- Tiere im Garten
Gartenvögel - Ja, wo brüten Sie denn?
Foto: Reinhard-Tierfoto
Der lang ersehnte Frühling steht vor der Tür. Untrennbar damit verbunden sind die vielseitigen Gesänge unserer Vögel. Je nach Beschaffenheit des Gartens (Lage, Größe, Umgebung) stellt er als Lebensraum eine Reihe von Nistmöglichkeiten für unsere gefiederten Freunde bereit. Von den rund 250 in Deutschland brütenden Vogelarten wurden bisher weit über 50 Spezies regelmäßig in Gärten nachgewiesen. Naturnahe Gärten mit Hecken, Sträuchern, Kräutern, Stauden, begrünten Haus- oder Laubenwänden, Alt- und Totholz, Bäumen, Komposthaufen, Teichen sowie Trockenmauern weisen in der Regel eine hohe Vogelvielfalt auf, wie sie vielfältige Brutplätze und Nahrung bieten.
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Überwinterer und Zugvögel
Zu den häufigsten Gartenvögeln zählen Haussperling, Amsel, Kohlmeise, Star, Blaumeise, Grün- und Buchfink, Hausrotschwanz, Rotkehlchen, Elster, Mehlschwalbe und Mauersegler. Während es in den Wintermonaten ruhig im Garten zugeht, wird der aufmerksame Beobachter im Frühjahr nahezu täglich mit neuen Vogelstimmen konfrontiert. Mit Hilfe des Gesanges werben die Männchen um ein Weibchen und markieren ihr Revier.
Die ersten Vögel, die uns mit ihren lieblichen Melodien entzücken, sind die in unseren Breiten überwinternden Amseln, Blau- und Kohlmeisen, Grün- und Buchfinken und Rotkehlchen. Daneben können wir die Gesänge von Ringel- und Türkentaube, Zaunkönig, Tannenmeise, Kleiber, Gartenbaumläufer und Feldsperling hören sowie die Rufe von Grün- und Buntspecht.
Ab Februar lassen sich die ersten Zugvögel (auch Teilzieher, siehe Kasten) bei uns blicken: Stare erscheinen bereits im Laufe des Februars, während Singdrosseln, Rotkehlchen, Zilp-zalp und Girlitze ab Anfang März in ihre Brutgebiete zurückkehren. Ab Ende März/Anfang April treffen allmählich auch Mönchs- und Klappergrasmücke, Rauchschwalbe und Gartenrotschwanz ein. Recht späte Heimkehrer, die sich erst ab Mitte/Ende April sehen lassen, sind Grauschnäpper, Mauersegler und Mehlschwalbe.
Foto: Reinhard-Tierfoto
In dichter Vegetation versteckt
Ob sich die Vögel in unseren Gärten wohl fühlen, sodass sie diese als Bruthabitate nutzen können, hängt von verschiedenen Faktoren ab. In erster Linie ist entscheidend, ob für ein Paar ausreichend Nistgelegenheiten sowie Nahrung in Form von Würmern, Insekten, Spinnen, Schnecken, Beeren, Kräutern und Sämereien vorhanden sind. Auch wenn das Weibchen letztendlich nur in einem Nest brütet, so haben die meisten von ihnen gerne mehrere Nester zur Auswahl.
Zahlreiche Gartenvögel brüten an geschützten Stellen im Bodenbereich oder in Hecken und Sträuchern. So befinden sich die in dichter Vegetation errichteten Nester von Zaunkönig, Rotkehlchen, Heckenbraunelle und Zilpzalp in Bodennähe. Dagegen brüten Amsel, Singdrossel, Mönchsgrasmücke, Girlitz, Grün- und Buchfink sowohl in Sträuchern und Hecken als auch frei auf Bäumen. Die Nester von Amseln und Singdrosseln kann man recht gut von anderen unterscheiden, da die Nestmulde mit feuchter Erde oder einem Brei aus Holzfasern und Speichel ausgekleidet ist.
Eine Besonderheit stellen die Nester des Zaunkönigs dar: Ein Männchen baut drei bis zehn kugelförmig überdachte Nester, von denen sich das Weibchen eines zum Nisten aussucht. Auch der Zilpzalp errichtet kugelige Nester mit seitlichem Eingang. Prinzipiell sollte man beim Aufsuchen eines Vogelnestes vorsichtig sein, damit man die Tiere nicht bei der Brut stört.
Foto: blickwinkel/F. Hecker
Höhlen- und Halbhöhlenbrüter
Ein recht hoher Anteil der Gartenvögel ist zur Fortpflanzung auf Höhlen, Halbhöhlen, Ritzen und Nischen angewiesen.
Foto: fokus-natur.de Typische in Gärten vorkommende Baumhöhlenbrüter sind Blau- und Kohlmeisen, Stare, Kleiber sowie Feldsperlinge. Je älter ein Baum ist, desto weicher wird sein Stamm. In solch eine Vorlage kann ein Bunt- oder Grünspecht leicht eine Höhle zimmern, die für viele Jahre als Brutstätte für verschiedene Vogelarten dienen kann. Neben Vögeln nutzen aber auch Fledermäuse, Kleinsäuger sowie zahlreiche Insektenarten natürliche Baumhöhlen als Fortpflanzungs- und Wohnstätten.
Bei alten Bäumen entstehen mit der Zeit leicht Risse und Spalten, in denen die rindenartig gefärbten Gartenbaumläufer brüten können. Diese Vögel sind hervorragende Stammkletterer, die in Ritzen nach Insektenlarven und Spinnen suchen.
Halbhöhlen in Bäumen oder anderen natürlichen Requisiten werden von Haus- und Gartenrotschwänzen, Grauschnäppern und Rotkehlchen genutzt. Rotkehlchen brüten z.B. auch gerne in Holzstapeln und Reisighaufen.
Mauernischen als Bruthabitate
Auch Gebäude – egal ob Wohnhaus, Gartenlaube oder Garage – werden von den Vögeln als Bruthabitate genutzt. Befinden sich dort Nischen, Dachbalken oder Maueröffnungen, so können Haussperling, Hausrotschwanz, Star, Amsel und Kohlmeise an diesen Stellen ihre Nester errichten. Daneben nutzen auch die selteneren Arten Bachstelze, Gartenrotschwanz, Singdrossel, Grauschnäpper, Tannenmeise und Feldsperling solche Plätze als Bruthabitate. In der Fassadenbegrünung bauen Amseln und Zaunkönige gerne ihre Nester.
Foto: fokus-natur.de
Lochgröße ist entscheidend
Unabhängig davon, ob ein Garten ausreichend alten Baumbewuchs aufweist oder nicht, kann man den Höhlenbrütern mit entsprechenden Nisthilfen helfen. Wer nicht selbst zu Hammer und Nagel greifen möchte, der findet im Fachhandel eine große Fülle verschiedener Nistkastentypen. Generell lässt sich sagen, dass Holzbetonkästen eine längere Lebensdauer als Holzkästen aufweisen.
Die gängigsten Modelle sind die Vollhöhlen- und Halbhöhlenkästen. Kleinmeisen wie Blau- und Tannenmeise benötigen einen Vollhöhlenkasten mit Lochdurchmesser von 25 mm. 28 mm eignen sich für Kohlmeise und Feldsperling, während Kleiber und Haussperling Kästen mit 32 mm und Stare mit 35 mm großen Löchern annehmen.
Arten wie Rotkehlchen, Zaunkönig, Bachstelze, Grauschnäpper, Amsel sowie Garten- und Hausrotschwanz nehmen Halbhöhlenkästen an.
Anbringung von Nistkästen
Sämtliche Kastentypen sollten an älteren Bäumen oder begrünten Haus-, Lauben- und Schuppenwänden angebracht werden. Das Einflugloch muss zur wetterabgewandten Seite zeigen. Nistkästen dürfen nie längere Zeit der Sonne ausgesetzt sein. In welcher Höhe sie hängen, spielt eine untergeordnete Rolle. Um Gefahren durch Katzen und Menschen zu verringern, eignet sich jedoch eine Höhe von mindestens 2 m.
Hängt man die Kästen mit einem Drahtbügel auf, anstatt sie festzunageln, bieten sie Schutz vor Säugetieren, die dann keinen Halt finden. Zudem können die Kästen so leichter abgehängt werden, wenn man sie reinigen oder kontrollieren möchte. Bei einer Befestigung mit Nägeln ist auf die Benutzung von Alu- statt Kupfer- oder Stahlnägeln zu achten, um eine Erkrankung des Baumes zu vermeiden.
Man sollte sich bewusst sein, dass in einem Garten aufgrund der Konkurrenz um ein Revier nur wenige Paare von einer Art vorkommen können. Trotzdem macht es Sinn, an jeden zweiten Baum einen Nistkasten zu hängen. Denn je mehr Angebot den Vögeln zur Verfügung steht, desto größer ist die Chance auf eine Besiedlung. Außerdem nutzen auch Fledermäuse, Kleinsäuger sowie Insekten solche Kästen als Nahrungsdepot, Fortpflanzungs- oder Ruhestätte.
Halbhöhlenkästen bringt man am besten nicht an freien Wänden an, sondern unter Dachtraufen, Balkonen oder Fenstersimsen. Dort sind sie dem Wetter und Nestplünderern nicht so stark ausgesetzt.
Foto: blickwinkel/McPHOTO
Nisttaschen für Freibrüter
Vögel, die keine echten Höhlen- oder Halbhöhlenbrüter sind, nehmen sogenannte Nisttaschen als Ersatzbrutstätten an. Dazu gehören Arten wie Gartenbaumläufer, Zaunkönig, Rotkehlchen, aber auch Heckenbraunelle, Singdrossel, Zilpzalp und Mönchsgrasmücke. Man bündelt mehrere etwa 1 m lange Kiefern- oder Ginsterzweige und bindet sie anschließend in Kopfhöhe an einen Baum. Danach werden die Zweige nach oben gebogen, sodass ein bauchiger Hohlraum entsteht. Die hochgebogenen Zweige bindet man ebenfalls fest.
Foto: fokus-natur.de
Gefahren für Gartenvögel
Pestizide, die zur Abwehr von Insekten, Schnecken und (Un-)Kräutern gedacht sind, wirken sich indirekt auch auf Vögel aus. Durch den Rückgang der Insekten- und Pflanzenvielfalt fehlt unseren Piepmätzen, die im oberen Teil der Nahrungskette stehen, schlicht das Futter. Daher sollte man auf biologische Mittel zur Bekämpfung von unliebsamen Kräutern und Insekten zurückgreifen.
Auch Hecken sollten nur außerhalb der Brutzeit, also in der Regel zwischen Anfang Oktober und Ende Februar, geschnitten werden. Weitere Gefahren für unsere Gartenvögel sind Katzen, großflächige Glasflächen sowie Lärm während der Brutzeit.
Michael Dech
Was sind Teilzieher?
Vögel, deren Population im Winter teilweise in den Süden zieht, teilweise jedoch in ihrem Brutgebiet verbleibt, nennt man Teilzieher. Dazu gehören z.B. Amsel, Buchfink, Star und Rotkehlchen.