- Pflanzenporträts
Quitten – roh oder gekocht ein Genuss
Eine Frucht mit besonderem Duft
Foto: Elzbieta Sekowska/ShutterstockWenn sich das Gartenjahr langsam seinem Ende zuneigt, treten Quitten (Cydonia oblonga) erst so recht in Erscheinung. Denn dann strahlen die leuchtend gelben Früchte mit der Herbstsonne um die Wette und verströmen ihren betörenden Duft – so verlockend, dass man am liebsten direkt hineinbeißen möchte. Gut, dass es auch Sorten gibt, die Sie roh genießen können.
Frucht mit Vergangenheit
Die Heimat der Quitte liegt im Kaukasus. Dort wurde sie bereits vor 4000 Jahren kultiviert. Aber erst ab dem 9. Jahrhundert wurde sie auch in Weinbaugebieten in Mitteleuropa angebaut. Sie wächst als Strauch oder kleiner Baum, der eine Höhe von 4–8 m erreichen kann. Ihre Blätter sind größer als die von Apfel oder Birne. Das Gleiche gilt für ihre Blüten, die einen Durchmesser von
4–5 cm erreichen und den Baum von Mai bis Juni zieren. Weil die Quitte selbstfruchtbar ist, braucht Sie nicht unbedingt einen anderen Quittenbaum zur Befruchtung. Ein zweiter Baum
sorgt jedoch für höhere Erträge.
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Früher waren in Bauerngärten und auf Streuobstwiesen auch immer Quitten zu finden. Das bis vor einiger Zeit eher geringe Interesse an diesem Obst liegt wohl daran, dass die gängigen Quittensorten nicht roh gegessen werden können und viele Gartenfreunde sich nicht mehr die Mühe machen wollen, Gelee und Marmelade zu kochen. Mittlerweile sind jedoch auch Sorten verfügbar, die man roh genießen kann. Denn diese Sorten enthalten wesentlich weniger Gerbstoffe und mehr Zucker. Zudem enthalten sie keine bzw. deutlich weniger der festen Steinzellen, die das Fruchtfleisch der übrigen Sorten zu fest machen.
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Die Wahl der Unterlage
Die Quittenbäume in unseren Gärten sind in der Regel auf Unterlagen veredelt. Diese können speziell gezüchtet sein, wie z.B. die Unterlage mit dem Namen „Quitte BA29“ (Provencequitte) oder „Quitte A“ (Quitte aus Angers). Auch heimische Wildgehölze
wie der Ein- und Zweigrifflige Weißdorn (Crataegus monogyna, C. laevigata) oder die Mispel (Mespilus germanica) und die Eberesche (Sorbus aucuparia) dienen als Unterlage.
Für kleine Gärten ist die Unterlage „Quitte C“ am besten geeignet, denn sie hat den schwächsten Wuchs und ist resistent gegen Mehltau und Nematoden. Auch reifen die Früchte auf ihr früher als auf anderen Unterlagen. Zudem werden sie größer und haben einen besseren Geschmack. Allerdings ist die
„Quitte C“ empfindlich gegenüber Staunässe oder großer Trockenheit und kommt mit stark kalkhaltigen Böden nicht so gut zurecht.
Apfel- und Birnenquitten
Unterschieden wird bei Quitten zwischen zwei Sortengruppen, den Apfelquitten mit runden und den Birnenquitten mit länglichen Früchten. Apfelquitten sind meist etwas aromatischer und haben ein recht hartes Fruchtfleisch. Birnenquitten haben
oft saftigeres und etwas weicheres Fruchtfleisch. Eine der besten Apfelquittensorten ist ‘Konstantinopeler’. Sie ist ertragreich und sehr aromatisch. Eine besonders empfehlenswerte Birnenquitte ist die Sorte ‘Bereczki’, die aus Ungarn stammt.
In der Türkei gehören Quitten als Tafelobst zur täglichen Ernährung. Beliebt sind hier die sogenannten Shirin-Quitten, ein Überbegriff für zahlreiche Lokalsorten. Ebenfalls zu den Shirin-Quitten zählt die relativ neue Sorte ‘Ayva’. Ihr Geschmack ist aromatisch, süß und mit fruchtigem Orangenaroma. Bei ihr brauchen Sie die Frucht nicht einmal zu schälen, denn auch die Schale ist essbar. Den leichten Flaum sollten Sie jedoch abreiben, denn er beeinträchtigt den Geschmack.
Während einer kurzen Lagerung kann die Frucht weicher werden, aber auch frisch geerntet ist sie nicht zu hart zum Essen. Allerdings ist ihre Konsistenz ein wenig mehliger als die anderer Sorten. Lagerfähig ist ‘Ayva’ bis Ende Februar. Weitere roh genießbare Sorten sind beispielsweise ‘Buchlovice’, ‘Cydopom’, ‘Ingenheimer Riesenquitte’ oder ‘Limon Ayvasi’.
Foto: Gärtner Pötschke Foto: Baumschule Ritthaler
Pflege und Krankheiten
Quitten lieben Wärme und sind empfindlicher gegenüber Frost als Äpfel und Birnen. Deshalb sollten die Bäume einen sonnigen, vor kalten und trockenen Ostwinden im Winter geschützten Standort bekommen. Spätfröste können den Quitten jedoch nichts anhaben, denn die Blüten erscheinen erst im Mai, wenn die Zeit der letzten Nachtfröste oft schon vorbei ist.
Ansonsten sind die Bäume recht pflegeleicht. Lediglich in trockenen Sommern sollten Sie das Wässern der Baumscheibe nicht vergessen, denn sonst bleiben die Früchte klein, und das Fruchtfleisch wird trocken. Alle zwei Jahre sollten Sie zudem auf der Baumscheibe eine Düngung mit Kompost vornehmen (ca. 3 l/m²).
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Im Gegensatz zu Äpfeln und Birnen brauchen Quitten keinen regelmäßigen Schnitt. Wichtig ist nur eine luftige Krone. Dazu schneiden Sie alle zwei bis drei Jahre zu starke Triebe aus. Weil die Bäume aber frostempfindlich sind, empfiehlt sich der Rückschnitt erst nach den letzten strengen Frösten.
Quitten sind nicht nur pflegeleicht, sondern auch gegen die meisten Krankheiten und Schädlinge widerstandsfähig. Manchmal werden sie zwar von Blattläusen und Frostspannern befallen, das beeinträchtigt die Ernte jedoch nicht besonders. Ab und zu tritt auch Spitzendürre auf.
Dann sollten Sie befallene Triebe sofort bis ins gesunde Holz herausschneiden.
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Köstliche Leckereien
Geerntet werden Quitten je nach Verwendungszweck. Wollen Sie Saft, Kompott oder Mus herstellen, müssen Sie die Früchte im reifen Zustand ernten. Möchten Sie dagegen Gelee kochen, sollten Sie die Quitten bereits mit beginnender Reife ernten, denn dann enthalten sie noch viel Pektin, das für das Gelieren wichtig ist. Achtung: Entfernen Sie für die Verarbeitung unbedingt das Kerngehäuse mit den Samen, denn diese enthalten sehr viel Blausäure und sind giftig!
Bekannt ist auch das Quittenbrot. Es besteht aus mit Zucker vermischtem und eingedicktem Quittenmus, das auf einem Backblech in einer 1 cm dicken Schicht ausgestrichen und im Backofen getrocknet wird. Anschließend wird es in Rauten geschnitten und in Zucker gewälzt. In Spanien und Portugal gehört diese Süßigkeit zum Winter und zur Weihnachtszeit dazu und wird dort „Dulce de Membrillo“ genannt.
Vielleicht haben Sie ja jetzt Lust auf einen Quittenbaum in Ihrem Garten bekommen. Dann raus in den Garten, denn jetzt ist noch Pflanzzeit.
Foto: bernanamoglu/Adobe Stock
Claudia Heger
Fachberaterin des Landesverbandes
Braunschweig der Gartenfreunde
Bezugsquellen
Baumschule Ritthaler
(Sorten überwiegend als Edelreiser erhältlich)
Tel. 06372/58 80
www.baumschuleritthaler.de
Gärtner Pötschke (‘Ayva’)
Tel. 01805/86 11 00
www.poetschke.de