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Krankheiten an Birnen
Foto: Mediteraneo/Adobe Stock
Die Birne zählt zu den besonders geschätzten Obstgehölzen in unseren Gärten. Dabei gilt die Birne als besonders anfällig für Krankheiten und Schädlinge. Wir helfen Ihnen zu erkennen, woran Ihr Birnbaum leidet und was Sie dagegen tun können.
Schäden an Blättern
Weißfleckenkrankheit
Schadbild: Im Frühsommer zeigen sich auf den Blättern anfangs einzelne, später immer zahlreicher werdende rundliche, 2–3 mm große Flecken. Sie sind hellgrau bis silbrig glänzend und schwarz umrandet. Befallene Blätter werden vorzeitig abgeworfen. In Extremfällen können Bäume schon im August fast kahl sein. Anfällig sind ‘Gute Luise’, ‘Diels Butterbirne’ und ‘Bocs Flaschenbirne’.
Gegenmaßnahmen: Das abgefallene Laub stellt die Hauptinfektionsquelle dar und sollte zügig entfernt werden. Derzeit ist kein Pflanzenschutzmittel zugelassen.
Feuerbrand
Schadbild: Blätter oder ganze Triebspitzen welken plötzlich und verfärben sich braun bis schwarz, die Pflanze sieht schließlich wie verbrannt aus. Die Triebspitzen krümmen sich zudem hakenförmig nach unten.
Gegenmaßnahmen: Befallene Triebe großzügig abschneiden und vernichten. Resistente Sorten wie ‘Harrow Sweet’, ‘Harrow Crisp’ oder ‘Harrow Gold’ wählen. Für Feuerbrand besteht Meldepflicht, da er sich seuchenartig schnell ausbreiten kann!
Birnengitterost (Frühjahr und Spätsommer)
Schadbild: Ab Mitte Mai sind auf den Blattoberseiten kleine, leuchtend orangerote, runde Flecken. Im späteren Verlauf zeigen sich an der Blattunterseite rote, knorpelige Pusteln, die sogenannten Gitterkörbchen. Auch Früchte können Symptome zeigen. Bei starkem Befall sind das Wachstum und der Ertrag stark rückgängig. Bei dem Erreger handelt es sich um einen wirtswechselnden Rostpilz. Winterwirt sind verschiedene Wacholderarten, Sommerwirt die Birne.
Gegenmaßnahmen: Mit einem zugelassenen Fungizid vorbeugend die jungen Blätter behandeln. Befallene Wacholder in der Umgebung entfernen. Resistente Sorten sind ‘Harrow Sweet’ und ‘Harrow Delight’.
Mehlige Birnenblattlaus
Schadbild: Im April und Mai finden sich stark deformierte, verkräuselte und spiralförmig eingerollte Blätter. Auf den Blattunterseiten finden sich oft große Mengen der etwa 2–3 mm großen, bleichbräunlichen, mit mehligem Staub bedeckten Tiere. Die geschädigten Blätter vergilben zunächst und sterben später ab. Geschädigte Blütenanlagen führen später zu starken Missbildungen der Früchte.
Gegenmaßnahmen: Mit zugelassenen Pflanzenschutzmitteln eine frühzeitige Austriebsspritzung gegen die Eier durchführen oder ab Mai gegen die Läuse.
Birnenpockenmilbe
Schadbild: Bereits kurz nach dem Austrieb zeigen sich auf den Blattoberseiten flache, grüne bis rötliche, später auch schwarz werdende „Pickel“ mit einem Durchmesser von 1–2 mm. Verursacht werden sie von einer ca. 0,2 mm großen Milbe. Sie überwintert unter Knospenschuppen und ist beim Austrieb auf der Blattunterseite zu finden.
Gegenmaßnahmen: Eine Bekämpfung ist in der Regel nicht nötig, da ein Befall meist gut verkraftet wird, ansonsten mit einem ölhaltigen Austriebsspritzmittel.
Birnenblattsauger
Schadbild: Im Frühjahr werden frisch austreibende Blatt- und Blütenknospen durch die Saugtätigkeit der Larven geschädigt. Die nächste Generation verursacht im Sommer ein starkes Kräuseln der Blätter. Durch Honigtauausscheidungen siedeln sich meist auch Schwärzepilze an.
Unterschieden werden drei Unterarten, und zwar der Große, der Gemeine und der Gefleckte bzw. Gelbe Birnenblattsauger. Das Aussehen ähnelt bei allen dem von Blattläusen. Die Färbung ist meist gelblich, und die Augen sind rot. Im Bild ist das Nymphenstadium zu sehen.
Gegenmaßnahmen: Schwierig, da keines der verfügbaren Mittel eine ausreichende Wirkung aufweist, lediglich eine Befallsminderung ist möglich.
Schäden an Blüten
Birnengallmücke
Schadbild: Im April werden in die noch nicht geöffneten Blüten mehrere Eier abgelegt. Während der Blütenbildung bohren sich die Maden in den Fruchtknoten und zerstören den Bereich des Kerngehäuses. Befallene Früchte verfärben sich braun bis schwarz und werden schon im Juni abgeworfen.
Gegenmaßnahmen: Mehrmaliges Abpflücken bzw. Abschütteln befallener Früchte, bevor diese von den Larven verlassen werden. So reduziert sich ein möglicher Befall im Folgejahr deutlich.
Birnenknospenstecher
Schadbild: Im Mai zeigen sich hohl gefressene Blütenknospen. Eine Entwicklung ist jetzt nicht mehr möglich und ein Ertragsverlust vorprogrammiert. Beim Birnenknospenstecher handelt es sich um einen ca. 5 mm großen, braungrauen Rüsselkäfer mit weißer Querbinde auf dem Rücken. Er ist ein Verwandter des Apfelblütenstechers.
Gegenmaßnahmen: Aufgrund der versteckten Lebensweise ist eine erfolgreiche Bekämpfung nur in einer sehr kurzen Zeitspanne möglich.
Schäden an Früchten
Birnenschorf
Schadbild: Erreger ist ein Pilz, der auf Falllaub und in den Triebspitzen überwintert. Hauptinfektionszeit ist vom Austrieb bis zum Ende der Blütezeit. Schäden werden kurz nach der Blüte am Laub sichtbar. Auf den Ober- und Unterseiten der Blätter zeigen sich zunächst rundliche, später unregelmäßige braungraue, samtige, sich vergrößernde Flecken. Die Blätter sterben vorzeitig ab, und die Bäume verlieren schon im Sommer ihr Laub.
Ist die Frucht mit Schorf befallen, wächst sie an dieser Stelle nicht weiter. Im späteren Verlauf zeigen sich tiefe, verkorkte Risse. Diese können Eintrittspforten für Moniliapilze sein. Lagerschorf an Früchten kann auf eine sehr späte Infektion zurückzuführen sein.
Gegenmaßnahmen: Eine Behandlung mit zugelassenen Fungiziden ist schwierig, da die Bäume für einen entsprechenden Erfolg komplett benetzt (alle Pflanzenteile eingesprüht) werden müssen und mindestens vier Behandlungen notwendig sind. Entsprechend sollten Sie auf unempfindliche Sorten, wie z.B. ‘Alexander Lukas’, ‘Conference’ oder ‘Harrow Sweet’, achten.
Steinfrüchtigkeit
Schadbild: Bereits drei Wochen nach der Blüte zeigen sich auf den jungen Früchten leicht eingesunkene Flecken. Durch das weitere Fruchtwachstum vertiefen sich diese Stellen, und es entstehen verkrüppelte Früchte mit den typischen Dellen und Buckeln. Das Fruchtfleisch unter den eingesunkenen Stellen verbräunt, verhärtet und wird ungenießbar. Blätter haben gelbliche Flecken, die später manchmal braun werden können.
Bei dem Erreger handelt es sich um einen Virus, der in der Regel über Veredelungen und Schnittwerkzeuge übertragen wird.
Gegenmaßnahmen: Keine, da sich Viruserkrankungen nicht bekämpfen lassen.
Sven Wachtmann
Vorstandsmitglied für Fachberatung des Landesverbandes Berlin der Gartenfreunde
Zeichnungen: Margarete Griegel, aus dem Buch „Mein gesunder Obstgarten“. Griegel, Adalbert. 246 Seiten. 140 Zeichnungen. Preis: 19,90 Euro. Griegel Verlag, Dorsheim. ISBN: 3-930384-14-0.