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Pilze im Garten anbauen

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Pilze kultivierenFoto: ThePlejades/Panthermedia Pilze wachsen nicht nur im Wald. Bestimmte Arten lassen sich mit einfachen Methoden auch im eigenen Garten kultivieren.

Wir denken ihn uns im Wald, auf der Wiese oder am Feldrain, den dort beheimateten und von Kennern und Sammlern begehrten Speisepilz. Für viele Menschen ist die richtige Auswahl aus dem zum Teil giftigen Angebot der Natur ein oft bewundertes Rätsel. Sparen wir uns diese Kenner­schaft, indem wir ihm – dem Pilz – in unserem Garten die erforderlichen Lebensgrundlagen schaffen, ihn sozusagen domestizieren.


KulturpilzeFoto: Flora Press/Otmar Diez Leckere Speisepilze aus dem eigenen Garten, mit Kulturpilzen kein Problem.


Es gibt viele Speisepilze, die Sie im eigenen Garten kultivieren können. Dafür wird Stroh, Kompost oder Holz mit der sogenannten Pilzbrut „geimpft“. Die Pilzbrut besteht aus dem Pilzmyzel mit einem Trägermaterial, wie etwa Holzdübel oder Getreidekörnern. Im Fachhandel erhalten Sie eine große Auswahl dieser unterschiedlichen Starter-Pilzkulturen. Der ideale Zeitpunkt zur Anlage einer Pilzkultur, egal auf welchem Substrat, ist das Frühjahr. Auch im Herbst ist es möglich, dann sollte die Kultur aber spätestens im September beginnen, damit das Myzel bis zu den ersten Frösten anwachsen kann.


Stroh als Grundlage

Goldgelb muss er sein, der Hochdruckpressballen aus Weizen- oder Gerstenstroh, und er muss gut und frisch riechen. Nur wer auf Qualität achtet, kann auch gute Erträge erwarten. Idealerweise sollte das Stroh aus biologischem Anbau stammen, denn hier werden keine Wuchshemmstoffe verwendet.


AusternpilzeFoto: photo 5000/Fotolia Austernpilze auf Stroh.


Für die Strohballenkultur eignen sich u.a. Austernpilz, Riesen-Träuschling (vom Handel oft auch als Braunkappe bezeichnet), Sommerausternseitling, Kräuterseitling und Champignon. Um den Ballen für die Pilzbrut aber überhaupt besiedelbar zu machen, wird zunächst viel Wasser benötigt. Entweder begießen Sie ihn zehnmal täglich, und das eine Woche lang, oder Sie stecken ihn für zwei Tage in eine alte Wanne bzw. Regentonne.


Diese Prozedur führen Sie am besten in der Nähe des vorgesehenen Standortes (schattig und regengeschützt) aus, denn nach dem Wässern ist der Strohballen gewichtsmäßig eine echte Zumutung. Anschließend muss er 24 Stunden auf dem Trockenen liegen, dann ist er reif für die Impfung. Dafür brauchen Sie allerdings sta­biles Werkzeug. Ideal ist ein Pflanzholz oder eine Eisenstange, um die 8–10 cm tiefen Löcher – 15 sollten es mindestens sein – in gleichmäßigen Abständen in den Ballen zu bohren.


Strohballen beimpfenFoto: Die Grüne Kamera Um Strohballen zu beimpfen, empfiehlt sich stabiles Werkzeug wie ein Pflanzstab.


Wenn Sie das Stroh gleichmäßig feucht halten, sollte das Pilzmyzel den gesamten Ballen nach vier bis sechs Wochen durchwachsen haben. Die Innentem­peratur des Ballens sollten Sie mit einem Stichthermometer regelmäßig kontrollieren, damit das Myzel nicht abstirbt, 28 °C sind ideal, 34 °C die Obergrenze.

Es ist von Vorteil, die Brut erst kurz vor der Impfung zu kaufen und im Kühlschrank zu lagern. Dass Ballen und Werkzeug vor Verschmutzung zu schützen sind, versteht sich von selbst.


Auf Kompost gesetzt

PilzFoto: marcofox41/Fotolia Parasol Auf Kompost gedeihen Champignon, Schopftintling, Violetter Ritterling, Parasolpilz und Strohpilz (Dunkelstreifiger Scheidling). Denn sie sind allesamt Folgezersetzer, die Nährstoffe müssen für sie also erst aufgeschlossen werden. Einen Kompost auf der Grundlage von Pferde- oder Hühnermist und Roggen­stroh mit dem erforderlichen Umsetzen und der Temperaturkontrolle anzulegen, ist für den Garten­freund durchaus möglich, aber doch recht aufwendig. Zudem erfordert es Kenntnis, Mühe und viel Platz und bringt wegen des notwendigen Volumens eine große Menge Substrat, die oft nicht benötigt wird. Die mögliche Lösung: fertiges Pilzsubstrat aus dem Fachhandel.

Ganz gleich, für welches Substrat Sie sich entscheiden, schütten Sie es an einem schattigen Platz etwa 20–30 cm hoch auf oder befüllen Sie damit Kisten oder Säcke. Anschließend ist erst einmal Ruhezeit – für einige Tage. Darauf folgt eine Temperaturkontrolle, liegt die Temperatur unter 25 °C, kann endlich mit der Beimpfung begonnen werden.

Die Brut sollten Sie gleichmäßig verteilen und ca. 5 cm tief einarbeiten. Wie schnell sich nun das Myzel entwickelt, entscheidet die Witterung. Da hier nun einmal unser Einfluss endet, gilt die Regel: je wärmer, desto schneller. Unter guten Bedingungen kann das Myzel in zwei bis drei Wochen das Substrat durchwachsen. Ist das geschehen, wird mit einer Schicht Erde, z.B. einer Mischung aus Garten- und Blumenerde, abgedeckt. Die Deckerde müssen Sie immer feucht halten.


Auf Holz gewachsen

Holzstämme sind die ideale Wachstumsgrundlage für Shii-Take, Austernpilz, Samt­fußrübling, Südlichen Schüppling (Pioppino, Ackerling), Stockschwämmchen und Graublättrigen Schwefelkopf. Das Holz, das Sie benötigen, sollte 15–50 cm dick und bis zu 50 cm lang sein. Für Shii-Take eignen sich auch 8–15 cm dicke und ca. 90–120 cm lange Äste. Die notwendige Feuchte des Holzes beträgt ca. 60 %.


Shii-Take PilzFoto: janken/Shutterstock Der Shii-Take ist ein aus Asien stammender, leicht zu kultivierender Speisepilz.

PioppinoFoto: Picture Partners/Fotolia Pioppino


Zur Kontrolle sägen Sie vom vorgesehenen Holzstück einfach dünne Scheiben ab, bis Sie eine Handvoll Sägemehl gewonnen haben. Nehmen Sie es und drücken Sie es zusammen. Hält es zusammen, können Sie von ausreichender Feuchtigkeit ausgehen, andernfalls müssen Sie nach­wässern. Lassen Sie das Holz für drei Tage in einem Behältnis abtauchen oder beregnen Sie es täglich für zwei bis drei Stunden. Am Ende der Prozedur steht dann wieder die Sägemehl-Prüfung. Stärkere Risse in der Schnittfläche deuten von vornherein auf zu trockenes Holz hin.

Je nach geplanter Pilzkultur ist es wichtig, einen Blick auf die unterschiedlichen Holzarten zu werfen. Grundsätzlich können Sie Pilze sowohl auf Hart- als auch auf Weichhölzern ansiedeln. Allerdings ist der Nährstoffgehalt im Weichholz geringer, die Folge: Eine Pilzzucht ist nur etwa drei Jahre auf dieser Unterlage möglich – bei Hartholz sind es bis zu sieben Jahre. Dafür dauert dort die Durchwachsphase, also die Zeit, die das Myzel braucht, um im Wirtsholz Fuß zu fassen, bis zu zehn Monate länger.

Wofür auch immer Sie sich entscheiden, wichtig ist, Holz einzusetzen, das erst vor zwei bis drei Monaten geschlagen wurde. Andernfalls laufen Sie Gefahr, dass sich bereits andere, unerwünschte Pilzkulturen eingenistet haben. Ein Nachwässern der Stämme ist nur in besonders trockenen Zeiten nötig.


Wie kommt die Brut ins Holz?

Um das Holz mit den Pilzkulturen zu impfen, stehen verschiedene Möglichkeiten zur Wahl: Scheiben-, Schnittflächen-, Bohrloch-, Keil- und Schnittimpfmethode. Alle Methoden haben das gleiche Ergebnis, daher bleibt es Ihnen überlassen, für welche Sie sich entscheiden.


Scheibenmethode:
Sägen Sie an einem Stammende eine mindestens 3 cm dicke Scheibe ab. Stellen Sie den Stamm auf, sodass die Schnittstelle oben ist. Darauf kommt eine ca. 1 cm dicke Schicht Brutpaste oder Körnerbrut, über die die abgesägte Scheibe wieder ge­setzt und mit einem langen Nagel fixiert wird. Stülpen Sie einen Plastikbeutel darüber und sichern Sie das Ganze mit einem Gummiring. So kann kein Ungeziefer eindringen, und einem Austrocknen wird vorgebeugt.


SchnittflächenbeimpfungFoto: mauritius images/tbkmedia.de/Alamy Bei der Scheiben- oder der Schnittflächenbeimpfung wird die Pilzbrut auf der frischen Schnittfläche verteilt.


Schnittflächenbeimpfung:
Verteilen Sie die Brut auf einer frischen Schnittfläche. Decken Sie anschließend mit einer aus­reichend großen Plastikfolie ab. Für einen engen Verschluss können Sie mit kleinen Nägeln sorgen.


Bohrlochmethode:
Verteilen Sie über die ganze Rindenfläche möglichst tiefe Bohrlöcher von je 2 cm Durchmesser. Die Abstände sollten 10 cm betragen und in Reihen gegeneinander versetzt sein. So erreichen Sie eine Verteilung über den ganzen Stamm. Danach erfolgt die Befüllung mit Brut, die mit einem sauberen Stäbchen festgedrückt wird. Zum Verschließen können Sie Folie, Kork oder Pappstückchen ver­wen­den. Eine Alternative für das Befüllen sind Impfdübel.


Befüllen bei der BohrlochmethodeFotos: Nicola Krämer/Pilzbrutversand Krämer (o.) / mauritius images/Zoonar GmbH/Alamy (u.) Oben: Mit Pilzbrut beimpfte Holzdübel.
Unten: Impfdübel sind ein einfaches Mittel zum Befüllen bei der Bohr­loch­methode.


Schnittimpfmethode:
Bei dieser Methode wird die Pilzbrut in einen ca. 3 cm breiten, tiefen Schnitt gefüllt. So hat das Myzel eine große Angriffsfläche und kann sich in beide Richtungen des Stammes gut ausbreiten. Mit der Handsäge sind meist zwei Parallel-Schnitte notwendig, zwischen denen Sie das stehen gebliebene Holz entfer­nen müssen. Schneller und einfacher ist der Einsatz einer Kettensäge. Anschließend muss auch hier der Schnitt mit Folie abgedeckt werden.


SchnittimpfmethodeFoto: Flora Press/Otmar Diez Die Schnittimpfmethode bietet dem Myzel eine große Angriffsfläche, sodass es sich in beide Richtungen des Stammes gut ausbreiten kann.


Keilmethode:
Abgeleitet von der eben beschriebenen Methode ist die einfachere Keilmethode. Schneiden Sie bis zur Mitte des Stammes einen Keil heraus (6 cm breit) und streichen Sie die Brut auf die Schnitt­stellen. Setzen Sie anschließend den Keil wieder ein und dichten Sie mit Folie ab.

Einen schnellen Abschluss der Anwachsphase erreichen Sie durch die Lagerung der be­imp­ften Stämme an einem schattigen Platz. Hölzer mit Schnittflächenbeimpfung müssen aufrecht stehen, Stämme mit Bohrloch- und Schnittimpfmethode können Sie während der Durchwachsphase auch zum Stapel zusammenlegen. Der sollte aber nicht länger als 3 m, nicht breiter als 1,50 m und nicht höher als 1,20 m sein. Sonst können sich im In­neren zu hohe Temperaturen entwickeln. Solche Stapel müssen mit Jutesäcken, Laub oder Stroh abgedeckt und feucht gehalten werden.

Ist das Myzel gut angewachsen, kommen die Stämme an ihren endgültigen Standort. Sie müssen regelmäßig befeuchtet und dabei möglichst vor Schnecken geschützt werden. Die Abdeckungen an den Impfstellen werden entfernt, denn hier erscheinen die ersten Pilze. ­Shii-Take und Judasohr brauchen keinen Kontakt zur Erde. Stämme, die andere Arten tragen, sollten Sie etwa 15 cm tief, in einem Abstand von 30 cm, eingraben. Denn das Myzel breitet sich auch in der Erde aus und nimmt Wasser und Nährstoffe auf.

Wie Sie sehen, ist dem Pilz nicht nur Wald und Wiese vorbehalten – er ist auch für unsere Kleingärten eine Bereicherung. Denn die Anlage der Kulturen bietet auch interessante Ge­stal­tungs­mög­lich­kei­ten im Garten.

Jens Carstens
Stellv. Vorsitzender des
Landesverbandes Schleswig-Holstein
der Gartenfreunde

Wie Sie ein „Pilzbeet“ anlegen, erklären wir Ihnen hier.

Einen Artikel zum Thema „Einsatz von Mykorrhiza“ finden Sie hier.

 

AusternpilzFoto: Himmelssturm/Fotolia Austernpilz

Bezugsquellen

Biogartenversand Jeebel
Tel. 03 90 37/7 81
www.biogartenversand.de

Hawlik Pilzbrut
Tel. 08 00/4 00 28 00
www.pilzbrut.de

Pilzbrutversand Krämer
Tel. 05 11/71 70 54
www.shii-take.de

Pilzmännchen
Tel. 08 00/7 45 99 82
www.pilzzuchtshop.eu