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Gemüseanbau im Frühbeet
Früh beginnen, lange ernten
Foto: Reinhard-Tierfoto
Zu Beginn dieses Artikels eine persönliche Meinung – auf ein Frühbeet im Garten möchte ich nicht verzichten! Ich verwende Frühbeetkästen für die Jungpflanzenanzucht von Gemüse, Kräutern und Stauden. Nach den Anzuchten nutze ich sie, um darin anspruchsvolle Kulturen wie Paprika, Melonen, Gurken oder Zucchini bis zur Ernte zu kultivieren. Zum Herbst werden die Kästen genutzt, um Wintergemüse wie Feldsalat und Winterpostelein (Winterportulak) anzubauen.
Bei aller Euphorie für den Einsatz von Frühbeeten zur Ernteverfrühung sollte natürlich der Pflegeaufwand nicht unerwähnt bleiben. Es muss sich laufend gekümmert werden, bei starker Sonneneinstrahlung z.B. um die Schattierung, zudem ist eine regelmäßige Bewässerung notwendig und eine gute Belüftung unabdingbar.
Der Reihe nach
Um ein Frühbeet selbst zu bauen, benötigen Sie Bretter (Lärche oder Robinie, kein Tropenholz) von 4 cm Stärke, für die Breitseite sollten sie 1,50 m lang sein, für die Längsseite 2,40 m. Die Neigung zwischen Rück- und Vorderseite sollte ca. 15 cm betragen. Um die Bretter miteinander zu verbinden, werden Pfosten in die Ecken der Innenseite des Kastens montiert.
Dieser so entstandene Unterbau aus Holz kann je nach Größe flexibel im Garten bewegt werden. Auf ihn werden Holzrahmenfenster gelegt, optimal in der Größe 80 x 150 cm. In vielen Städten gibt es mittlerweile Anbieter, die mit gebrauchten Baumaterialien handeln, dort können gewünschte Fenster preisgünstig erstanden werden.
Foto: Simone Andress/Fotolia
Wenn Sie es sich zutrauen, eigene Fensterrahmen zu bauen, sollten Sie sich gleich für 16 mm starke Doppelstegplatten entscheiden. Der Vorteil dabei ist, dass dann kein Glasbruch möglich und der Transport leichter ist. Eine Investition in einen automatischen Fensteröffner ist ebenso von Vorteil, so sparen Sie sich das ständige Lüften. Aufgestellt wird ein Frühbeet grundsätzlich in absolut sonniger Lage. Achten Sie auch darauf, dass die Neigungsseite immer nach Süden zeigt, um einen optimalen Lichteinfall zu gewährleisten.
Warm- oder Kaltbeet?
Wenn Sie Wärme liebende Arten wie Tomaten oder Paprika selbst anziehen möchten und keinen Platz auf der Fensterbank haben, benötigen Sie ein Mistbeet. In ihm wird beim Abbau des Mistes durch Mikroorganismen Wärme produziert, die wiederum den Pflanzen „warme Füße“ beschert. Zusätzlich sorgt tagsüber die Sonne für einen „warmen Kopf“. Die hohen Temperaturen lassen die Pflanzen schneller wachsen und ermöglichen bereits im Februar eine Bepflanzung und so eine frühere Ernte.
Grafik: Verlag W. Wächter
In einem Frühbeet ohne „warme“ Packung kommen Salat, Mangold, Bohnen und vieles mehr gut zurecht. Grundbedingung für eine erfolgreiche Anzucht sind jedoch gute Bodenverhältnisse. Der ideale Platz ist an einer Stelle, wo im Vorjahr Leguminosen, wie z.B. Bohnen, angebaut wurden. Der Boden ist dadurch tiefgründig aufgelockert und leicht zu bearbeiten.
Auf dem vorhandenen Gartenboden verteilen Sie am besten in einer Stärke von 10 cm eine selbst gemischte Anzuchterde. Ich verwende dafür immer 40 % Gartenerde, 40 % Kompost und 20 % Sand. Anschließend kann mit der Aussaat und Pflanzung begonnen werden.
Gemüse, Kräuter und Stauden
Starten Sie mit der Aussaat im Frühbeet Mitte März mit einer robusten Gemüsesorte, der Dicken Bohne, auch Pferdebohne, genannt. Dafür legen Sie am besten je drei Korn in einen mit Anzuchterde gefüllten 10-cm-Topf. Das Vorziehen bietet den Vorteil, dass Nacktschnecken das Interesse an gesunden, kräftigen Pflanzen verlieren. Salat und Kohlrabi können Sie in Schalen aussäen. Pikiert werden sie später in gebrauchte Gemüsekisten aus dem Supermarkt, genauso Studentenblumen, Stockrosen und Schmuckkörbchen. Und auch Kräuter werden auf diese Art und Weise gesät und vermehrt.
Foto: Flora Press/Ute Klaphake
Mitte April können Sie dann schließlich mit der Aussaat von Tomaten und Paprika (im Warmbeet) beginnen, Ende des Monats folgen Kürbisse, Zucchini und Gurken. Wenn andere Gärtner schon mit ihren Jungpflanzen prahlen, beginne ich erst mit der Aussaat. Nach meinen Erfahrungen ist es immer noch früh genug. Zu den Eisheiligen haben Sie dann kräftige, gesunde Pflanzen, die nur kurzfristig Pflege erfordern.
Sind alle gewünschten Sommerblumen, Kräuter und Gemüsepflanzen kräftig genug, verlassen sie das Frühbeet und machen Platz für Wärme liebenden Kulturen. Wenn Sie Ihr Frühbeet nicht ausschließlich zur Anzucht verwenden möchten, können Sie Kopfsalat, Kohlrabi und vieles mehr auch bis zur Ernte dort belassen.
Wachsen bis zur Ernte
Auch Paprika, Gurken und Zucchini können bis zur Ernte im Frühbeet bleiben. Dafür wird die Anzuchterde gelockert und von Wildkräutern befreit. Im Anschluss wird im erforderlichen Abstand gepflanzt. Die Fenster der Frühbeetkästen werden jetzt separat gelagert, denn im Sommer benötigen die Kulturen keinen weiteren Schutz.
Foto: Clemen/LV Bremen
Sind Zucchini und Co. geerntet, kann im August noch ein letzter Satz Buschbohnen und Anfang September schließlich die Aussaat von Feldsalat und Winterpostelein folgen. Diese Gemüse werden dann bis zum Frühjahr an frostfreien Tagen geerntet.
Vom Frühbeet zum Winterlager
Ein größeres Frühbeet eignet sich wunderbar als Lager (Miete) für Möhren, Rote Bete, Pastinaken oder etwa Sellerie. Dazu wird zunächst feuchter Sand in das Frühbeet gefüllt, in den wiederum das Gemüse gepackt wird. Wichtig ist, den Mäusen keinen Zutritt zu gewähren und nur Gemüse einzulagern, das frei von Verletzungen ist (vermeidet Schimmelbildung etc.). Als Schutz vor zu kalten Temperaturen wird das Erntegut mit Stroh und Laub bedeckt. Dann kommen auch die Frühbeetfenster wieder zum Einsatz. An extrem kalten Wintertagen werden diese zusätzlich mit Strohmatten abgedeckt.
Minigewächshäuser für alle
Ein Frühbeet im eigenen Garten lohnt sich. Es bietet Kräutern, Gemüse und Sommerblumen ideale Anzucht- und Wachstumsbedingungen. Mit seinen geringen Anschaffungskosten ist es zudem für jedermann erschwinglich, sodass sich Groß und Klein an der vielseitigen Verwendbarkeit dieses Minigewächshauses erfreuen können.
Hartmut Clemen
Landesfachberater des
Landesverbandes Gartenfreunde Bremen
Frühbeet im eigenen Garten
Monat |
Warmbeet |
Kaltbeet |
---|---|---|
Januar | Pflanzen: Salat Aussaat: Radieschen |
Wenn als Miete genutzt, Lagergemüse kontrollieren und ggf. schadhaftes Gemüse aussortieren |
Februar | Pflanzen: Salat, Kohlrabi Aussaat: Radieschen, Schnittsalat, Möhren |
Lagergemüse verbrauchen und Beet vorbereiten |
März | Pflanzen: Gurken Aussaat: Kopfsalat, Sellerie, Paprika, Tomaten, Porree, frühe Sorten von Blumen-, Rot- und Weißkohl, Dicke Bohnen, einjährige Sommerblumen |
Aussaat (bei warmer Witterung): frühe Sorten von Blumen-, Rot- und Weißkohl |
April | Pflanzen: Gurken, Kopfsalat, Kohlrabi Aussaat: Tomaten, Paprika, Kürbisse, Zucchini, Rosenkohl, Grünkohl, Buschbohnen, einjährige Sommerblume |
Aussaat: Radieschen, Schnittsalat |
Mai | Pflanzen: Melonen, Paprika, Tomaten Aussaat: Kresse, Radieschen, Schnittsalat |
Pflanzen: Melonen, Paprika, Tomaten, Gurken Aussaat: Kresse, Radieschen, Schnittsalat |
Juni | wie Kaltbeet nutzen | Pflanzen: Gurken Aussaat: Zweijährige wie Stiefmütterchen usw. |
Juli | Pflanzungen gießen, düngen etc. | Pflanzungen gießen, düngen etc. Aussaat: Winterendivien, weiterhin zweijährige Sommerblumen |
August | Pflanzungen gießen, düngen etc. | Pflanzungen gießen, düngen etc. Pflanzen: wenn Platz, Kohlrabi und Kopfsalat, Winterendivien Aussaat: weiterhin zweijährige Sommerblumen |
September | Pflanzungen gießen, düngen etc. | Pflanzungen gießen, düngen etc. Pflanzen: Winterendivien Aussaat: Spinat, Feldsalat |
Oktober | Ausgesätes Wintergemüse pflegen | Ausgesätes Wintergemüse pflegen |
November | Ausgesätes Wintergemüse weiterhin pflegen, bei starken Frösten Frühbeet mit Schilfmatten oder Stroh abdecken. Bei Bedarf das Beet als Miete umfunktionieren |
Ausgesätes Wintergemüse weiterhin pflegen, bei starken Frösten Frühbeet mit Schilfmatten oder Stroh abdecken. Bei Bedarf das Beet als Miete umfunktionieren |
Dezember | Lagergemüse kontrollieren | Lagergemüse kontrollieren |