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Braucht mein Boden Kalk?

Schlagworte zu diesem Artikel:
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  • Ge­sun­dungs­kal­kung
  • Bodenuntersuchung
  • Humusgehalt
Kalkformen – rasch und langsam wirkend

Die in Kalkarten enthaltenen basisch wirkenden Stoffe liegen in unterschiedlichen chemischen Verbindungen (Formen) vor. Die verschiedenen Kalkformen zeigen zwar die gleiche Reaktion, sie unterscheiden sich aber erheblich in der Wirkungsgeschwindigkeit, weshalb sie bestimmten An­wen­dungs­zwe­cken vorbehalten sind.

  • Calciumcarbonat (CaCO3)
    Die kohlensaurer Kalk oder Carbo­natkalk genannte, natürlich vorkom­mende Form des Kalks ist nur wenig reaktionsfreudig. Ihre allgemein geschätzte „milde“ Wirkung erlaubt die Anwendung von kohlensaurem Kalk auf allen Böden, um auf schonende Weise lang­fris­tig einen güns­tigen Kalkzustand zu erhalten. Die Gefahr von Verätzungen ist nicht ge­ge­ben, eine Überkalkung des Bodens (zu stark ansteigende pH-Werte) ist kaum möglich.

    Angeboten wird kohlensaurer Kalk vornehmlich als fein vermahle­nes Kalkgestein, das je nach Herkunft 75 bis 95 % CaCO3 und 5 bis 14 % MgCO3 (Magnesiumcarbonat) enthält. Darüber hinaus ist Calcium­carbonat auch in Form von getrockneten und vermahlenen Meeresalgen (Algenkalk) erhältlich.

    Ausgebrachten Carbonatkalk sollte man bald in den Boden einarbei­ten, da er in Ver­bin­dung mit Wasser verklebt und verkrustet, was zu einer ungleichen Kalkverteilung im Bo­den führen kann. Er kann ganz­jährig eingesetzt werden.
     
  • Calciumoxid (CaO)
    Diese Kalkform, besser bekannt als Branntkalk oder gebrannter Kalk, zeichnet sich durch ihre hohe Wirkungsgeschwindigkeit aus. Auf den feuchten Boden gegeben, reagiert CaO sehr rasch und heftig mit Wasser, wobei beachtliche Energiemen­gen freigesetzt werden.

    Branntkalk wirkt ätzend auf die Haut des Menschen wie auch auf krautige Teile emp­find­li­cher Pflanzen. Die vehemente Wirkung setzt der CaO-Anwendung deutliche Gren­zen: Eine Kalkung mit Branntkalk ist lediglich bei schweren Böden und nur während der Ruhephase der Ve­getation im Winter zu empfehlen.

    Kalkstickstoff – eigentlich ein Stickstoffdünger – enthält als Ne­ben­bestandteil CaO. Die ätzende Wirkung des Düngers, das bei der Umsetzung im Boden gebildete, giftige Cy­an­a­mid wie auch die vorgeschriebene erhöhte Vorsicht beim Umgang mit Kalkstickstoff (Warn­hin­wei­se beachten!) machen ihn als Kalkdünger unattraktiv.

Braucht mein Boden Kalk?

Die Umsetzung von organischer Substanz im Boden, sauer wirkende Wurzelausscheidungen und saure Niederschläge führen zu einer beachtlichen Kalkzehrung im Boden.

Rose (Rosa rugosa)Foto: Jauch Diese Rose (Rosa rugosa) zeigt typische Symptome von Eisenmangel, der in diesem Fall durch über­höhten pH-Wert hervorgerufen wurde Ob für diesen Verlust an Kalk ein Ausgleich ge­schaf­fen werden muss, hängt maßgeblich vom Kalkgehalt bzw. vom pH-Wert des Bodens ab.

  • Bei zu hohem pH-Wert
    Liegt der pH-Wert des Bodens über dem op­ti­ma­len Bereich (siehe Tabelle), wäre eine Aus­gleichs­kal­kung widersinnig. Man sollte sich vielmehr den erwähnten Kalkverlust zunutze machen, um die Alkalität des Bodens zu min­dern – was sich jedoch nur bei manchen, kalk­ar­men Böden ausprägt. Von Natur aus car­bo­nat­reiche Böden kompensieren die Verluste über Jahre hinweg ohne erkennbare Ver­än­de­rung des pH-Werts, der sich anhaltend in einem Bereich um bzw. über 7 bewegt.
     
  • Bei günstigem pH-Wert
    Böden mit einem pH-Wert im optimalen Bereich sind zum Teil als Ausgleich für die auf­tre­ten­den Kalkverluste auf regelmäßige Kalkgaben angewiesen. So wird sichergestellt, dass der gegenwärtige pH-Wert in etwa erhalten werden kann („Erhaltungskalkung“, siehe Tabelle). Dies betrifft jedoch nur kalkarme Böden.

    Günstige pH-Werte finden sich aber auch auf kalkreichen Böden. Hier wäre eine Kalkung allerdings nicht sinnvoll. Um den Boden diesbezüglich sicher einordnen zu können, emp­fiehlt sich eine Laboranalyse auf reaktionsfähiges, „freies“ Carbonat.
     
  • Bei zu niedrigem pH-Wert
    Weisen Böden zu niedrige pH-Werte auf, so ist eine „Aufkalkung“ oder „Ge­sun­dungs­kal­kung“ anzuraten. Die hierzu erforderlichen Kalkmengen liegen zum Teil um ein Mehr­fa­ches über den in der Tabelle angegebenen Werten. Dieser au­ßerordentliche und massive Eingriff in die Bodenverhältnisse sollte nur auf gezielten fachmännischen Rat hin und nach entsprechenden Laboranalysen durchgeführt werden. Gartenböden mit zu niedrigen pH-Werten sind aufgrund langfristiger, intensiver Pflege heutzutage dünn gesät.

Bodenuntersuchung erforderlich

Wurde früher bei der Standard-Bodenuntersuchung auch der Kalkbedarf des Bodens bestimmt, ermittelt man die erforderliche Kalkmenge eines Bodens gegenwärtig anhand der Bodenart, des ­Humusgehalts und des pH-Werts (siehe Tabelle). Die daraus abgeleiteten Empfehlungen erstrecken sich allerdings nur auf drei bis vier Jahre, was eine pH-Bestimmung des Bodens in diesem Turnus erforderlich macht. Zudem müssen die vorliegende Bodenart und der Humusgehalt einmalig definiert werden.

Bei Böden, die von Natur aus kalk­reich sind, erübrigt sich dieses Verfahren allerdings weitgehend. Bereits bei wenigen Prozent CaCO3 im Boden kann man für gut zehn Jahre getrost auf eine pH-Bestimmung (wie auch auf eine Kalkung) verzichten. Um den Boden dies­be­züg­lich sicher einordnen zu können, empfiehlt sich eine Laboranalyse auf reaktionsfähiges, „freies“ Carbonat.

Hinweis: Eine Übersicht von Landwirt­schaftlichen Bodenuntersuchungs- und Forschungsanstalten, die Bodenuntersuchungen vornehmen, finden Sie hier.

Martin Jauch

Lesen Sie zu diesem Thema auch den Beitrag "Kalkung – eine Frage der Bodenreaktion".