- Pflanzenporträts
Primel-Vielfalt für den Garten
Von nostalgisch bis exotisch
Foto: Flora Press/Visions
Primeln erinnern uns an die Gärten der Großeltern und die ersten selbst gepflückten Blumensträuße der Kindheit. Sie verzaubern mit Biedermeier-Charme, leuchtenden Blütenpolstern oder exotisch anmutenden Blüten, die sich über mehrere Etagen verteilen.
Die Vielfalt der Gattung Primula ist mit mehr als 300 Arten immens. Die meisten gedeihen im lichten Schatten und lassen sich im Garten leicht und dauerhaft kultivieren. Ihr Platzbedarf ist überschaubar, und ihre Blütezeit erstreckt sich je nach Art von Anfang März bis in den August hinein.
Klein, aber fein
Auch wenn sie nur ein Zwerg von etwa 5 cm Höhe ist, besitzt die Teppichprimel (Primula juliae) eine unglaubliche Blütenfülle. Nach etwa drei bis vier Jahren sollten Sie die Polster im März ausgraben, teilen und die Teilstücke neu pflanzen. Je nach Größe lassen sich aus einer Mutterpflanze bis zu zehn Einzelpflanzen gewinnen.
Foto: Flora Press/Visions
Einen noch höheren Gartenwert besitzen die wüchsigen Kreuzungen mit Primula vulgaris bzw. Primula elatior. Sie blühen von März bis manchmal in den Mai hinein und werden als Primula-Juliae-Hybriden bezeichnet, aber oft auch als Primula x pruhoniciana angeboten. Bekannte Sorten sind z.B. ‘Amarantrot’ (violettrot) und ‘Schneewittchen’ (weiß, rosa überhaucht).
Karminrote Farbkleckse
Die sich bereits im März öffnenden rosaroten Blüten der Rosenprimel (Primula rosea) sind ein Blickfang im Garten. Sie erscheinen vor dem Laub und besitzen eine gute Fernwirkung.
Die kompakt wachsende Art liebt feuchte, humose und halbschattige Standorte und gedeiht gut am Teichrand. Besonders üppig blüht ‘Gigas’.
Läutet den Frühling ein
Die Kugelprimel (Primula denticulata) macht bereits ab Ende März mit ihren leuchtenden Blütenkugeln auf sich aufmerksam. Ihre Farbskala reicht von Reinweiß (z.B. ‘Alba’) und Karminrot (z.B. ‘Rubin’) über Zartlila bis Blauviolett. Ein luft- und bodenfeuchter Standort ist für Kugelprimeln optimal. Der Boden sollte nährstoffreich und humos sein. In rauen Lagen ist ein Winterschutz sinnvoll.
Foto: Neder
Kugelprimeln lassen sich leicht durch Aussaat vermehren, wobei allerdings ein buntes Farbengemisch entsteht. Wenn Sie selbst züchten wollen, können Sie aus der Vielzahl unterschiedlicher Sämlinge Ihre Favoriten auswählen und anschließend durch Teilung sortenecht weitervermehren. Generell sollten Sie Kugelprimeln nach drei bis vier Jahren ausgraben, teilen und neu pflanzen.
Aus Großmutters Garten
Die Kissenprimel (Primula vulgaris), auch Stängellose Primel genannt, vermittelt einen Hauch von Nostalgie. Sie wächst horstartig und wird nur etwa 5–10 cm hoch. Die duftlosen Blüten, die sich ab März öffnen, sitzen einzeln auf kurzen, behaarten Stielen.
Foto: Flora Press/Otmar Diez
Die Stammart besitzt hellgelbe Blüten mit einer dunkleren Mitte. Bei den Zuchtformen reicht die Farbpalette von Weiß über Gelb und Rot bis Blau. Schon im Mittelalter gab es gefüllte Formen, die vor allem in Klostergärten kultiviert und gesammelt wurden. Die Kissenprimel liebt einen humosen, feuchten Boden und ist für eine leichte organische Düngung dankbar.
Prachtvolle Blütendolden
Die heimische Hohe Schlüsselblume (Primula elatior) öffnet ab März ihre schwefelgelben Blüten. Durch Einkreuzung weiterer Primelarten sind aus ihr die Primula-Elatior-Hybriden hervorgegangen, die in verschiedenen Gelb-, Dunkelrot- und Brauntönen leuchten. Einige von ihnen, wie ‘Gold Laced’, sind auffällig gemustert.
Für ein gutes Gedeihen benötigt die Hohe Schlüsselblume im Frühjahr und Frühsommer einen feucht-frischen Bo- den. Am besten wächst sie in halbschattigen Bereichen.
Floraler Biedermeierlook
Die Gartenaurikel (Primula x pubescens) ist ursprünglich ein Wildbastard und ging aus einer Kreuzung von Primula auricula und Primula hirsuta hervor. Von Gelb und verschiedenen Rottönen über Violett bis fast Schwarz mit gelben, weißen oder dunklen Augen reicht ihr Farbspektrum.
Gartenaurikeln blühen von April bis Juni und lieben durchlässige, humose Erde. Die Primel im Biedermeierlook bevorzugt einen etwas absonnigen Gartenplatz und ist sehr wüchsig. Wie die meisten Primeln sollten auch sie nach einigen Jahren geteilt werden. Bei der Neupflanzung ist es vorteilhaft, die jungen Pflanzen etwas tiefer zu setzen, da sie die Eigenart besitzen, aus der Erde hoch zu wachsen.
Etagenweise Blütenpracht
Foto: Flora Press/Flowerphotos/Dave Tull Bei den Etagenprimeln stehen die Blüten quirlförmig auf verschiedenen „Stockwerken“. Zu dieser Gruppe gehört auch die Japanische Etagenprimel (Primula japonica), die trotz ihres exotischen Aussehens eine dankbare und ausdauernde Gartenpflanze ist. Wie andere Etagenprimeln benötigt sie, halbschattig gepflanzt, eine deutliche Grundfeuchte des Bodens, um üppig zu wachsen. Sagt ihr der Standort zu, wächst sie auf stolze 40–60 cm heran und trägt im Juni bis zu sechs Blütenquirle pro Pflanze.
Bei der reinen Art ist die Blüte karmin- bis purpurrot und trägt ein gelbes bis rötliches Auge. Die breite Sortenpalette hält aber auch eine Reihe anderer Farben bereit. So leuchtet die Sorte ‘Alba’ weiß, ‘Carnea’ schimmert fleischfarben, ‘Purpurmantel’ besticht mit einem edlen Purpurrot und ‘Miller’s Crimson’ strahlt karminrot. Fühlt sie sich wohl, sät sie sich auch selbst aus.
Weitere Schönheiten unter den Etagenprimeln sind auch die rosa- bis purpurrote Primula beesiana, die orangegelbe Primula bulleyana oder die gelb bis rot gefärbten Mischungen von Primula x bullesiana. Sie sind nicht besonders langlebig, lassen sich aber leicht aus Samen neu heranziehen.
Primel-Prinzessin
Eine Rarität für Staudenliebhaber ist die Orchideenprimel (Primula vialii). Besonders im Juni/Juli, wenn sie ihre 30–60 cm hohen Blütenähren mit den dunkelroten Knospen und den violettfarbenen Blüten in die Höhe schiebt, ist sie ein einzigartiger Blickfang.
Foto: Flora Press/GWI
Ihr sagt ein leicht schattiger Standort in einem feuchten, humosen, leicht sauren Boden zu. Generell gilt sie als kurzlebig, kann aber durch regelmäßige Teilung über mehrere Jahre im Garten gehalten werden. Auch durch Aussaat können Sie sie leicht anziehen, wobei die staubfeinen Samen nicht überdeckt werden sollten. Die Blüten erscheinen im zweiten Jahr.
Finale im August
Am Ende der Primelsaison öffnet im Juli/August die Tibet-Primel (Primula florindae) ihre schwefelgelben, duftenden Blüten. Unter optimalen Bedingungen werden die kräftigen Blütenstände bis zu 1 m hoch. Mit dem Blattstiel kann auch das Blatt bis zu 50 cm groß werden. Hierzu ist aber ein nahrhafter, humusreicher Boden in luft- und bodenfeuchter Lage notwendig. Neben der ursprünglichen Art mit gelben Blüten gibt es auch orange oder hellrot blühende Varianten, z.B. die Keilour-Hybriden.
Foto: Neder
Thomas Neder
Kreisfachberater im Landkreis Coburg