergheidelbeere nach einigen Jahren vergreist, können Sie die ganze Pflanze im Februar etwa 10 cm über dem Erdboden abschneiden. Kübelpflanzen sollten Sie nach dieser Verjüngungskur in frische Erde umtopfen oder zumindest düngen. Die Zwergsorten bilden schon im nächsten Jahr wieder schöne, dichte Büsche.
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Früchte für jeden Tag
Voll ausgereifte Blaubeeren schmecken besonders aromatisch – warten Sie daher mit der Ernte, bis sich die Früchte leicht eindrücken lassen. Im Zweifelsfall einfach mal probieren! Die Früchte reifen nach und nach, sodass Sie bei den meisten Sorten einen Erntezeitraum von etwa vier bis sechs Wochen haben. Im Kühlschrank sind die Beeren durch ihre recht feste Schale problemlos zwei bis drei Wochen haltbar. Damit Sie aber überhaupt eine Chance haben, von den leckeren
blauen Kugeln etwas abzubekommen, sollten Sie die Sträucher mit Vogelschutznetzen abdecken, sobald die Beeren beginnen, von Grün auf Rotblau umzufärben.
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Wenn nun auch Sie von den vielen Vorteilen der Heidelbeeren überzeugt sind, noch ein Tipp zum Schluss: Der Herbst ist die beste Pflanzzeit!
grr
Sortenliste Heidelbeeren
Sorte |
Ernetzeitraum (Monat) |
Fruchtgröße |
---|---|---|
starkwüchsig (150–200 cm): | ||
‘Ama’ | 7/8 | groß |
‘Aurora’ | 8/9 | mittel |
‘Bluecrop’ | 7/8 | groß |
‘Coville’ | 8/9 | groß |
‘Duke’ | 6–8 | mittel |
‘Elisabeth’ | 8/9 | groß |
‘Goldtraube’ | 7–9 | groß |
‘Hortblue Poppins’ | 8/9 | mittel |
‘Nui’ | 6/7 | groß |
‘Patriot’ | 7 | groß |
‘Reka’ | 7/8 | groß |
mittelgroß (60–120 cm): | ||
‘Hortblue Petite’ | 7/8 + 9/10 | mittel |
‘Lucky Berry’ | 7–10 | klein |
‘Pink Breeze’ | 7/8 | groß |
‘Peach Sorbet’ | 7/8 | groß |
‘Sunshine Blue’ | 7/8 | groß |
zwergwüchsig (40–60 cm): | ||
‘Berry Bux’ | 7/8 | klein |
‘Blautropf’ | 7–10 | klein |
‘Sunshine Blue’ | 7–10 | klein |
Foto: luntra/Adobe Stock
Bezugsquellen
Baumschule Horstmann
Tel. 04892/899 34 00
www.baumschule-horstmann.de
Erzgebirgische Wildobstzucht
Tel. 037291/695 30
www.wildobstschnecke.de