• Tiere im Garten

Der Igel als Gartentier

Igel im GartenFoto: Anne Coatesy/Adobe Stock

Der Igel gilt schon bei Kindern als das Gartentier schlechthin, und seine Nützlichkeit stellt kaum jemand infrage. Aber unseren stacheligen Freunden geht es nicht gut. Als klassische Insektenfresser fin­den Igel in der heutigen Zeit immer weniger Nahrung.

Die Stammesgeschichte der Igel reicht dabei ca. 60 Millionen Jahre bis ins Paläozän zurück. Vor ca. 10 Millionen Jahren lebte der„furchterregende Igel“ (Deinogalerix), von dem es gut erhaltene Fossilien gibt. Er war etwa 60 cm lang und verfügteüber sehr harte Borsten– die Vorläufer der heutigen Stacheln.

Der natürliche Lebensraum der Igel heute sind lichte Wälder, Grasländer und auch Kulturlandschaften. Doch wo lebten diese Tiere, bevor der Mensch die Landschaft veränderte?Damals noch existierende Großsäuger wie der Auerochse formten eine offene, vielfältig strukturierte Landschaft, Heimat einer großen Artenvielfalt. Diese lichten Wälder waren der optimale Lebensraum für den Igel, denn sie boten dem Insektenfresser Nahrung imÜberfluss. Durch intensive Bejagung wurden Auerochse und Co. ausgerottet, und die Wälder wurden dicht und undurchdringlich.

Robuster Vielfraß

Heute sind unsere Kleingartenanlagen ein optimaler Lebensraum für Igel, da sie eine gute Mischung aus verschiedenen Kleinbiotopen bieten. Es gibt Hecken als Versteck für den Tag, kleine Teiche als beständige Wasserquelle und eine viel größere Vielfalt an Beutetieren als in Parks und Wäldern. Leider macht das aktuelle Insektensterben auch vor unseren Kleingartenanlagen nicht halt, aber die Auswirkungen können wir etwas abmildern.

Der Speiseplan der Igel ist sehr abwechslungsreich. Er besteht zu einem Drittel aus Regenwürmern und zu zwei Dritteln aus Insekten, Schnecken, Kerbtieren, Kleinsäugern, Vogeleiern und Jungvögeln. In der Not frisst der Igel auch Spanische Wegschnecken, es dauert aber bis zu einer halben Stunde, bis er sich nach dem Verzehr„entschleimt“ hat. Von April bis Oktober benötigt der Igel rund 200 g Nahrung am Tag.

Ein Einzelgänger - der IgelFoto: fine pics/Adobe Stock

In trockenen Jahren stellt das Ausbleiben der Regenwürmer an der Oberfläche ein sehr großes Problem dar, damit entfällt diese leichte Beute aus dem Speiseplan. Der Igel ist kein aktiver Mäusejäger, vertilgt aber geschwächte Tiere. Er ist gegen Gifteäußerst resistent– so verzehrt er auch Wespen, Bienen und Hummeln, ohne Schaden zu nehmen. Bei einer Begegnung mit einer Schlange geht er dem Kampf nicht aus dem Weg und verzehrt diese, wenn er sieüberwältigt hat. Selbst vor einer Kreuzotter schreckt er nicht zurück, aber er jagt sie nicht gezielt.

Bis zu elf Jungtiere

Der Igel ist ein Einzelgänger und sucht nur einmal im Jahr die Nähe anderer Igel: in der Paarungszeit. Das Stachelkleid macht die Paarung sehr kompliziert, aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg… Abhängig von der Witterung liegt die Paarungszeit der Igel in Deutschland zwischen Mai und Ende August. Vor der eigentlichen Paarung umkreist das Männchen lange Zeit das Weibchen. Das Weibchen wehrt das Männchen zuerst ab, dreht sich immer wieder um, faucht und stößt das Männchen mit dem Kopf weg, bevor es zur Paarung kommt.

Paarungszeit der IgelFoto: Anne Coatesy/Adobe Stock

Nach einer Tragezeit von 30 bis 48 Tagen bringt das Weibchen ein bis elf Jungtiere zur Welt. Die jungen Igel haben bei der Geburt noch weiche Stacheln, um den Geburtskanal der Mutter nicht zu verletzen. Die neu geborenen Igel sind zunächst noch blind und hilflos undöffnen ihre Augen erst nach zwölf bis 24 Tagen. Sie werden nach sechs bis acht Wochen von der Muttermilch entwöhnt und kurze Zeit danach von der Mutter verstoßen. Die Geschlechtsreife tritt meist nach sechs bis zwölf Monaten ein.

Igelzecken und Fliegeneier

Ein Igel hat in der Natur eine Lebenserwartung von drei bis sieben Jahren, aber ein Igelleben ist gefährlich. Neben der Bedrohung durch den Menschen hat ein Igel viele Parasiten und Krankheiten zu fürchten. Zum Nachteil wird ihm sein Stachelkleid: Es mag hilfreich gegen Marder und Katzen sein, gegen Zecken und Flöhe hilft es nicht. So hat sich die Igelzecke (Ixodes hexagonus) auf Igel spezialisiert. Es wurden bis zu 250 Zecken auf einem Igel gezählt.

Ein sehr großes Problem stellen auch die Maden der Schmeißfliegen dar. Auf kranken Tieren, aber auch auf Jungtieren sitzen in der warmen Jahreszeit häufig Schmeißfliegen, die dort ihre Eier ablegen. Es wird immer häufiger beobachtet, dass auch gesunde Tiere befallen werden, die Ursache für dieses Phänomen ist noch unbekannt. Werden die Fliegeneier nicht sorgfältig und penibel mit einer Pinzette abgesammelt, schlüpfen aus den Eiern innerhalb weniger Stunden Maden. Diese dringen in Körperöffnungen und Wunden ein, und der Igel verstirbt in kürzester Zeit.

IgelFoto: Anne Coatesy/Adobe Stock

Lungenwürmer, Darmsaugwürmer, Kokzidien und Bandwürmer plagen die Igel weiterhin. Das Immunsystem vieler Igel ist aufgrund von Mangelernährung geschwächt. Ein weiteres Problem sind Pflanzenschutzmittel, besonders Schneckenkorn. Ein igelfreundliches Schneckenkorn gibt es nicht, deshalb sollte der Einsatz vermieden oder zumindest auf ein Minimum reduziert werden.

Weitere Bedrohungen in Gärten sind Mähroboter, Motorsensen, Maschendrahtzäune, Vogelnetze, Gartenzäune und vieles mehr. Wer schon nicht auf einen Mähroboter verzichten kann, sollte diesen zumindest auf die Tagstunden programmieren, da ruhen die Igel in ihren Verstecken.

Helfen wir!
Wer braucht Hilfe?

• Verwaiste Igeljunge, die außerhalb des Nestes am Tag herumirren
• Igel mit Verletzungen
• Kranke Igel, die von Zecken befallen sind oder auf denen Eier von Schmeißfliegen haften 
• Aktive oder abgemagerte Tiere nach Einbruch des Winters

Igel helfenFoto: PhotoSD/Adobe Stock

Igel benötigen dringend unsere Hilfe. Für ihren Winterschlaf von November bis März brauchen sie einen geeigneten Unterschlupf. Den finden sie nicht in aufgeräumten Gärten, deshalb ist es gut, einen Laub- oder Totholzhaufen liegen zu lassen.

Füttern ist problematisch, es ist günstiger, die vorhandenen Futterquellen mit einfachen Mitteln zu fördern. Bringen Sie etwa Laub auf brachliegende Beete auf. Dies fördert das Bodenleben, und es kommen mehr Regenwürmer an die Oberfläche. Liegengebliebene Früchte sind keine Nahrungsergänzung für Igel, aber die Insekten, die sie aufsuchen. Wenn Sie dennoch einen Igel als Dauergast im Garten füttern möchten, ist eine Mischung aus Katzenfutter, Igeltrockenfutter und ungewürztem Rührei geeignet. Eine Wasserschale ist eine große Hilfe für die Igel und viele andere Gartenbewohner.

Was tun, wenn Sie einen hilflosen Igel finden?Die beste Adresse sind Pflegestationen für Wildtiere. Diese sind leider nicht in einem dichten Netz organisiert, aber hier erhalten die Tiere fachkundige Hilfe. Igel sind bedroht wie kein anderer Gartenbewohner, lasst uns alles unternehmen, ihren Bestand zu stabilisieren!

Tommy Brumm
Präsident des Landesverbandes
Sachsen der Kleingärtner