- Tiere im Garten
Ein Garten für Fledermäuse
Lautlose Helfer im Garten
Foto: Dietmar Nill
Welcher Gartenfreund kennt das nicht? Man lässt den Tag an einem lauen Sommerabend auf der Bank im Garten ausklingen, und plötzlich huschen geheimnisvolle Wesen lautlos durch die dämmrige Abendluft. Das überaus geschäftige Treiben der Fledermäuse fasziniert den Beobachter und macht neugierig auf die eleganten, flinken Zeitgenossen.
Lebensweise und Biologie
Die für unsere Ohren fast geräuschlos jagenden Fledermäuse zählen zu den Säugetieren. Mithilfe der Echolotortung scannen sie ihre Umgebung nach potenzieller Beute. Dabei stoßen sie zwischen 20 und 200 Rufe pro Sekunde im hochfrequenten Ultraschallbereich aus. Die erbeuteten Insekten werden direkt aus der Luft mit dem Maul oder der Flughaut gefangen und sofort verspeist. Aber auch auf dem Wasser, am Boden oder auf Blättern laufende Insekten können mit den Füßen erbeutet werden.
Fledermäuse leben in gut vernetzten sozialen Verbänden. Die Weibchen bringen lebende Junge zur Welt, die von ihren Müttern in geselligen Kolonien, den sogenannten Wochenstuben, betreut und gesäugt werden.
Foto: mauritius images/imageBROKER/ Malcolm Schuyl/FLPA
Foto: Dr. Carsten Trappmann
Die Jahreszeiten verbringen die Tiere in unterschiedlichen Lebensräumen. Sie wechseln alljährlich zwischen ihren Sommer- und Winterlebensräumen und legen dabei – je nach Art – bis zu 1000 km zurück. Ähnlich wie Zugvögel fliegen einige Arten im Herbst nach Süden und kehren im Frühjahr wieder zurück, andere bleiben in der Nähe und wechseln nur die Quartiere. Den kalten, nahrungslosen Winter verschlafen sie mit stark heruntergefahrenem Stoffwechsel in frostgeschützten Höhlen, ggf. auch in Baumhöhlen.
Im Sommer gehen sie in den Nächten in Wäldern, Parklandschaften und Gärten oder an Gewässern auf Nahrungssuche. Den hellen Tag verbringen sie in Baumhöhlen und Astlöchern, hinter gelockerter Baumrinde, in Dachstühlen, Gebäuderitzen oder sonstigen Hohlräumen und Spalten.
Ökologische Bedeutung
Der große Nahrungsbedarf in Verbindung mit dem nächtlichen Jagdverhalten kennzeichnet die besondere ökologische Bedeutung der Fledermäuse als biologische Insektenvertilger. Sie erbeuten große Mengen Nachtfalter, Käfer, Schnaken und Mücken. Dabei bevorzugt jede Fledermausart bestimmte Insekten, die sie in der ihr typischen Art im freien Luftraum oder in bodennahen Bereichen erbeutet.
Mit ihrer eingangs beschriebenen Art zu jagen haben sich Fledermäuse den nächtlichen Luftraum erobert und gehen so den tagaktiven Nahrungskonkurrenten (Vögeln) aus dem Weg. Ohne Fledermäuse könnten sich die nachtaktiven Insekten ungehindert vermehren. Beispielsweise vertilgt ein einzelner Großer Abendsegler zwischen April und Oktober ca. 1 kg Beute, was rund 60.000 Insekten entspricht.
Foto: Dietmar Nill
Arten in unseren Gärten
Weltweit sind etwa 900 Fledermausarten bekannt, 24 davon kommen in Deutschland vor. Viele der Höhlenbewohner zieht es heute verstärkt in die Städte. Als sogenannte Kulturfolger suchen z.B. Zwerg- und Breitflügelfledermäuse, aber auch die Grauen und Braunen Langohren sowie die Fransen- und Bartfledermäuse in unseren menschlichen Siedlungsbereichen nach geeigneten Quartieren und Jagdrevieren.
Die mit 3–5 cm kleinste, relativ häufige heimische Art, die Zwergfledermaus, sucht in einer Höhe von 2–6 m nach Insekten. Die individuellen Jagdreviere liegen meist in einem Radius von bis zu 2,5 km um die Sommerquartiere.
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Die weitaus größere Breitflügelfledermaus ist mit einer Körperlänge von max. 8 cm und einer Flügelspannweite von ca. 38 cm nahezu so groß wie eine Amsel. Ihr Aktionsraum erstreckt sich in einem Radius von 1–7 km. Die Flughöhe beträgt dabei 3–15 m.
In strukturreichen Gärten, Streuobstwiesen und Parkanlagen sind Fransen- und Bartfledermäuse oder Langohren anzutreffen. Das in den süd- und östlichen Bundesländern vorkommende Graue Langohr, ein als „Dorffledermaus“ bezeichneter Gebäudebewohner, jagt vorwiegend auf Höhe der Baumkronen nach Insekten und entfernt sich dabei etwa 5–6 km von seinem Tagesquartier. Sein naher Verwandter, das Braune Langohr, bevorzugt Baumhöhlen als Unterschlupf und jagt gerne im Unterbewuchs in niedrigen Flughöhen von 0,5–0,7 m. Sein Jagdrevier erstreckt sich auf ca. 1–3 km.
Foto: Dietmar Nill
Massive Gefährdung
Der Bestand der Fledermäuse ist in Deutschland massiv bedroht. Alle 24 heimischen Arten stehen auf der „Roten Liste“ der vom Aussterben bedrohten Tierarten, sodass die Tiere leider immer seltener zu beobachten sind. Für den gravierenden Bestandsrückgang sind diverse Ursachen verantwortlich.
Hauptsächlich leiden die Tiere unter dem Verlust von Biotopen durch den massiven Wandel der Landschaft und zunehmenden Quartiermangel, also dem Fehlen von höhlen- und spaltenreichen Bäumen. Weitere Gründe für den Rückgang sind:
Foto: Neudorff
- Einsatz von Insektiziden und anderen Pflanzenschutzmitteln, in dessen Folge Nahrungsmangel und Vergiftung
- Verwendung von chemischen Holzschutzmitteln beim Dachausbau
- Störungen in den Quartieren und Erschöpfungstod
- Verfolgung und Tötung, Vandalismus in den Winterquartieren
- Tötung durch Straßenverkehr, Windkraftanlagen etc.
- Offene Gefäße wie Eimer, Kübel oder Regentonnen, aus denen die Tiere aufgrund des engen Durchmessers nicht wieder selbstständig abheben können. Sie sollten deswegen mit einem Deckel oder Fliegennetz verschlossen werden.
- Katzen oder Marder, dies gilt besonders für die an Bäumen hängenden Nistkästen
- Stacheldraht, klebrige Fliegenfallen oder gekippte Fenster, wobei hier die Gefährdung vor allem vom Umgang mit den verletzten Fundtieren ausgeht
Gärten für Fledermäuse
Foto: mauritius images/ imageBROKER/Ivan Kuzmin Die Bedeutung der Fledermäuse ist unbestritten. Wir alle können dem gravierenden Bestandsrückgang dieser wertvollen Insektenjäger mit geeigneten Maßnahmen in unseren Kleingartenanlagen entgegenwirken. Grundvoraussetzungen für den fledermausfreundlichen Garten sind in erster Linie:
- Verzicht auf Pflanzenschutzmittel
- Strukturreichtum durch Hecken, große und kleine Gehölze, Obstbäume, Pflanzenvielfalt, Wasserflächen, Totholz etc.
- Vielfalt an Futterpflanzen für Insekten
Gegen den Quartiermangel können Sie an Bäumen oder dem Gartenhaus Fledermauskästen (Foto oben) aufhängen. Die Höhe ist dabei nicht zwingend entscheidend, sollte zum Schutz vor potenziellen Räubern aber zwischen 3 und 5 m liegen. Vorzugsweise sollte der Kasten nach Süden zeigen, jedoch nicht der prallen Sonne (zu starke Erwärmung) ausgesetzt sein. Achten Sie auch darauf, dass der Anflug nicht durch Astwerk o.Ä. versperrt wird. Weitershin sollten Sie bei Sanierungsarbeiten z.B. an Ihrer Laube immer genügend Einschlupfmöglichkeiten, offene Spalten und Ritzen erhalten. Dabei gilt die Faustregel: Wo ein Daumen hineinpasst, ist auch Platz für eine Fledermaus.
Bei der Gartengestaltung und der Pflanzenauswahl sind Platzangebot und Standortfaktoren wie Bodenbeschaffenheit oder Klima unbedingt zu berücksichtigen. Eine kleine Schlehe bietet rund 150 Insektenarten einen geeigneten Lebensraum. Allein oder in Kombination mit Brennnesseln stellt die Schlehe somit eine der wichtigsten Nahrungspflanzen für heimische Schmetterlingssraupen dar.
Foto: mauritius images/imageBROKER/Malcolm Schuyl/FLPA
Unterstützen Sie Fledermäuse bei der Nahrungssuche, indem Sie geeignete Futterpflanzen für Insekten auswählen. Dabei kommt es aber nicht zwingend darauf an, nur Nachtblüher für Nachtfalter anzupflanzen, sondern auch Futterpflanzen der Larven und Raupen im Fokus zu haben.
In Ihrem Garten sollten Sie den Bestand an älteren Bäumen mit Rissen, morschen Stellen, Astlöchern und Höhlen erhalten. Wenn Sie ein Fledermausquartier entdecken, verhalten Sie sich zurückhaltend und vermeiden Sie Störungen.
Die Vielfalt der Pflanzenauswahl und der Gestaltungsmöglichkeiten zugunsten der Fledermäuse zeigt, dass Sie kaum Kompromisse mit den „eigenen“ gestalterischen Ideen eingehen müssen, um den eigenen Garten in einen fledermausfreundlichen Garten zu verwandeln. Die Tiere werden es Ihnen danken, indem sie im Sommer die Schadinsekten in Ihrem Garten dezimieren und Sie mit ihren akrobatischen Flugmanövern überraschen.
Ulrike Brockmann-Krabbe
Landesfachberaterin des Landesverbandes Westfalen und Lippe der Kleingärtner
Pflanzen für einen fledermausfreundlichen Garten
Foto: mauritius images/imageBROKER/Helmut Meyer zur CapellenSommerblumen/Stauden
- Bartblume (Caryopteris x clandonensis)
- Wegwarte (Cichorium intybus)
- Goldlack (Erysimum cheiri)
- Zitronen-Taglilie (Hemerocallis citrina)
- Gewöhnliche Nachtviole (Hesperis subsp. matronalis)
- Königs-Lilie (Lilium regale)
- Mondviole (Lunaria redivia, Foto)
- Garten-Levkoje (Matthiola incana)
- Gewöhnliche Katzenminze (Nepeta cataria)
- Gewöhnlich Nachtkerze (Oenothera biennis)
- Duftende Nachtkerze (Oenothera odorata)
- Stauden-Phlox (Phlox paniculata Hybr.)
- Garten-Reseda (Reseda odorata)
- Echtes Seifenkraut (Saponaria officinalis)
- Rote Lichtnelke (Silene dioica)
- Italienisches Leimkraut (Silene italica)
- Gewöhnliches Leimkraut (Silene vulgaris)
- Seidenpflanze (Asclepias)
- Steinquendel (Calamintha nepata)
- Wiesen-Flammenblume (Phlox maculata)
Kräuter
- Schnittlauch (Allium schoenoprasum)
- Borretsch (Borago officinalis)
- Melisse (Melissa officinalis)
- Minze (Mentha)
- Wilder Majoran (Origanum vulgare)
- Echter Salbei (Salvia officinalis)
- Thymian (Thymus vulgaris)
- Ysop (Hyssopus officinalis)
Gehölze
- Kleines Immergrün (Vinca minor)
- Großes Immergrün (Vinca major)
- Liguster (Ligustrum vulgare)
- Jelängerjelieber (Lonicera caprifolium)
- Wald-Geißblatt (Lonicera periclymenum)
- Rote Heckenkirsche (Lonicera xylosteum)
- Bibernell-Rose (Rosa spinosissima)
- Holunder (Sambucus nigra)
- Gewöhnlicher Schneeball (Viburnum opulus)
- Ovalblättriger Liguster (Ligustrum ovalifolium)
Noch Fragen oder schnelle Hilfe in Fledermausnotfällen gesucht?
Weitere Details zur Biologie und Ökologie oder zum fledermausfreundlichen Garten können Sie bei vielen fachkundigen Stellen finden.
www.deutschewildtierstiftung.de
Baunleitung Fledermauskasten:
https://www.nabu.de/downloads/praxistipps/fledermauskasten.pdf
Einen Buchtipp zum Thema finden Sie hier.