- Tiere im Garten
Hummeln im Garten
Machen Sie Ihren Garten attraktiv für die sympathischen Schwergewichte
Foto: Flora Press/GWI
Wenn im Februar bei mildem Wetter die Sonne strahlt, erhalten Winterling (Eranthis) und Krokus (Crocus) schnell Besuch von den ersten Insekten. Meist sind es Hummeln, denn sie können bereits ab einer Außentemperatur von nur 3 °C fliegen – aber wie? Insekten sind doch wechselwarme Tiere, deren Körpertemperatur sich der Umgebung anpasst und die bei wenigen Plusgraden kältestarr sein müssten? Der Trick: Überwinternde Hummeln führen in ihrer „Honigblase“ einen kleinen Nektarvorrat mit sich. Er dient als „Brennstoff“, mit dem Hummeln ihren Körper durch Muskelzittern auch bei Kälte auf die nötige Flugtemperatur von 30 °C aufheizen können.
Als erste Flieger im Jahr sind Hummeln wichtige Bestäuber für früh blühende Obstarten, z.B. Pfirsich, Aprikose und Kirsche. Wenn Honigbienen wegen Kälte noch im warmen Stock bleiben, gewährleisten Hummeln die Bestäubung. Pro Tag kann eine Hummel mehrere Tausend Blüten besuchen und ist dabei bis zu 18 Stunden auf den Flügeln. Der ausgedehnte Flugbetrieb ermöglicht die Nahrungssuche bis in die Dämmerung. Daher sollten in einem Hummelgarten nachtblühende Pflanzen, z.B. Gewöhnliche Nachtkerze (Oenothera biennis) oder Japanische Wunderblume (Mirabilis jalapa), nicht fehlen.
Ein Staat entsteht
Foto: Blickwinkel/H. Bellmann/F. Hecker
Die im Februar fliegenden Hummeln sind stets junge Königinnen, die im Vorjahr geschlüpft sind. Wenn die ersten Sonnenstrahlen den Boden erwärmen, erwachen sie, fliegen aus und suchen nach Nahrung. So gestärkt erkunden sie potenzielle Nistplätze in Totholzhaufen, Steinspalten, Mauselöchern oder auch Nistkästen. Wurde eine Königin fündig, schafft sie Grashalme, Moos oder altes Laub herbei, zerkleinert das Material und formt daraus eine kleine Hohlkugel.
Foto: Wolfgang Willner
Dann errichtet sie im Nest einen „Honigtopf“ aus Wachs und füllt ihn mit Nektar, der bei schlechtem Wetter als Nahrungsreserve dient. In der Nestmitte formt sie aus Nektar und Pollen das „Honigbrot“, legt darauf bis zu 15 befruchtete Eier und überzieht sie mit einer Wachsschicht.
Wie eine Glucke wärmt die Königin dann ihre Eier mit dem Hinterleib, bis nach gut fünf Tagen die Larven schlüpfen. Der Nachwuchs zehrt vom Honigbrot, verpuppt sich, und nach drei Wochen schlüpfen die ersten Arbeiterinnen. Nur halb so groß wie ihre Königin kümmern sie sich fortan um Nahrung und Brutpflege, während die Königin nur noch Eier legt, um ihr Volk zu vergrößern. Ein Hummelstaat zählt – je nach Art – 50 bis 600 Tiere.
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Ende und Neuanfang
Gegen Ende des Sommers sorgt eine spezielle Nahrung dafür, dass aus den letzten befruchteten Eiern der Königin die nächste Jungköniginnen-Generation hervorgeht. Unbefruchtete Eier entwickeln sich dagegen zu Drohnen. Diese paaren sich mit Jungköniginnen, verlassen das Nest und leben noch eine Zeit lang im Freien weiter, bevor sie sterben. Auch die alte Königin stirbt im Herbst.
Die Zukunft gehört den Jungköniginnen! Frisch geschlüpft füllen sie mit verbliebenen Nahrungsvorräten ihre Honigblasen, verlassen das Nest und überwintern, um im Folgejahr neue Völker zu gründen. Das ist jedoch nicht allen vergönnt: Etwa 80 % der Tiere fallen im Winter Parasiten, Maulwürfen, Spitzmäusen und Igeln zum Opfer.
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Tankstellen für Hummeln
Hummeln fliegen auf heimische Wildpflanzen – beide Partner sind perfekt aufeinander „eingespielt“. Das geht so weit, dass einige Pflanzen ausschließlich von Hummeln bestäubt werden, weil ihr Rüssel länger ist als der der Honigbienen. Zu diesen Pflanzen zählen Schmetterlingsblütler wie Gewöhnlicher Hornklee (Lotus corniculatus), Hopfenklee (Medicago lupulina), Roter Wiesenklee (Trifolium pratense) und Luzerne (Medicago sativa).
Früh blühende Wildpflanzen leisten den Hummeln im Garten Starthilfe: Busch-Windröschen (Anemone nemorosa), Gelbes Windröschen (Anemone ranunculoides), Hohler Lerchensporn (Corydalis cava), Scharbockskraut (Ranunculus ficaria), Hohe Schlüsselblume (Primula elatior) und Echtes Lungenkraut (Pulmonaria officinalis). Dass all diese Arten halbschattige Standorte an Gehölzrändern bevorzugen, ist aus Hummelsicht besonders praktisch: Jungköniginnen, die unter dem alten Laub der Gehölze im Boden überwintern, haben es von hier nicht weit zu den Nektarquellen, wenn sie im Frühling erwachen.
Foto: Andrea Wilhelm/Fotolia.com Für jeden Gartenbereich gibt es passende „Hummelmagneten“: Im Heidegarten z.B. Katzenpfötchen (Antennaria dioica), Besenheide (Calluna vulgaris), Berg-Sandglöckchen (Jasione montana), Sand-Thymian (Thymus serpyllum), Preiselbeere (Vaccinium vitis-ideae), Heidelbeere (Vaccinium myrtillus) und Schneeheide (Erica carnea). Und am Mini-Teich: Bach-Nelkenwurz (Geum rivale), Echte Schlüsselblume (Primula veris), Kuckucks-Lichtnelke (Silene flos-cuculi), Pfennigkraut (Lysimachia nummularia), Sibirische Schwertlilie (Iris sibirica), Sumpf-Dotterblume (Caltha palustris) und Sumpf-Storchschnabel (Geranium palustre).
Doch auch unsere Zierstauden bieten Hummeln Nahrung – wenn ihre Blüten nicht gefüllt sind: Roter Scheinsonnenhut (Echinacea purpurea), Kokardenblume (Gaillarida aristata), Sonnenbraut (Helenium x hybrida), Gewöhnliche Sonnenblume (Helianthus annuus), Stauden-Sonnenblume (Helianthus decapetalus), Kugeldistel (Echinops ritro) und viele mehr.
Hummeln besuchen auch gerne die Blüten mediterraner Kräuter wie Lavendel (Lavandula angustifolia), Oregano (auch Gewöhnlicher Dost genannt, Origanum vulgare), Winter-Bohnenkraut (Satureja montana), Echten Thymian (Thymus vulgaris) und Echten Salbei (Salvia officinalis). Eine entsprechend bepflanzte Kräuterspirale bietet den „Brummern“ gleich zweierlei: Nahrung und Wohnraum. Hummeln legen bei ihrer Nahrungssuche übrigens nicht so weite Wege zurück wie Honigbienen. Wenn Sie ein Hummelvolk im Garten ansiedeln möchten, sorgen Sie daher im direkten Umfeld für entsprechende Nahrungspflanzen. Weitere Informationen zur Ansiedlung von Hummeln finden Sie im Artikel Hummeln vor Wachsmotten schützen.
Bereicherung des Gartens
Hummeln sind in unseren Gärten immer gegenwärtig – oft schenken wir ihnen nur wenig Beachtung. Doch wer genau hinschaut und die einzelnen Arten zu unterscheiden lernt, wird erleben, wie spannend die Beschäftigung mit den pelzigen Schwergewichten sein kann!
Als nützliche Bestäuber werden kommerziell gehandelte Völker vor allem in Gewächshäusern eingesetzt. Diese Zuchthummeln verbreiten jedoch oft Parasiten und bedrohen so die natürlichen Völker. Fördern wir stattdessen also die frei lebenden Bestände!
Siedelt sich ein Hummelvolk im Garten an – ob in einem Mauseloch, einem Vogelnistkasten oder in der selbst gebauten Hummel-Nisthilfe –, ist das eine schöne Auszeichnung für jeden naturnahen Garten – und seinen Gärtner.
Claudia Heger
Landesverbandsfachberaterin des Landesverbandes
Braunschweig der Gartenfreunde
Hummel-Irrtümer
Hummeln stechen nicht? Im Gegensatz zur Honigbiene können sie sogar mehrfach zustechen! Doch meist machen sie von ihrer Waffe erst Gebrauch, wenn man sie einzwängt oder am Eingang ihrer Nester hantiert. Doch Vorsicht bei der Baumhummel: Sie ist unsere angriffslustigste Art und fühlt sich bereits bedroht, wenn man sich ihren Nestern nur nähert.Hummeln nisten nur in Bodennähe? Falsch! Insbesondere die Baumhummel besiedelt in Gärten gerne für Kohl- und Blaumeise vorgesehene Nistkästen.
Hummeln sind „theoretisch“ flugunfähig? Das würde für den Flug mit starren Tragflächen gelten. Die Aerodynamik des Hummelflugs ähnelt aber wohl eher der eines Hubschraubers.
Alle Hummeln bilden Staaten? Nein. Königinnen der sog. Kuckuckshummeln legen ihre Eier in die Waben fremder Nester und töten mitunter die ansässige Königin. Das fremde Volk zieht dann die Drohnen und Jungköniginnen der Schmarotzer groß, denen ein eigener Staat samt „Arbeiterklasse“ fehlt.
Hummeln fliegen von Frühjahr bis Herbst? Bedingt durch den Klimawandel fällt der Winterschlaf einiger Königinnen mancherorts aus. In diesem Winter wurden Hummeln z.B. auch im Dezember und Januar beobachtet.
Quelle: aktion-hummelschutz.de
Kleine Artenkunde
Foto: Helmut Hintermeier
Foto: majo1122331/Fotolia.com
Foto: Wolfgang Willner
Hummeln gehören zu den Wildbienen. 36 Arten kommen in Deutschland vor, gut die Hälfe davon gilt als bedroht. Immerhin sieben Vertreter zeigen sich regelmäßig in unseren Gärten. Um sie zu erkennen, schauen Sie zuerst auf das Hinterteil und dann auf die Brust:
Foto: André Karwath/Wikipedia/CC BY-SA
Helle und Dunkle Erdhummel: weiße Hinterleibsspitze – je ein gelber Streifen auf Hinterleib und Brust; die beiden Arten sind nur schwer voneinander zu unterscheiden.
Gartenhummel: weiße Hinterleibsspitze – ein gelber Streifen auf dem Hinterleib und zwei auf der Brust
Baumhummel: weiße Hinterleibsspitze – rotbraune Brust
Ackerhummel: Hinterleib dunkel bis grau, teilweise rostrot behaart – rostbraune Brust
Wiesenhummel: orange bis rotbraune Hinterleibsspitze – je ein gelber Streifen auf Hinterleib und Brust
Steinhummel: orange Hinterleibsspitze – vollständig schwarze Brust
Links zum Thema
Viele Informationen zur Lebensweise und viele Tipps zum Schutz der Hummeln bietet www.aktion-hummelschutz.de.
Interessant ist auch die NABU-Artikelsammlung Hummeln, Bienen, Wespen, Hornissen & Co.
Eine Bauanleitung für einen Hummelnistkasten fiinden Sie hier.