- Pflanzenporträts
Salbei - aromatische Vielfalt
Foto: FLora Press/Otmar Diez
Denkt man an Salbei, assoziiert man mit der uralten Heilpflanze zunächst oft nur den bitteren Geschmack. Neben dem Echten Salbei (Salvia officinalis) hat das aktuelle Sortiment aber eine ganze Menge anderer Arten und Sorten zu bieten. Deren Blüten und Düfte erscheinen oft fast exotisch, viele stammen aus den Subtropen. Sie duften nach Honigmelonen, Ananas, Marzipan oder Pfirsich.
Als aromatische Tees oder feine Deko im Dessert oder Salat, zum Aussaugen der Blüten oder als köstliche Essensbeigabe in Form gebratener Salbeiblätter – der Fantasie in Sachen Verwertung sind beim Salbei kaum Grenzen gesetzt. Aber auch als Zierpflanzen in gemischten Balkonkästen machen einige Arten dank ihrer attraktiven Blüten eine gute Figur. Nicht zu vergessen ist der hohe ökologische Wert vieler Salbei-Arten: Ihre Blüten ziehen Schmetterlinge, Honigbienen und Wildbienen geradezu magisch an.
Schon das ist Grund genug, den einen oder anderen essbaren Salbei-Neuling in den Garten zu holen und ihn selbst zu testen. Da die meisten der hier vorgestellten Arten und Sorten bei uns nicht winterhart sind, ist eine Kultur im Kübel oder Blumenkasten vorteilhaft.
Vielfältige Fruchtaromen
Foto: Flora Press/Ute Klaphake
Fast den ganzen Sommer über blüht der Honigmelonen-Salbei (Salvia elegans). Die leuchtend roten Blüten sind ein echter Blickfang, der bis weit in den Herbst anhält. Wenn Sie an den Blättern reiben, können Sie den aromatischen Duft reifer Honigmelonen wahrnehmen. Dank seiner bis über 1 m langen, überhängenden Triebe lässt sich der Honigmelonen-Salbei auch als blühende Kaskade in Kästen oder Blumenampeln verwenden.
Besonders Kinder finden es toll, die Blüten einfach abzuzupfen und auszusaugen. „Große Gärtner“ verwenden die Blätter und Blüten in Blatt- und Fruchtsalaten oder als exotische Note in Getränken. Im Gegensatz zum Echten Salbei braucht der Honigmelonen-Salbei viel Wasser, besonders wenn er in der vollen Sonne steht. In seiner Heimat, den lichten Wäldern Mexikos und Guatemalas, ist dieser prachtvolle Salbei ein ausdauernder, immergrüner Zwergstrauch.
Foto: Neder Der Zitronen-Salbei, der ebenfalls der Art Salvia elegans zugeordnet wird, ist optisch kaum vom Honigmelonen-Salbei zu unterscheiden. Beliebt ist er wegen seines frischen Zitrusaromas. Auch er lässt sich gut in Kübeln und Kästen verwenden, wächst aber etwas kompakter.
Der Apfel-Salbei (Salvia elegans ‘Golden Delicious’, oft auch als Salvia rutilans ‘Golden Delicious’ im Handel), fällt schon aufgrund seiner leuchtend goldgelben Blätter aus dem üblichen Rahmen. Seine signalroten Blüten erscheinen vom Spätsommer bis in den Herbst und bilden einen tollen Farbkontrast zum Laub. Das Blattwerk ist verglichen mit den vorgenannten Sorten deutlich größer. Blätter und Blüten verströmen fruchtige Apfel- und Ananasaromen.
Fotos: mauritius images/Garden World Images/Botanic Images Inc.; mauritius images/Garden World Images/GWI/Gilles Delacroix
Foto: hcast/Adobe Stock
Was die Attraktivität der Blüten betrifft, kann der Heiße-Lippen-Salbei (Salvia microphylla ‘Hot Lips’) locker mithalten. Die buschig wachsende Salbeischönheit wurde in Mexiko entdeckt.
Ihre Blüten sind auffällig zweifarbig gefärbt – auf der weißen Grundfarbe der Blüte findet sich an der breiten Lippe ein leuchtend roter Streifen. Bei warmem Wetter nimmt der Rotanteil der Blüte zu, kühle Temperaturen führen zu Blüten mit hohem Weißanteil.
Die sommerlange Blütezeit und der kompakte Wuchs sind weitere Pluspunkte. Die Blätter des fleißigen Dauerblühers duften angenehm aromatisch.
Foto: Flora Press/Nova Photo Graphik
Nicht immer lassen sich Duftnoten schnell und
klar zuordnen. Doch der Johannisbeer-Salbei (Salvia microphylla ‘Huntington’) duftet eindeutig nach schwarzen Johannisbeeren (Cassis). Seine kleinen Blättchen haben ihm, in Anlehnung an das englische Wort für Salbei (Sage), den Spitznamen „Baby-Sage“ eingebracht. Der aus Mexiko stammende Salbei bevorzugt einen Platz an der Sonne. Er wächst kompakt und begeistert mit einem Feuerwerk kleiner, karminroter Blüten – sowohl die kleinen jungen Blätter als auch die Blüten sind nutzbar, z.B. als Beigabe zu Blattsalaten.
Ein weiterer kleinblättriger und filigran wirkender Salbei ist der Pfirsich-Salbei (Salvia greggii ‘Peach’), auch Herbst-Salbei genannt. Er öffnet seine edlen, orangefarbenen Blüten von Juli bis September. Den intensiven Duft nach Pfirsich können Sie noch verstärken, indem Sie die Pflanze mit Wasser übersprühen. Mit 40–60 cm Wuchshöhe bleibt diese Salbei-Sorte relativ kompakt.
Schöne Blüten, silbriges Laub
Foto: Neder
Verglichen mit den vorgenannten Arten wirken die Blätter des Peruanischen Salbeis (Salvia discolor) schon fast grob und derb. Die Triebe und Blätter sind mit silbrig weißen, filzigen
Haaren überzogen. Fährt man mit der Hand an den Stielen entlang, kann man wie bei
Lavendel das klebrige Harz der Pflanze spüren.
Auch die Blüten fallen komplett aus dem Rahmen. Sie sind tiefviolett und erscheinen auf den ersten Blick fast schwarz. Die Triebe hängen etwas über. Die Blätter besitzen ein ganz eigenes Aroma mit Noten von Schwarzer Johannisbeere und Eukalyptus. Mit einer Höhe von 50–80 cm liegt der Peruanische Salbei im Mittelfeld.
Foto: Flora Press/Gaby Jacob Der Marzipan-Salbei (Salvia officinalis ‘Nazareth’) gehört zum Echten Salbei und ist genau wie dieser
in unseren Breiten winterhart. Die hellviolettblauen Blüten erscheinen ab Juli in großer Zahl. Auch die länglichen, silbrig behaarten Blätter sind sehr dekorativ und verströmen einen zarten Marzipan-Duft – gepaart mit dem typisch kräftigen Salbei-Aroma. In der Küche können Sie die Blätter z.B. für deftige Fleischgerichte verwenden oder kurz angebraten zu Pasta servieren.
Der Marzipan-Salbei lässt sich auch gut auf einem heißen Stein oder auf Kohle zum Räuchern verwenden. Bei einer einfachen Methode des Räucherns werden getrocknete Blätter zwischen den Handflächen zu einer kleinen Kugel geformt. Diese wird dann z.B. auf einem Tonuntersetzer angezündet und durch Pusten am Glimmen erhalten. Besonders gut zum Räuchern geeignet ist der sog. Räucher-Salbei (Salvia apiana) mit spitzovalen grauen Blättern.
Foto: Tamara Kulikova/Adobe Stock Der Kanarische Salbei (Salvia canariensis) bringt Urlaubsflair in den Garten. Hat sie einen guten Standort mit fruchtbarem, durchlässigem Boden und viel Sonne, kann die auf den Kanaren und Madeira beheimatete Art bis zu 150 cm Höhe erreichen. Die schmalen, grünen Blätter sind mit silbrig weißen Haaren überzogen. Die rosafarbenen Blütenstände erinnern an Muskateller-Salbei und halten bis zum Herbst. Auch als Kübelpflanze wirkt dieser stattliche Salbei sehr dekorativ. Sein Aroma ist fein und mild.
So gedeiht Ihr Salbei
Als Faustregel gilt, dass alle Salbei-Arten und -Sorten mit behaarten oder filzigen Blättern,
wie der Kanarische Salbei und der Marzipan-Salbei, einen Platz an der Sonne lieben. Grünblättrige Salbeipflanzen kommen auch gut mit halbschattigen Lagen zurecht.
Entgegen der landläufigen Meinung, dass Salbei sehr wenig Wasser braucht, ist dies bei den kleinblättrigen Arten mit zarter Belaubung anders. Sie sind für regelmäßige Wassergaben dankbar – bei kleinen Töpfen kann im Sommer auch tägliches Gießen notwendig sein.
An heißen Standorten mit starker Wärmeabstrahlung kann es bei den grünlaubigen Arten auch zu einem Befall mit Spinnmilben kommen. Dann sollten Sie die Pflanze kräftig zurückschneiden und an einen weniger heißen Platz stellen. Zusätzliches Besprühen der Blätter hilft dabei, es den Spinnmilben weniger gemütlich zu machen und die Pflanzen gesund zu halten.
Alle aufgelisteten Salbei-Arten und -Sorten lassen sich problemlos zurückschneiden – sie treiben willig und buschig wieder aus. Wenn Sie den Pflanzen immer wieder kleine Erholungspausen gönnen, können Sie fortlaufend kleine Ernten durchführen. Der Nachteil an der Sache ist allerdings, dass die Blütenbildung darunter leidet.
Nicht frostfest!
Foto: Neder
Die genannten Arten und Sorten sind (mit Ausnahme des Johannisbeer-Salbeis und des Marzipan-Salbeis) in unserem Klima nicht winterhart. Sie sind aber mehrjährig und lassen sich, ähnlich wie Geranien oder Fuchsien, viele Jahre überwintern. Entweder platzieren Sie die Pflanzen in einem kühlen, hellen Bereich zwischen 5 und 15 °C, oder Sie schneiden sie im Spätherbst rigoros zurück und überwintern die Pflanzen frostfrei und dunkel bei 0 bis 5 °C.
Nach den Eisheiligen können Sie den Salbei dann in den Garten pflanzen, mit dem Topf in die Erde einsenken oder im Pflanzgefäß als attraktive Kübelpflanze weiterkultivieren. Die Vermehrung gelingt relativ leicht durch krautige Stecklinge im Frühling, wenn die Triebe noch nicht zu stark verholzt sind.
Neben den zahlreichen Salbei-Wildarten aus aller Welt wird auch das Angebot an Sorten immer größer und spannender. Wenn Sie nun Lust auf leuchtende Blüten und vielfältige Aromen bekommen haben, können Sie den einen oder anderen Salbei-Exoten ja mal ausprobieren.
Thomas Neder
Kreisfachberater im Landkreis Coburg
Bezugsquellen
Gärtnerei Evi Gampl
Tel. 08061/15 85
www.evi-gampl.de
Rühlemann’s Kräuter und Duftpflanzen
Tel. 04288/300 19 11
www.kraeuter-und-duftpflanzen.de
Staudengärtnerei Gaißmayer
Tel. 07303/72 58
www.gaissmayer.de