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Winterharte Fuchsien
Foto: Saak Kann es sein, dass wir unsere schweren Kübel mit den Fuchsienhochstämmen und Büschen den Winter über draußen stehen lassen können, viel Arbeit mit der Überwinterung sparen und trotzdem im nächsten Jahr Freude an den vielen schönen Blüten haben? Zweifel sind berechtigt, denn winterhart sind nur Fuchsien, die von Wildarten abstammen, die in ihrer Heimat Südamerika in Gebieten zu Hause sind, in denen in den Wintermonaten auch Frost herrscht. Diese Arten – Fuchsia magellanica, Fuchsia hatschbachii und Fuchsia regia – wachsen in 1700 bis 2400 m Höhe in Bergregionen.
Den Frost überstehen sie, indem die oberirdischen Triebe zurückfrieren und im Frühjahr aus dem Wurzelwerk wieder austreiben. Winterharte Fuchsien entwickeln deshalb ein tiefgründiges, kräftiges Wurzelwerk.
Aber: Winterharte Fuchsien, die in Ampeln oder Gefäße gepflanzt wurden, sind nicht winterhart, da hier das Wurzelwerk ungeschützt dem Frost ausgesetzt ist. Auch ausgepflanzte Hochstämme frieren bis zum Boden zurück.
Lange Blühzeit erfreut Mensch und Tier
Nur wenige andere Stauden haben eine so lange Blütezeit wie Fuchsien, nämlich von Ende Juni bis zu den ersten stärkeren Nachtfrösten. Blühende Pflanzen Anfang Dezember sind keine Seltenheit. Durch die späte Blütezeit erlangen sie eine große Bedeutung für die Ernährung von Insekten. Besonders die kleinblütigen Arten und Sorten sind Ziel von Hummeln, Bienen und anderen Insekten.
Die Blütezeit ist unterschiedlich. Einfach blühende Sorten blühen ab Ende Juni. Die gefüllt blühenden Sorten wie ‘Constance’, ‘Prosperity’, ‘Marco Boy’ und ‘Garden News’ ca. vier Wochen später.
Klein und groß
In der Wüchsigkeit unterscheiden sich die Sorten erheblich. Zu nennen sind niedrige Sorten wie ‘Tom Thumb’, ‘Lady Thumb’ und die Wildform Fuchsia magellanica var. aurea mit goldgelbem Laub.
Mittelhohe Sorten sind z.B. Fuchsia magellanica ‘Gracilis’, ‘Genii’, ‘David’, ‘Little Beauty’, ‘Mrs. Popple’, ‘Blue Gown’ und ‘Howlett’s Hardy’. Die am stärksten wachsenden Fuchsien ‘Margaret’ und Fuchsia magellanica var. alba (molinae) werden bis 200 cm hoch.
In eine Mulde pflanzen
Foto: Aat van Wijk
Das Auspflanzen der Fuchsien darf erst nach den letzten Nachtfrösten erfolgen. Letzter Pflanztermin ist Anfang August, damit sie vor dem Winter noch gut einwurzeln können. Das gilt für starke Pflanzen, schwächere einjährige Pflanzen sollten bis Ende Juni gepflanzt werden.
Die Pflanzen müssen 10 cm tiefer als „normal“ gepflanzt werden (siehe Abbildung). Am besten in eine Mulde. Diese wird spätestens im Herbst aufgefüllt, sodass der Wurzelstock tief im Boden sitzt. Dieses ist die wichtigste Maßnahme überhaupt, denn sie gewährleistet den Austrieb auch nach stärksten Frösten.
Sonne und genügend Bodenfeuchtigkeit
Foto: Saak Entgegen weitverbreiteter anderslautender Meinungen sollten ausgepflanzte Fuchsien sonnig stehen. Voraussetzung ist ausreichende Bodenfeuchtigkeit. Sie entwickeln dann einen gedrungenen Wuchs, treiben früher aus und blühen reicher als an einem schattigen Platz.
Zu starker Wurzeldruck von Gehölzen und immergrünen Hecken muss vermieden werden, da er den Fuchsien Nährstoffe und Feuchtigkeit entzieht. Mangelnde Bodenfeuchtigkeit im Winter führt zu Pflanzenausfällen durch die sogenannte „Wintertrockenheit“: In trockenen Wintern wird den Pflanzen besonders auf Sandböden, aber auch in der Nähe von immergrünen Pflanzen zu viel Bodenfeuchtigkeit entzogen. Abhilfe schafft nur kräftiges Wässern an frostfreien Tagen und das Einarbeiten von Humus in Form von Kompost oder Blumenerde vor dem Auspflanzen.
Wichtig ist es, die Erde am Pflanzort tiefgründig zu lockern, damit die Wurzeln schnell in tiefere Bodenschichten eindringen können. Die Anreicherung mit einem organisch-mineralischen Volldünger als Startdünger soll nur in tieferen Bodenschichten erfolgen, um das Wurzelwachstum dorthin zu leiten.
In diesem Zusammenhang der Tipp eines britischen Fuchsienfachmannes für neu gepflanzte winterharte Fuchsien: Die Fuchsien nicht breitflächig überbrausen, sondern zentriert tief unter dem Ballen wässern, dann wachsen die Wurzeln stärker in die Tiefe und erhöhen die Winterfestigkeit. Dazu ein Rohr dicht neben die Pflanze stecken und dort das Wasser eingießen.
Schutz vor Wühlmäusen
Immer wieder wird von Schäden durch Wühlmäuse (Schermaus) vor allem an frisch gepflanzten Fuchsien berichtet. Sie können Fuchsien nur sicher vor Wühlmäusen schützen, indem Sie sie in Körbe aus engmaschigem Maschendraht pflanzen.
Empfehlungen zur Düngung
Foto: Saak Mit Dünger sollten Sie sparsam umgehen. Dieses gilt allerdings nicht für nährstoffarme Böden, denn eine ausreichende Ernährung sichert den gewünschten Blütenreichtum. Dafür sind chloridarme, leicht Kalibetonte Handelsdünger geeignet. Reine Langzeitdünger sind aufgrund ihrer temperaturabhängigen Wirkung und ihres hohen Preises nicht empfehlenswert.
Sogenannte 2-Phasen-Dünger, die aus einem Teil schnell wirkendem und einem Teil Langzeitdünger bestehen, sind besser geeignet. Der bekannte Volldünger „Blaukorn“ mit einem reduzierten Phosphatanteil tut es aber auch.
Winterschutz mit immergrünen Stauden
Die Fuchsien können im Herbst auf 30–40 cm zurückgeschnitten und mit Rindenhumus, Laub oder Kompost abgedeckt werden. Bei Neuanpflanzungen sollte dieses immer geschehen, da die Wurzeln noch nicht tief genug in den Boden eingewachsen sind. Im zeitigen Frühjahr wird die Abdeckung entfernt.
Die abgefrorenen Triebe können Sie jetzt kurz über dem Boden abschneiden. Der neue Austrieb ist durch leichte Fröste nicht gefährdet. Ein umgestülptes Gefäß in besonders kalten Nächten ist ein guter Schutz für den Austrieb.
Da winterharte Fuchsien spät austreiben und die Pflanzflächen von April bis Ende Juni unattraktiv aussehen, gibt es eine bessere Alternative zur Abdeckung mit den oben genannten Materialien: das Unterpflanzen mit immergrünen Stauden. Es verhindert Unkrautwuchs, und ein zusätzlicher Winterschutz ist durch das wintergrüne Blattwerk nicht mehr notwendig.
Auf Dauer sind diese Flächen pflegeleicht. Besonders geeignet sind Dreiblättrige Waldsteinie (Waldsteinia ternata), Kleines Immergrün (Vinca minor), Dickmännchen (Pachysandra), Efeu (Hedera), Polsterphlox (Phlox subulata) und niedrige, dicht wachsende Zwergmispel-Sorten (Cotoneaster). In diese Pflanzungen lassen sich außerdem gut frühjahrsblühende Zwiebelblumen setzen.
Sortenempfehlung
Fuchsienliebhaber, die sich zum ersten Mal mit winterharten Fuchsien anfreunden wollen, empfehle ich die kleinblütigen aus einer Vielzahl von 30 bis 40 Arten und Sorten, z.B. Sorten von Fuchsia magellanica: ‘Gracilis’, ‘Versicolor’ und ‘Arauco’ und als Fuchsienhybriden die Sorten: ‘Bernisser Hardy’; ‘David’; ‘Hawkshead’; ‘Vielliebchen’; ‘Whiteknights Pearl’; ‘Margaret Brown’; ‘Tom Thumb’; ‘Lady Thumb’ und ‘Genii’.
Pflanzenschutz
Foto: Saak Pucciniastrum epilobii – hinter diesem Wort verbirgt sich eine Pilzkrankheit, der Fuchsienrost, der besonders im letzten Jahr sehr aktiv war. Was ist zu tun?
An erster Stelle sollte die Vermeidung des Befalls stehen. Das ist nur bei guter Durchlüftung der Pflanzen möglich. Ampelfuchsien sind viel weniger betroffen als z.B. dichte Bestände mit winterharten Fuchsien. Aus optischen Gründen stehen in unseren Gärten die Fuchsien dicht beieinander und bieten daher ideale Bedingungen für die Ausbreitung des Fuchsienrostes.
Welche Pflanzenschutzmittel Sie gegen den Fuchsienrost einsetzen können sowie Infos zu anderen Krankheiten und Schädlingen, erhalten Sie auf der website der Deutschen Fuchsiengesellschaft unter www.deutsche-fuchsien-ges.de (> Schädlinge/Krankheiten)
Karl-Heinz Saak,
Deutsche Fuchsiengesellschaft
Weitere Infos:
Deutsche Fuchsiengesellschaft
Tel. 0 55 32/36 15
www.deutsche-fuchsien-ges.de
Bezugsquellen
Winterharte Fuchsien erhalten Sie z.B. bei:
Anselm Breuckmann
Tel. 0 23 91/5 17 91
www.fuchsien-breuckmann.de (Versand möglich)
Blumen Bechtel
Steinweg 43–45,
38444 Wolfsburg/Heiligendorf,
Tel. 0 53 65/3 16,
www.blumen-bechtel.de (kein Versand)
Fuchsiengärtnerei Rosi Friedl
Tel. 0 81 36/55 45
www.fuchsien-friedl.de