- Tiere im Garten
Naturnahes Gärtnern: Schnecken – Arten im Garten
Die Arten im Garten und ihre Lebensweise
Foto: Leo/fokus-natur.de
Ein Garten sorgt für Ausgleich und macht Freude – er ist ein Stück Lebensqualität. Damit die Freude am Gärtnern dauerhaft erhalten bleibt, spielt auch der Schutz der Pflanzen vor Schädlingen eine Rolle. Das gilt vor allem für Nacktschnecken, die an Zier- und Nutzpflanzen großen Schaden anrichten können.
Es waren und sind die Menschen selbst, die den gefräßigen Mitbewohnern in ihren Gärten Tür und Tor geöffnet haben. Durch zahlreiche Eingriffe in das ökologische Gefüge hat der Bestand an natürlichen Schneckenvertilgern auf kultivierten Gartengrundstücken abgenommen. Nicht mit Gift, nur mit der Einsicht in die Zusammenhänge, dem Aufbau eines neuen kleinen Ökosystems und der geduldigen Anwendung zahlreicher kombinierter Abwehrmaßnahmen ist man in der Lage, wieder ein erträgliches Gleichgewicht herzustellen.
Auf Dauer gesehen ist das erfolgreicher als eine rasche Lösung mit Schneckenkorn. Denn dieses fragwürdige Mittel hilft nur kurzfristig und trägt langfristig dazu bei, die ökologische Situation weiter zu verschlechtern. Naturgemäße Maßnahmen bauen hingegen biologische Schutzsysteme auf, die nach einiger Zeit auch ohne menschliche Hilfe funktionieren.
Ein wenig Schneckenbiologie
Die zoologische Klasse der Schnecken (Gastropoda) gehört gemeinsam mit den Muscheln und Kopffüßern zum Stamm der Weichtiere (Mollusca). Schnecken sind auf der ganzen Welt an Land und im Wasser in enormer Vielfalt verbreitet. Biologen gehen von weltweit über 80.000 Arten aus. Alle hier beschriebenen Arten gehören zur Ordnung der Lungenschnecken.
Lungenschnecken sind Zwitter, die sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsorgane besitzen. Daher sind sie in der Lage, sich innerhalb einer Art wechselseitig zu befruchten und Eier zu legen. Selbstbefruchtung tritt nur in Ausnahmefällen bei wenigen Arten auf.
Schnecken zeichnen sich durch ihren weichen, feuchten Körper und den flachen, muskulösen „Fuß“ aus. An der Fußsohle sondern die Tiere einen Schleim ab, auf dem sie sich vorwärtsbewegen. Dieser schützt sie auch vor Austrocknung und dient als Hilfsmittel beim Erklimmen von Pflanzen. Der Geruchs- und der Geschmackssinn sind gut ausgebildet.
Foto: blickwinkel/H. Bellmann/F. Hecker Regenreiche, warme Sommer sind gute Schneckenzeiten, da den Tieren genügend Nahrung zur Verfügung steht und sie sich auf feuchtem Boden gut fortbewegen können. Die wohlgenährten Tiere produzieren dann auch große Mengen an Eiern. Eine lange Trockenperiode im Frühjahr oder ein heißer, trockener Sommer behindert dementsprechend die Schneckenentwicklung.
Von harmlos bis „Horror“
Je nach Schneckenart erfolgt die Eiablage überwiegend vom Sommer bis in den Spätherbst. Dabei besteht ein Gelege aus bis zu 400 Eiern. Die aus den Eiern schlüpfenden Jungschnecken sind so klein und unauffällig, dass wir sie oft übersehen.
Die ersten größeren Fraßschäden fallen uns meist ab April auf. Bevor ein Gartenfreund die passenden Maßnahmen zur Schadensbekämpfung im richtigen Moment ergreifen kann, sollte er sich zunächst einen Überblick über die Arten und die Lebensweise der verschiedenen Schnecken verschaffen.
Schnecken ausschließlich als Schädlinge einzustufen, greift zu kurz. Zwar gibt es viele Arten, die in unseren Gärten große Schäden verursachen, besonders wenn sie Jungpflanzen oder Keimlinge komplett vernichten. Auf der anderen Seite bauen aber einige Nacktschneckenarten ausschließlich abgestorbenes pflanzliches Material ab und helfen so bei der Humusbildung.
Nacktschnecken
Wegschnecken gehören zu den Nacktschnecken, sie sind in unterschiedlichen Tönungen rötlich, braun oder schwarz gefärbt. Sie sind Pflanzenfresser, die auch Abfälle verzehren.
Foto: Biosphoto/J.-M. Labat & F. Rouquette
Die Gemeine Gartenwegschnecke (Arion distinctus) und die Echte Gartenwegschnecke (Arion hortensis) halten sich meist im Boden dicht unter der Oberfläche auf. Beide Arten sind sich sehr ähnlich. Daher werden sie häufig als eine Artengruppe zusammengefasst. Mit einer Körperlänge von 2–4 cm und ihrer dunklen, schwarzgrauen bis graubraunen Färbung sind sie relativ unauffällig. Auch die winzigen Jungtiere, die im April und Mai aus den Eiern schlüpfen, leben im Schutz der Erde. Durch ihre ausgezeichnete Tarnfarbe sind sie zwischen den Erdkrümeln nur schwer zu entdecken.
Beide Arten treten in unseren Gärten als Schädlinge in Erscheinung, indem sie hauptsächlich an Wurzeln und Knollen, aber auch an grünen Pflanzenteilen fressen. Sie leben standorttreu (d.h. ohne größere Distanzen zurückzulegen) in Gärten und auf Acker- und Brachflächen, wobei die Gemeine Gartenwegschnecke wesentlich häufiger anzutreffen ist.
Gartenwegschnecken sind relativ robust gegen Kälte und auch im Winter aktiv. Spät im Jahr, erst im November oder Dezember, legen sie ihre Eier in kleine Erdlöcher. Nach vier bis sechs Monaten schlüpfen die kleinen Schnecken der nächsten Generation.
Foto: Fauna Press/BIOSPHOTO/Guy Piton
Die bis zu 15 cm lange Rote Wegschnecke (Arion rufus) und die etwa 7 cm messende Braune Wegschnecke (Arion fuscus) sind vorwiegend in freier Natur, vor allem in Wäldern, anzutreffen und verursachen normalerweise keine Schäden an Gartenpflanzen. Nur in nah an Naturflächen liegende Gärten wandern sie gelegentlich von außen ein.
Foto: Fauna Press/Nature In Stock/Schulzwildlifeimages
Die Genetzte Ackerschnecke (Deroceras reticulatum) ist 3–5 cm lang und meist gelblich, bräunlich oder grau gefärbt. Häufig ist sie mit einem Netz dichter, dunkler Linien überzogen, daher auch ihr Name. Diese weit verbreitete Art ist standorttreu und versteckt sich tagsüber im Boden. Von dort startet sie in der Dämmerung ihre „Attacken“ auf die Pflanzen. Sie klettert sogar an den Pflanzen hinauf und grast in luftiger Höhe Blätter, Blüten oder Samen ab.
Foto: Bruce Marlin/www.cirrusimage.com/mollusca_garden_slug/ Wikimedia/CC BY-SA 3.0
Am Boden frisst sie organische Abfälle, grüne Pflanzenteile und auch Wurzeln. Diese Schneckenart richtet große Schäden an. Ihre Eier legt sie erst spät, im Oktober oder November, in die Erde. Im April und Mai des nächsten Jahres schlüpfen daraus die Jungtiere.
Ackerschnecken sind sehr gut an die jeweils herrschende Witterung angepasst. Das gilt auch für die Vermehrung. Herrscht schneckenfreundliches Wetter, dann sorgen sie dafür, dass bereits im Herbst eine neue Generation ausschlüpfen kann. Bei ungünstiger Witterung verschieben sie die Paarung und die Eiablage einfach ins nächste Jahr.
Die Spanische Wegschnecke (Arion lusitanicus), auch Kapuzinerschnecke genannt, ist ein ganz besonders lästiger Vertreter der schleimigen Gesellen, und mancher Gartenfreund bezeichnet sie als der „wahre Horror“. Lange bestand die Vermutung, dass diese Wegschnecke um 1970 herum von der Iberischen Halbinsel eingeschleppt wurde. Jedoch zeigte vor Kurzem eine Studie, dass diese Art aus Mitteleuropa kommt.
Foto: ginasanders/Panthermedia
Ihre enormen Vermehrungsraten und die Fähigkeit, für ihre Futtersuche auch relativ weite Strecken zurückzulegen (in einer Nacht bis zu 20 m), haben sie zu einem echten Schädling werden lassen. Ihr Vorkommen beeinflusst auch die Lebensbedingungen für andere heimischen Nacktschnecken. So wird eine Pflanze, an der einmal eine Spanische Wegschnecke gefressen hat, wegen der verbleibenden Schleimspuren von anderen Nacktschnecken nicht mehr als Nahrung angenommen.
Zudem ist durch die starke Vermehrung dieser Art die Anwendung von Molluskiziden (Schneckengiften) enorm angestiegen. Das hat zur Folge, dass viele unserer heimischen Schnecken durch die unselektiv wirkenden Schneckengifte so stark reduziert wurden, dass sie inzwischen auf der Roten Liste der bedrohten Arten stehen.
Die Spanische Wegschnecke wird 7–12 cm lang, besitzt einen schlanken Körper und ist sehr variabel gefärbt. Sie kann orange, rötlich oder bräunlich sein und wird leicht mit der Roten Wegschnecke verwechselt.
Mit sommerlichen Temperaturen kommt sie besser zurecht als andere Wegschnecken und vertilgt auch solche Pflanzen, die andere Schneckenarten meiden. Da sie zäh und schleimig ist und außerdem sehr bitter schmecken soll, hat sie kaum natürliche Feinde. Lediglich beim Igel steht sie in kleinen Mengen auf dem Speiseplan. Igel wälzen die Schnecken auf dem Boden herum, wodurch sie etwas „ausschleimen“ und wohl deshalb bekömmlicher sind.
Häusliche Schnecken
Bei den Gehäuseschnecken sind drei Arten häufig in unseren Gärten anzutreffen.Die Weißmündige Bänderschnecke (Cepaea hortensis), auch Garten-Schnirkelschnecke genannt, und die Schwarzmündige Bänderschnecke (Cepaea nemoralis), auch Hain-Schnirkelschnecke genannt, sind Kletterkünstler. Diese hübschen Gehäuseschnecken finden Sie häufig in Sträuchern und auf Stauden. Sie wandern auch durch den Obst- und Gemüsegarten, richten aber selten größere Schäden an.
Foto: Herbert Reimann/Panthermedia
Die Weinbergschnecke (Helix pomatia) ist die größte heimische Gehäuseschnecke. Ihr Haus ist sandfarben bis braun und hat einen Durchmesser von bis zu 5 cm. Gemäß der Bundesartenschutzverordnung und der FFH-Richtlinie steht sie unter Schutz.
Auch wenn nicht alle Arten geschützt sind, sollten Sie Gehäuseschnecken grundsätzlich nicht töten, sondern nur absammeln und an geeigneten Stellen wieder aussetzen!
Horst Bublitz
Fachberater im Landesverband der
Gartenfreunde Mecklenburg und Vorpommern