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Fledermäuse vertilgen ausschließlich Insekten

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Fledermaus Braunes LangohrFoto: Vierhaus Mit seinen riesigen Ohren macht das Braune Langohr (Plecotus auritus) seinem Namen alle Ehre. Da die weit verbreitete Art erst in der tiefen Dämmerung zur Jagd aufbricht, wird man die Tiere dabei kaum beobachten können selbst wenn ein Braunes Langohr im eigenen Garten unterwegs ist. Ein lauer Sommerabend. Manch einer genießt ihn draußen und gönnt sich ein Schlückchen Wein auf dem Balkon, der Terrasse oder im Kleingarten. Und plötzlich huschen sie vorbei, in luftigen Höhen, kaum erkennbar, kleine, flinke Wesen – Fledermäuse. Die Wissenschaft nennt sie Chiropterera, zu deutsch „Handflügler".

Die nächtlichen Flugkünstler jagen im benachbarten alten Baumbestand nach Insekten. Nach Insekten? Ja, zwar glaubte man früher (und auch heute noch ist der Aberglaube verbreitet), alle Fledermäuse seien Blut­sau­ger. Doch sämtliche Arten der bei uns lebenden Flattertiere vertilgen ausschließlich Insekten und sind daher sehr nützlich. Lediglich in Süd- und Mit­tel­a­me­ri­ka leben drei Arten der so genannten „Vam­pir­fle­der­mäuse", die sich vom Blut von Vögeln oder Säu­ge­tie­ren ernähren.


Fast alle Arten gefährdet

23 Fledermausarten gibt es in Deutschland, die meisten von ihnen sind jedoch in ihrem Bestand bedroht. Ursachen hierfür sind u.a. der vermehrte Einsatz von Insektenvernichtungs- oder Pflan­zen­schutz­mit­teln. Dadurch kommt es z.B. zu einem geringeren Nahrungsangebot für die nacht­ak­ti­ven Tiere, oder sie nehmen vergiftete Nahrung zu sich und gehen daran zu Grunde. Auch finden die nächtlichen Jäger immer weniger geeigneten Wohnraum als Sommer- und Win­ter­quar­tie­re.


Wald- und Hausfledermäuse


Fledermaus Großer AbendseglerFoto: Vierhaus Der Große Abendsegler (Nyctalus noctula) ist ein geschickter Flugkünstler und in Waldgebieten zu Hause. Hier jagt er in luftigen Höhen nach Insekten, oft schon vor Sonnenuntergang. Je nach Wahl der Sommerquartiere werden die fliegenden Säugetiere in Wald- und Hausfledermäuse eingeteilt: Zu den Waldfledermäusen gehören z.B. der Abendsegler, die Bechsteinfledermaus oder das Braune Langohr. Sie nutzen verlassene Spechthöhlen oder andere Hohlräume in Bäumen als Unterschlupf.

Hausfledermäuse hingegen, wie die Breitflügelfledermaus oder die Zwergfledermaus, suchen z.B. unter Dachschindeln, in Rollladenkästen oder in Mauerhohlräumen Schutz. Keine Angst, sie richten keinen Schaden an. Und ihre Hinterlassenschaften lassen sich sogar als Blumendünger verwenden.


Mit den Ohren sehen

Fledermäuse können sich mit Hilfe ihres Ultraschall-Echo­lot­sys­tems im Dunkeln bestens orientieren. Sie stoßen Ultraschallrufe aus, von denen wir Menschen die meisten nicht wahrnehmen. Lediglich Laute, die der sozialen Verständigung dienen, oder Angst- und Abwehrlaute bei gefangenen Tieren liegen in einem für uns hörbaren Bereich.

ZwergfledermausFoto: Vierhaus Die Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) wiegt nur etwa 5 g und ist so klein, dass sie in eine Streichholzschachtel passt. Diese Art ist eine unserer häufigsten Fledermausarten. Die Ultraschallrufe werden von Beutetieren reflektiert und gelangen als Echo zurück zu den Flattertieren, die sie mit ihren teilweise sehr großen Ohrmuscheln wieder auf­neh­men. Dieses „Hörbild" ist sehr genau und unserem farbigen Sehen vergleichbar. Es stellt eine perfekte Anpassung an die nächtliche Jagd dar.


Fledermäuse bei Licht betrachtet

Wussten Sie schon, dass unsere Fledermäuse

  • nur entfernt mit Mäusen verwandt sind, dafür viel enger mit Igel und Maulwurf?
  • einen Knochenaufbau haben, der seit über 50 Millionen Jahren gleich geblieben ist? Das ergaben versteinerte Funde aus der Grube Messel bei Darmstadt.
  • Winterschlaf halten?
  • Winterquartiere sind z.B. Stollen, Keller oder Erdbunker. Manche Arten wie Abendsegler oder Rauhautfledermaus fliegen bis zu 1500 km weit, um zu ihren Winterquartieren zu gelangen.
  • sich bereits im Herbst paaren, die Befruchtung aber erst im Frühjahr, nach dem Winterschlaf, stattfindet?
  • Die Spermien überdauern solange im Geschlechtstrakt der Weibchen.
  • nur ein, höchstens zwei Junge (Zwillinge) im Jahr zur Welt bringen?
  • ihre Jungen im Hängen gebären?
  • sehr wenig wiegen? Die Zwergfledermaus bringt gerade mal 4 bis 8 g auf die Waage, so viel wie ein leerer Briefumschlag.
  • schon 1936 unter Schutz gestellt wurden?
  • die einzigen bei uns heimischen Säugetiere sind,
  • die aktiv fliegen können?
  • die bei Nacht Insekten im Flug fangen können?
  • die sich kopfüber zum Schlafen aufhängen?

Und zum guten Schluss: Wussten Sie schon, dass in China der Name der Fledermaus „Fu" gleichzeitig Glück bedeutet?

 

Hilfe für Fledermäuse im Garten

Wer Fledermäusen, die im besiedelten Bereich vorkommen, etwas Gutes tun will, kann ihnen z.B. mit der Anlage einer artenreichen Wiese oder mit heimischen Stauden und Sträuchern helfen. Nachtblühende, nektarreiche Pflanzen locken außerdem Nachtfalter an, die die nächtlichen Jäger mit Vorliebe verspeisen.

Für einen „Fledermausgarten" eignen sich z.B. Schwarzer Holunder (Sambucus nigra), Kleines Immergrün (Vinca minor), Gewöhnlicher Dost (Origanum vulgare ssp. vulgare), Rote Lichtnelke (Silene dioica) und viele mehr (siehe auch „Tipps zum Lesen und Surfen"). Vermeiden Sie darüber hinaus den Einsatz von Pflanzenschutz- oder Insektenvernichtungsmitteln.

Auch mit Fledermauskästen können Sie helfen. Diese können Sie selbst bauen oder käuflich erwerben (siehe auch „Tipps zum Lesen und Surfen" und „Bezugsquelle Fledermauskästen").

 

Bezugsquelle für Fledermauskästen

Schwegler GmbH
Vogel- und Naturschutzprodukte
Heinkelstraße 35
73614 Schorndorf
Telefon: 0 71 81/97 74 50,
www.schwegler-natur.de

 

Vorsicht im Umgang mit den Tieren

Haben Sie Fledermausbesuch in der Laube oder in der Wohnung, nehmen Sie die Tiere nicht in die Hand. Denn wenn sie sich bedroht fühlen, wehren sie sich, und ihr Biss kann recht schmerzhaft sein.

Außerdem können die Tiere auch Tollwut haben. Öffnen Sie in der Abenddämmerung ein Fenster, meistens fliegen die Tiere dann wieder ins Freie. Wenn nicht, wenden Sie sich am besten an die Experten der örtlichen Naturschutzbehörden und -verbände.

Christiane Breder