- Tiere im Garten
Naturnahes Gärtnern: Ein Garten für Schmetterlinge
So schaffen Sie Falterparadiese im Garten
Treffen sich ein Admiral, ein Kleiner Fuchs und ein Landkärtchen im Garten … klingt wie die Ouvertüre eines Scherzes. Wenn sich dem Trio dann noch die Gammaeule hinzugesellt, um beim Sommerflieder Nektar zu naschen, wird klar: Es geht um Falter. Trotz unseres heiteren Einstiegs in das Thema: Die Welt der Schmetterlinge ist alles andere als heil. 80 % unserer Tagfalter sind bedroht – eine Folge von Lebensraumzerstörung, chemischer Unkrautvernichtung und Schädlingsbekämpfung.
Foto: vinx83/Fotolia.com
„Mit einfachen Maßnahmen können Gartenfreunde helfen, die Einbußen an natürlichen Lebensräumen zu kompensieren“, weiß Christa Kock von der Ortsgruppe Wilstermarsch im Naturschutzbund Deutschland (NABU). Hier, im Südwesten Schleswig-Holsteins, unterstützt der NABU den Kleingärtnerverein Wilster bei der Verwandlung von Kleingärten in blühende Schmetterlingsoasen.
Plädoyer für ein wenig Unordnung
Foto: M.R. Swadzba/Fotolia.com „Wer Schmetterlinge ansiedeln und sich an ihnen erfreuen möchte, muss sich zunächst von der strengen Vorstellung eines ‚ordentlichen Gartens‘ lösen und ein wenig Wildwuchs zulassen“, so die Naturschützerin. Dazu gehören z.B. kleine Brennnesselweiden für die Raupen und Blumenwiesen als Nektartankstellen für die Falter. „Lassen Sie im Spätsommer etwas Fallobst – Mirabellen, Pflaumen oder Birnen – für den Admiral liegen, denn er nascht gerne von den leicht gärenden Früchten. Räumen Sie auch nicht sämtliche Staudenreste aus den Beeten ab, denn darin können Puppen überwintern. Kleine Reisighaufen bieten einigen Faltern ein Winterquartier. Groß müssen solche unaufgeräumten Ecken nicht sein“, betont Christa Kock. „Hauptsache ist, sie sind da!“
Wichtige Grundregeln im Schmetterlingsgarten
Um Schmetterlinge schützen zu können, müssen wir ihre Lebenszyklen verstehen: Einige Arten überwintern bei uns als Falter und machen sich in den ersten warmen Tagen des Jahres auf die Flügel. Andere überdauern Kälte und Frost als Ei, Puppe oder Raupe und treten erst später im Jahr als Falter in Erscheinung, ebenso jene, die wie Postillon und Distelfalter aus wärmeren, südlichen Gefilden zu uns ziehen und dabei zunächst die Alpen überwinden müssen.
Allen Schmetterlingen ist eines gemeinsam: In der warmen Jahreszeit pflanzen sie sich bei uns fort. Im Herbst ziehen sich die aus dem Süden eingeflogenen Arten dann wieder in wärmere Gefilde zurück, andere überwintern bei uns. Daraus ergeben sich folgende Regeln für die Gestaltung von Schmetterlingsgärten:
Foto: Thomas Kleinworth
Sorgen Sie vom Frühjahr bis in den Herbst für Nektarquellen. Die aus der Winterstarre erwachenden Falter sind oft schon im Vorfrühling unterwegs. Im Herbst müssen sich „Zugfalter“ wie der Admiral für eine lange Reise – teilweise bis nach Nordafrika – stärken. Gönnen Sie ihnen als Zubrot ein wenig Fallobst.
Stellen Sie sicher, dass die Schmetterlinge geeignete Futterpflanzen für ihre Raupen vorfinden. Viele Larven nutzen bei uns ausschließlich die Brennnessel als Futterpflanze.
Bieten Sie den Schmetterlingen geeignete Winterquartiere. Tagpfauenauge und Kleiner Fuchs, die als Falter überwintern, suchen gerne geschützte Plätze im Gartenschuppen auf. Halten Sie im Frühling Fenster oder Luken einen Spalt weit offen, damit erwachte Falter ins Freie gelangen.
Ebenso wichtig wie die richtige „Infrastruktur“ – zu der auch eine Wasserstelle gehört – ist der Verzicht auf synthetische Schädlingsbekämpfungsmittel und Dünger. „Verbannen Sie die Chemie aus dem Garten“, appelliert Christa Kock vom NABU.
Stauden, Kräuter und Wiesenblumen
Heimische Wildpflanzen sind für unsere Falter besonders attraktiv. Auf gezüchtete Sorten oder nektarreiche Exoten müssen Sie im Schmetterlingsgarten aber nicht verzichten. Meiden Sie nur Sorten mit gefüllten Blüten, denn die sind als Nektarquellen nicht geeignet.
Foto: Nairah IK./Pitopia
Gestalten Sie Staudenbeete mit Schmetterlingspflanzen, die vom Frühling bis in den Herbst für einen gedeckten Nektartisch sorgen: Hohe Schlüsselblume, Sibirischer Blaustern und Blaukissen blühen in März und April, Flockenblume und Katzenminze folgen im Mai und Juni, Echter Alant und Stauden-Phlox in Juli und August. In September und Oktober laben sich die Falter gerne an Fetthenne und Herbstaster. Das Nektarangebot können Sie bei vielen Stauden durch einen Rückschnitt unmittelbar nach der ersten Blüte verlängern (Remontierschnitt). Auch Beete mit blühenden Küchenkräutern und Gewürzen – z.B. Basilikum, Thymian und Schnittlauch – bilden im Hochsommer ergiebige Nektarquellen.
Gehölze bieten den Faltern Nahrung und Schutz
Sträucher und Bäume bieten den Faltern neben Nahrung auch Schutz vor Regen, Wind und Kälte. Für überwinternde Schmetterlinge sind früh blühende Gehölze wie die Sal-Weide ein lebenswichtiger Nektarspender. Nach Angaben des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) suchen 117 Falter dieses Gehölz auf. Nur die Gewöhnliche Schlehe ist noch beliebter Sie wird von 126 Arten angeflogen!
Der Sommerflieder bietet die wohl beste Möglichkeit, zahlreiche Schmetterlinge aus der Nähe zu betrachten. Insbesondere violette Blüten ziehen die Falter magisch an. Der Strauch sollte möglichst frei stehen, damit Vögel im direkten Umfeld keine Sitzwarte finden, von der aus sie die Insekten bequem erbeuten können.
Entscheidend: das richtige Futter für die Raupen
Wenn Sie die Falter nicht nur als Nahrungsgäste begrüßen, sondern ihnen eine Kinderstube bieten möchten, sorgen Sie für das leibliche Wohl der Raupen! Während die Falter ihren Nektardurst an verschiedenen Blüten stillen, sind ihre Larven Nahrungsspezialisten, die auf heimische Gewächse angewiesen sind. Eine Auswahl der wichtigsten Fraßpflanzen finden Sie in unserer Tabelle.
Foto: bluehorse_pl/Fotolia.com
Fraßpflanzen für Tagfalter-Raupen
Pflanze |
Schmetterling |
---|---|
Ampfer | Dukatenfalter, Feuerfalter |
Brennnessel | Tagpfauenauge, Distelfalter, Kleiner Fuchs, Admiral, Landkärtchen |
Disteln | Distelfalter, Admiral |
Doldenblütler, z.B. Fenchel, Dill, Möhre | Schwalbenschwanz |
Flockenblumen | Scheckenfalter |
Himbeere | Kaisermantel, Perlmutterfalter,Brombeerzipfelfalter |
Kreuzblütler, z.B. Kresse, Rüben | Resedafalter, Aurorafalter |
Kronwicke | Heufalter, Bläulinge |
Natternkopf | Distelfalter |
Phlox | Aurorafalter |
Platterbse | Bläulinge |
Thymian | Bläulinge |
Veilchen | Kaisermantel, Perlmutterfalter |
Roter Wiesenklee | Waldbläuling |
Quelle: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND
Sternbalsam und Nachtviole – Beete für Nachtschwärmer
95 % unserer Schmetterlinge sind Nachtfalter. Kein Wunder, dass viele Pflanzen erst nach Einbruch der Dunkelheit ihr schönstes Aroma verströmen, um Bestäuber heranzulocken. Dazu gehören neben dem Geißblatt auch Nachtviole, Wunderblume, Sternbalsam und die Duftende Nachtkerze. Wenn Sie den Nachtfaltern Nahrung bieten, schaffen Sie übrigens ganz nebenbei auch wertvolle Jagdgründe für unsere Fledermäuse. Und in lauen Sommernächten hat auch der Mensch seine Freude am duftenden Nachtgarten.
Foto: Wolfgang Wagner
Lohn der Arbeit: Freude an der Schönheit der Natur
„Der schönste Lohn für unsere Mühen um das Wohlergehen der Schmetterlinge ist die Freude an ihrer Schönheit“, resümiert Peter Kock, Vorsitzender der NABU-Ortsgruppe Wilstermarsch. „Um ihr heiteres und buntes Treiben in Ruhe beobachten und genießen zu können, sollten Sie bei der Anlage von Schmetterlingsgärten eines auf keinen Fall vergessen: die Sitzbank in der Falteroase.“
Thomas Kleinworth
Landesfachberater des
LV Schleswig-Holstein der Gartenfreunde
Links zum Thema
Eine Hitliste der Schmetterlingspflanzen finden Sie auf FloraWeb, einem Informationsangebot des Bundesamtes für Naturschutz (BfN).
Weitere Tipps und Anregungen, wie Sie Schmetterlinge in Ihren Garten locken und bestimmen können, bietet auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) auf seiner Seite Schmetterlinge beobachten – Natur entdecken.