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Widerstandsfähig, winterhart und dekorativ

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Seit mehr als 60 Jahren werden in Deutschland Rosen geprüft

Dr. Burkhard Spellerberg Dr. Burkhard Spellerberg Rosen bezaubern die Menschen schon seit Jahrhunderten. Welcher Gartenfreund kann sich schon ihrer malerischen Blüten oder ihres betörenden Duftes erwehren? Doch Rosen sind empfindsame Wesen, das haben die Züchter früh erkannt, erläutert Dr. Burkhard Spellerberg vom Bundessortenamt in Hannover. Und so war und ist es nunmehr seit Jahrzehnten ihr vorrangiges Ziel, sowohl dekorative als auch gegen Krankheiten widerstands­fähige Sorten zu schaffen und sich das, was sie erreicht haben, auch „attestieren“ zu lassen – mithilfe des ADR-Gütesiegels.

ADR LogoADR – diese drei Buchstaben stehen seit mittlerweile 61 Jahren für „Allgemeine Deutsche Rosenneuheitenprüfung“. Sie wurde 1950 vom Rosenzüchter Wilhelm Kordes (1891–1976) ins Leben gerufen, der nach dem Zweiten Welt­krieg in dem heute unter dem Namen W. Kordes´ Söhne bekannten Betrieb züchterisch tätig wurde. Er erachtete die Kriterien, die damals an die Rosenprüfung gestellt wurden, für nicht ausreichend.

Anlass für „Gartenfreund“-Redakteurin Christiane Breder, sich mit Dr. Spellerberg über die Entwicklung der Rosenprüfung und speziell über die Anforde­rungen der ADR zu unterhalten. Denn das Bundessortenamt ist heute für diese Qualitätsprüfung zuständig.

Wie lange gibt es denn schon so etwas wie Sortenprüfungen für Rosen, und was gab damals für Wilhelm Kordes den Anlass, die Rosenprüfungen reformieren zu wollen?

Rosenprüfungen gab es schon vor dem Zweiten Weltkrieg: Am 22.6.1931 fand die erste Neu­heitenprüfung im Rosarium Sangerhausen statt. Damals wurde hauptsächlich der Gesamteindruck der Rose bewertet, ihre dekorative Wirkung in der Pflanzengemeinschaft. Daraus folgten dann Empfehlungen für den Einsatz im Garten.


Kleinstrauchrose ‘Heidetraum’Foto: Noack Rosen 2011 Mit der Kleinstrauchrose ‘Heidetraum’, hier in Begleitung von Frauen­mantel, hat der Züchter Noack die erste gesunde Rose geschaffen. 1990 erhielt sie das ADR-Gütesiegel. ‘Heidetraum’ wächst 70 cm hoch und 80 cm breit.

 

Und wie haben sich dann die Prüfkriterien im Laufe der Jahrzehnte geändert?

Um 1950 – also zu Beginn der ADR – wurden z.B. in den Sichtungsgärten noch Pflan­zen­schutz­mit­tel eingesetzt, die sind heutzutage tabu. Seit dem Verbot von Fungiziden in der ADR-Prüfung ist die Widerstandsfähigkeit gegen Blattkrankheiten das oberste Ziel. Weitere Hauptkriterien sind Winterhärte, Reichblütigkeit und Blühdauer sowie der Gesamteindruck inklusive dekorativer Wir­kung.

Und seit wann steht das Krite­rium der Pflanzengesundheit an erster Stelle?

Schon um das Jahr 1970 gab es erste Überlegungen dazu. Doch vom Wollen bis zum Können ist es in der Züchtung oft ein langer Weg. Der Züchter Noack hat mit der Sorte ‘Heidetraum’ die erste gesunde Rose geschaffen und einen Grundstein für die Züchtung widerstandfähiger Rosensorten gelegt. ‘Heidetraum’ bekam 1990 die Anerkennung als ADR-Rose.


Bodendeckerrose ‘Lipstick’Foto: Spellerberg Die Wuchsform der Bodendeckerrose ‘Lipstick’ (ADR 2010, Züchter Tantau) ist breitbuschig bis überhängend und dicht verzweigt. ‘Lipstick’ wächst mittelstark bis stark und wird 70–80 cm hoch sowie 110–120 cm breit.


Wie viele Rosensorten haben denn insgesamt von 1950 bis heute das ADR-Gütesiegel erhalten?
Ungefähr 250, aber allein in den letzten fünf Jahren wurden circa 40 Sorten wieder aus der ADR-Liste herausgenommen, weil sie den heutigen Qualitätskriterien nicht mehr entsprechen. Aktuell dürfen 176 Sorten das Qualitätssiegel führen.

Heißt das, dass Rosen, die das ADR-Siegel erhalten haben, immer weiter beobachtet und geprüft werden?

Ja, die Rosenneuheitenprüfung ist ein dynamischer Prozess. Es kann z.B. sein, dass die Züchter eine Sorte durch eine bessere ersetzen, die alte vom Markt nehmen, und damit erlischt dann auch die Anerkennung. Oder die Prüfer entscheiden, dass eine Sorte den heutigen Qualitätskriterien nicht mehr entspricht und besonders nicht mehr die geforderte Widerstandsfähigkeit erreicht.

Wie viele Jahre müssen sich Sorten bewähren, die das ADR-Siegel erhalten?

Drei Jahre lang werden die Sorten an elf Standorten in Deutschland geprüft. Die Sichtungsgärten sind über ganz Deutschland verteilt, sodass alle Klimaregionen, vom milden Weinbauklima bis zum rauen Wetter im Norden, abgedeckt sind.


Beetrose ‘Pastella’Foto: Spellerberg Die Beetrose ‘Pastella’ (ADR 2007, Züchter Tantau) bezaubert mit ihren stark gefüllten Blüten. Sie wächst 90 cm hoch und 90 cm breit und darf sich „Dr. Spellerbergs Liebling“ nennen.

 

Wie viele Sorten werden eingereicht, und wie viele von ihnen schaffen die Prüfung?

Jedes Jahr können bis zu 50 Sorten eingereicht werden, diese Zahl haben wir Prüfer festgelegt, da mehr nicht zu bewältigen wäre. Früher waren es vielleicht drei oder vier, heute sind es um die zehn Sorten, die die Prüfung bestehen, was das Verdienst einer verbesserten und sehr er­folg­rei­chen Rosenzüchtung ist.

Und wie viele Rosensorten sind zurzeit insgesamt auf dem deutschem Markt erhältlich?

Sie finden insgesamt über 1000 Sorten in den Katalogen der größten Anbieter und Züchter in Deutschland.


Haben die Rosenzüchter den Klimawandel im Blick? Wird es in Zukunft auch um besonders hitzeresistente Sorten gehen?

Ja, daran arbeiten die Züchter – und das bedeutet, dass sich auch die Prüfkriterien dahin ent­wi­ckeln werden. Es geht um hitzestabile Blüten, und natürlich sollen auch die Blätter gegen Sonne und Hitze widerstandsfähig sein. Auf der anderen Seite ist es erfreulich zu beobachten, dass zunehmend edle Rosenneuheiten mit regenfesten Blüten gezüchtet wurden, die auch bei Vollblüte die zeitweise nassen Sommer der letzten Jahre bestens überstehen.


‘Hermann-Hesse-Rose’Foto: Spellerberg Die ‘Hermann-Hesse-Rose’ (ADR 2010, Züchter Noack) ist eine Beet­rose. Sie wächst mittelstark bis stark bei einer Wuchs­höhe von 110–120 cm und einer Breite von 70–80 cm.

 

Welche ADR-Rosensorten haben sich im Laufe der Jahre/Jahrzehnte besonders hervorgetan, sind zu „Highlights“ der Rosenzüchtung geworden?

Es sind da viele neuere Sorten zu nennen, jedoch ist vor mehr als 20 Jahren mit ‘Heidetraum’, aber auch mit den Sorten ‘Sommerwind‘ und ‘Bonica’ die jetzt so erfolgreiche Rosenzüchtung eingeleitet worden. Diese drei Sorten waren mit ihrer Gesundheit und Blütenwirkung Vorreiter für die weitere Züchtungsarbeit. Sie begründeten als Kleinstrauchrosen auch eine neue Gruppe für den Einsatz im öffentlichen Grün und in Gärten.

Wie viele Rosen haben im Jahr 2010 das ADR-Siegel erhalten? Gibt es darunter Sorten, die Sie persönlich besonders hervorheben würden?

Im vergangenen Jahr haben elf Sorten das Gütesiegel erhalten. Aus meiner Sicht hervorzuheben sind ‘Herrmann Hesse’, eine Edelrose mir schöner pastellfarbener Blüte, ‘Lipstick‘ – die ist einfach nur schön, ‘Black Forest’ besticht durch ein leuchtendes Rot ohne Blauanteil, ‘Comedy’ hat mit ihren gelborangen Blüten einen ganz spannenden Farbton, und die edle ‘Souvenir de Baden-Baden’ fällt durch ihre stark gefüllten, gefransten Blütenblätter auf.


Edelrose ‘Souvenir de Baden-Baden’Foto: Kordes Die Edelrose ‘Souvenir de Baden-Baden’ (ADR 2010, Züchter Kordes) wächst stark, straff aufrecht und erreicht eine Wuchshöhe von 100–110 cm sowie eine Breite von 60–70 cm

 

Gibt es in anderen Ländern etwas Ähnliches wie die ADR?

Nein, kein anderes Land führt vergleichbare Prüfungen durch. Die deutschen Rosenzüchter haben früh auf die Gesundheit der Rosen gesetzt. Auch im Ausland ist inzwischen erkannt worden, dass die Widerstandsfähigkeit einer Rose die wichtigste Voraussetzung für ein langfristig erfolgreiches Marketing ist. Die Rosen deutscher Züchter sind auf ausländischen Wettbewerben sehr erfolgreich, und wir sind z.B. mit holländischen Rosenexperten im Gespräch, um das Wissen über gesunde und schöne Sorten länderübergreifend zu vermitteln.

Seit wann ist das Bundessortenamt an der ADR beteiligt?

Das Bundessortenamt ist seit 1981 mit der ADR befasst. Da hier ohnehin schon die Sor­ten­schutz­prü­fun­gen stattfanden und bis heute stattfinden, bot es sich an, auch bei der ADR mitzuwirken. Ich selbst bin seit 1992 mit der Koordination der ADR betraut, und es macht mir viel Freude.

Hervorheben möchte ich noch die Arbeit der Kollegen in den Sichtungsgärten – allesamt un­ab­hän­gi­ge Einrichtungen, die nicht vom Markt abhängig sind. Diese Experten vor Ort sind Kenner der Rosenszene, bringen ihre Ideen und ihr Wissen ein, sie managen die Informationen, sind sozusagen das „Facebook“ der ADR. Ohne sie wäre die ADR nicht möglich.

 

Weitere Infos finden Sie im Internet unter www.adr-rose.de