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Erdbeeren vermehren
Foto: Buchter-Weißbrodt
Die uns bekannten Gartenerdbeeren gehören zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae) und haben sich in Europa erst im 18.Jahrhundert aus amerikanischen Arten entwickelt. Wenn wir die Früchte der Erdbeere als Beeren bezeichnen, mag es im Volksmund korrekt sein, aus botanischer Sicht gehört die Erdbeere jedoch zu den Sammelnussfrüchten.
Standortwechsel verhindert Bodenmüdigkeit
Erdbeeren brauchen einen sonnigen Standort. Sie stehen am besten im Bereich von anderen Kulturpflanzen, nicht direkt angrenzend an Rasen- oder Wiesenflächen, da sonst die Schnecken nur einen kurzen Weg zu den Früchten haben. Im FlorAtrium lassen wir unser Erdbeerbeet „wandern“, d.h. nach zwei Jahren wird mit neuen Jungpflanzen ein neues Beet angelegt, um Bodenmüdigkeit und die Anreicherung von Pilzsporen im Erdreich zu verhindern und einen ansprechenden Ernteertrag sicherzustellen.
Die langfristige Sicherung des optimalen Standortes ist in unserer Fruchtfolge des Gemüsegartens fest integriert. Wo im August/September gepflanzt wird, wuchsen vorher in der Regel Bohnen, Kohlrabi oder Kartoffeln. Diese Kulturen eignen sich nach unserer Erfahrung wunderbar als Vorfrucht. Als Nachfrucht im zweiten Jahr verwenden wir gerne Grünkohl. Erst nach vier bis fünf Jahren werden wieder auf demselben Beet Erdbeeren gepflanzt, so wird eine gesunde Bodenhygiene erreicht.
Damit die Erdbeeren gut gedeihen, brauchen sie – wie andere Kulturen auch – nährstoff- und humusreichen lockeren Boden. Mit einer konstanten Düngung von 3–5 l Kompost pro m², jedes Jahr im Vorfrühling ausgebracht, ist ein gesundes Wachstum möglich.
Vermehrung und Pflanzung
Foto: Clemen Foto: Clemen Foto: Clemen Foto: Clemen Foto: Clemen Wir probieren im FlorAtrium immer wieder neue Sorten aus, um unsere Erfahrungen an interessierte Besucher des Lehr- und Erlebnisgartens weitergeben zu können. In den vielen Jahren haben sich verständlicherweise Sorten etabliert, die gut zum Garten und zum Geschmack der Nutzer passen. Diese werden nach Qualität gesichtet, etikettiert und über ihre Ausläufer von uns vermehrt. Hierbei ist eine gesunde, kräftige Mutterpflanze die Voraussetzung für Jungpflanzen, die uns ertragreiche Ernten garantieren.
Nach der abgeschlossenen Ernte im Juli fixieren wir die Ausläufer der Erdbeeren mit Drahtbügeln (siehe Bildleiste) in kleinen Töpfen und setzen die Töpfe dann ins Erdreich, ohne die Verbindung zur Mutterpflanze und damit die Feuchtigkeitsund Nährstoffversorgung zu unterbrechen. Haben sich die Jungpflanzen nach einigen Wochen gut entwickelt, können wir „Mutter & Kind“ voneinander trennen.
Auch wenn – entsprechend der Jahreszeit – hohe Temperaturen herrschen, können wir ganz entspannt der Pflanzung entgegensehen, da sich in den Töpfen Pflanzen entwickelt haben, die schon ein gutes Wurzelsystem besitzen. Der Vorteil: Wir können diese Jungpflanzen – gut gewässert – aus den Töpfen direkt ins Freiland pflanzen, ohne Stress für Pflanze und Hobbygärtner. Zusammen mit den zugekauften Jungpflanzen ergibt sich eine Sortenauswahl, die sich lohnt.
Ist der Boden mit Hilfe von Kultivator und Harke gut vorbereitet, steht der Erdbeerpflanzung nichts mehr im Weg: Der neue Standort ist frei von „Unkraut“ und hat gelockerte, humusreiche Erde. Mit Hilfe einer Pflanzschnur und einer Pflanzschaufel setzen wir die Erdbeerjungpflanzen in Reihen (Reihenabstand 70 bis 80cm) mit einem Pflanzabstand von 25 bis 30cm. Regelmäßiges Gießen in den Monaten August/September ist notwendig, um das Anwachsen zu garantieren.
Da es tatsächlich noch sehr warm sein kann, ist es ratsam zu mulchen (Verdunstungsschutz). Dafür eignen sich Materialien wie Rasenschnitt, Beinwell oder auch Stroh. Bitte darauf achten, nicht zu viel Material aufzubringen, um die neue Kultur nicht zu ersticken. Im FlorAtrium verwenden wir seit Jahren erfolgreich abgelagerten Pferdemist, der gleichzeitig als Dünger und als Mulchschicht dient.
Tipps und Tricks
Foto: Hübner Da nicht nur wir Gärtner die Vorzüge der Erdbeeren kennen – auch viele Vögel wissen, was schmeckt –, schützen wir die Erdbeeren mit einem engmaschigen Netz. Damit die Schnäbel der Vögel die Früchte gar nicht erst erreichen, muss ausreichend Abstand zwischen Netz und Früchten sein. Dies erreichen wir, indem wir im September zwischen den Erdbeeren Knoblauch pflanzen, der als Auflagefläche für das Netz dient.
Wenn im Frühjahr der Knoblauch wächst und sein lauchähnliches Laub kräftig genug ist, wird das Netz ausgelegt, so kann es mit der Pflanze in die Höhe wachsen. Damit werden zum einen die Erdbeeren geschützt und gleichzeitig hat man einen praktischen Standort für den Knoblauch.
Übrigens: Die Legende, dass Knoblauch Erdbeeren vor Graufäule (Botrytis) schützt, kann ich nicht bestätigen, auch wenn es heute noch gerne publiziert wird.
Dass Erdbeeren viel Sonnenschein bevorzugen, ist klar, doch nicht jedes Gartenjahr entspricht unseren Wunschvorstellun-gen, sodass sich durch viel Regen leider auch einige Pilzkrankheiten einstellen können. Gerade in solchen Jahren kommt es dann nach der Ernte zur Ausbreitung von Blattfleckenkrankheiten.
Sobald sich die ersten Anzeichen einer Infektion im Bestand bemerkbar machen, ist Handeln angesagt. Sofort die betroffenen Blätter mit einer Rosenschere entfernen und verkompostieren. Auch mit Graufäule befallene Früchte sollten Sie sofort entfernen, damit können Sie die Gefahr einer weiteren Verbreitung im Folgejahr einschränken. Wer geübt ist, mit Ackerschachtelhalmbrühe umzugehen, kann sie als Pflanzenstärkungsmittel in befallenen Beständen einsetzen.
Werden alle Tipps und Tricks beachtet, sollten alle Gartenfreunde viel Freude an ihren Erdbeeren haben.
Tipps zur Sortenwahl
(Ernte lokalunterschiedlich, Angaben auf Bremen bezogen)
‘Elvira’: optimal für sandige Böden, große orangerote Beeren, reift früh
‘Korona’: trägt viele Früchte, lecker für den Sofortverbrauch, reift mittelfrüh
‘Tenira’ (links): große, sehr feste und rote Früchte, reift spät
‘Mieze Schindler’ (rechts): viele kleine, empfindliche Beeren, sehr aromatisch, reift spät
Hartmut Clemen,
Landesfachberater des Landes-
verbandes der Gartenfreunde Bremen