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Hortensien
Wettleuchten im Halbschatten
Foto: Themenbild
Hortensien erfreuen sich seit Jahren einer zunehmenden Beliebtheit bei Gartenfreunden. Kein Wunder, denn kaum ein Gehölz begeistert durch seine lang anhaltenden und ausdrucksstarken Blüten mehr als Bauern- und Rispenhortensien. Dabei hat sich das Farbspektrum in den vergangenen Jahren nur unwesentlich erweitert, nach wie vor prägen Weiß, Rosa oder Blau in unterschiedlichsten Schattierungen die Angebotspalette. Mehr züchterische Erfolge gibt es bei den Formen der einzelnen Blüten zu vermelden, der Gartenfreund kann zwischen immer größeren und bizarrer anmutenden Doldenrispen wählen.
Ist im Garten erst einmal der passende Standort gefunden, fühlt sich die Hortensie sehr wohl und gilt als pflegeleichtes Gehölz.
Bauernhortensie: Spieglein, Spieglein, an der Wand
Für viele Gartenfreunde ist die Bauernhortensie (Hydrangea macrophylla) die Schönste im ganzen Land. Sie blüht von Juli bis September und ist so vielfältig einsetzbar wie kaum ein anderes Gehölz. Bereits in kleinen Gärten ab 50 m² findet sie einen Platz. Auch für Bauerngärten, für Gärten mit asiatischem Flair, in direkter Nachbarschaft zu Teichanlagen oder gar in Parkanlagen ist die Bauernhortensie sehr zu empfehlen.
Kleine Sorten der Bauernhortensie finden mehr und mehr Verwendung als blühender und frostharter Schmuck im Kübel oder Trog. Das Blütenspektrum reicht von klassischen ballförmigen Doldenrispen bis hin zu flachen, tellerartigen Blüten.
Rispenhortensie: mit Vollgas auf der Überholspur
In den vergangenen Jahren verzauberte die Rispenhortensie (Hydrangea paniculata) zunehmend Gartenliebhaber. Sie übertrifft die Bauernhortensien im Wachstum nahezu um das Doppelte und erreicht unter besten Bedingungen eine Höhe von bis zu 3 m. Das herausragende Merkmal der Rispenhortensien ist bei vielen Sorten die Färbung der Blüte. Die im Juli erscheinende weiße oder gelbliche Blüte verfärbt sich im Abblühen von Zartrosa bis hin zu einem dunklen Rot.
Strauchhortensie: als Single am schönsten
Foto: BKN Strobel Wer sehr große Blütenbälle liebt, kommt mit der Strauchhortensie (Hydrangea arborescens, auch Wald-, Ball- oder Schneeballhortensie genannt) voll auf seine Kosten. Von Juni bis September zeigt diese Art anfangs grüne und anschließend cremeweiße Blüten. Um zur Geltung zu kommen, eignet sich die Strauchhortensie für die Einzelstellung, aber auch in Hecken und Staudenrabatten verfehlt sie ihre Wirkung nicht.
Kletterhortensie: hoch hinaus ganz ohne Hilfe
Foto: Breder
Die kletternden Vertreter der Hortensien (Hydrangea petiolaris) erklimmen mit ihren Haftwurzeln Höhen bis zu 15 m. Eine Kletterhilfe ist nicht erforderlich. Eingesetzt als freistehender Strauch erreicht die Kletterhortensie bis zu 2 m Höhe. Der Blütenzeitraum umfasst die Monate Juni und Juli, wobei die Blüten einen angenehm süßen Duft verströmen. Ein großer Vorteil der Kletterhortensie ist, dass sie Schatten verträgt. West- oder Nordseiten werden von ihr ebenso toleriert wie ein Standort unter Bäumen. Der Wurzeldruck der Bäume stellt keine Hürde im Wachstum der Hortensien dar.
In den ersten Jahren ist das Wachstum der Kletterhortensie relativ verhalten. Erst im Laufe der Jahre entwickelt sie den Drang, sich auszubreiten. Während eine Vielzahl von Gehölzen in den Wintermonaten wenig Attraktivität besitzt, ist die Kletterhortensie mit den alten Blütenständen, dem aparten Wuchs und der nicht alltäglichen Rinde eine Zierde für den Garten.
Standort: leicht sauer und halbschattig bevorzugt
Grundsätzlich ist für Hortensien ein leicht schattiger und windgeschützter Platz zu bevorzugen. Strauch- und Rispenhortensien dürfen gerne auch in die Sonne. Der Boden sollte reich an Humus und Nährstoffen sein. Lehmige Lagen werden mit guter Erde und Sand aufgebessert. Sandige Böden hingegen benötigen dringend Torf bzw. Torfersatzstoffe, um genügend Wasser für die wasserbedürftigen Hortensien bevorraten zu können.
Unabhängig von der Blütenfarbe (s.a. Düngung) ist das Einbringen von Rhododendronerde stets von Vorteil, denn Hortensien gedeihen am besten im leicht sauren pH-Bereich von 5,8. Verbleiben die Hortensien in Töpfen, ist ebenfalls Hortensien- oder Rhododendronerde erste Wahl. Frosthart sind sie eigentlich alle, in sehr kalten und windigen Lagen können jedoch Erfrierungen auftreten, wie gerade die zurückliegenden Winter eindrucksvoll zeigten. Ein Winterschutz empfiehlt sich daher grundsätzlich.
Wasser und Düngung entscheiden über den Erfolg
Foto: Breder Sind die Hortensien ausgepflanzt, sollte bei längerer Trockenheit dringend gegossen werden. Nicht umsonst gab man ihnen den botanischen – aus dem griechischen abgeleiteten – Namen Hydrangea, was so viel bedeutet wie Wasserschlürferin. In Töpfen gehaltene Pflanzen benötigen dauerhaft Wasser. Dennoch gilt, lieber einmal das Gießen vergessen, anstatt die Wurzeln ständig im Nass stehen zu lassen. Gegossen wird vorzugsweise mit Regenwasser, um den Säuregehalt (pH-Wert) in der Erde im leicht sauren Bereich zu halten. Denn unbelastetes Regenwasser hat normalerweise einen pH-Wert von 5,6.
Für die Düngung empfehlen sich Spezialdünger. Neben Hortensiendünger eignen sich auch Rhododendron- oder Azaleendünger. Zwei Düngergaben reichen aus – die erste, sobald sich im Garten das Leben regt (Feb./März), und eine zweite Ende Juni. Im Topf wird die Hortensie von März bis Juni monatlich mit flüssigem Dünger versorgt.
Dem „echten Blau“ auf die Sprünge helfen
Foto: Breder
Eine Besonderheit stellen blaue Hortensien dar. Damit sie ihre Farbe behalten und nicht in Pink oder Violett umschlagen, ist ein niedriger pH-Wert von 4–5 im Boden Voraussetzung. Wichtige Maßnahmen, diesen niedrigen pH-Wert zu erhalten, sind die Verwendung von Hortensienerde und -dünger sowie ausschließlich mit Regenwasser zu gießen.
Spezielle Hortensiendünger verfügen über einen niedrigen Anteil Phosphor. Er ist gerade hoch genug, um die Ernährung mit diesem Nährstoff sicherzustellen, doch niedrig genug, um keinen Überschuss im Boden zu erzeugen. Denn Phosphor im Wurzelbereich blockiert die Aluminiumaufnahme. Aluminumionen aber braucht der Blütenfarbstoff Delphinidin, um auf sauren Standorten violette Blüten hervorzurufen. Der Düngerzusatz „Hortensienblau“ liefert zusätzlich Aluminiumsulfat zur Unterstützung der Blaufärbung, sollte aber – wenn überhaupt – nur gezielt zum Zeitpunkt des Blütenansatzes im Herbst und des Austriebs im Frühjahr gegossen werden. Nur zu der Zeit kann die Pflanze das Aluminiumsulfat sinnvoll verwerten.
Schnitt von Hortensien
Meist wird vom Schnitt der Bauern- oder Tellerhortensien abgeraten. Um gesunde und starke Pflanzenkörper zu erhalten, sollte jedoch im Frühjahr ein Drittel aller Triebe (die ältesten, gleichmäßig verteilt) bodennah abgeschnitten werden. Die Pflanzen treiben neu aus, behalten ihre kompakte Form, und es verbleiben ausreichend Triebe für die Blüte.
Die alten Blüten dienen als Frostschutz für künftige Blüten. Entsprechend werden sie ebenfalls erst im Frühjahr knapp unter ihrem Ansatz und oberhalb gut erkennbarer neuer Knospen entfernt. Werden nur wenige Zentimeter zu viel weggeschnitten, erfolgt eine Blüte an diesem Trieb erst spät im Folgejahr.
Foto: zu Jeddeloh Rispen- und Strauchhortensien werden ähnlich wie der Schmetterlingsflieder (Buddleja davidii) im ausgehenden Winter stark eingekürzt. Ein Rückschnitt auf zwei bis drei Knospen (ca. Kniehöhe) ist die beste Voraussetzung für kräftiges Wachstum und reiche Blüte im Sommer. Haben Sie Mut, denn auf starken Rückschnitt erfolgt stets ein starker Austrieb! Steht die Hortensie bereits mehrere Jahre ohne Schnitt im Garten, sollte auf Schnitt ins sehr alte Holz verzichtet werden. Sonst kann es manchmal zum Ausfall der Pflanze kommen.
Eine Ausnahme stellen die ‘Endless Summer’-Hortensien dar, die durchaus unterschiedlicher Abstammung sein können (Zuchtformen von Bauern- oder Strauchhortensien), aber zwingend winterhart und mehrfach blühend sein müssen. Diese Pflanzen bilden selbst an sehr jungem Holz Blüten aus. Daher ist hier auch ein Schnitt während des Jahres – für Vasenschmuck beispielsweise – ohne Verlust der Blühfreude möglich. Noch im selben Jahr erscheinen neue Blüten.
Kletterhortensien werden lediglich ausgelichtet. Dazu werden alle zwei bis drei Jahre ältere, wenig blühfreudige Triebe entfernt. Die Hortensie bildet neue Triebe und dankt den Schnitt mit reicher Blüte. Entwickelt sich nach mehreren Jahren der Körper der Kletterhortensie sehr stark, sollte durch entsprechenden Schnitt das Gewicht der Pflanze reduziert werden. So wird vermieden, dass die Pflanze sich plötzlich von der Wand weg neigt.
Viel hilft nicht immer viel
Nicht alle Hortensien lassen sich mit entsprechenden Dünger-Zusätzen blau färben. Weiße Sorten reagieren gar nicht oder derart verzögert auf die Aluminiumgaben, dass der Versuch schon Unsinn wäre. Auch auf zu basischen Standorten erreicht man bei violetten Sorten kaum einen guten Erfolg. Unter dem Strich bliebe: Der Boden wäre mit Aluminumionen überladen, und das Geld wäre weg. Daher unbedingt den pH-Wert und die Grundfarbe der Hortensie beachten, bevor unsinnig gedüngt wird.
Andreas Zitzmann