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Süße Feigen aus dem Garten

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FeigenernteFoto: Dušan Zidar/Adobe Stock

Bislang galt der Anbau von Feigen (Ficus ca­rica) in Deutschland nur im Weinbauklima als lohnend. Durch die Züchtung neuer, besonders frostharter Sorten und die Klimaerwärmung können Sie die köstlichen Früchte jetzt aber in vielen Regionen in Ihrem Garten kultivieren.

Da Feigen bereits im zweiten oder dritten Standjahr im Garten fruchten und über 50 Jahre lang hohe Ernten liefern können, lohnt sich der Anbau. Unter den über 700 registrierten Sorten finden sich etliche, die besonders winterfest sind, und auch einige, die kompakt wachsen und sich somit als Kübelpflanze eignen, etwa für raue Lagen.
 


Ein weiterer Pluspunkt: Unsere heutigen Kultursorten fruchten ohne Bestäubung – in der Botanik als Parthenokarpie (Jungfernfrüchtigkeit) bezeichnet. Das macht den Anbau leicht und die Ernte zuverlässig.

Pflanzen und pflegen

Die meisten der neuen Sorten ertragen als ältere Pflanze Temperaturen von bis zu –15 °C. Erfriert eine Feige oberirdisch, ist meist nur die diesjährige Ernte verloren – die Wurzeln treiben zuverlässig neue Triebe aus. Die Sorte ‘Florea’, die bereits am einjährigen Holz fruchtet, trägt sogar schon im Frostjahr wieder Früchte.

FeigenFoto: Olga Iljinich/Adobe Stock

Doch Achtung: Junge Feigenpflanzen sind selbst bei winterharten Sorten empfindlich. Daher ist es optimal, wenn Sie Jungpflanzen in den ersten drei bis vier Jahren im Kübel kultivieren und im Winter bei ca. 5 °C relativ trocken überwintern. Da sie laubabwerfend sind, können Feigen dunkel überwintern. Falls Sie junge Feigen auspflanzen, sollten Sie für einen guten Winterschutz, etwa aus Tannenreisig oder Sackleinen, sorgen.

Feigen lieben warme, sonnige und vor kaltem Nord- und Ostwind geschützte Plätze. Ideal ist es, die Pflanze vor eine Süd- oder Südwestwand zu setzen. Die beste Pflanzzeit ist im Frühjahr bis Frühsommer, dann kann die Pflanze sich vor dem Winter noch gut verwurzeln.
 

Vorsicht Milchsaft!

Der Milchsaft der Ficus-Arten ist für Menschen aufgrund enthaltener Furocumarine schwach giftig. Er ist in allen Pflanzenteilen vorhanden, außer in der reifen Frucht. Beim Ernten tritt er oft am Stiel aus und kann zu Hautreizungen führen.

Giftiger MilchsaftFoto: Buchter-Weisbrodt


Der Boden sollte eher sandig als zu schwer sein, gut durchlässig und nicht alkalisch. Jungpflanzen brauchen noch regelmäßiges, aber moderates Gießen, ältere Feigen vertragen viel Trockenheit. Etwas reifer Kompost oder Hornspäne reichen als Dünger aus, zu viel Stickstoff hemmt den Fruchtansatz.

Krankheiten und Schädlinge machen Feigen normalerweise kaum zu schaffen. Gestresste Pflanzen (zu nass, zu stickstoff­reich) können unter dem Feigenmosaikvirus leiden, unter optimalen Bedingungen verschwinden die typischen Blattaufhellungen wieder. Manchmal tritt der Feigenblattsauger (Homotoma ficus) auf, der durch wachsartige, weiße Ausscheidungen auffällt. Im Juli wandert er auf Wirtspflanzen wie Eiche, Kastanie oder Weißdorn ab, an der Feige entstehen selten spürbare Schäden. Kirschessigfliegen, Wespen und Stare können dagegen große Ernteverluste verursachen.

FeigenpflanzeFoto: picture alliance/Zoonar/Manfred Ruckszio

Der richtige Schnitt

Feigen werden am besten als mehrtriebi­ger Busch erzogen, gelegentlich sieht man sie auch als Stämmchen oder mehrtriebiges Spalier. Da die Pflanzen sehr große Blätter haben, sollten die Triebe nicht zu dicht stehen – sonst werden die Früchte zu stark beschattet. Deshalb empfiehlt sich gerade bei starkwachsenden Sor­ten regelmäßiges, aber moderates Auslichten. Starker Schnitt ruft umso stärkeres Triebwachstum hervor, das geht dann zulasten des Ertrages. Entfernen Sie daher alle frostgeschädigten und sich überlappenden Triebe: Das dürre Holz komplett, zu dicht stehende Triebe schneiden Sie auf knapp 10 cm lange Stummel zurück.

Nur wenn die Pflanze im Wachstum deutlich nachlässt, empfiehlt sich ein kräftiger Rückschnitt, der den Wuchs ankurbelt. Das gilt auch für Kübelpflanzen. Auch zu groß gewordene Feigen können Sie deutlich zurücknehmen, wenn möglich nicht radikal in einem Jahr, sondern in zwei oder drei Folgejahren je einen großen Hauptast bodennah entfernen.

Jedes Jahr auslichtenFoto: Flora Press/Meyer-Rebentisch Lichten Sie Ihre Feigen jedes Jahr im Frühling aus.

Der ideale Schnittzeitpunkt ist direkt zum Austrieb, je nach Region Ende März bis Ende April. Jetzt können Sie abgestorbene Triebe sicher erkennen, und die Schnittstellen verheilen besser als bei Spätherbst- oder Winterschnitt.

Im Juni/Juli können Sie die Fruchttriebe um einige Zentimeter entspitzen, dann reifen die Früchte etwas früher und einheitlicher. Sie sind reif, wenn sie sortenspezifisch ausgefärbt sind und sich weich anfühlen. Sommerfrüchte reifen im Juli im mittleren Bereich der vorjährigen Trie­be. Bei den zweimal tragenden Sorten bildet sich an den diesjährigen Trieben eine zweite Ernte. Die Früchte sind im September pflück- und essreif, je nach Sorte auch bis Oktober hinein. In rauen Lagen reifen sie oftmals nicht mehr aus.

Feigen reifen nach dem Ernten nicht nach, sie brauchen viel Wärme, um sich an der Pflanze voll entwickeln zu können. Daher sollten Sie ihnen immer einen warmen Sonnenplatz geben.
 

Empfehlenswerte Sorten

• alle frostfest und parthenokarp

• Wuchshöhe und -breite ja nach Sorte 1,5–4 m

‘Bornholm’: sehr winterhart, zweimal tragend, kommt mit kühleren Sommern zurecht, kräftiger Wuchs, mittlerer Ertrag 

‘Brown Turkey’Foto: mauritius images/
Garden World Images/Liz Cole
 ‘Brown Turkey’
‘Brown Turkey’ (auch ‘Large Blue’, ‘Negro Largo’, ‘Brown Naples’): zweimal tragend, mittelstarker Wuchs, birnenförmig, guter Ertrag und Geschmack 

‘Dalmatie’: zweimal tragend, kompakt wachsend, kübelgeeignet, ertragreich, grün, hellrotes Fleisch, rissig bei Reife 

‘Dorée’ (auch ‘Goutte d’Or’, ‘Goldtropfen’): kompakt wachsend, für Kübel geeignet, große, aromatische Früchte, mag kein nasses Klima 

‘Florea’ (auch ‘Michurinska-10’): zweimal tragend, extrem winterhart bis ca. –20 °C und ­ertragreich, fruchtet auch an einjährigen Trieben, starker Wuchs 

‘Hardy Chicago’: zweimal tragend, verträgt auch kühlere, feuchte Sommer, starkwachsend, ertragreich 

‘Longue d’Aout’ (auch ‘Bananenfeige’): zweimal tragend, sehr ertragreich, länglich, aromatisch, kompaktwüchsig, für Kübel geeignet, sehr alte Sorte 

‘Madeleine de deux Saisons’ (auch ‘Early Lemon’): zweimal tragend, schwachwachsend, für Kübel geeignet, bis 200 g schwere Früchte, braucht Windschutz, sehr alte Sorte 

‘Martinsfeige’: einmal tragend, robust, wind- und kälteverträglich, starkwüchsig, ertragreich, aromatische, kleine, fast schwarze Früchte 

‘Ronde de Bordeaux’ (auch ‘Black of Borde­aux’): einmal tragend, starkwachsend, ertragreich, aromatisch, dunkelviolett, fruchtet auch bei kühlerem Wetter 

‘Violetta’ (auch ‘Bayernfeige’): zweimal tragend, starker Wuchs, robust, ertragreich, süß-fruchtig


Dr. Helga Buchter-Weisbrodt